Austausch mit der Wenzao Ursuline University of Language

Seit 2010 besteht schon unserer Partnerschaft. Gegenseitige Besuche mit Schülergruppen haben beide Bildungseinrichtungen eng zusammenwachsen lassen. Viele interessante Ereignisse und Informationen finden sich im Folgenden.

Koordinator für diesen Austausch ist Wolfram Wenner, der mit seiner Frau Magdalena Fuest-Wenner diesen Austausch über einen persönlichen Kontakt zu Frau Dr. Pai-Ling Sah von der deutschen Abteilung der Wenzao Ursuline Universtiy of Language  aufgebaut hat.

Wo fahren wir eigentlich hin?

Unsere Partnerschule liegt in Kaohsiung, im Süden Taiwans.

Mit diesen Videos bekommt man einen ersten Eindruck.

Kaohsiung im Video

Wenzao Ursuline University of Language im Video

Anna, Louisa, Tobias und Patrick auf dem Markt 2010

Bei unserem ersten Besuch 2010 wurde ein Film von der internationalen Abteilung der Wenzao gedreht, bei dem vier unserer Schüler die Hauptrolle übernommen haben.

German Youth in Taiwan Teil I

German Youth in Taiwan Teil II

Taiwan 2019

unser Reisetagebuch 2019

Am Mittwoch, 17.04.19 geht es los. Zur Zeit steht das Packen des Koffers, bzw. der Koffer auf dem Programm. In unserem Wohnzimmer liegen schon verschiedenen Stapel mit Kleidungsstücken und Schuhen, und ein großer Berg Gastgeschenke. Mal sehen, ob alles mitkommen kann. In diesem Jahr sind nur 23kg zugelassen. Am Mittwoch wissen wir mehr.

Mittwoch, 17.04.2019

Man glaubt es ja kaum, aber irgendwie müssen dann doch wieder die berühmten "letzten 5 Minuten" die Sache retten. 23 kg sind ja nun wirklich keine Masse für einen Koffer. Also werden, wie vor jeder Abreise nach Taiwan, Dinge in die Koffer gepackt, alles gewogen, für zu schwer befunden und wieder ausgepackt, bis irgendwann alle passt.

Dann auf zum Flughafen und in der Idylle vom Flughafen Münster-Osnabrück hat sich die Gruppe auch sofort gefunden. Die mint-grünen Jacken sind auch wirklich nicht zu übersehen. Die Koffer sind schnell eingecheckt und in aller Ruhe können wir uns verabschieden und die Sicherheitskontrolle passieren. Mit einer winzigen Maschine von Adria-Airlines geht es nach München. 

Dort steigen wir nach einem kurzen Aufenthalt in unser Flugzeug nach Seoul, einem Airbus A350-900 mit dem Namen "Essen" - das Motto der nächsten zwei Wochen. Durch das sehr freundliche Personal erleben wir "himmlischen" Flug über das riesige Russland nach Seoul und landen sogar noch 30 Minuten früher als geplant.

Hallo Asien - wir sind da!

Donnerstag, 18.04.2019

In Seoul hat man beim Bau des Flughafens wirklich auch an die Reisenden gedacht, die auf der Durchreise sind. Es gibt ausreichend Möglichkeiten sind zu legen und zu schlafen. Das nutzen wir aus. Was macht man 6 Stunden Aufenthalt? Diese Frage beantwortet sich so schon von alleine. Ein kleines Nickerchen von 2 Stunden und man ist auf der langen Reise schon wieder viel munterer. Zusätzlich bietet dieser  Flughafen auch ein Unterhaltungsprogramm für uns bereit: eine "Schnitzeljagd". Wir steigen im Terminal 1 aus und müssen nach Terminal 2. Soviel wissen wir schon. Aber welches Gate? Unser Flug nach Kaohsiung wird noch nicht angezeigt und der Weg nach Terminal 2 auch nicht. Wir gehen Richtung "Transfer" und stehen plötzlich vor einer Sicherheitlkontrolle. Also wird wieder alles ausgepackt, gescannt und wieder eingepackt. Der Weg führt einmal scharf links und wir stehen auf einer Plaza mit vielen Geschäften und Essensständen, aber ohne Hinweis zum Terminal 2. Da hilft nur eine kreative Toilettenpause und ein Perspektivwechsel. Steht da nicht ganz hinten das Wort "Train"? Am Ende eines langen Wegs finden wir schließlich den Bahnhof. Zunächst fahren wir die orange line, dann müssen wir aussteigen. Der Bahnsteig ist geteilt durch eine Sperre. Auf die andere Seite gelangt man nur mit der Bordkarte, aber die erhalten wir erst am Gate, zu dem wir fahren wollen. Was nun? Eine junge Dame erklärt, dass wir die Flugnummer eintippen können und dann bekommen  wir die Freigabe. Jetzt geht es mit der blauen Linie zum Terminal 2. Und dort zum Gate 620. Der Weg ist weit, sehr weit. Vorbei an sehr vielen Geschäften, die alle einheitlich um 6.50 Uhr (interessante Zeit) öffnen Wandern wir Richtung Kaohsiung. Und schließlich haben wir unseren Lagerplatz erreicht. Jetzt können wir erst einmal schlafen.

Um 10.00 Uhr spricht mich ein Mitarbeiter des Flughafens an, ob wir die Gruppe sind, die nach Kaohsiung will. Was die alles so wissen? Er will unsere Bordkarten drucken und benötigt alle Reisepässe und die Gepäckabschnitte aus Münster. Da haben wir wieder ein Problem, weil zwei dieser Abschnitte irgendwie alleine reisen wollten und sich verabschiedet haben. Aber auch das ist keine Problem und wird gelöst. Also heißt es irgendwann "Boarding" und wir zwängen uns in eine Blechbüchse. Bewegen ist kaum möglich. Hinter uns sitzt eine taiwanische Reisegruppe, d.h. es ist schon sehr aufregend bis alle ihren Platz gefunden und ihr Handgepäck verstaut haben. 

In der Luft gibt es endlich wieder etwas zu essen. Und so vergehen diese letzten drei Stunden in der Luft auch noch irgendwie. "Welcome to Kaohsiung international Airport!".

Am Gepäckband folgt die große Erleichterung: unsere Koffer sind schon vor uns da und zwar alle. Und damit nichts zur Routine wird, hat man eine weitere Kontrolle eingeführt. Frisches Obst und Schweinefleisch darf nicht eingeführt werden. In China herrscht die Schweinepest und die will man nicht. Auch diese Hürde nehmen wir erfolgreich und treten endlich durch die Tür und sehen das große "Herzlich Willkommen". Armin Ibitz, Leiter des Austauschprogramms an der Wenzao, begrüßt uns herzlich mit seinen Studenten. 

Geld wird getauscht und dann treten wir ins Freie und damit in die Hitze Taiwans. Der Busfahrer kommt mächtig ins Schwitzen beim Verladen unserer Koffer und nach 20 Minuten Fahrt durch die Stadt erreichen wir die Wenzao Ursuline University of Language durch das große Haupteingangstor.

Auch die Schülerinnen und Schüler treffen jetzt nach und nach auf ihre Austauschpartner, die sie bereits vom Besuch in Deutschland kennen. Nach kurzer Zeit sind wir alleine, na ja alleine ist man in Taiwan selten und hier schon gar nicht. Dann wollen wir auch unsere Koffer in Pai-Lings Wohnung bringen. Viel Zeit bleibt nicht, da wir, wie wir gerade erfahren, uns um 17.30 Uhr bereits wieder treffen. Shou-Hei Chang, die Dekanin aller Abteilungen der europäischen Sprachen, und eine lange Freundin hat uns zu einem offiziellen Essen eingeladen. Da bleibt nur noch Zeit für eine Hand Wasser ins Gesicht und los geht es wieder. Dank der Zeitverschiebung laufen wir jetzt wieder zur Höchstform auf.

Im Restaurant treffen wir auf Steffi und Jakob, zwei Kollegen aus Landshut. Jakob haben wir vor zwei Jahren bereits kennengelernt, auch hier ist alles vertraut. Zur Runde stößt noch Wally, der mit seinem Verlag in Kooperation mit der Wenzao digitale Schulbücher und Lern-Apps erarbeitet. Digitalisierung ist eine weltweites Thema uns schon wird der Austausch zum Erfahrungsaustausch genutzt. Ach so, wie war das Essen, wollen Sie jetzt wissen. Dazu muss man in Taiwan eigentlich nichts sagen. Es ist immer sehr gut. Mal sehr gut, mal sehr sehr gut. Heute ist es sehr, sehr, sehr gut. Was es gab? Entenstreifen auf Gemüse, Garnelen, Fleischsuppe, Fischsuppe, Schweinefleisch süß-sauer, Würstchen, Hähnchen scharf, Gemüse, Fisch, und und und. Eine Nachspeise darf auch nicht fehlen: Sojapudding mit Soße.

 

 

Nach diesem Essen steht uns nach einem Spaziergang durch die warme Nacht von Kaohsiung. Bei 24^C macht das einfach Spaß und dann fallen wir in Bett.

 

 

Freitag, 19.04.2019

Komisch, ich werde um 7.30 Uhr ohne Wecker wach. Da bleibt genügend Zeit für Dusche und Kaffee. Auf dem Weg noch schnell ein paar Pfannkuchen, mit Speck und Ei, mitgenommen, dann kann der Tag starten. Alle Schülerinnen und Schüler sehen frisch aus´, obwohl auch sie noch teilweise ein umfangreiches Abendprogramm - im Mittelpunkt stand natürlich das Essen - zu absolvieren hatten.

Auf dem Programm steht „Ostereiersuchen“. Na gut, es ist Karfreitag, aber Zeit ist ja bekanntlich relativ und wir stehen direkt vor dem Konvent der Ursulinen. Was soll da schon schief gehen. Die Ostereier sind auf dem gesamten Gelände versteckt. In jedem Ei befindet sich eine Aufgabe, die mit einem Partner, die man finden muss, bewältigen muss. Schon ist Dynamik in der Gruppe. Mit kleinen Geschenken bedacht, geht es jetzt in den Anfängerunterricht. 

Wir erleben eine Klasse mit 55 (!) Schülerinnen und Schülern, die sich zunächst in Kleingruppen einander vorstellen. Dann entbrennt der Wettbewerb um Kenntnisse über Deutschland und Taiwan. Es geht hoch her und die Kommunikation entwickelt sich sehr intensiv. So soll es sein.

Vom Herstellung und Verspeisen der Frühingsrollen bekommen die Lehrer nicht mit. Wir treffen so viele Bekannte, dass uns die Schüler schon wieder entgegen kommen, als wir den halben Weg geschafft haben.

Nach der Mittagspause folgt eine weiteres Tageshighlight. Wir lernen einen Tanz der Ureinwohner. Und zu einem Tanz gehört die entsprechende Kleidung, in die einige von uns hineinschlüpfen. Das ganz entpuppt sich als ein riesiger Spaß für alle und wir können wie die Ureinwohner tanzen.

Richtig, bei diesem Programmpunkt gab es kein Essen. Das soll sich jetzt ändern. Beim Begrüßungsfest ist ein riesiges Buffet aufgebaut, beim es „Normal“ und „Vegetrarisch“ gibt.

Jetzt verteilt sich die Gruppe ins Wochenende. Jetzt ist es auch wieder trocken. Ein Stunde lang hat sich ein Gewitter über uns ausgetobt und der Himmel hat seine Schleusen geöffnet, sodass weite Flächen des Sportplatzes unter Wasser standen. Aber alle hier sind froh, da es sehr lange nicht geregnet hat und man schon Wasserknappheit befürchtet. Am Abend soll es gleich noch einmal reichlich regnen.

Für uns steht heute Abend noch der Besuch einer Highschool in der Mitte Kaohsiung an. Wir nehmen an einer Werbeveranstaltung für die Wenzao teil und unterstützen die taiwanischen Kollegen. Wann hat man schließlich schon mal Gäste des Austauschprogramms live dabei.

Der Tag war sehr abwechslungsreich und hat viel Spaß gemacht, Aber jetzt wird geschlafen.

Samstag, 20.04.2019

Unser erstes Wochenende in Taiwan beginnt. Für die Schülerinnen und Schüler sieht ihr Programm sehr verschieden aus. Ihre Gastgeber haben geplant. Vom Verwandtschaftsbesuch im Norden bis zum Inselbesuch im Süden reicht die Angebotspalette. Das Johanneum verteilt sich über ganz Taiwan. 

Und wir? Für uns hat man einen Aufenthalt auf Liouciou geplant. Vorher habe ich noch nie von dieser Insel gehört. Mit dem Taxi geht es über 50 Minuten auf verschlungenen Wegen nach Donggang. Der Taxifahrer ist ein Held oder google kennt wieder die tollsten Wege, mal ein Stück Autobahn, dann wieder kleine Seitenpfade. Plötzlich tut sich das geschäftstüchtige Treiben des Hafens auf. Viele Taiwaner wollen am Wochenende auf die Insel. Im hi-market gibt es noch schnell einen Kaffee und Bao-Zi (einen warmen Reisknödel). Damit bestiegen wir den Katamaran. „Diese Fahrt geht rückwärts!“ Alles Passagiere sitzen mit dem Blick nach vorne auf den großen Flatscreen, nur wir sitzen darunter und schauen alle Mitreisenden an und sie uns. So lernt man sich kennen. Mit uns reisen übrigens noch drei „Langnasen“.  

Auf der Insel herrscht großes Gewimmel. Alle wollen einen Roller leihen. Das ist hier das Fortbewegungsmittel. Ida, die Leiterin der Deutschabteilung, die diesen Ausflug für uns organisiert hat, braust mit dem Roller davor. Wir haben gehört, dass sie für uns E-Bikes bestellt hat. Jetzt stellt sich der gemeine Münsteraner, unter einem E-Bike eine Leeze (Fahrrad) mit elektronischer Unterstützung vor. So etwas bin ich ich nie gefahren und bin mal gespannt. Doch zu meiner ersten Bekanntschaft mit diesen in Deutschland gerade schwer in Mode seienden Geräte soll es nicht kommen. Doch dazu gleich mehr. Ein VW Bus wartet auf uns. Wir sind 12 Personen, neben unserer Familie sind auch die Kollegen aus Landshut bei diesem Ausflug dabei, der Bus hat aber nur 10 Plätze und der Fahrer muss auch noch mit. Wir spielen etwas VW-Bus-Tetris uns schon sind Gepäck und wir alle im Bus. Die Fahrt endet nach wenigen Metern. Unser Gepäck wird ausgeladen. Eine junge Frau verschwindet mit unseren Koffern; die Pensionswirtin, die wir später kennenlernen. Wir fahren zum E-Bike-Verleih. Und jetzt kommt die Überraschung: die E-Bikes sind Elektroroller. Helm auf und es geht los: „Born to be wild“.

In unserer Pension bekommen wir das Duck-Zimmer. Daisy schaut mir gerade beim Schreiben von der Wand zu. Die Mädchen haben neben an das Winnie-Pooh-Zimmer. (Winnie Pooh ist in China übrigens verboten.)

Nach einer kurzen Pause brechen wir zu einer Wattwanderung auf. Mit den Rollern „reiten“ wir über die Insel und verlieren uns gleich drei mal aus den Augen. Sehr nette Taiwaner helfen uns weiter uns so stehen wir plötzlich zwischen Gräbern. Auf einem kurzen, aber steilen  Pfad geht es durch direKlippen zum Strand. Hier erleben wir eine Wattwanderung, wie wir sie von  Wangerooge kennen, nur dass das Wasser doch deutlich wärmer ist. Die erste Bekanntschaft machen wir mit Seesternen. Wenige Meter weiter beginnt die Wohnsiedlung der Seeigel. Jetzt wir klar, warum die Pensionswirtin darauf bestanden hat, dass ich ein paar ihrer Flip-Flops in Größe 43 an meinen Füßen Größe 49 trage. Wir lernen noch Muscheln, Seegurken, die „Pipi machen“ können und blaue, große Seesterne kennen. 

Am späteren Nachmittag umrunden wir mit unseren Rollern die Insel und erleben einen Sonnenuntergang. Na ja, es sind doch einige Wolken, um nicht zu sagen, gerade etwas mehr Wolken am Himmel und so beschließt Ida, dass es auch als Sonnenuntergang gilt, wenn die Sonne sich uns gezeigt und hinter einer Wolke „untergeht“. 

Am Abend soll gegrillt werden. Jetzt denken alle, Grill auf die Wiese, Fleisch, Gemüse, Fisch, Salate dazu und los gehts. Fast genau so machen wir es, nur ohne Wiese. Es gibt hier Grillrestaurants. Sie haben Tische, in denen Grills eingelassen sind. Angefeuerte Holzkohle liegt bereits darin, man nimmt Platz und bedient sich an großen Kühlschränken mit Gemüse, Fleisch oder Fisch. In letzen liegen auch Garnelen und Muscheln bereit. Miuscheln melden sich auf dem Grill, wenn sie fertig sind, indem sie einfach aufklappen. Wir sprechen hier übrigens von Austern. Zwei Stunden kann man jetzt essen so viel mal will. Guten Appetit. Satt und nach Holzkohle riechend machen wir uns auf den Weg zum E-Bike-Verleih. Dort werden die Akkus gewechselt, damit wir morgen wieder mobil sind.

Den Tagesabschluss bildet jetzt noch ein Spaziergang über die Flaniergasse, vorbei an Tempeln, Geschäften und den vielen obligatorischen Essens- und Getränkeständen. In einem Geschäft sind viel emsige Helferinnen damit beschäftigt, Gepäckrollen herzustellen, dabei verdrehen sie dünne Teigrollen ineinander, die dann gebacken werden. Ich bin so fasziniert, dass mir der Chef eine Probiertüte schenkt. Nachtisch!

 

Nach diesem Tag  wünschen wir uns und allen eine gute Nacht! 

Sonntag, 21.04.2019 (Ostern)

Frohe Ostern! 

Eigentlich wollten wir jetzt alle neidisch machen, wenn wir von unserem Sonnenbrand berichten. Der gestrige Nachmittag hat ausreicht. Aber jetzt herrscht zu Hause schon Hochsommer und bei uns hat es heute geregnet. Aber es war warmer Regen. Die Taiwaner sind darüber sehr froh. In den vergangenen Monaten hat es kaum geregnet und alle befürchten einen Trockenheit. Sie bedanken sich bei uns, dass wir den Regen mitgebracht haben. Wir sind die Helden. Und gönnen allen daheim gebliebenen sonnige Ostertage und trockene Eiersuche.

 

Um 8. 00 Uhr werden wir heute morgen von Max geweckt. Genau um diese Uhrzeit gibt es Frühstück. Er berichtet, dass er mit Ida und Pai-Ling bereits um 6.30 Uhr zum Schildkrötenstrand gefahren ist und riesige Schildkröten gesehen hat. Die einen  suchen an diesem Morgen Ostereier, die andren Schildkröten.

Das Frühstück besteht aus Pfannkuchen mit Ei, einer Art Gebäck, die einer Spezialität auf der Insel ist und nach Tomate und Paprika schmeckt und Kaffee. Da ist der richtige Start in den Tag. Danach starten wir mit einer Fahrt zur Schildkrötenbucht. Dort kann man schnorcheln, was auch Massen von Touristen tun. Bei diesen Mengen von Menschen im Wasser ist aber kein Platz mehr für Schildkröten. Daher wandere ich einige Meter am Sandstrand lang und bin nach 100 m alleine, ganz alleine, leider auch keine Schildkröten. Ida bläst zum Aufbruch, daher werfe ich noch einen letzen Blick ins Meer und was sehe ich, eine riesige Schildkröte. Langsam schiebt sie sich durch das Wasser direkt am Strand: ein imposanter Anblick.

Wir cruisen mit unseren E-Rollern wieder über die Insel und erreichen eine Sandbucht. Die üblichen touristischen Stände und ein Tempel, vor dem eine Musikanlage ihre Bässe weit hörbar verbreitet, empfangen uns hier. Das Wasser ist schön warm. Auf dem Meer zieht ein Gewitter auf.  Rechts posen Uniabsolventen in ihren Abschlussgewändern für Abschlussfotos. Und plötzlich taucht vor uns eine Schildkröte auf und steckt ihren Kopf aus dem Wasser. Sie hat bestimmt eine Größe von 1,50m, soweit ich das von Strand beurteilen kann. Damit ist der Tag schon gerettet. Wir müssen zurück. Die Roller wollen abgegeben werden. Auf dem Weg fängt es an zu regnen, aber es ist warmer Regen. Zu allem Überfluss bleibt plötzlich Pias Roller stehen. Der Akkus ist noch ausreichend gefüllt, aber er will nicht mehr weiter. Beim Computer hilft oft eine Reset. Also Sitz hoch und den Akku ausgebaut, ein Moment gewartet und dann wieder eingebaut. Aber das hilft hier auch nicht. Wir rufen Pai-Ling an und schildern ihr, wo wir gestrandet sind. Da will der Roller wieder, aber nur 100 m. Nach 15 Minuten kommt Ida mit einem LKW. Sie fährt ihn nicht selbst. Der Fahrer kennt sich aus, der Roller wird auf der Ladefläche verteilt und Pia im Fahrerhaus. Ich cruise zurück. Das hat richtig Spaß gemacht.

Mit einem VW-Bus geht es zurück in den Ort. Allerdings hat der Bus nur eine Sitzbank, also sitzen wir mit 6  Personen im Kofferraum, in Deutschland undenkbar, aber sau gemütlich. In Deutschland auch undenkbar ist der Kraftstoff, den der Bulli getankt hat. Es stinkt nach einer Mischung aus Spiritus und Holzkohle. 

Es steht das Mittagessen auf dem Programm. Wir betreten ein Gebäude, in dem im Erdgeschoss allerlei Spezialitäten, wie Gebäck und Pulver aus Fisch angeboten werden. Wir erklimmen über die Treppe, auf der auch Schüsseln mit Reis stehen, den 2. Stock. An einem Tisch für 10 nehmen wir zu 12 Personen Platz. Zuerst wird eine Schüssel Reis auf den Tisch gestellt, dann folgt einen Platte mit gekochtem Eisbein. Anschließend folgen: Fischbällchen, roher Tintenfisch,  roher Thunfisch, Würstchen, Kohl, Gemüse und ein Teller mit Frittiertem, was aussieht, wie ein frittierter Salat, der auf einer Art Backfisch liegt. Zum Nachtisch folgt eine Schüssel mit einer Art Götterspeise und Ananas. Dazu trinken wir etwas (mehr)n Taiwanbier. Um uns herum herrscht das typische, taiwanische, laute, aber herzliche Treiben in einem Restaurant. Plötzlich sind wir die letzten Gäste. Um uns herum sieht es aus wie nach der heißen Schlacht am kalten Buffet. Unser Tisch sieht allerdings auch nicht besser aus. Das Personal räumt die Schüsseln und Speisereste ab. Die Plastikteller und -schüsselchen werden mit der Tischdecke zusammen entsorgt. 

Das Schiff bringt uns wieder zurück aufs Festland. Die Wartezeit bis das Taxi kommt überbrücken  wir mit einem Besuch im benachbarten Fischmarkt. Hier gibt es alles, was das Meer hergibt. An einer Stelle zerlegt ein Mann einen Hai. Auch Seeigel kann man essen, lernen wir hier. Kann man essen, muss man aber nicht essen.

In Kaohsiung begrüßt uns Regen. 

Am Abend speisen wir beim Dumpling-Restaurant unseres Vertrauens. Anschließend besuchen wir auch noch den Schreibwarenladen unserer Vertrauens und ziehen mit einer Tasche voller Dinge wieder nach Hause.

Morgen geht es um 9.00 Uhr weiter. Mal sehen, was die Schülerinnen und Schüler so erlebt haben.

Montag, 22.04.2019

Kaffee speziell
Schwimmbad abends um 21.45 Uhr

Der Supermarkt gegenüber unserer Obsthändlerin liegt in einer Seitenstraße. Das Obst haben wir heute „to go“ vorbestellt, bei unserer Obsthändlerin nicht im Supermarkt, damit wir es nicht tragen müssen. Wir wollen nämlich essen, in Taiwan beim Vietnamesen. Es gibt Hühnchen in Lemongrassoße und Hühnchen scharf. Scharf ist hier schar, richtig scharf - und lecker. Dazu trinke ich einen Saft/Tee auf Pflaumenbasis mit einem leichten Rauchgeschmack im Abgang, wie man ihn von Barbecuesoße kennt. Interessantes Getränk.

Die Obsthändlerin macht um 22.00 Uhr ihren kleinen Stand zu. Daher müssen wir los. Auf dem Weg liegt die Wohnung von Mona, Pias Freundin, bei der sie im Moment wohnt. Sie hat noch Sachen für uns, die wir mitnehmen wollen, also teilt sich unsere Gruppe. Mona ist vom Besuch ihrer Eltern mit Fieber zurückgekommen. Da hilft nur Obst und ein bisschen Betüdelung. Da kommt jetzt der Supermarkt ins Spiel. Er hat noch offen und wir bekommen Zitronen und eine wenig Süßkram zur Genesung. Im vorletzten Regal steht Bier. Wir wollen keins kaufen, tun es dann aber doch, denn es gibt jetzt „Taiwan Weißbier“. Das müssen wir probieren, was wir gerade getan haben. Das Urteil meiner Frau: „Das ist lecker, das mag ich auch.“ Daneben steht im Regal „Original 5,0“ gebraut in Mönchengladbach für 49,5 NTD, also ca. 1,50€. Die Welt ist langsam echt klein.

Ob unserer Landshuter Freunde gut im Flugzeug sitzen? Sie haben sich ein wenig Sorgen gemacht, weil es beim Hinflug Probleme mit den Namen beim Einchecken gab., Wir haben ihnen die Daumen gedrückt.

Tagsüber haben wir noch gemeinsam das Program bestritten. Zunächst wurden wir in die Kunst der chinesischen Knoten eingeführt, wirklich einen Kunst, da selbst meine großen Finger nicht reichten die Fäden zu halten. Aber mit Hilfe meiner Frau habe auch ich einen roten Glücksknoten hergestellt, der jetzt am Rucksack baumelt. Wer mitkonnten möchte: https://youtu.be/nmrNWbTvqNk.

Danach erfahren wir alles über Tee und dürfen anschließend verschiedenen Sorten probieren. Dabei wird Henk von einer der Damen besonders ins Herz geschlossen und mit kleinen Geschenk überhäuft. Es sind schon deutliche Unterschiede, welcher mir am besten schmeckt, kann ich gar nicht sagen.

Nach der Mittagspause werden wir in taiwanischer Kampfkunst unterwiesen. Also vorsicht, wer sich jetzt uns nähert. Die Trainerin erkennt uns sofort wieder und freut sich, hat sie doch vor zwei Jahren meiner Frau mit einem verrenkten Halswirbel helfen können. Sie kennt als Trainerin die Muskulatur des menschlichen Körpers und damit auch die richtigen Druckstellen. Heute bin ich als Demonstrationsperson an der Reihe und sie massiert mir den Rücken. Holla, die Waldfee, das merkt man.

Übrigens, am Wetter mussten wir nach der Schmach gestern etwas tun. Wir hatten heute 29°C, Sonne etwas Wolken und trocken. Heute Abend immer noch 24°C und sommerlich warm draußen. Na, doch etwas neidisch?

Dienstag, 23.04.2019

Wer uns heute beobachtet hat, wird sich so seine Gedanken gemacht haben. Wir machen eine Polonaise durch den Klassenraum Z1308, angeführt von Fabian. Er hat nämlich das Vorstellungsspiel gewonnen. Zwei Schüler müssen sich auf chinesisch einander vorstellen und anschließend geht es mit Schnick-Schnack-Schnuck darum, wer gewinnt und die Gruppe anführt. Fabian gewinnt mit einer geniale Strategie: Stein, immer Stein. Respekt.

Wir lernen einige wenige Sätze in Chinesisch, einige Zahlen und einen auch in Chinesisch. 

Dazwischen gibt es essen: Lunchbox und Obst.

Den Nachmittag verbringen wir bei angenehmen 30 °C auf dem Campus und genehmigen uns einen Milchshake mit Bananen. Morgen gibt es wieder Mango. 

 

Den Abend verbringen wir bei Pekingente, Huhn und Gemüse bei Hoi-Shu und Ingo in deren Wohnung. Sie haben ein leckeres Essen kommen lassen. Ich kann nicht mehr. Der Rückweg führt und noch durch einen Supermarkt. Wir entdecken Haar-Shampoo mit einem deutschen Etikett für fast € 8,00. Wer kauft so etwas? Es ist ist nach 22.00 Uhr und die vielen Städte auf den Bürgersteigen haben inzwischen geschlossen. Es ist alles saubergemacht und bleibt dann draußen stehen. Wasserflaschen, Töpfe und Besteck bleichen offen stehen. Jeder könnte sich bedienen, tut es aber nicht. Hier ist man wirklich sicher.

Mittwoch, 24.04.2019

Formosa Boulevard
Drachen- und Tigerpagode

Wie bieten heute 31°C an. Was macht man bei diesen Temperaturen? Der Taiwaner kühlt sich mit seiner Klimaanlage die Räume angenehm bis unangenehm herunter. Für uns Deutschen stand heute ein Ausflug in die Stadt an. Mit der Buslinie 90 fahren wir zunächst Richtung Zuoying, da wir dort in die Metro umstieg können. Die Fahrt zur Kaohsiung Arena wäre zwar kürzer gewesen, aber dort verkehren oft nur kleine Busse, in die wir nu mit Mühe alle hineingepasst hätten.

Die Metro ist ein Schmuckstück dieser Stadt. Sie ist sehr sauber. Das findet man selten auf der Welt. Die Wagen sind von Siemens im Jahr 2006 gebaut und sehen aus wie neu. Essen und Trinken ist hier verboten. Das ist es in den meisten U-Bahnen dieser Welt und Strafen sehen bei Zuwiderhandlung auch in allen U-Bahnen dieser Welt, aber hier halten sich die Menschen auch daran. Gleichzeitig hat man kostenloses Wlan in den Zügen und Temperaturen nahe dem Nullpunkt. 

Wir fahren in die Mitte dieser riesigen Stadt. Zunächst gehen wir in einen Tempel. Lina möchte Räucherstäbchen entzünden. Man muss 16 Stäbchen entzünden, davon vier vor, den Rest im Tempel. Kaufen kann man immer ein Packet mit 20 Stäbchen. Aber dieser Gott ist für die Toten. Er nimmt Kontakt mit ihnen auf uns sorgt dafür, dass sie im richtigen Bereich der Unterwelt sind. Daher bekommen wir keine Räucherstäbchen, denn wir brauchen diesen Gott nicht.

Auf dem Tisch in der Mitte vor dem Altar liegen Bündel mit Opfergeld. Man kann dieses Geld kaufen und dann für seine Toten verbrennen. Echtes Geld darf man auch hier nicht verbrennen, daher der Umweg über das zu kaufende Opfergeld. Der Gott sorgt dann ebenfalls für die Toten. Irgendwie sind doch alle Religionen gleich. Sicherlich liegt es an den Menschen, die doch überall auf der Welt gleich ticken und sich um ihre Toten sorgen. Aus den Diesseits wollen sie helfen und da niemand weiß, was nach den Tod kommt, haben sie doch irgendwie alle die gleichen Ideen. Warum kann der Mensch nicht die christliche Idee von der Hoffnung auf die Auferstehung verstehen und akzeptieren. Alle werden erlöst. Da braucht man keine Opfergaben.

Hört sich jetzt, wie in der Schule. Dahin gehen wir auch jetzt. Direkt neben dem Tempel befindet sich eine Akademie der Mönche aus dem vorletzten Jahrhundert. Hier hat man in historische Gebäuden nachgestellt, wie die Schüler unterrichtet wurden. So ganz anders als heute scheint das auch nicht zu sein, wie man auf einigen Bildern sehen kann.

 

Nach soviel alter Kultur gibt es jetzt gegenwärtige Kultur: wir gehen zu Mc D…, Das aktuelle Angebot umfasst einen grünen und einen schwarzen Burger. Zur Zeit gibt es die schwarze Variante. Burger brauche ich nicht, aber hier gibt es Salat. Das ist auch mal eine willkommene Variante. 

Anschließend besuchen wir das neue Kaohsiung Kulturzentrum (Weiwuying). Hier hat man Opernhaus, Konzerthaus und Schauspielhaus mit verschiedenen Bühnen unter einem Dach gebaut. Erst im Oktober 2018 wurde dieses Zentrum eröffnet. Man ist mächtig stolz, wie der Guide uns spüren lässt. Die Architektur ist beeindruckend, jedoch können wir keine Blick in die von ihm so gelobten Säle werfen. Die Flure sind gigantisch, alles ist in weißem Putz gehalten, auch die Handläufe. Das kann nicht lange gut gehen oder die örtliche Malerinnung macht das Geschäft ihres Lebens. Leider sieht man auch außen an dem neuen Gebäude schon starke Abnutzungserscheinungen. Aber wir sollen uns jetzt mit Kritik zurückhalten, immerhin ist dieses Gebäude fertig und in Deutschland wird an einem Flughafen gebaut und gebaut oder auch nicht, man weiß es nicht, aber er wird nicht fertig.

 

Den Abschluss bildet ein Besuch im „dome“ der Metrostation „Formosa Boulevard“. Sie gehört zu den 10 schönsten auf der Welt. Leider findet hier das Finale der Mittelschulen Taiwans im Tanzen statt. Daher wirkt die Decke nicht so. Wenn der Raum leer ist und ein Gast am weißen Piano, das dort steht und für jeden zugänglich ist, Platz nimmt und spielt, bekommt diese Metrostation, trotz der Anzahl der Menschen etwas Magisches.

 

Für und Beginnt jetzt eine längere Busfahrt. Zunächst geht es von der Metro Zuoaing mit der Linie 90 zurück zur Wenzao. Alle Gastgeber warten schon, da wir deutlich später sind als geplant, Daher sind auch alle ganz schnell in den Abend verschwunden. Was jetzt wohl noch gemacht wird?

Für uns geht es auf direktem Weg wieder mit der 90 zurück. Magdalena wartet am Bahnhof. Sie war eben mit Karin, einer Mitarbeiterin der Deutschen Abteilung, die uns den ganzen Tag begleitet hat, beim Doctor. Keine Angst, sie ist nicht krank, aber ihr Handy. Das Display reagiert nicht mehr. Also muss der Handydoctor ran. Kann er helfen und meine Frau wieder online schalten? Er kann nicht. Das Gerät muss eingeschickt werden, was 7-14 Tage dauern kann. Gut, dann sind wir wieder zu Hause. Beide müssen heute kapitulieren. 

Endlich gibt es im Bahnhof Kaffee. Als Fan vom italienischen Heißgetränk bin ich heute etwas auf Entzug. Abhilfe schafft ein englischer Toastshop. Für die Mädels gibt es Toast, mehr Toast ist nicht mehr vorrätig, und für mich Cappuccino.

Wir wollen noch zum Lotussee mit der Drachen- und Tigerpagode. Das weltbeherrschende Navigationssystem hilft hierbei ungemein und zeigt sogar die Abfahrtzeit des Buses 35i pünktlich an. Auf der Karte sind es eigentlich nur einige 100 Meter. Der Bus benötigt dazu 21 Minuten, nicht weil es so voll ist - hier ist zwar starker Verkehr, aber selten Stau, irgendwie schaffen sie hier, was in Deutschland nicht geht - er fährt einen Umweg und dabei 9 Haltestellen an. Wir erhalten also noch eine kleine Stadtrundfahrt. Ein junger Mann weißt uns dann darauf hin, dass wir aussteigen müssen. Woher weiß er, wohin wir wollen? Kann er unsere Sprache? Eigentlich sind die Taiwaner ein Nachtvolk. Wenn es tagsüber so heiß ist, verschiebt man die Aktivitäten lieber in den Abend, an dem es dann nur 25 °C warm ist. Nur hier am See ticken die Uhren anders. Die Pagoden werden gerade geschlossen. Auch die Souvenier- und Obststände machen zu, Wir erstehen noch zwei Drachenfrüchte, wenigstens etwas Drache. Auch ein Foto im Drachenkopf ist noch möglich. In Taiwan wird es immer sehr schnell dunkel. Vom Einbruch der Dämmerung bis zum Dunkelsein vergehen nur wenige Minuten. Der See wirkt jetzt plötzlich ganz anders. Im Hintergrund sieht man die Stadt mir ihren bunten Lichtern, im See die angestrahlten Pagoden. Eine von ihnen liegt ein Stück im See. Der Gang dorthin ist romantisch beleuchtet. Am Anfang ist ein Teich mit bestimmt 100 Schildkröten. Dazu ein kleiner Automat. Wirft man 10 NTD hinein, geht eine junge Dame nach hinten, holt hinter einem Vorhang ein kleines Röllchen, kommt wieder nach vorne und wirft es in einen kleinen Schacht. Wenn man vorher eine Frage gestellt hat, bekommt man jetzt die Antwort. Da diese Wahrsagung natürlich auf chinesisch geschrieben ist, muss jetzt der google-Übersetzer ran. Selten so gelacht. Hier kommt er deutlich an seine Grenzen.

 

Zurück nehmen wir ein Taxt, besser gesagt zwei, da sieben Personen nicht in ein Taxi passen. Es gibt jetzt ein Mädchen- und ein Jungentaxi. Wer ist wohl eher da? Die Mädchen fahren zuerst. Die Jungen sind dafür eher da und zahlen sogar noch etwas weniger. Taxifahren macht in Taiwan richtig Spaß. Es geht schnell, die Taxifahrer sind höflich und nett, sprechen zwar nicht immer Englisch, aber dann hilft die Karte auf dem Handy, und das Taxifahren ist sehr günstig. Man sollte man in Deutschland darüber nachdenken. Wenn Taxifahren so günstig wäre, würden es viel mehr Menschen tun und die Straßen wären leerer und die Luft sauberer.

 

Heute Abend sind wir nicht zu stoppen. Die Rucksäcke schnell weggebracht, etwas frisch gemacht und los geht es noch mit dem Bus Richtung Kaohsiung Arena. Wir wollen in eine Karaoke-Bar, landen aber in einer normalen Bar, von denen es hier einige gibt. Karaoke ist anders als ich es mir vorgestellt habe. Ich dachte es ist eine Kneipe, in der man vor einem Bildschirm singen kann und alle hören zu und haben Spaß. Hier bekommt man für 390 NTD pro Person einen Raum und singt, unter Ausschluss der Öffentlichkeit . Dann können wir auch zu Hause die Playstation oder Wii nehmen. Also suchen wir nach einer Bar. Die erste ist voll, die zweite leer. Aber wir müssen wieder gehen, weil sie geschlossen hat. Das Licht brennt, Musk spielt laut, die Barkeeperin ist hinter der Theke. Wir verstehen es nicht. Die dritte Bar ist genau richtig. Es sind Gäste da und es gibt Bier. Wieviel? Nicht so viel.

Mit zwei Taxis geht es schließlich nach Hause. Ein langer, schöner Tag geht zu Ende.

Donnerstag, 25.04.2019

Heute fahren die Schüler zu Buddha-Museum. „Buddha-Land“ hat Armin es getauft. Wir kennen es noch als Kloster, in denen die Mönche ihre Lebensphilosophie zeigen und man etwas von ihrem Leben mitbekommen kann, wenn man an ihrem Mittagessen teilnimmt. Schweigend sitzt man an lagen Tischreihen und bekommt sein Essen auf den Teller gegeben. Jetzt soll alles anders sein. Die Schüler werden berichten.

 

Wir fahren nach Taipeh. Die Mutter unserer Freundin ist Anfang Februar gestorben. Heute ist die Trauerfeier in einer christlichen Kirche. Sie hat extra gewartet bis wir in Taiwan sind.

Mt dem Taxi wollen wir zum Zuoyin Bahnhof fahren. Von dort fährt die HSR (Highspeedrailroad) nach Taipeh. In nur 90 Minuten legt dieser Zug die fast 350 km zurück. Das ist auch der Grund, warum die Flugverbindungen innerhalb Taiwans eingestellt wurden. Im Bahnhof fällt die Sauberkeit auf. Selbst zwischen den Gleise liegt kein Stückchen Müll. In den Zügen sitzen alle ins Fahrtrichtung. Die Sitze werden an jedem Endbahnhof gedreht, Das große Gepäck wird vorne im Wagon in eigens dafür eingerichteten Boxen abgestellt. Handgepäck kommt nach oben in die Ablagen. Der Sitzabstand ist gigantisch. An jedem Platz gibt es Tische. Essen und Trinken ist erlaubt. Jeder hat etwas dabei, ob kleiner Snack oder komplettes Menü in der Lunchbox. Es gibt aber keine Mülleimer. Das ist praktisch, denn sie können nicht überquellen und niemand muss sie ausleeren. Wohin mit dem Müll? Eine Mitarbeiterin der Bahngesellschaft geht regelmäßig durch den Zug uns sammelt den Müll in einem fahrbaren  Mülleimer ein. Eine ideale Lösung.

In Taipeh ist schon deutlich mehr auf dem Bahnhof los, als in Kaohsiung. Der Bahnhof ist riesig, aber man findet sich gut zurecht. Die Toiletten haben hier einen besonderen Service. Man kann von außen, also bevor man die Toilettenanlage betritt sehen, welche Kabine gerade besetzt ist. 

Zwei Stationen fahren wir mit der Metro. Wir wollen sehen, wo die Kirche liegt. Das ist nämlich hier gar nicht so einfach, eine Kirche zu finden. Sieht man bei uns die Kirchen oft schon von weitem, da sie mit ihren Türmen die höchsten Gebäude darstellen, gibt es hier keine Kirchengebäude. An einem hohen Geschäftshaus sehen wir ein großes Kreuz. Jedes größere Gebäude hat in Taiwan eine Lobby. Wenn Firmen oder Institutionen in dem Haus ansässig sind, gibt es Hinweistafeln, wie auch wir es auch in Deutschland kennen. Die Kirche befindet sich laut Tafel im 5. Stock. Da wir noch 2. Stunden Zeit haben, laufen wir die Straße einfach weiter. Taipeh wirkt anders als Kaohsiung. Die Straßen sind breiter, die Stadt ist grüner, was an der anderen Klimazone liegt und irgendwie ist es hier etwas aufgeräumter, zu mindestens hier, wo wir gerade unterwegs sind. Auch in Kaohsiung gibt es diese Straßen. In einem Supermarkt, wir, d.h. meine Frau ist auf der Suche nach Nagellack, da bei einer Trauerfeier in Taiwan kein rot getragen wird. Lacklack finden wir nicht, dafür kaufe ich eine Kaffeemaschine. Es ist eine Art Destillationsapparatur, mit Glaskolben, die ich vor einigen Jahren schon einmal in Taiwan gesehen habe. Sie wird mit Spiritus betrieben, also gibt es keine Probleme mit dem Stromanschluss. In Taiwan sind nur 110 V im Netz. In einem kleinen Laden gibt es auch Nagellack, der in einem Hinterhof auf die Nägel kommt. Weiter geht es in der Mittagshitze. Es sind über 30°C. 

Wir stehen an einer Straßenkreuzung, die wir von unserem ersten Besuch 2010 kennen. Auf den gegenüberliegenden Seiten liegt jeweils das Kaufhaus „SOGO“ hier gibt es alle Marken dieser Welt, besonders gerne deutsche Marken. Über der Straße verläuft die Metro als Hochbahn, unter der Straße ist noch eine riesiges Einkaufszentrum. Wir gehen noch ein Stück weiter und ich finde das „Deutsche Reformhaus“ wieder, das mich schon 2010 so beeindruckt hat.

Wir machen uns auf den Rückweg zur Kirche. Im 5. Stock finden wir neben einem Hochzeitsplaner und einem Ingenieurbüro die Kirche. Im dunklen Treppenhaus ziehen wir uns um. Die Gefahr auf Zuschauer zu treffen ist sehr gering, da man hier nur Aufzug fährt. Für die Trauerfeier entsprechend gekleidet, dazu gehört auch eine Krawatte, waren wir auf die anderen Gäste. Um 14.50 Uhr also 10 Minuten vor Beginn ist noch niemand da. Sind wir falsch? Wir telefonieren und richtig, die Kirche ist im 13 Stock. Dort befindet sich auf der Etage ein Gottesdienstraum, an den sich ein Gemeinderaum anschließt. Der Raum steht voll mit Blumen. Auf Ständern sind Bouquets aus weißen Lilien und Crisanthemen, mindestens 10 Stück. Vorne stehen große Gestecke aus Orchideen, In Deutschland unbezahlbar. Die Pastorin begrüßt uns und fragt, ob wir chinesisch verstehen. Leider nein. Pia soll übersetzen. Es ist eine evangelische Gemeinde, was man daran merkt, dass das Wort deutlich im Mittelpunkt steht. Leider das chinesische Wort. Zwischendurch lachen alle Trauergäste, die Pastorin hat genau darauf hingewiesen und uns bemitleidet, die wir nichts verstehen. Die Cousine von Pai-Ling spielt sehr schöne Musik, Pai-Ling und ihr Bruder sprechen bewegend über ihre Mutter. 

Nach der Trauerfeier gibt es, wie wir es kennen, einen kleinen Leichenschmaus mit Snacks und Wasser. Die Flaschen haben einen Inhalt von 236 ml. Wer denkt sich so etwas aus? Wir lernen Freundinnen aus der Schul- und Studienzeit, und Cousine und Mann, die San Diego leben, kennen. Mit dem Taxi fahren wir zu einem Restaurant. Hier gibt es Peking-Ente, die heiß an den Tisch gebracht wird, und vor unseren Augen fachmännisch zerlegt wird. Da zu gibt es Gemüse und Pfannkuchen und Fisch, von dem ich (!) als erster nehme. Hier schmeckt der Fisch. 

Die Gespräch am Tisch sind spannend, die Schüsseln schnell geleert und was dennoch übrig bleibt, bekommt man immer eingepackt, um es mit nach Hause zu nehmen.

Wir gehen zwei Blocks bis zum Kaufhaus. Auf dem Weg erstehe ich noch einen Taiwan-Schal, zum halben Preis. Wer trägt so etwas bei diese Hitze? 

Pai-Ling verabschiedet sich. Sie geht zu ihrem Bruder. Und was machen wir? Vielleicht lässt sich noch ein Blick auf den beleuchteten Taipeh 101 erhaschen. Doch könnten wir noch eine Toilette gebrauchen. Da bietet sich wieder das Kaufhaus an. Hier ist jede Etage thematisch eingeteilt. Ganz oben sind die Restaurants. Wir fahren nach oben, weil wir dort einen gute Aussicht erhoffen. Leider hat der Architekt nicht mitgespielt. Hälfte er das Vordach weggelassen, ja dann hätte man einen Traumblick auf den 101. Wir finden das Restaurant „Trastevere“, das italienische Speisen anbietet, die aber doch eher taiwansich-italienisch sind, oder das „Amadeus“, das mit Schnitzeln und Mozartkugeln wirbt.

Wir hingegen suchen den Appel—Store auf, Hier kann man das Handy nur einschicken, was wiederum 7-10 Tage dauern würde. Da wir nur jetzt hier sind, geht ein sehr netter Mitarbeiter mit uns zu einem Stand, der Handys repariert. Er kennt das Problem, es handelt sich um einen Schaden auf dem Motherboard. Das haben wir heute schon einmal gehört und im Internet habe ich dieselbe Information gefunden, Dafür gönne ich mir ein neues Panzerglas für mein Handy, Auérdem noch ein NIke-Shirt. 

Jetzt wird es aber Zeit. Der letze Zug fährt um 22.15 Uhr. Obwohl die Taiwaner gerne am Abend unterwegs sind, fahren Bus und Bahn nicht sehr lange. Wir bekommen Sitzplätze in Wagen 1 und von der Fahrt nicht allzu viel mit. 

Gegen 23.00 Uhr erreichen wir wieder Kaohsiung,. Schnell noch ein Gute-Nacht-Bier gekauft und dann bringen uns unsere neuen Freunde, die Taxifahrer, schnell uns sicher nach Hause.

Freitag, 26.04.2019

Heute wird ein interessanter Tag, an dem wir noch Dinge erleben werden, von denen wir jetzt noch nichts ahnen. 

Wir starten mit etwas Verspätung, das Programm auch. Es soll taiwanische Spiele geben. Was mag das sein? Ich dachte zunächst an Mah-Jong, was wir hier schon kennengelernt haben. Es sind aber Glücksspiel, bei denen man Lose zeiht und etwas gewinnen kann,. Ich habe Glück in der Liebe, nicht im Spiel.

Dann zeigen alle ihr Talent im Nähen. Wir nähen Stoffsäckchen, die mit Mung-Bohnen gefüllt werden. Plötzlich herrschen Ruhe und Konzentration. 90 Minuten wird intensiv genäht. Dabei geht zwar ein Becher mit Bohnen zu Boden, aber sonst geht das Ganze ohne größere Unfälle von statten. Jeder von uns hat 3 Säckchen genäht. Jetzt kommt das Spiel. Man nimmt fünf Säckchen in eine Hand, wirft sich hoch und versucht sie wieder mit einer Hand zu fangen. Zwei spielen gegeneinander. Wer die meisten Säckchen fängt, gewinnt. 

In der Mittagspause gibt es Obst, Milchshakes, Lunchboxen und Pfannekuchen. Und plötzlich steht Lennart vor uns. Er war Teilnehmer des ersten Austausches 2010. Inzwischen ist er mit seinem Studium fertig und hier in Taiwan, da er auf einer Hochzeit eingeladen ist. Wir wussten nichts von seinem Besuch. Eine tolle Überraschung.

Gut gesättigt versuchen wir uns an chinesischer Kaligraphie. Eigentlich sehen die Ergebnisse recht gut aus, ob die Taiwaner sie lesen können, erfahren wir nicht. Asiatische Höflichkeit! 

Wir gehen ins Konvent der Ursulinen. Schwester Fidelis erzählt, dass sie am 01. Mai 86 Jahre als wird. Sie hat die Schule gegründet, ist geistig fit und wir kommen ins Gespräch. Wr sind uns einig, dass ein Austausch sehr wichtig ist, die Schüler sollen sich kennenlernen und bemerken, dass es bei allen Unterschieden, sehr viele Gemeinsamkeiten gibt.

Die Gruppe verstreut sich ins Wochenende. Simon muss noch warten, daher gehen wir gemeinsam Bau-bin essen. Das ist gescharbtes Eis mit verschiedenen Zutaten. Ich wähle rote Bohnen, Erdnüssen, Süßkartoffel, Ananas, Wachelpudding und Fruchtstückchen. Dazu kommt noch Zuckersirup. Hört sich ein bisschen besonders an? Ist es auch, aber schmeckt. Muss man probieren. 

Auf zum Nachtmarkt. Dort ist es voll, heiß und spannend. Es gibt Essen und Shoppen. Hier finde ich einen Stand mit Erdbeer-Milchshakes. An einem Stand bastelt eine Frau kleine Bäumchen aus Draht und Kristallen. Die Verständigung erfolgt über einen Mann vom Nachbarstand. Er erzählt uns, dass er schon in Deutschland war, aber nur in einer Stadt, die „Münster“ heißt. Die Welt ist doch klein. Er war Ingenieur bei einem Hersteller für Aufzüge. Er nennt uns die Firma Tepper in Münster. Das ist doch der Wahnsinn. Heute arbeitet er nicht mehr für die Firma, sondern als Talrot-Leger auf dem Nachtmarkt. Hat er das alles vorausgesehen? Kann er Gedanken lesen? Ich mache mir so meine Gedanken. Bäume nehmen wir auch mit.

Die Mädels wollen noch in einen bestimmten Laden. Was gibt es hier? Kleidung! Auch für Männer und in unseren Größen. Wer kauft das hier. Die Taiwaner sind doch erheblich kleiner als wir. Also stocken wir unseren Kleiderschrank wieder etwas auf.

Etwas bepackt machen wir uns auf den Rückweg. Um Mitternacht hilft da nur ein Taxi und vor uns hält eine Großraumtaxi mit Platz für 8 Gäste. Allerdings springt das Auto nicht mehr an, die Batterie. Der Fahrer hat eine kleine Ladestation dabei und im Nu sind wir wieder mobil und auf dem Heimweg.

Samstag, 28.04.2019

Heute schlafen wir lange. Das muss auch mal sein und tut auch richtig gut.

Am Nachmittag machen wir uns auf den Weg zum Hafen. Mit Bus und Metro erreichen wir die Station Shijiwang. So langsam macht sich Hunger breit. An einer Straßenecke stehen zwei junge Frauen mit ihrem Stand und backen frische Pfannkuchen. Die Teigbällchen werden ausgerollt mit Gehacktem gefüllt, wieder zu Bällchen geformt, dann wieder zu runden Fladen ausgerollt und gebacken. Anschließend wird ein Spiegelei gebraten, darauf gibt es Salat und der Pfannkuchen wird oben darauf plaziert. Anschließend wird alles noch eimal gebacken und gewürzt. Es gibt auch noch die Variante ohne Fleisch und Ei, nur gewürzt und in der XXL-Größe. Mit der Schwere wird das ganze zerlegt und in eine Tüte gefüllt. 

An der Fähre gibt es zwei Warteschlangen, für Bewohner der Halbinsel und Touristen. Die Fahrt kostet umgerechnet 1,-€. Das Geld wirft man, wie im Bus, einfach in einen Kasten. Zusätzlich gibt es ein Fahrspur für Rollerfahrer und Fahrradfahrer, die auf dem unteren Deck mitgenommen  werden.

Bei der Überfahrt hat man einen herrlichen Blick über einen Teil des Hafens und die Skyline von Kaohsiung. Angekommen strömen alle eigentlich nur in eine Straße, die zum Strand führt und gesäumt ist von Ständen. Wir beginnen mit Plüschtieren. Pokemons sind auch bei großen Kindern noch beliebt: Helden der Kindheit. „Taiwanische Frühlingsrolleneiscreme“ haben wir noch nie gesehen und müssen es probieren. In einen dünnen Reisfladen kommen zwei Kugeln Eis, ich nehmen Erdbeere und Ananas, dazu Erdnussraspeln, die von einem großen Block gerieben werden, die Erdnüsse sind darin mit einer Karamellmasse verklebt, und frischer Korenader. Ich muss jetzt nicht sagen, dass das eine interessante Mischung ist, die aber sehr lecker ist.

Es gibt auf einer Insel natürlich sehr viele Fischrestaurants. Hier kann man  sein Essen vorher in kleinen Bassins kennenlernen. Also mein Fall ist das nicht.

Am Ende der Straße gibt es frische Kokosnüsse. Ein junger Mann schneidet sie so auf, dass man einen Strohhalm hineinstecken kann. So sitzen wir jetzt im schwarzen Sand am Stand, schlürfen frischen Kokosnussaft und genießen den Sonnenuntergang.

Noch schnell ein paar Souvenirs erstehen, die Läden schließen hier jetzt und mit der Fähre fahren wir zurück. Dort lernen wir ein paar „Langnasen“ kennen, die schon seit Jahren hier leben und teilweise mit Taiwanerinnen verheiratet sind. Sie interessieren sich, was wir hier machen. Das fällt uns in diesem Jahr besonders auf. Wenn man auf eine „Langnase“ trifft, was immer noch sehr selten ist, wird man auch sofort von ihr angesprochen.

Zum ersten Abendessen gibt es Biaubing, in einem sehr bekannten Geschäft. Hier verewigen sich die Gäste an den Wänden. Gelegentlich muss dann neu gestrichen werden, damit wieder Platz ist. Unsere Gemälde von 2017 sind leider nicht mehr da. Erdbeeren sind in diesem Jahr knapp, daher nehmen wir den Fruchtmix, mit und ohne Pudding, Mango pur und Banane-Schokolade. Dieses Eis ist einfach nur lecker und zudem auch noch kalorienarm, da statt italienischen Speiseeis, aus Sahne, nur gescharbtes Wassereis eingesetzt wird.

Am Bananapier hat sich in den letzen Jahren sehr viel getan. Hier hat man eine tolles Viertel geschaffen, in  dem man bummeln kann. In den alten Lagerhallen hat man Museen, Ateliers, Geschäfte und Restaurants angesiedelt. Dazu hat man den Außenbereich schön gestaltet und eine Straßenbahn gebaut, die dieses Viertel an die Stadt anbindet.

Um 22.00 Uhr schließt alles, sodass wir ziemlich alleine Unterweges sind. In einem 7eleven-Markt sind noch einige Jugendliche. Es gibt hier Lunchboxen, Suppen, Hot-Dogs, Sandwiches, Salat oder Obst. Man kann sie mit nach Hause nehmen oder direkt dort essen. Tische und Stühle stehen bereit. Die Lunchbox oder Sandwiches kann man sich warm machen lassen und für die Instandsuppen gibt es heißen Wasser. Überhaupt gibt es an vielen Stellen Wasserspender, in denen es kaltes Wasser zum Trinken, warmes für Tee und heißes Wasser für Suppen gibt. 

Wir überlegen ein Taxi für die Rückfahrt zu nehmen, finden aber keins. EinTaxi fährt an uns vorbei, das besetzt ist und das ist auch gut so. So etwas habe ich auch noch nicht gesehen. Irgendwie gibt es kaum eine heile Stelle an diesem Auto. Die Karosserie ist überall zerkratzt und zerbeult. Viellicht ist es auch Kunst. 

Also nehmen wir die Metro zur Arena. Es ist jeweils der letzte Zug. Da Max noch ein T-Shirt kaufen möchte, gehen wir noch einmal zum Nachtmarkt. Leider haben aber die entsprechenden Stände schon geschlossen. Auch der Tarnt-Mann ist nicht mehr da. Wir hinterlassen einfach unsere Karte.

Ein  großes Taxi steht auch passen da und so geht auch dieser Tag wieder viel zu schnell zu Ende.

Noch nicht ganz. Zwischendurch haben wir aus der Nachbarschafts-Fussball-Gruppe erfahren, dass es anscheinend beim Revierderby zur Sache gegangen ist. Also schauen wir noch die Sportschau, was im Ausland gar nicht so einfach ist - „Aus rechtlichen Gründen steht die Übertragung im Ausland nicht zur Verfügung.“ Manchmal fragt man sich schon, ob das alles wirklich so sein muss. 

Sonntag, 29.04.2019

Am Tag des Herrn können wir es auch etwas ruhiger angehen lassen. Etwas später wird gefrühstückt. Frühstück in Taiwan holt man sich an einem Stand an der Straße, wie so vieles. Heute morgen gibt es ein Frühstücksbuffet aus Burgern, Pfannkuchen, Melone, Orangensaft und kaltem Kaffee. Dazu kommen noch Sandwichtes, die wir von der Händlerin geschenkt bekommen. Sehen wir so verhungert aus? Das kann nicht sein, da wir ständig essen. Sie will zumachen und hat alles verkauft, naja oder verschenkt.

Ida  hat uns heute zu einem Ausflug nach Sandimen, einem Park der Ureinwohner Taiwans. Die meisten Einwohner der Insel sind eingewanderte Chinesen. Inzwischen haben sich die Ureinwohner und die Einwanderer an einander gewöhnt und beide haben die gleichen Rechte.

Die Ureinwohner leben in den Bergen und unterschieden sich im Äußeren von den Einwanderern. Es gibt ein Kulturzentrum, das wir schon vor einigen Jahren besichtigt haben. Heute geht es nur ums Essen. Das unterscheidet sich von dem Essen der Einwanderer, ist aber auch sehr lecker. Er hat auch etwas anderes erwartet.

Für mich geht heute ein Traum in Erfüllung. Wir sind heute zu 13 Personen unterwegs. Hoi-Chu, Ida und Idas Mann fahren mir ihren Autos. Hoi-Chu verrät mir, dass sie nicht gerne Auto fährt und fragt, ob ich nicht fahren möchte. Das macht richtig Spaß. Autofahren ist aber in Taiwan auch nicht anders, als in Deutschland, oder doch. Hier scheint der Verkehr chaotischer zu sein, ist er aber nicht.l Jeder fährst zwar individuell, nimmt aber auch auf andere Rücksicht. Keiner drängelt. Auf der Autobahn fährt man 100 km/h. Das ist deutlich entspannter. Vielleicht ist die Idee, auch in Deutschland ein Tempolimit auf Autobahnen einzuführen, gar nicht so schlecht, auch wenn einige meinen, dass dann die Welt untergeht,

Apropos Weltuntergang: Am Abend führt uns unser Weg noch in den „großen“ Schreibwarenladen. Mit drei großen Taschen und einem Berg von Rabatten, gehen wir nach Hause. Wie soll das alles in die Koffer passen? Das Problem lösen wir später. Noch etwas Ananas und ein großes Stück Melone  müssen als Snack mit. Jetzt beim Schreiben gibt es noch ein „Gute-Nacht-Bier“, das ich eben im 24-Stunden-Supermarkt um die Ecke geholt habe. Jetzt finde ich nicht nur Taiwan-Weissbier, sondern auch Öttinger-Radler. Die Welt ist klein.

Montag, 29.04.2019

Eigentlich fängt der Tag so an, wie die meisten Tage hier. Es ist heiß. Auf dem Weg zur Schule holt man sich etwas zum Frühstücken und dann startet das Programm. Das ist heute genauso. Die Schülergruppe macht heute Reisbällchen, die sie anschließend verzehren. Wir Lehrer dürfen arbeiten. Ida, die Leiterin der Deutschabteilung, möchte ein Referat über den Austausch schreiben und uns dazu befragen. Dabei wird uns wieder deutlich, wie viel in diesen 6. Durchläufen des Austausches schon passiert ist. Am schönsten ist es immer wieder sehen, wie sich Menschen unterschiedlicher Nation und Kultur kennenlernen und so viele Gemeinsamkeiten entdecken.

Die Reisbällchen sind ebenso schnell gemacht, wie verspeist.

In der Mittagspause plane ich mit Armin, dem Leiter des Austauschprogramms auf taiwanischer Seite, schon den nächsten Austausch. Henning, unser ehemaliger Schüler, der jetzt hier studiert, möchte mit uns etwas trinken und so geht eine Mittagspause schnell vorbei.

Wir tanzen den Bambusstangentanz. Wer hier der größeren Gefahr ausgesetzt ist, diejenigen an den Bambusstangen oder die die dazwischen tanzen, bleibt ungeklärt.

Dann folgt ein Spiel, bei dem Tischtennisbälle aus einer Schüssel mit Mehl gepustet werden sollen. Mary-Lyn entpuppt sich hier als heimliche Schneefrau und gewinnt den Schönheitspreis. Bilder sagen hier mehr als tausend Worte.

Die Verlierermannschaft muss jeweils den Namen mit dem Popo schreiben: wir bedienen hier jetzt keine Floskeln einer bestimmten Pädagogik.

Es folgt noch ein Spiel, bei dem wir viel Spaß haben und mächtig ins Schwitzen kommen. Es ist nämlich heute sehr heiß. Da heißt es viel trinken. Wer das nicht tut, den erleidet das Schicksal einer Schülerin, man klappt irgendwann zusammen. Während an unserer Schule in einem solchen Fall durch den Lautsprecher „SSD“ erschallt und der Schulsanitätsdienst zur Hilfe eilt, hat die Wenzao hat ein eigenes Gesundheitszentrum. In das wird die Schülerin gebracht. Dort leistet man erste Hilfe und ruft doch sicherheitshalber einen Krankenwagen. Magdalena und Pai-Ling begleiten die Schülerin ins Veteranen-Krankenhaus, das in der Nähe liegt. Dort werden sofort Untersuchungen eingeleitet und schließlich hilft die anscheinend weltweit eingesetzte 0,9%ige NaCl-Lösung unserer Schülerin wieder auf die Beine. Dazu helfen Pommes Frites von einer weltweit operierenden Burgerkette. Während des gesamten Aufenthaltes steht das Bett im Wartebereich mit ca. 20 anderen Betten und den entsprechenden Patienten darin. Nach den ersten Untersuchungen wird hier entschieden, ob ein Patient bleiben muss und ein Zimmer bekommt oder wieder nach Hause gehen kann. Man ist hier eine große Gemeinschaft und Privatsphäre wird hier eher klein geschrieben.

Mich fährt Sophie, eine der Sekretärinnen der Deutschabteilung zum Krankenhaus. Auch Karin, ebenfalls Sekretärin ist bereits hier. Man kümmert sich rührend um uns. Tropf und Pommes tun ihre Wirkung uns so können wir gegen 18.15 Uhr das Krankenhaus verlassen, Gezahlt wird bar.

Heute Abend gibt es noch ein paar Dumpings und Mango. Ananas waren nämlich bei der Obsthändlerin unseres Vertrauens ausverkauft. Ihr Glück.

Dienstag, 30.04.2019

Wir sind doch gerade erst angekommen und doch ist heute unser letzter Tag. Es ist wieder sehr heiß und im Sommer soll es noch heißer und drückender sein. Jetzt versteht man, warum die Taiwaner in jedem Raum eine Klimaanlage haben.

Heute morgen sehen doch alle sehr müde aus. Gestern war fast die gesamte Gruppe Hot-Pot essen. Das scheint sehr anstrengend gewesen zu sein. Wir bemalen heute morgen Papierschirme und -fächer. Da kommt so manche kreative Ader zum Vorschein. Mittags treffen wir auf Henning. Zur Zeit sind zwei ehemalige Schüler unserer Schule, die auch beide an früheren Austauschen teilgenommen haben, hier in Taiwan. Das sieht man die Nachhaltigkeit. Menschen müssen sich kennenlernen, so können hoffentlich viele Konflikte vermieden werden. Wie hat Schwester Fidelis gesagt: „You make peace.“

Wir üben Tänze, denn gleich steht das Abschiedsfest auf dem Programm. Die Lehrer dürfen eine Rede halten, Gastgeschenke werden ausgetauscht ,wir tanzen gemeinsam, ein Buffet darf nicht fehlen und natürlich endet das Ganze mit dem obligatorischen Gruppenfoto. Jetzt heißt es endgültig Abschied nehmen. Aber wir kommen wieder. Versprochen.

Zum Abendessen gibt es noch einmal Dumplings und Ananas. Wir waren kaum bei unserer Obsthändlerin. Die Zeit ist verflogen. 

 

Jetzt muss noch alles wieder in die Koffer. Ob es passt? Wie zu erwarten, sind die ersten Koffer im Rahmen des erlaubten Gewichts, nur der letzte Koffer ist doch etwas schwerer, da hier und dort noch etwas auftaucht.

Mittwoch, 01.05.2019

Beim Kofferpacken haben wir schon gehört, dass draußen eine heftiger Regen eingesetzt hat. Als wir gegen 4.15 Uhr das Haus verlassen, bekommen wir noch Tropfen ab. Um diese Uhrzeit ist auch in Taiwan nicht viel los und so erreichen wir in Rekordgeschwindigkeit den Flughafen. 

Gegen unsere Erwartung, dass wir hier alleine wären, weil der Taiwaner nicht so gerne früh unterwegs ist, tummeln sich hier Massen von flugwilligen Menschen. Der Ordnungsdienst versucht das Chaos zu ordnen und schiebt uns von hier nach da und zurück. Der Schalter öffnet nach einiger Zeit, wir stellen uns an und erfahren dann, dass wir erst Bordkarten benötigen, da man hier nur die Koffer eincheckt. Also bekommen wir erst Bordkarten, aber nur bis Seoul. Alle haben keine Eile. Jetzt können wir ach die Koffer aufgeben. Alles geht gut, bis zu unserem letzen Koffer. Er ist 6 kg zu schwer. Wir sollen auspacken, was zu viel ist. Aber wohin damit? Also diskutieren wir. Eine Schülerin hat tatsächlich nur 15 kg. Es funktioniert. Doch jetzt kommt noch jemand auf die Idee mein Handgepäck zu wiegen. Schon haben wir das nächste Problem. Also eine Tüte mit Büchern auspacken und dem nächsten Schüler, der da steht, in die Hand gedrückt und schon ist alles gut. Jetzt wird es Zeit. Verabschieden, Sicherheitskontrolle, Ausreise, Toilette und rein ins Flugzeug. 

In Seoul kennen wir uns schon aus und so gelangen wir in kurzer Zeit zu unserem Gate. Die Wartezeit verbringen wir mit Essen und Schlafen. Sehr nette Flughafenmitarbeiter sprechen uns an, dass wir doch noch unserer Bordkarten benötigen. Man kennt uns also schon. Vielleicht helfen aber auch unsere Jacken, mit denen wir nicht zu übersehen sind. Im Flugzeug spricht mich auch sofort die Purserin an. Sie will, wie auch schon einige Flugbegleiter zuvor, wissen, wer wir sind und was wir so weit weg von zu Hause eigentlich machen.

Der Rückflug vergeht wie im Flug (schönes Wortspiel). Ich habe das Gefühl, die Flugzeit verkürzt sich gefühlt immer mehr. Also sind wir nach zwei Mahlzeiten, einem Snack und vier Spielfilmen wieder in Deutschland. Interessanterweise fällt den Schülern sofort auf, dass der Umgang sofort rauher wird. Der Charme, mit denen wir vom Personal begrüßt werden, ist doch gewöhnungsbedürftig. 

Das Gate nach Münster liegt im Keller. Wir sind 85% der gesamten Passagiere und dieser Flug ist so kurz, dass die Fahrt zum Flugzeug und mit demselben zur Startbahn länger dauert als der Flug nach Münster.

 

Alle Koffer sind mitgekommen und die Zollbeamter wollen jetzt natürlich auch wissen, wer wir sind und woher wir kommen. Nein, wir haben nichts zu verzollen und die Herren konzentrieren sich auf die nächste Maschine aus  einem Urlaubsgebiet.

 

Wir sind wieder da. Wo die Eltern ihre Kinder vor zwei Wochen verabschiedet haben, sind sie nun alle gekommen um sie sehnsüchtig wieder in Empfang zu nehmen. 

 

Vielen Dank an alle Teilnehmer. Ihr habt das Abenteuer gewagt, auch wenn es nicht immer einfach war. Ihr werdet euer Leben lang davon zehren. Vielen Dank an Pia, die mit ihren umfangreichen Kenntnissen vor Ort als weitere Betreuerin sehr geholfen hat. Dank an Ben und Max, die inzwischen auch in die Rolle der Betreuer geschlüpft sind.

 

Ein großer Dank gilt den Kolleginnen und Kollegen aus Taiwan, die inzwischen zu 

Freunden geworden sind. Ohne euer Engagement kann dieser Austausch nicht stattfinden.

 

Schließlich gilt mein größter Dank, wie immer meiner Frau, der Seele des Austausches, die immer ein oder mehrere Ohren für die Schüler hat und ohne die diese Strapaze nicht möglich wäre. Ich liebe Dich.

Taiwan 2017

unser Reisetagebuch 2017

Wir sind angekommen!

Am Mittwoch, 12.04.17 sind wir losgezogen und gut in Kaohsiung angekommen. Ab jetzt werden wir täglich von unserer Reise berichten. Durch die Zeitverschiebung von 6 Stunden werden die täglichen Berichte ab ca. 19.00 Uhr MESZ veröffentlich.  Allerdings werden einige Bilder auf den Kopf gestellt. Da scheint irgendwo auf dem langen Weg durch die Welt ein Kabel falsch angeschlossen zu sein. Mal sehen, ob wir den Fehler beheben können. Solang einfach das Betrachtungsgerät herumdrehen, was ich mir gerade bei einem großen Monitor bildlich vorstelle.

Tag 1 - 12.04.2017

Kinder, wie die Zeit vergeht. Jetzt machen wir uns schon zum 5. Mal auf den Weg zu unseren Freunden an der Wenzao University of Languages in Kaohsiung. Zum 5. Mal, dann sollte sich doch eine gewisse Routine eingestellt haben! Denkste! Eigentlich sollten die Vorbereitungen frühzeitig abgeschlossen und die Koffer rechtzeitig gepackt sein. Eigentlich. Die Gastgeschenke bildeten irgendwann einen beträchtlichen Berg in unserem Wohnzimmer, schließlich erwartet man in Taiwan durchaus Gastgeschenke und da wollen wir auch niemanden vergessen. Und typisch deutsch sollen sie auch sein. Schließlich geht es bei einem Austausch darum, das Partnerland kennenzulernen. Also liegen mehrere Kilos an Gummibärchen neben Lebkuchen und Keksen, Osterhasen aus dem Erzgebirge, Ostereiern, die ein Discounter zur passenden Zeit im Angebot hatte, Büchern und anderen Dingen. Dahinter türmen sich grüne Jacken, die extra für unseren diesjährigen Austausch bestickt wurden und uns noch große Dienste leisten werden. Aber wie soll das alles in die Koffer passen? Unsere Kleidung muss auch noch mit und dann wünscht sich Pai Ling auch noch Schuhe. Dr. Pai Ling Sah ist Mitschuld, dass dieser Austausch überhaupt zu stande gekommen ist. An einem lauschigen Sommerabend im Jahre 2009 ist mit Hilfe von Rotwein auf unserer Terrasse die Idee geboren worden und sie hat sie an ihrer Schule umgesetzt.

Also kaufen wir am Dienstag Abend kurz vor Ladenschluss noch Schuhe. Über die Anzahl der Paare soll hier geschwiegen werden. Das alles muss jetzt in die Koffer und um 4.00 Uhr soll di e Abfahrt zum Flughafen Münster-Osnabrück erfolgen. Um 3.15 Uhr kommt es dann zur Katastrophe. Ein Koffer kündigt seine Zusammenarbeit auf. Der Reisverschluss will nicht mehr. Gut, dass wir so tolle Nachbarn haben. Anke hat uns noch kurz vor Mitternacht einen Koffer gebracht, weil ein anderer, unserer Koffer signalisierte, nicht mitfliegen zu wollen. Er ist aber dabei, so hoffe ich, während ich hier auf meinem Sitz in Reihe 60 der Boeing 777-300 der China Airlines gut gesättigt vom Frühstück - es ist 19.15 Uhr MESZ und 1.15 Uhr Ortszeit Taiwan - sitze.

Aber zurück zum Kofferpacken. Also alles, was so wunderschön und planvoll im Koffer war, muss raus und in den Leihkoffer. Der geht dann auch irgendwie zu. Ab unter die Dusche, Gepäck ins Auto und los gehts, nur nicht um 4.00 Uhr, sondern um 4.40 Uhr. In neuer persönlicher Bestzeit err ich es wir um 5.05 Uhr das Flughafengebäude, in dem sich eine Gruppe grüngekleiderte Schülerinnen und Schüler, nebst Eltern schon eingefunden haben und nach Taiwan wollen. Einchecken geht schnell, die Sicherheitskontrolle wird sehr genau durchgeführt und so präsentiere ich mein Handgepäck, während meine Frau zur Sprengstoffkontrolle darf. Der Mann am Monitor sieht wir wirklich alles, ob powerbanks oder Yu-Gi-Oh Karten.

Mit dem Flieger geht es zunächst nach Frankfurt, dabei werden wir auf dem Taxiway ordentlich durchgeschüttelt, sodass alle jetzt endgültig wach sind. 

In Frankfurt müssen wir von Terminal 1 zu Terminal 2, Gott sei Dank, ohne die Koffer, die schon ihren Anhänger mit "KHH", dem internationalen Code für Kaohsiung erhalten haben, nur wir müssen noch einmal zum Schalter und einchecken. Da nirgendwo das Terminal 2 ausgeschildert ist, wir hätten einfach nur der Beschilderung nach Gate D, E folgen sollen, fragen wir das freundliche Personal. "Rechts und dann links und dann mit dem Lift, ist eine Abkürzung!" Super, wir stehen plötzlich vor dem Ausgang. Aber dort bringt uns eine nette Flughafenmitarbeiterin wieder auf den rechten Weg - mit Abkürzung. "Ihr müsste zu A16, dort ist der Lift, damit fahrt ihr nach oben und dann mit dem Skyliner zu Terminal 2." So wird es gemacht. Wir haben den Waggon für uns alleine, na ja bis zur nächsten Station. Aber an der übernächsten Station steigen wir aus. Jetzt nur noch die Treppe hinunter und gerade durch die Schalterhalle, die grünen Jacken sind super, da man immer sehen kann, wo "Johanneum goes  to Taiwan" sich gerade befindet. Leider sind wir etwas zu weit gelaufen, absichtlich natürlich damit wir noch etwas Bewegung vor dem langen Flug bekommen. 

Wir sind nicht die ersten am Check-In und auch plötzlich keine Gruppe mehr. Vor dem Gruppenschalter hat sich eine unendlich lange Schlange von Taiwanern aufgebaut. Wie sollen wir alle in das Flugzeug passen? Eine quirlige Mitarbeiterin von China Airlines überprüft, ob unser Handgepäck mit an Bord darf, indem sie einfach mal den Hebetest macht. Max muss seinen Trolley aufgeben, was kein Problem ist, jetzt zumindestens noch nicht. 

Die Passkontrolle überstehen alle ohne Probleme und dann muss es ein Burger sein. Geht auch schon morgens. Dann folgt wieder ein Sicherheitskontrolle. Auch hier gibt es keine Probleme. Die kommen jetzt. Wir werden gesucht. Denn wir haben einen Koffer zu viel, na ja eigentlich nicht, aber auf der Liste der Fluggesellschaft fehlt eine Nummer. Problem geklärt, schnell noch mal zur Toilette und dann hinein ins Flugzeug. Nach 5 Minuten kann ich schon nicht mehr sitzen, also wird geschlafen, dann merkt man nicht, dass man nicht mehr sitzen kann. Wir fahren mal wieder gefühlt  mit dem Flugzeug nach Kaohsiung, so lange dauert die Fahrt bis zur Startbahn. Kurz nach dem Start gibt es schon Getränke und den ersten Snack. Dann folgt das Mittagessen, zur Auswahl stehen Schwein und Huhn. Jetzt werden die Augen aber endgültig für einige Zeit geschlossen.

Doch irgendwann kann man nicht mehr sitzen. Alles drückt und schmerzt. Es sind zum Glück nur noch 6 Stunden. Endlich gibt es wieder etwas zu essen: Frühstück um 1.00 Uhr morgens. Schwein auf Reis oder Rührei mit Kartoffeln. Dazu Brötchen, Obstsalat und eine kleine Rolle mit den berühmten Doppelkeksen. Dann folgen wieder dösen, lesen, Musik hören, dösen, lesen, Musik hören. Zwischendurch tun ein paar Schritte im Gang gut. Also mal eben zur Toilette gehen, auch wenn man nicht muss.

 

 

 

Tag 2 -13.04.2017

Doch auch dieser Flug geht mal zu Ende. Eine halbe Stunde vor der geplanten Ankunft setzen wir butterweich auf der Landebahn von Taipeh auf. Endlich dürfen wir wieder einige Schritte am Stück laufen. Wir müssen nach Gate D 10, was bedeutet, dass wir den Hauptgang nach rechts gehen müssen, dann links abbiegen und in den Skytrain einsteigen müssen, der uns zum Terminal 2 bringt. Auch hier geht es wieder nach links, dann noch einmal nach links und wir stehen vor einer Sicherheitskontrolle. Es ist die dritte Kontrolle und hier darf Pia dann endlich ihre Schere abgeben, die sie im Handgepäck hatte. Den langen Gang entlang geht es nach D 10 und dann nach einigen Minuten für Reinigungsrituale folgt das erste obligatorische Gruppenfoto auf taiwanischem Boden.

Der Flieger hebt pünktlich ab und landet 5 Minuten zu früh in Kaohsiung. Wir haben es heute eilig. Jeder bekommt ein Visum und darf einreisen. Fehlen nur noch die Koffer. Ob wohl alle angekommen sind. Das Gepäckband beginnt sich zu drehen und spukt einen nach dem anderen unserer Koffer aus. Und dann kommt kein Koffer mehr und das Band bleibt stehen und Leonie auch. Premiere bei unserem Austausch. Zum ersten Mal fehlt ein Koffer. Das findet Leonie natürlich nicht so toll. Beim zuständigen Schalter kümmern sich gleich drei Mitarbeiterinnen um unser Problem und finden den Koffer. Er ist noch im Flugzeug in Taipeh. Heute Abend soll er kommen und direkt an die Wohnungstür geliefert werden, so versprechen sie. Ob es geklappt hat oder Leonie sich von ihren Mitschülerinnen Sachen leihen muss, wissen wir erst morgen.

Also treten wir den Gang durch die weiße Tür an. Dahinter warten Christian, einige Studenten und Pia. Nach 7 Monaten können wir uns wieder in die Arme nehmen.

Jetzt kommt der geschäftliche Teil: Geld muss getauscht werden - der Kurs steht 1 € : 31,45 NT - und SIM-Karten müssen gekauft werden, schließlich muss man heute ständig online sein. Dann noch einen Kaffee trinken und wir begeben uns in Richtung Ausgang. Draußen ist es nicht so heiß, wie sonst schon mal, aber für den ersten Tag ist das genau das richtige Wetter. Der Busfahrer ist sehr nett und versucht alle Koffer in seinem Bus zu verstauen, was gar nicht so einfach ist, denn ein taiwanischer Bus ist nicht so aufgeteilt, wie ein deutscher Bus. Aber alle Koffer passen dann doch hinein und wir auch. 

Nach ca. 30 Minuten durchqueren wir das große Pagodentor der Uni. Unsere erste Station ist die Deutschabteilung der Uni. Die Koffer kommen dann in zwei Räume und wir haben alle etwas Zeit. Jetzt nur nicht einschlafen. 

Um 12.30 Uhr wird zum großen Buffet gerufen. Pizza, soweit das Auge reicht, Gyrosbrötchen mit Füllung, Brötchen, Gemüse und Obst sorgen dafür, dass niemand verhungert. Und es bleibt so viel übrig, dass am späten Nachmittag alle Besucher der Deutschabteilung das Gebäude kauend mit einem Stück Pizza im Mund verlassen.

Nach der Pizzaorgie folgt ein Kennenlernspiel, das aber seine Tücken hat. Nach 10 Minuten wird gestoppt und diejenigen, die übrig bleiben, dürfen sich dann für die Anderen zum Deppen machen. Komisch nur, dass immer nur die Mitglieder unserer Familie die Aufgabe bekommen, Wörter mit dem Popo zu schreiben. 

Nach einem Rundgang über das Gelände folgt der Einzug in die Gastfamilien. Irgendwann sind wir dann alleine und gehen Essen, in Taiwan zum Vietnamesen. Den kennen wir schon und wissen, dass wir leckeres Essen bekommen, das es so in Deutschland nicht gibt. Allerdings muss ich gestehen, dass ich vor dem Essen schon einnicke. Aber wenn man dann mal "am Essen dran ist", ist es auch mit der Müdigkeit schon wieder vorbei. Auch der Verdauungsspaziergang nach Hause funktioniert noch, aber dann ist es vorbei. Um 22.15 Uhr sinke, nein falle oder besser, werde ich ins Bett gefällt.  Gute Nacht!

Tag 3 - 14.04.2017

Gegen 7.15 Uhr werde ich wach. Guten Morgen!

Heute treffen uns um 9.00 Uhr. Alle sind da, ausgeschlafen und gut gelaunt. Das Wetter ist schon gut und es wird heiß heute, was am späteren Tag noch zu einem Problem werden wird. Apropos Problem: Es muss noch geklärt werden, ob Leonie heute mit frischen, eigenen Sachen kommt. Zur Erinnerung, der Koffer wollte noch einen Tag in Taipeh verbringen und ist deshalb dort nicht aus dem Flugzeug ausgestiegen. 

Leonie kommt mit neuem Dress, der Koffer wurde eingefangen und am Abend noch bei der Adresse ihrer Gastfamilie abgeliefert.

Heute steht ein Ausflug in den Hafen von Kaohsiung und auf die Halbinsel Qijin an. Damit wir bestens gerüstet sind, bekommen wir eine Lunchbox, einen Metroplan und eine Regenjacke. Und dann geht es los. Zu Fuss zur Bushaltestelle. Obwohl alle schon gefrühstückt haben, Waffeln, Sandwiches, ungetoastestes Toast, findet unser Frühstücksbuffet in Tüten, Sandwiches mit Spiegelei oder mit Tintenfischblutpaste, auch Schokolade genannt, doch Abnehmer. 

Alle passen in den Bus der Linie 26, aber auch sonst kaum noch jemand und wir fahren dann nicht, wie geplant zur Metrostation Arena, sondern zur Station Culture Center, so sparen wir das Umsteigen. Vom Zug steigen wir aufs Fahrrad um. Gut, der Taiwaner ist im Durchschnitt etwas kleiner, was nicht weiter schlimm ist. Allerdings benötigt er dann auch nur kleine Fahrräder. Das stellt die Kombination kleine Fahrräder - lange Deutsche vor eine Herausforderung und zwar auf beiden Seiten. Aber Probleme sind bekanntlich dazu dar, gelöst zu werden. Also den Sattel bis zum Anschlag herausziehen und los geht es. Der Vorteil dabei ist, dass man sofort sicher mit den Füßen auf der Erde ist. Um es vorweg zu nehmen, keiner hat kapituliert, weder Mensch noch Maschine. Schließlich kommt der Münsterländer und besonders der Münsteraner schon mit dem Fahrrad zur Welt. Allerdings bezweifle ich gerade, dass überhaupt eine gebürtiger Münsteraner dabei ist.

Mit dem Fahrrad fahren wir auf die Fähre nach Qijin. Die rechte Spur ist für uns, die Touries, die linke ist den Bewohnern der Halbinseln vorbehalten. Durch das eine Tor fährt man auf das Schiff, durch ein zweites wieder hinunter. So muss niemand drehen. Clever!

Danach radeln wir durch die Touristenstraße mit zahlreichen Garküchen, Restaurants und   Geschäften zum Strand. Wir erklimmen das Cihou Fort, von dem wir einen wunderschönen Blick auf Kaohsiung, Qijin und das Meer haben. Zeit für eine Pause und die Lunchboxen werden geplündert, schließlich ist es fast Mittag. Die deutsche Innere Uhr ist schon ausgeschaltet.

Weiter geht es zu einem Muschelmuseum, in dem wunderschöne kleine, wie große Muscheln zu bewundern sind. Allerdings fehlt die deutsche Nordseemuschel. Schade! Beim nächsten Mal bringen wir welche von Wangerooge mit, als Gastgeschenk.

Fotos werden in der Regenbogenchurch gemacht. Dort treffen sich die Brautpaare für ihrer Hochzeitsfotos. Mal sehen, ob das Folgen hat.

Mit dem Fahrrad geht es zurück und wir können am Stand die Füße ins Wasser halten. Dabei sollte man allerdings stets berücksichtigen, dass es im Meer auch Wellen gibt. Aber bei dieser Wärme trocknet die Kleidung ja schnell. 

Als nächstes parken wir unsere Fahrräder vor einem Tempel und zwar so, dass dieser zugeparkt ist. Eigentlich haben wir jetzt taiwansich geparkt, was aber dann doch wieder falsch ist, sodass während unserer Abwesenheit unsere netten Begleiter unserer Fahrräder umparken. Was machen wir in dieser Zeit. Wir bringen das geplante Programm durcheinander, allerdings ohne es zu wissen. Wir entdecken eine Eisdiele, gut diesen Begriff gibt es im Chinesischen nicht, aber was soll es. Dort gibt es dieses wunderbare gehobelte Wassereis, was mit gesüßtem Grüntee und Früchten garniert wird. Die Wahl fällt auf den Fruchtbecher, die Nummer 3 auf der Karte. Mit Genuss widmen wir uns dem Eis. An der Stelle muss erwähnt werden, dass auch Kirschtomaten zu den Früchten zählen. Schmeckt aber gut zusammen.

Plötzlich gibt es einen unglaublichen Knall. In den heutigen Zeiten denkt man ja sofort an etwas schlimmes. Neu es ist kein Anschlag, sondern ein Opfer. Im gegenüberliegenden Tempel werden Böller gegen die bösen Geister gezündet. Gegen diese Böller ist aber jeder Silvesterböller, der in Deutschland gezündet wird, Kindergeburtstag.

Jetzt entdeckt und Lina, die taiwanischen Kollegin Dr. Chen Lina, die uns heute begleitet und verrät, dass Eisessen noch auf dem Programm stehen würde. Das tut uns leid, aber es war richtig lecker. und wir wussten es nun wirklich nicht. Kurzerhand ändern unsere Gastgeber das Programm und statt eine andere Örtlichkeit dieser Köstlichkeiten anzufahren, bleiben wir hier. Da die Zubereitung aber etwas Zeit in Anspruch nimmt, diese Zeit aber verrennt, bekommen die, die als letzte bestellt haben, ihr Eis "to go", was bei dieser Größe gar nicht so einfach ist. Der Weg zur Fähre ist kurz und keine Fähre da, sodass sich jetzt die Gelegenheit für den Eisgenuss bietet. 

Mit der Fähre geht es wieder zurück, die Fahrräder werden wieder abgegeben und mit Metro und Bus erreichen wir wieder Wenzao.

Alle sind glücklich und voller neuer Eindrücke zurück. Allerdings auch mit einem Sonnenbrand, also nicht nur mit einem, sondern ganz vielen. Da sind sie wieder die Probleme. Und so wünschen wir und jetzt eine schönes Wochenende, denn morgen werden wir und nicht sehen, es sei denn, wir laufen uns zufällig in dieser großen Stadt der den Weg. Morgen ist Samstag und die Gastfamilien haben ihre Gastkinder ganz für sich.

Was machen Lehrer am Abend ohne Schüler, sie gehen schoppen. Aber nicht was jetzt wieder alle denken. Wir benötigen noch Shampoo, passte nicht mehr in den Koffer, und besuchen die Obsthändlerin unseres Vertrauens. Seit sieben Jahren kaufen wir regelmäßig bei unserer Besuchen in Kaohsiung be ihr Ananas, die so lecker sind, wie man sie in Deutschland nie bekommt. Außerdem schält sie die Früchte auf ihrer spezielle Art und wir werden an diesem Abend noch 2 Früchte verdrücken; gesund und lecker. Dann besorgen wir noch einige Kleinigkeiten und eine Handkarte, schließlich müssen auch wir ständig online und für die Kids, entschuldigung Schülerinnen und Schüler, erreichbar sein. Für die Eltern sind wir in besonderen Fällen aber auch weiterhin unter einer der ausgegebenen deutschen Handynummern erreichbar.

So geht ein Tag schon wieder viel zu schnell zu Ende. Aber nach einer riesen Portion Ananas und zwei Dosen Bier ruft das Bett. Und es ruft laut. Also gute Nacht!

Übrigens war heute Karfreitag. Haben wir hier gar nicht bemerkt.

Tag 4 - 15.04.2017

Nachtisch
praktisch: in einer Kabine für Kleine und Große

Heute steht gibt es kein offizielles Programm. Die Gastfamilien sind heute gefordert. Also haben wir frei - ein Urlaubstag. Juhuuuu!!!!

Also dürfen wir ausschlafen, was dazu führt, dass das Frühstück ausfällt. In Ruhe aufstehen und duschen - wunderbar. Was machen wir dann heute ohne Schüler und ohne offizielles Programm. Wir gehen ein Sofa kaufen. Ja richtig gelesen. In der nachmittäglichen Hitze machen wir uns auf den Weg zu einem Paradies für das heimische Wohnen. Es ist nicht das blaue Gebäude eines schwedischen Möbelhauses, das es auch hier in Kaohsiung gibt. Es ist ein großes Einkaufszentrum, in dem sich alles um das glückliche Zuhause dreht. Viele Geschäfte bieten hier Heimtextilien, Geschirr und Möbel an. Im Obergeschoss befindet sich ein Baumarkt. Aber wir wollen ja ein Sofa kaufen. Der Verkäufer ist nett, zurückhaltend und gut. Wir testen so viele verschiedene Exemplare auf nüchternen Magen, dass wir anschließend erst einmal etwas essen müssen. Für die Damen gibt es Forelle, für den Herr Schwein.

Anschließend machen wir das, was der Deutsche am Samstag Nachmittag gerne so macht, wenn er nicht das Auto wäscht, er besucht einen Baumarkt. Eigentlich sieht es genauso aus, wie in einem deutlichen Baumarkt, mit Produkten von Kärcher, Bosch, etc. (deutsche Produkte sind hier sehr gefragt), nur mit dem Unterschied, dass es hier Verkaufspersonal in Hülle und Fülle gibt. Einige tragen eine Schärpe, die zeigt, dass sie für besonderen Service ausgezeichnet wurden. Das wäre doch mal eine Idee für einen deutschen Baumarkt. Dort bekommt dann derjenige die Schärpe, der sich am erfolgreichsten vor den Kunden versteckt hat.

Zurück zum Sofa. Das braune oder das mit Holz? Diese Entscheidung wollen wir noch überdenken, also trinken wir erst einmal einen Kaffee. Danach erliegen wir einer jungen Dame, die uns eine Kaffeemaschine präsentiert. Der Kaffee ist aber gut. Und was ist jetzt mit dem Sofa? Wir arbeiten uns noch einmal vorsichtig an das braune Sofa heran. Das wird es, also wird der Vertrag unterschrieben. Aus der heimischen Nachbarschaft kommt die Frage nach dem Transport. Wir nehmen das Sofa natürlich als Handgepäck mit in den Flieger, notfalls schrauben wir eine Sitzreihe heraus und stellen das Sofa dorthin. Dann wir mir der Vorschlag unterbreitet, dass ich doch auch Tapeten kaufen soll und das Flugzeug von innen tapezieren soll. Zeit wäre ja genug. Ich werde darüber nachdenken. Das Sofa hat sich unsere Freundin für ihre Wohnung gekauft. Es wird am Mittwoch Abend geliefert.

Wir machen uns mit zwei Kissen und einer Ladung Geschenke (was kann hier nicht verraten werden) auf den Weg nach Hause. Dort werden nur kurz die Taschen abgeladen und schon geht es weiter. 

Zuerst besuchen wir das Dumpling-Restaurant unseres Vertrauens. Ohne diesen Besuch sind wir noch nicht richtig in Kaohsiung angekommen. Es gibt gebratene und gegarte Dumplings mit Kraut oder Schnittlauchfüllung, dazu Sojamilch. Lecker!!!

Gestern Abend haben wir Waschmittel gekauft, was sich leider als Weichspüler herausstellte. Also tauschen wir ihn wieder um. Problemlos gibt es das Geld zurück und gleichzeitig bekommt man einen neuen Kassenbon, mit allen gekauften Produkten, nur halt ohne den umgetauschten Artikel. Gute Idee!

Noch etwas Obst muss mit und dann geht es in den (!) Schreibwarenladen. Das ist eigentlich unser Untergang, denn hier gibt es wirklich tolle Sachen. Und so verlassen wir ihn nach einer guten Stunde mit einer mittelgroßen Tüte.

Ein weiterer schöner Tag geht zu Ende. Von einigen Schülerinnen und Schüler haben wir  zwischenzeitlich gehört und ihr Abendessen bestaunen dürfen, natürlich nur per Foto. Wir sind schon gespannt, was sie morgen berichten werden. Zusammen werden wir nach Meinong fahren, einem Haka-Dorf, das nördlich von Kaohsiung liegt.

Bis dahin, gute Nacht!

 

 

Tag 5 - 16.04.2017

Frohe Ostern!

Wir werden heute keine Ostereier bemalen, allerdings etwas anderes, nämlich Papierschirmchen. Das macht genauso viel Spaß und zeigt, dass unsere Schülerinnen und Schüler wahres künstlerisches Talent besitzen, wie auf den Bildern zu sehen ist.

Dazu sind wir morgens mit dem Bus nach Meinong gefahren. Menong ist eine Haka-Dort. Die Haka sind vor einigen hundert Jahren auf den südlichen Teil der taiwanischen Insel gekommen und haben diesen besiedelt. Die Gegend um Meinong ist sehr fruchtbar und daher findet man hier Bananenfelder, Reis oder Tomaten. In einem Museum wird das Leben der Haka bezeigt und dort können wir unsere künstlerische Ader so richtig ausleben. Und ob Eier oder Papierschirmchen, das ist Ostern egal, Hauptsache malen.

Vorher waren wir noch in einer Teebar, in der wir Machtee zubereitet haben. Dazu musste aber erst einmal der Grüntee gemörsert werden, was aber kein großes Problem darstellt. Alle sind gut erholt und stürzen sich voller Eifer auf die Gerätschaften. Das grüne Pulver wird dann mit heißem Wasser angerührt und es entsteht ein grüner (welche Überraschung) Brei, der lecker (was auch sonst) und sehr nahrhaft ist. Und stimulierend wirkt der Tee auch. Wir probieren traditionelle Haka-Kleidung an, die Jungen in seidenen Gewändern, die Mädchen in blauer (Arbeits-)Kleidung. Mit den entsprechenden Hüten sehen wir so gut aus, dass wir schon überlegen, ob so nicht unsere Schulkleidung aussehen soll. Es hat etwas elegantes, wenn alle in den seidenen Gewändern durchs Johanneum wandeln. Aber die Kleidung bleibt dann doch hier.

Zum Abschluss stürmen wir noch die Einkaufsstraße. Hier gibt es alles, was der Mensch so braucht oder auch nicht braucht. Vor allem gibt es Essen: gegrillter Tintenfisch, Bananenbrot, Bananenkekse, Obst, Würstchen, Süsskartoffeln, Tee, Klebereis, ... und Schnecken. Ich würde die armen Tiere ja leben lassen und muss so etwas ja nicht essen, aber unsere Schüler sind ja vor gar nix fies. Paul hat eine Portion gekauft und alle probieren auch diese Köstlichkeit. Ich muss gestehen, dass ich kneife. Meine Herausforderung für heute kommt noch und das nicht zu knapp.

Mit dem Bus geht es dann zurück. Wir haben noch eine Einladung zum Abendessen. Monas Eltern, die Mitbewohnerin unserer Tochter Pia, und Lenas Austauschpartnerin haben uns zum Essen eingeladen. Mit dem Taxi geht es zu einem Restaurant, in dem ein Tisch für uns reserviert ist. Mit Monas Eltern im Taxi komme ich mir irgendwie vor, wie ich mir den ersten Besuch bei den neuen Schwiegereltern vorstelle. Auf dem Weg vom Taxi zum Restaurant, d.h. einmal die Straße überqueren, klären wir, die Eltern, gleich mal unser Alter. Obwohl Monas Eltern wenig Englisch sprechen, wir dafür kein Chinesisch, ist diese Frage schnell geklärt.

Taiwanisch essen gehen läuft etwas anders ab, als in Deutschland essen geht. Während man sich in Deutschland zunächst den Getränken hingibt und dann die Gerichte wählt, jeder sein eigenes, auf diese wartet, dabei noch mehr trinkt, oftmals so viel, dass man eigentlich keinen Hunger mehr hat, weil es so lange dauert und schließlich doch noch sein Essen bekommt, wählt in Taiwan oftmals der Gastgeber aus der Karte unterschiedliche Gerichte aus, die dann in relativ kurzer Zeit gebracht werden, nicht alles auf einmal, sondern nach und nach. Alles kommt auf eine runde Platte in der Mitte, die drehbar ist und so kann sich jeder sein Gericht zu sich herandrehen. Man probiert also verschiedene Speisen. Dazu gibt es Wasser, heute bestellt Monas Vater noch Bier. Ja, Klischees haben auch Vorteile. Dummerweise kontere ich seine Andeutungen zum Anstoßen mit einem klaren "Ganbei", was aber soviel wie, "auf ex" (nicht auf die EX) heißt. Das bringt so viel Spaß, dass jetzt auch Monas Mutter in die Bierrunde eingreift, ihrem Gatten das Glas entwendet und meiner Frau zuprostet, sodass ich auch keine Glas mehr habe. Das ist falsche Emanzipation. Aber es wird neues Bier gebracht und die Welt ist wieder in Ordnung. Für alle anderen gibt es Wasser, das ist hier ganz normal. Schließlich geht man ja Essen und nicht Trinken.

Heute beginnt ein Fisch, dessen Namen ich nicht erfahre, weil er nichts mehr sagen kann, die Parade der Speisen. Das ist meine erste Herausforderung, weil ein Westfale vom Fisch natürlicherweise ziemlich weit entfernt ist. Aber ich bin mutig, der Fisch auch und so arrangieren wir uns. Er gibt sein Bestes und schmeckt wirklich lecker. Nichts von diesem tranigen Fischgeschmack, den ich sonst in Erinnerung habe. Es folgen Gemüse, Schweinefleisch, Tofu, Gehacktes und Hühnchen in unterschiedlichen Variationen. Ich muss, glaube ich nicht erwähnen, dass alles sehr lecker ist. Es folgt der Nachtisch. Und dann steht der Gastgeber plötzlich auf und alle folgen. Nach dem Essen noch sitzen bleiben und den Tisch für andere blockieren, das gibt es hier nicht.

Die ganze Zeit haben wir die Taschen mit den Gastgeschenken dabei, Monas Eltern übrigens auch. Es ist ein bißchen wir Weihnachten oder Kindergeburtstag, man weiß, dass man etwas bekommt, man weiß aber nicht was. Die Übergabe wird aber noch nicht stattfinden, denn jetzt werden wir noch in die Wohnung eingeladen, was eigentlich sehr untypisch ist. Aber das sind eben die Früchte dieses Austausches. Also tragen wir unsere Gastgeschenke in den 14. Stock und jetzt warten die nächsten Herausforderungen auf mich. Monas Mutter stammt von der Insel Penghu und war am Wochenende mit Mona und Lena dort. Dabei haben sie Muscheln mitgebracht, sie wir nun probieren dürfen. Hätte ich es ich doch nur mit den Schnecken versucht. 

Jetzt werden die Gastgeschenke übergeben und wir machen uns auf den Heimweg. Noch etwas flüssige Nahrung für das Tagebuch, einige Vitamine, etwas Creme für die rote Haut und schon geht wieder eine schöner Tag voller Erlebnisse zu Ende.

 

 

Tag 6 - 17.04.2017

beliebt: Malzbier aus Deutschland
Dumping selber gemacht - und gegessen
Stationenlernen über Taiwan
Karte für Teegetränke
leckerer Snack für zwischendurch: gebackenes Omelett
beliebt: Made in Germany
Metrostation: Formosa Boulevard

Jetzt ist Ostern vorbei. Leider haben wir heute nicht so richtig gemerkt, dass der 2. Ostertag ist. Hier war für uns und alle ein ganz normaler Arbeitstag. Na ja, Arbeit ist es für die Schüler nicht so richtig, und Lehrer arbeiten ja nie. (Jetzt höre ich sie schon schreien: "Nestbeschmutzer!")  Das war Ironie. Für alle, die sich gerne über ihre Belastung aufregen, sei gesagt, dass wir heute Abend die taiwanischen Kollegen zu einer Informationsveranstaltung in einem College begleiten dürfen. Treffpunkt ist um 20.30 Uhr am Schultor. Nein, kein Tippfehler, ja richtig gelesen: 20.30 Uhr. Mit dem schuleigenen Bulli (Original VW T4) fahren wir ca. 30 Minuten in die Mitte Kaohsiungs. Dort erwarte ich eigentlich eine "normale" Schule, also eine Schule deutscher Größe und stehe vor einem Gebäude, dass mehrere Ministerium aufnehmen könnte. Natürlich mit einem Sportplatz im Centrum. Das Sekretariat ist noch besetzt, ich zähle alleine 9 Computerarbeitsplätze. Das Lehrerzimmer des Johanneums würde hier problemlos Platz finden. Gegen 21.30 Uhr finden sich ca. 100 Schülerinnen und Schüler in einem Hörsaal im 7. Stock ein. Es stellt sich zunächst die deutsche Abteilung vor. Nach einem Film über die Abteilung folgen einige Bilder vom Besuch der Taiwaner im letzten Jahr in Wadersloh. Das Ortsschild von Wadersloh groß auf einer Leinwand 11.000 km entfernt. Lieber Herr Bürgermeister, das können nicht viele Gemeinden von sich behaupten. Es folgt eine Präsentation der japanischen Abteilung und eine Vorstellung der Kurse, die die Schüler sprachübergreifend besuchen können. Danach folgt eine Fragerunde, bei der viele Fragen gestellt werden. Allerdings wird da auch etwas nachgeholfen, wie sei hier nicht verraten. Diese Idee werden wir bei Gelegenheit nutzen. Das Ende der Veranstaltung ist um 22.15 Uhr (!). Als wir die Schule verlassen, strömen mit uns hunderte Schülerinnen und Schüler in die Nacht Kaohsiungs. Es herrscht ein Gewusel so wie am Johanneum nach der 6. Stunde, nur ohne Busse. Zurück sind wir gegen 23.00 Uhr. Noch Fragen?

Jetzt kann man natürlich fragen: Habt Ihr vorher nicht unternommen? Unser Tag beginnt um 9.00 Uhr. Eigentlich steht Obstkunde auf dem Programm, aber das wir erweitert auf Obst- und Getränkekunde. Wir probieren Guave und Bubbletea. Dann bereiten wir unser Mittagessen selber zu. Wir machen Dumplings, was hier immer mit Maultausche übersetzt wird, wobei mir Dumpling besser gefällt. Unser Tisch entwickelt sich zu wahren Meistern dieser Kunst. In kreisrunde, dünne Teigfladen wird eine vorher zu bereitete Füllung aus Hackfleisch und Gemüse gegeben. Dann werden die Ränder mit Wasser befeuchtet und zusammengedrückt. Jetzt werden sie in kochendem Wasser gegart und anschließend verzehrt, wobei die Augen größer als die Mägen waren. Dann kann das Mittagessen also ausfallen.

Tut es auch. Um 13.00 Uhr haben wir Unterricht. Trotz ausgefallenem Mittagessen kommt das Suppenkoma. Dabei haben die Schüler von Dr. Liu fünf Stationen vorbereitet, an denen sie uns viele interessante Informationen über Taiwan geben. Auch beim fünften Besuch erfahren wir immer noch Neuigkeiten. 

Anschließend haben wir frei und nutzen die Zeit, um uns mit Pia und Theresa zu treffen, die bei der Arena ein schattiges Plätzchen gefunden haben und wichtige Informationen des letzten sieben Monate austauschen. Mit dem Bus der Linie 36 fahren wir den altbekannten Weg. Doch dann geraten wir vor der Arena in die Fänge einer Sekte, die uns Glück verheißt und allen Glück verheißt und ..., ach vergessen wir es. Damit wir nicht  wieder den Countdown mitzählen müssen, wechseln wir die Straßenseite und fahren mit der Metro zur Central Station, die einen wunderschönen Ausgang mit Wasserfall und Bepflanzung hat. Mit Hilfe des Navis gehen wir durch Downtown Kaohsiung zur nächsten Metrostation. Hier bietet die Stadt ein ganz anderes, noch moderneres Bild. Die Metrostation Formosa Boulevard gehört zu den schönsten und bekanntesten auf der ganzen Welt. Ein Italiener hat hier den Dome of lights geschaffen, den man sich unbedingt ansehen muss. Wenn dann noch ein Besucher auf dem weißen Flügel spielt, der in Mitten der Station steht, dann herrscht Romantik pur.

Wir meiden aber jetzt die U-Bahn und nehmen ein Taxi zurück, Bei den Preisen in Taiwan kann man sich das wohl des öfteren leisten.

Jetzt fehlt noch, richtig das Abendessen. Das gibt es heute bei Pumkin Curry. Wie der Name schon sagt, gibt es verschiedenen Gerichte, die alle mit Curry angerichtet sind: Rind, Schwein, Geflügel, Fisch (heute nicht, ich hatte heute morgen plötzlich einen roten Streifen am Arm, bestimmt eine allergische Reaktion auf das viele Seafood von gestern), Omelett, Nudeln und und und. Als Vorspeise wird eine Kürbissuppe serviert. Muss ich noch erwähnen, dass alles sehr lecker ist.

So jetzt muss ich ins Bett. Morgen wartet ein neuer Tag mit neuen Abenteuern und einem Abendessen in einem speziellen Seafood-Restaurant. Hoffentlich ohne Reaktion am Mittwoch. Gute Nacht.

Tag 7 - 18.04.2017

Darf gerne nachgesungen werden
Gassigehen mit Echse
Selfie im Unterricht! Wo ist Nils?
Taiwanise Song Contest
Kapelle der Universität mit Wasserfall

Hilfe, ich platze! Und wir sind schwanger, meinen Ben und Max. 

Was ist passiert? Wir sind heute Abend von der deutsche Abteilung zu Essen eingeladen worden. Es ging in das Harbour Restaurant im Hanshin Kaufhaus unmittelbar an der Kaohsiung Arena. Wer nachvollziehen will, warum es uns gerade so geht, wie es uns geht, dem sei gesagt, dass es hier ein Buffet gibt, dass ich in dieser Größe noch nie gesehen habe. Es sei das größte Seafood-Buffet Kaohiungs, kann man nachlesen. Es gibt aber auch unzählige andere Dinge, die nichts mit Seafood zu tun haben. So findet man hier Thunfisch und Hai, aber auch Roastbeef und Würstchen, frischen Salat und vegetarische Gerichte, Dumpings und Reisbällchen, Aufläufe und Überbackenes, Nudeln und Kartoffeln, Obst und Kuchen, Eis, frische Säfte, Kaffee, Limonaden und sogar Bier zum Selberzapfen. Alles zu probieren hat man keine Chance. Also muss man eine Auswahl treffen und diese kann nur klein ausfallen, wenn man keine ernsthaften Schäden davon tragen will. Ich lasse den Salat mal weg, da ich den auch Zuhause essen kann, außer Erdnusssprossen, die ich noch nie gesehen habe und Blätter einer Art Kaktee, die wirklich sehr wasserhaltig sind. Außerdem konzentriere ich mich auf die Speisen, die es in Deutschland so nicht gibt und das ist immer noch reichlich. Alles ist, das muss ich glaube ich nicht extra erwähnen, sehr lecker. Dazu noch etwas Kuchen zum Nachtisch und einen doppelten Espresso und dann sind wir in der Situation, in der wir jetzt sind.

Aber wir hatten auch Hunger, schließlich fing der Tag mit Kaligraphie an. Mit Eifer versuchten wir die chinesischen Schriftzeichen mit Tusche und Pinsel nachzuzeichnen. Ein bißchen, wie Malen nach Zahlen, nur ohne Zahlen. Meine Talente scheinen eher auf anderen Gebieten zu sein, so dass ich nie der geeignete Kandidat für einen Kunst-LK wäre. Andere aus der Gruppe schlagen sich da durchaus besser. Zur Entschuldigung muss gesagt werden, dass ich nüchtern und ohne Kaffee arbeite. Nüchtern geht ja noch, aber ohne Kaffee geht eigentlich morgens gar nichts. 

Den Kaffee gibt es dann zum Brunch. Wir schlagen unser Lager gegenüber der Kapelle unter Bäumen auf. Zu Pfannkuchen und einem Reisgericht gibt es Obst, Saft und eben Kaffee. 

Auf der Wiese des Sportplatzes steht eine Stundeten. In der Hand hält sie eine Hundeleine, aber es fehlt der Hund. Zumindestens sehe ich keinen. Vielleicht ist es auch eine Fata Morgana, soll ja bei hohen Temperaturen vorkommen. Doch dann bewegt sich die Leine. Magic! "Ach, das ist die Echse!" Meine Kinder wissen schon wieder mehr als ich. Und tatsächlich, die Studentin  führt ihre Echse aus. Das Tier müssen wir uns aus der Nähe ansehen. Wir stellen uns einander vor, also die Echse und ich. Leider habe ich ihren Namen schon wieder vergessen. Man trifft sich bestimmt zwei Mal im Leben.

Nach der Mittagspause steht das Singen taiwanischer Lieder auf dem Programm. Pia ist beim Kennenlernspiel ganz weit vorne und darf ein Lied singen und so kommen wir in den Genuss von "Alle meine Entchen". Das in Taiwan bei Jugendlichen so bekannte Lied, das wir nun üben, stellt sich für unsere Zungen als Herausforderung dar, die wir aber meistern. Und so gibt die gesamte Johanneums-Gruppe das Lied abschließend zum Besten. Videodokumente sind vorhanden und können gegen oder für die Gruppe verwendet werden.

Heute Abend geht es mal etwas früher zu Bett. Also Gute Nacht aus dem immer noch fast 30°C warmen Kaohsiung ins etwas kühlere Deutschland. Wobei uns eine befreundete Familie schrieb, in Münster wären es auch 30°C, 24°C im Haus und 6°C draußen. Wir haben auch Bilder mit weißen Landschaften aus Deutschland gesehen. Irgendwie ist das alles sooo weit weg.

Also gute Nacht!

Tag 8 -19.04.2017

Das Sofa ist da. Es wurde am späten Nachmittag geliefert. Man sitzt sehr gut und nun schreibe ich den ersten Tagesbericht auf ihm.

Der Abend hielt eine Überraschung für uns bereit, nein eigentlich gleich zwei. Mit Hoi-Chui, Ingo, Pai-Ling und Mila und Wau-Wau haben wir uns auf den Weg zu einem vietnamesischen Restaurant gemacht, dort kann man gut essen und draußen sitzen, sodass die Hunde sich dazugeben können. Ca. 200 m vor dem Restaurant spüre ich erste Regentropfen. Regen in Kaohsiung hatten wir erst einmal. Aber dieses Mal kommt er aus dem m besagten "heiteren" Himmel und sofort entwickelt sich aus dem Nichts ein Sturzregen. Mit Mühe erreichen wir das Restaurant und sind doch reichlich nass, was bei dem hohen Temperaturen aber nicht stört. Das ist der Unterschied zum Aprilregen in Deutschland. Jetzt wartet die zweite Überraschung auf uns: das Restaurant hat geschlossen. Also wird umdisponiert, was hier nicht so sehr schwierig ist, da es Restaurants wie Sand am Meer gibt. Es ist wahrscheinlich unmöglich die Anzahl der Restaurants und Garküchen in Kaohsiung zu zählen. 

Der Regen hört auf und fängt wieder genau wieder an, als wir gerade mit dem Essen fertig. Das stört dann doch, wenn man draußen unter einem doch sehr kleinen Schirm sitzt. Also warten wir bis das Schlimmste vorbei ist und arbeiten uns dann langsam von überdachtem Bürgersteig zu überdachtem Bürgersteig. Irgendwann fasst meine Frau einen weisen Entschluss und kauft in einem kleinen Supermarkt, der 24 Stunden geöffnet ist, Regenjacken. Jetzt bleiben Oberkörper und Beine trocken, dafür fließt das Wasser in die Schuhe. Man kann halt nicht alles im Leben haben.

Im Schreibwarenladen tauschen wir noch ein Kabel um und erstehen im Gemischtwarenladen gegenüber noch Backförmchen, die man so in Deutschland nicht bekommt, schon gar nicht zu dem Preis. Übrigens sind die Straßen inzwischen wieder trocken.

Was haben wir heute eigentlich so gemacht, bevor wir zum Abendessen gegangen sind. Der Vormittag stand ganz in der körperlichen Ertüchtigung. Tai-Chi hilft bei der Verteidigung, aber auch bei der gesunden Körpererhaltung. Die Gesundheitslehrerin kennt auch die wichtigen Stellen im Körper und weiß sie entsprechen zu massieren, wie Alina jetzt weiß. 

Am Nachmittag wird gespielt, so wie die Taiwaner spielen. Wir erhalten gute Ideen für unser Ferienlager in den Sommerferien.

Nachdem alle Schülerinnen und Schüler mit ihren Gastgebern ausgeschwärmt sind, fahren wir spontan zum Lotussee. Mit der Buslinie 35I dauert das etwas 30 Minuten. Zwei Pagoden stehen mitten zwischen großen Lotusblüten im See. Durch den Drachenkopf geht man hinein und durch den Tiger wieder hinaus. Bloß nicht vertauschen. Das bringt Unglück. Die Brücke über das Wasser ist Zickzack-förmig gebaut, das die Dämonen nur gerade fliegen können. Der Blick über das nördliche Kaohsiung ist grandios.

Kurs noch einen Blick in den Tempel geworfen und Obst gekauft und dann geht es mit dem Taxi zurück. Wir zahlen für die Fahrt, die etwa 15 Minuten dauert, umgerechnet etwa 4,50€. Spannend ist Taxifahren immer dann, wenn wenn der Fahrer, wie heute, kein Wort englisch spricht. Aber dank der Visitenkarte des Dumplingrestaurants unseres Vertrauens ist die Absprache über das Fahrtziel kein Problem. Die habe ich übrigens heute mittag mitgenommen. Wir haben mit 7 Personen etwa 80 Dumplings verputzt, dazu noch vier Pekingsuppen und jeder eine Sojamilch. Da schien noch die Sonne und wir haben unsere Teller leer gegessen.

 

 

Tag 9 - 20.04.2017

Heute waren wir in der Hauptstadt Taipei oder in der englischen Schreibweise Taipeh. Die Entfernung von ca. 350 km legen wir mit dem High-Speed-Train zurück. Damit sich die Fahrt auch lohnt, sollen wir uns um 7.00 Uhr im Bahnhof Zuoying treffen. Also klingelt unser Wecker um 5.00 Uhr. Draußen ist es schon hell. Haben wir etwa verschlafen. Der Blick auf das Handy verrät, wir nicht. Also quälen wir uns so langsam aus dem Bett. Die Betonung liegt auf "quälen". Tatsächlich stehen wir um 6.15 Uhr beim Portier. Jedes Hochhaus, das heißt eigentlich jeder Hochhauskomplex - das sind in der Regel mehrere Hochhäuser mit einem Innenhof, der als Aufenthaltsort mit Palmen und Grünpflanzen begrünt ist und auch über Teiche mit Springbrunnen verfügt - hat einen Portier, der darüber wacht, wer den Komplex betritt, die Post annimmt und auch ein Taxi bestellt. Unser heutiger Taxifahrer spricht auch wieder kein Englisch, aber dank des Kartenmaterials von google, das auch die chinesischen Namen preis gibt, weiß unser Taxifahrer wohin wir wollen. Da merkt man die Vorteile der Digitalisierung.

Wir sind um 6.45 Uhr, also 15 Minuten zu früh am vereinbarten Treffpunkt, aber die meisten sind schon da. Also bleibt noch Zeit sich mit frühstücksfähigen Materialien einzudecken. Das machen auch alle anderen Mitreisenden. Es gibt die Filiale eines weltumspannenden amerikanischen Kaffeekochers oder einen kleinen 7-eleven Shop. Diese findet man zu Hunderten hier in der Stadt. Man bekommt hier alles, was man zum Überleben benötigt und das 24 Stunden am Tag. Der Capuccino kostet dafür auch nur ein Viertel als beim berühmten Nachbarn. Aus dem Kühlregal wähle ich Hamburger, die dann von der freundlichen Bedienung auf Nachfrage in der Mikrowelle warm gemacht werden. Dann legt sie die vier Hamburger auf eine Art Serviette und ich sehe mich schon wie eine Wadersloher Landfrau, die Kartoffeln in ihrer Schütze trägt, mit einer Serviette voll Burgern durch den Bahnhof laufen. Doch dann fasst sie zwei Ecken und aus der vermeintlichen Serviette wird eine praktische Tasche, die ein bißchen an einer Designerjeans mit Löchern erinnert. 

Wir sind gerüstet für die Fahrt, allerdings fehlen noch drei Mitfahrerinnen, dummerweise auch die Tochter eines Lehrers. Dann wollen wir die Damen mal anrufen, wo sie denn stecken. Nur leider nimmt niemand ab. Alle Versuche der Kontaktaufnahme scheitern und so fahren wir ohne sie los. 

In Taiwan Zug fahren ist sehr angenehm. Schon bei unserem ersten Aufenthalt habe ich das öffentlich kund getan, aber wurde von niemandem, der bei der Deutschen Bahn verantwortlich zeichnet, erhört. Daher ein neuer Versuch: Liebe Deutsche Bahn, fahrt doch mal mit einem eurer Züge nach Taiwan. Dann werdet Ihr beobachten, dass man einen High-Speed-Train auch als solchen betreiben kann, wenn man ihn auf einer eigenen Strecke betreibt. Dann benötigt er für die 350 km auch nur 2 Stunden, mit Halten in allen größeren Orten. Die Sitze sind alle in Fahrtrichtung, dazu kann man die Sitze drehen, was von Mitarbeitern an den Zielbahnhöfen gemacht wird. Die Beinfreiheit ist auch für Menschen, die über 2 m lang sind, sehr angenehm. Es gibt Tische, wie im Flugzeug. Am Vordersitz sind alle wichtigen Informationen angebracht, sodass jeder Reisende weiß, wo sich z.B. die Toiletten im Zug befinden. Es gibt Wagen, in denen die reservierten Plätze sich befinden, und andere wo nur unreservierte Plätze sind. Die Wagen sind sauber, obwohl die Taiwaner in ihnen ihre Speisen einnehmen. Wie im Flugzeug kommt einen nette Stewardess durch den Zug und biete Getränke an und auch Mülleimer quillen hier nicht über, da auch dazu eigene Mitarbeiter durch den Zug gehen und den Müll einsammeln.

Gegen 7.30 Uhr habe ich plötzlich die fehlenden Mitreisenden am Telefon. Alle vier haben sich einen Wecker gestellt, sind aber gerade erst wach geworden. Da frage ich mich doch, welche Zeit haben sie denn eingestellt. Und die Gastmutter hat ihren Spaß, sie ist auch nicht eher wach geworden. Sie werden den nächsten oder übernächsten Zug nehmen und uns in Taipei treffen.

Nachdem wir in der Hauptstadt Taiwans eingetroffen sind, werden wir gleich mit einer weiteren Eigenheit des taiwanischen Bahnverkehrs konfrontiert. Wenn man den Bahnsteig betreten will, muss man mit seinem Ticket durch eine Schleuse. Allerdings auch wenn man am Ziel den Bahnsteig wieder verlassen will. Das wird einem Herzfelder zum Verhängnis, man muss ihm zugute halten, dass Herzfeld weder über eine U-Bahn verfügt, geschweige denn einen Bahnhof besitzt. Aber das freudliche Personal entlässt ihn in die Freiheit.

Jetzt geht es mit Metro und Bus weiter, dazu benötigt man einen i-Pass, der uns heute aber auch noch beschäftigen wird. Die Metro ist doch deutlich voller als in Kaohsiung. Hier machen die eingezeichneten Warteliniien auf dem Boden wirklich Sinn. Die wartenden Fahrgäste stehen mittig vor der Tür, die aussteigenden Fährgäste gehen seitlich an ihnen vorbei. Das läuft bei den Zügen genauso und funktioniert hervorragend, nicht wie in Deutschland, wo beide Gruppen gleichzeitig ihrem Begehren nachgehen, was immer zu einem gewissen Gewusel führt.

Der Bus ist mit unserer Gruppe fast überfordert. Man muss wissen, dass in einem großen  Linienbus, der von der Größe mit einem großen deutschen Linienbus vergleichbar ist, nur 22 Sitzplätze vorhanden sind. (Ich habe gestern gezählt.) Da auch einige Taiwaner mitfahren wollen, ist wirklich jeder Zentimeter ausgefüllt. 

Das Nationalmuseum von Taiwan beherbergt die Kunstschätze des Landes. Die Mona Lisa Taiwans ist der Jadekohl. Dabei handelt es sich um einen Chinakohl, der aus Jade geschnitzt ist, und durch seine natürliche grüne Farbe besticht. Der Chinakohl steht für die Unschuld der Frauen und zwei Heuschrecken, die auf den Kohlblättern sitzen, symbolisieren die Fruchtbarkeit. Lena als Mitglied des Biologie-Leistungskurses kommt das irgendwie spanisch vor. Das ist ja mal fächerübergreifend. Da fällt mir auf, dass unsere Langschläfer inzwischen auch bei uns sind. Sie haben aufgeholt und  den Jadekohl schon vor uns gesehen.

Das Mittagessen bringt wieder Energie in den Körper und dann geht es wieder mit Bus (jeder Zentner wird wieder ausgenutzt) und Metro zum Taipei 101, dem bis zum Jahre 2007 höchsten Gebäude der Welt. Kommt man aus der Metro befindet man sich am Fusse dieses Giganten und es biete sich ein imposanter Anblick. Mit dem Fahrstuhl muss man in den 5. Stock und von dort fährt man, nach einer Sicherheitskontrolle, mit einem der schnellsten Aufzüge der Welt, mit sage und schreibe 60,1 km/h nach oben.

Wir haben Glück, denn trotz eines Wetterberichts, der Regen mit einer Wahrscheinlichkeit von 60% vorausgesagt hat, ist es trocken und keine Wolken hüllen das Gebäude ein, sodass wir einen tollen Blick über die ganze Stadt haben. Den Regen hatten wir ja schon gestern und der war auch nicht angesagt.

Mit Metro und Zug geht es dann wieder zurück, natürlich mit dem entsprechenden Abendessen, dass wir im Zug einnehmen.

Was machen wir um 21.21 Uhr bei 28°C noch. Wir gehen Eis essen. Dorthin fahren wir mit dem Taxi. Das macht immer mehr Spaß. Es ist sehr günstig und die Taxifahrer sind sehr zuverlässig und ehrlich. 

Es gibt 6 Zutaten darüber gehobeltes Wassereis aus einem Block und darüber Zuckersirup. Man kann bei den Zutaten aus Früchten, Glibber, Bohnen, Nüssen und vielem mehr wählen. Das ganze kostet dann umgerechnet 1,50 € eine mittlere Schüssel voll, nicht eine kleine Kugel. Dieses Eis ist sehr lecker (das Wort habe ich heute noch gar nicht verwendet), erfrischend und für alle Lactoseintolleranten wunderbar geeignet. Leider können wir keine Bestellungen entgegennehmen, da wir nicht garantieren können, dass das Eis in Deutschland ankommt. Wir würden es vorher aufessen.

So jetzt geht nichts mehr. Beim Spaziergang mit Wau-Wau habe ich noch schnell ein 6-Pack Dosenbier gekauft zur abendlichen Begleitung beim Schreiben, aber jetzt kommt die Müdigkeit nach diesem Tag doch so schlagartig, dass es auch erst morgen weitere Bilder geben wird.

 

 

Tag 10 - 21.04.2017

Puuh! Heute war es aber wieder ein anstrengender Tag. 

Er beginnt mit dem Aufstehen. Das fällt trotz 6,5 Stunden Schlaf mal wieder schwer. Und bis alle vier Personen durch das Bad geschleust sind, dauert es auch etwas. Ja, wir müssen zugeben, dass wir heute etwas zu spät sind. Der Vormittag ist geprägt von einer Einführung in die chinesische Tradition. Zunächst lernen wir Chinesisch. Wir sitzen in einem Raum im 12. Stock des Verwaltungsgebäudes, der der Größe eines normalen Klassenraums am Johanneum entspricht. Die Lehrer und Studenten benutzen auch in diesen Räumen, die immer mit Computer und Beamer ausgestattet sind, ein Mikrofon. Nicht, dass wir nach 1,5 Stunden perfekt sprechen könnten, aber wir bekommen einen ersten Eindruck von der Sprache. So schwer ist sie gar nicht oder doch. Alleine die vier unterschiedlichen Betonungen sind für unsere Zungen schon Herausforderung genug. Und dann wir auch noch gebastelt, Jetzt wird auch noch die Koordination der Finger gefordert, Einige aus der Gruppe meinen, dass doch das Erlernen der Sprache leichter sein könnte. Die Ergebnisse können sich aber durchaus sehen lassen und wir haben neue Anregungen für unser Ferienlager. 

Die Mittagspause ist von 11.00 bis 12.00 Uhr angesetzt. Wir werden im Büro der Deutschen Abteilung erwartet. Shou-Hoi, die Dekanin der Fakultät und eine langjährige Freundin von uns, freut sich auf ein Treffen mit uns. Sie war einige Tage in China um die Partnerschaften mit dortigen Universitäten zu festigen.

Auf dem Tisch stehen Lunchboxen bereit. Diese Boxen haben ungefähr die Größe eines DIN A 5 Blattes und sind gefüllt mit Reis, Gemüse und einem Kotelett. Ja, richtig gelesen. Es gibt sie natürlich mit den unterschiedlichsten Füllungen und sie werden überall - zur Mittagszeit von Händlern, die ihre Stände auf dem Gelände aufbauen - in Taiwan angeboten. Sie sind aus Pappe und das Essen bleibt über einen längeren Zeitraum in ihnen warm. So heiß, wie in Deutschland, wird hier übrigens nicht gegessen.

Wir plaudern über Schule und das Leben außerhalb unserer Bidlungsanstalten, auch über Politik, was unser Vertrauensverhältnis verdeutlicht. 

So schaffen wir es, dass wir auch die Einheit am Nachmittag nur mit Verspätung erreichen. Es geht um die Teezubereitung. Jetzt kann man denken, was ist daran so schwer, Wasser heiß machen, Teebeutel hinein und ziehen lassen. Nur, dass die Taiwaner keinen Teebeutel benutzen. Tee gibt es eigentlich nur lose. Es gibt verschiedene Teesorten, bei denen man jeweils auf die richtige Wassertemperatur und die Zeit des Ziehenlassens achten muss. Man gießt die Teeblätter mehrfach auf. Dabei lässt man sie immer länger im Wasser. Zwischenzeitlich werden die Teetassen mit heißem Wasser gespült. Damit wir dieses Ritual richtig lernen, hat Jörg extra einen Teemeister für uns engagiert. Welche Ehre!

Heute müssen wir auch die ersten Problem lösen. Das Bargeld geht bei einigen zur Neige und nicht jeder Automat spukt freiwillig Geldscheine aus. Diese Erfahrung haben wir auch schon gemacht. Aber Probleme sind bekanntlich dazu da, gelöst zu werden. eine taiwanische Studentin bietet sofort ihre Hilfe an und nach einer Stunde kommt die Rückmeldung, der Geldfluss ist wieder aktiv im Gange, sodass das Wochenende gerettet ist.

Den Nachmittag verbringen wir im Innenhof vor der Deutschen Abteilung. Wir treffen Minas, eine Studentin, die vor zwei Jahren am Austausch teilgenommen hat. Sie spricht inzwischen perfekt Deutsch und studiert ab September in Konstanz.

Am Abend geht es mit Ingo und Hoi-Chu zum Abendessen in eine Hot-Pot Restaurant. Man sitzt an einem Tisch, bei dem jeder ein Loch vor sich hat, in das ein Topf mit heißer Suppe gestellt wird. Dann kann man sich an einem großen Buffet die unterschiedlichsten Dinge, ob Fisch, Muscheln, Fleisch, Gemüse oder Nudeln aussuchen. Diese werden dann in der Suppe gekocht, wie beim Fondue. Dazu gibt es eine große Auswahl von Beilagen, unter anderem frittierte Zwiebelringe, die mich gerade beschäftigen. Obst, Kuchen, Eis und ein Schokobrunnen sorgen dafür, dass man nicht hungrig nach Hause gehen muss. Durstig übrigens auch nicht, auch dagegen gibt es genügend Auswahl. Und jetzt im Chor: Es war alles wieder sehr lecker.

Jetzt ist es schon Samstag morgen,  Wochenende und draußen zieht ein Gewitter auf. Hatten wir auch noch nicht in Taiwan. Da bin ich mal gespannt, wie sich ein Gewitter im 11. Stock anfühlt. Wau-Wau hat sich auf dem Boden schon zusammengerollt. Er mag keine Gewitter.

Tag 11 - 22.04.2017

Was Münster in Fahrrädern, ist Kaohsiung in Motorrollern.
Hundehäufchen bitte in die Tüte.
Die Rosinenschnecke nimmt den halben Tisch ein.
Backen auf dem Bürgersteig.
Das Obstangebot ist überwältigend.
Ringewerfen
Massieren auf dem Nachtmarkt
Greifautomaten - hier übt der angehende Chirurg
deutsches Eisbein

 Wir kommen eben erst gegen Mitternacht vom Nachtmarkt zurück in Pai-Lings Wohnung, da begegnet uns eine Putzfrau, die gerade Feierabend macht. Die Arbeitszeiten sind zum Teil doch recht anders, als wir es in Deutschland kennen. So gehen die taiwanischen Schüler und Studenten gerne sehr spät ins Bett, müssen aber morgens um 8.00 Uhr wieder in der Schule oder Uni sein. Sie sind das aber von klein-auf gewöhnt und können zwischendurch irgendwie den Schlaf wieder aufholen. Daher sieht man oft im Klassenraum, aber auch in den Büros, dass Menschen dort mit dem Kopf auf dem Tisch oder zurückgelehnt im Bürostuhl power-napping betreiben. Allerdings gibt es auch eine nicht zu kleinen Anzahl von Menschen, die dazu noch Aufputschmittel nehmen, was sicher die schlechteste Lösung ist. Schuld daran sind die hohen Temperaturen, die hier eigentlich schon um diese Jahreszeit herrschen, eigentlich, denn heute war es kalt. Na gut, wir hatten  noch kurze Hosen an, aber unsere grüne Jacke tat mir zwischenzeitlich schon ganz gut.

Wir erinnern uns, dass es gestern noch eine heftiges Gewitter gab. Heute morgen regnete es noch leicht und daher sind wir etwas später in den Tag gestartet. Daher verbinden wir das Frühstück mit dem Mittagessen und essen unsere beliebten Dumpings. Vorher haben wir aber noch einen flexiblen Wasserschlauch kaufen müssen. Denn gerade als wir gehen wollten, gab es einen Knall und aus dem großen Vorratsbehälter für das warme Wasser stoss ein Stahl Wasser, Gut das der Behälter auf dem Balkon steht und dieser einen Abfluss hat. So reichte es den Absperrhahn zu schließen. Den gerissenen Schlauch montiere ich ab, als Anschauungsstück für den Neuen. In einem kleinen Gemischtwarenladen, der seinen Namen zurecht trägt und von einem Ehepaar betrieben wird, gibt es alles, was es in einem deutschen Sanitärgroßhandel auch gibt, nur auf ca. 20 qm. Dazu gibt es die Expertenmeinung gratis. Wir diskutieren darüber, ob die Gummidichtung eingefettet werden muss. Den Schlauch habe ich eben, kurz nach Mitternacht montiert und so können wir morgen wieder duschen.

Am Nachmittag besuchen wir einen Schreibwarenladen, der so ziemlich alles hat, was man sich vorstellen kann und im Büro benutzen kann. Dazu noch eine Spielwarenabteilung. Wir können nicht widerstehen und verlassen mit zwei großen Tüten den Laden. 

Neben dem Schreibwarenladen hat ein Café eröffnet. Kaffee wird in Taiwan immer beliebter. Vor 7 Jahren bei unserem ersten Besuch war dieses Getränk noch etwas Außergewöhnliches. Doch inzwischen findet man es an vielen Stellen. Ebenso nimmt der Konsum von Milch rasant zu. Kaffee und Milch, die geschäumt wird, nennt man Cappuccino und der ist sehr beliebt. Also gibt es Cappuccino mit braunem Zucker, Kaffee und Tee. Dazu eine Rosinenschnecke, die ich in dieser Größe noch nicht gesehen haben und ein Erdbeerbrot und ein Schokoladenbrot. Letztere bestehen aus weichem Teig, das Erdbeerbrot mit frischen Erdbeeren gefüllt und ist damit rot, das Schokobrot ist komplett dunkelbraun, mit Schokostückchen und einer weißen Füllung.  

Heute Abend gehen wir dann noch auf den Nachtmarkt, was an einem Samstag eher problematisch ist, weil sehr viele Taiwaner die selbe Idee haben. Nicht heute, denn es beginnt passend gegen 21.00 Uhr zu regnen. Daher schlängeln wir und über die überdachten Bürgersteige. Meine Frau hat es mit Regenjacke auf die andere Straßenseite geschafft und wird von einer freundlichen Taiwanerin mit Schirm wieder zu uns zurückgebracht. Vielleicht eine Pfadfinderin: Jeden Tag eine gute Tat.

Ein Nachtmarkt ist eine Kombination aus Essens- und Getränkeständen, mit Verkaufsständen für Kleidung und Elektronik und Ständen, an denen man spielen kann  (z.B. Ringewerfen). Daneben kann man sich auch noch massieren lassen, aber das lassen wir. Lediglich ein verschiedene frisch zubereitete Fruchtsäfte und einige Geleesüßigkeiten schaffen wir heute noch. Denn heute versuchen wir mal einen Fastentag. Das ist in Taiwan ein Widerspruch in sich, denn Essen ist den Taiwanern sehr wichtig. Also essen auch wir zwischendurch noch eine Rindfleischsuppe mit Nudeln. 

Von den Schülerinnen und Schüler sehen wir heute niemanden, denn sie sind mit ihren Gastfamilien Unterweges. Dank whats-app sind wir aber immer auf dem Laufenden und können uns an deren Erlebnissen erfreuen.

Morgen wartet eine Tropfsteinhöhle auf uns, daher geht es jetzt ins Bett. Gute Nacht!

 

 

Tag 12 - 23.04.2017

bestes Wetter zum Wandern - warmer Regen
unsere Wandergruppe
am Fuss des Affenberges
auch Hunde wollen schön sein
typisch taiwanisches Mahl?

Was ist los in Kaohsiung? Der Tag startet mit Regen. Das hatten wir noch nie: drei Tage Regen am Stück. Gut, das wir erst mal eine In-Door-Veranstatlung auf dem Programm stehen haben: Frühstück. Dazu kommen Vei-Ling und Holger mit ihren Kindern Saskia und Vanessa. Sie berichten voller Stolz, dass sie Pumpernickel mitgebracht haben, dass man hier in einem Großmarkt kaufen kann. Und dann liegt ihr Pumpernickel neben unserem Pumpernickel und beide Packungen sind gleich, d.h. von der gleichen Bäckerei in Gütersloh. Die Welt wird immer kleiner. Dazu gibt es taiwanisches Brot, Käse, Schinken und Rührei.

Auch in Taiwan stehen am Sonntag Verwandtenbesuche auf dem Programm. So gestärkt machen wir uns also auf den Weg zum Affenberg. Dort in der Nähe der Küste leben in einem Naturschutzgebiet wilde Affen, also richtige wilde Affen und nicht wild gewordene Menschen. Bevor wir jedoch unser Ziel, eine Grundschule erreichen, ergibt sich ein weitere kräftiger Regenschauer. Prima! Was wollen wir an einem Sonntag in einer Grundschule. Dort ist der Treffpunkt für eine Führung auf den Affenberg, inklusive einer Höhle. Zu unserer Verwunderung ist sogar Betrieb in der Grundschule. Irgendwie können einige Taiwaner nicht abschalten und tun alles für die Bildung, wenn auch nicht immer ganz freiwillig.

Der Naturführer ist mit Gummistiefeln, aber ohne Regenjacke ausgerüstet. Er wird das Wetter ja wohl kennen und daher starten wir frohen Mutes in unser Abenteuer "Wanderung am Affenberg". Wenigstens ist es heute nicht so heiß. Nass werden wir aber trotzdem, wie wir noch merken werden. Doch bevor wir starten, stimmen unsere Mitwanderer noch ein Gebet an. Ich beginne zu zweifeln.

Aber jetzt geht es los, 100 m bis zu einem Baum am Straßenrand. Es handelt sich um eine Dattelart und wir bekommen die Frucht gezeigt. Dann geht es an einem großen buddhistischen Tempel vorbei und durch eine kleine Gasse, die von kleinen Restaurants und Souveniershops gesäumt ist, bergauf. Schließlich heißt es ja "Affenberg". Von Affen ist leider nichts zu sehen. Wahrscheinlich ist ihnen das Wetter zu schlecht. Eigentlich hätten wir es ja wissen müssen, immer wenn wir in Taiwan wandern, regnet es. Wahrscheinlich setzt man hier zu bestimmten Terminen Wanderungen mit uns an, wenn man Regen braucht. Na, wenigstens friert man nicht. 

Zunächst bewegen wir uns auf einem mit Holzbohlen ausgelegtem Weg, doch dann biegt unser Naturführer nach links ab und jetzt wird klar, warum er Gummistiefel trägt. Eine kleiner, steiler, schlammiger Weg führt uns auf den Berg. Schließlich erreichen wir die Höhle, in die wir nun langsam hineinklettern. Ich hatte an eine große Höhle mit elegantem Eingang und Beleuchtung gedacht. Falsch gedacht, es handelt sich um eine richtige, dunkle, naturbelassene Höhle, die in Deutschland schon lange mit einem Gitter verschlossen wäre, damit niemand hineingeht. Unser Anführer ist aber hier in seinem Element. In der Höhle gibt es einen Gang, in den aber nur die dürfen, die leichter als 60 kg sind, denn sonst bleiben sie stecken. 

Nach der Höhle geht es auf engen Wegen auf den Berg. Dort singen die uns begleitenden Familien ein Lied und wir machen eine Gruppenfoto. Jetzt kommt die eigentliche Herausforderung, nämlich auf dem engen, schlammigen Weg wieder hinunter. Die positive Nachricht ist, dass sich niemand im Schlamm gewälzt hat, weil er ausgerutscht ist. Doch wir sehen unten aus, wie die Schweine. Dafür warten dann die Affen auf uns. Schließlich regnet es ja auch nicht mehr.

Mit unseren verschlammten Schuhen und Hosen machen wir uns auf den Heimweg mit Bus, Metro und wieder Bus. Wandern macht einen Riesenhunger, aber so können wir niergends auftauchen. Also werden erst einmal die Schuhe mit dem Schlauch gereinigt und die Hosen wandern sofort in die Waschmaschine. Frisch gekleidet machen wir uns auf die zweite Wanderung des Tages, zum Light House einem Lokal, vor dem wir draußen essen können, sodass Wau-Wau bei uns bleiben kann. Hier gibt es Burger, Salat, Rollos und Bier. Es steht sogar deutsches Bier auf der Karte, aber in Taiwan schmeckt nur taiwanisches Bier. Eine für taiwanische Verhältnisse aufreizend gekleidete, junge Studentin pirscht sich an unseren Tisch heran und nimmt unsere Söhne ins Visier. Hallo? Sie will nur Whiskey bewerben und blitzt bei uns ab.

Auf dem Rückweg gibt es noch Ananas und jetzt geht es doch langsam ins Bett. Morgen wartet schon der vorletzte Tag. Was die Zeit vergeht!

Tag 13 - 24.04.2017

Unser Freundebuch
Vorbereitung zur Abschiedsfeier
Abschiedssfreier
Abschiedsfeier
Treffen mit den Ursulinen

Heute regnet es nicht und der Unterricht beginnt wieder. Hier in Taiwan nach einer Woche mit Zwischenprüfungen und in Wadersloh nach zwei Wochen Osterferien. Wir gehen heute morgen aufgeteilt in vier Gruppen in den taiwanischen Unterricht und erzählen dort über unser Land und Leben. Dazu haben wir uns natürlich schon zu Hause vorbereitet und Bilder gemacht, damit die taiwanischen Studenten sich besser vorstellen können, wie wir leben, die nicht am Austausch teilnehmen können. Wie sie leben, erfahren wir ja gerade live und in Farbe. Besonders am Abend verwandelt sich Kaohsiung in ein Meer aus Farben, das durch die vielen Leuchtreklamen und Beleuchtungen hervorgerufen wird.

Ach ganz nebenbei: es ist heute wieder sonnig und heiß.

Am Nachmittag soll die große Abschiedsparty steigen und jetzt haben wir Zeit, diese vorzubereiten. Wir haben Kazoos mitgebracht, diese schönen Musikinstrumente, mit denen jeder Musik machen kann, weil man einfach nur hineingingen muss. Wir wollen die Taiwaner Musikstücke, die wir vorspielen, raten lassen. Damit niemand etwas bemerkt, suchen wir uns ein geheimes Fleckchen und finden es auf dem Parkplatz, hinter dem Supermarkt. Auf dem Schulgelände gibt es zwei Supermärkte. Das wäre doch etwas am Johanneum, den P....y auf dem Schulgelände, dann dürften auch die Jüngeren endlich dorthin, allerdings wäre das Privileg des Alters futsch. Ich muss gestehen, dass ich beim Üben zunächst gar nicht dabei bin, da ich noch Fotos abhole, denn wir haben zu Dankeschön an die Deutschabteilung ein Dankesbuch vorbereitet, in dem jeder Teilnehmer des Austausches eine Seite gestaltet hat, auf die auch noch ein Foto kommt, das wir vor einigen Tagen gemacht haben. Als ich zurück komme, hat meine Frau Magdalena die Gruppe schon Kazootechnisch zu Höchstleistungen gebracht und man tanzt bereits auf dem Parkplatz Bus-Stop und Macarena. Sie hat in der ganzen Zeit einen sehr engen Draht zu den Schülern, was man daran merkt, dass aus dem Ruf Macarena hier "Magdalena" geworden ist.

Auf die kurze Mittagspause folgt die Abschiedsparty. Zwei Studentinnen übernehmen die Moderation und zunächst darf jeder Lehrer eine kurze Rede halten. Dann dürfen wir anfangen, denn Ben hat beim Schnick-Schnack-Schnuck verloren und die Landshuter möchten nach uns auftreten. Gut, dann rocken wir die Bühne mal mit unseren Kazoos. Die Stimmung kocht und der, der ein Lied errät, bekommt eine eigene Kazoo und darf mitmachen. Schließlich sind fast alle vorne und wir haben alle zusammen einen großen Spaß. Dann singen die Landshuter zwei Lieder, u.a. die Hymne der Bayern, allerdings nicht "Stern des Südens - F.C. Bayern", wie Ben und ich anstimmen.

Es folgt eine Kuchenpause. Die Kuchen sind, habe ich es heute schon erwähnt, sehr lecker. Die aufgenommen Kalorien tanzen wir dann bei Macarena und dem Fliegerlied wieder ab und die Taiwaner staunen über deutsche Schüler und Lehrer. Anschließend folgt der große Abschied mit Tränenflüssen.

Für uns seht noch ein Besuch bei den Ursulinen an, die diese Schule gegründet haben. Sie sind ganz enttäuscht, dass nur wir Lehrer gekommen sind und haben sich doch so auf die Schüler gefreut. Also schwärmen wir aus und finden noch einige, die gerade mit ihren taiwanischen Gastgebern losziehen wollen. Sie kommen mit und es entwickelt sich ein intensives Gespräch mit den Nonnen, die den Schülern sehr aufgeschlossen eingestellt sind. Nachher werden die, die dabei waren, in die whats-app-Gruppe schreiben, dass sie die Zeit viel zu kurz fanden.

Die meisten aus der Gruppe werden wir erst morgen am Flughafen wieder sehen, denn ab jetzt ist das offizielle Programm zu  Ende. 

Wir gehen noch Essen, einige Souvenirs einkaufen und dann steht unsere letzte Nacht in Kaohsiung bereits an. 

Kinder, wie die Zeit vergeht.

Tag 14 - 25.04.2017

Heute ist der letzte Tag. Kaum zu glauben, wir sind doch gestern erst angekommen. Zwei Wochen soll das schon her sein? Was haben wir alles erlebt. Wir sitzen gerade auf dem Flughafen von Taipeh vor dem Gate A7, von dem vor einer halben Stunde eigentlich unser Flieger starten sollte. Aktuell ist die Abflugzeit auf 1.10 Uhr festgelegt. Also sitzen wir auf dem Boden im Kreis, haben Cola, Tee, Kaffee und Snacks von der Fluggesellschaft und tauschen unsere Erlebnisse aus. "Nein, eine genaue Vorstellung habe ich nicht gehabt." "So einige Bilder hatte ich schon im Kopf: Smok, Fahrräder, bunte Leuchreklamen," Alle sind der Meinung, dass sie die Erlebnisse der letzten zwei Wochen noch gar nicht verarbeiten können, weil man so viel erlebt hat. Die Menschen sind so gastfreundlich. Das Land hält viele Überraschungen bereit. Allerdings ist auch der Unterschied zwischen arm und reich ziemlich groß. 

Programm gab es heute keins mehr. Die Abschiedsfeier war gestern. Also können wir in Ruhe ausschlafen und dann die Koffer packen, hatten wir gedacht. "Von 8.00 - 10.00 Uhr habe ich Unterricht, da kommt doch bitte und stellt den Austausch vor," meint Pai-Ling. Unser Vortrag ist ja ganz interessant, zu mindestens verfolgen die Schülerinnen und Schüler ihn  ganz aufmerksam. Dann verteilen wir noch einige deutsche Süßigkeiten, besonders Gummibärchen sind beliebt, weil hier sehr teuer, doch die Taiwaner möchten die Süssigkeiten von Ben und Max. Und dann bricht der Foto-Hype aus. So muss es sein, wenn eine Boy-Group irgendwo auftaucht. Na, streng genommen, sind die beiden ja auch eine Boy-Group. Der nachfolgende Unterricht kann kaum pünktlich starten.

Um 11.30 Uhr sind wir von Ida zum Essen eingeladen. Dabei treffen wir auch ihre Tochter Anna wieder, die auch mal bei einem Austausch dabei war. 

Unser Koffer ist noch nicht fertig gepackt, Na gut, wir haben ja noch Zeit. 

Allerdings müssen wir noch im Schreibwarenladen der Schule, ja so etwas gibt es hier, Schul T-Shirts kaufen und zwar, Sommer T-Shirts. Es gibt auch Winter T-Shirts. Was ist der Unterschied? Naheliegend wäre eine unterschiedlichen Bedrückung, also Wenzao im Schnee oder so. Winter und Sommer unterscheiden sich in Kaohsiung mehr durch die Temperaturen. Im Winter wird es richtig kalt. Wenn wir mit unserer Tochter Pia telefoniert haben und sie über die tiefen Temperaturen stöhnte, dann hatte wir wegen der "tiefen" Temperaturen von ca. 20 °C nur bedingt Mitleid. Also die Winter T-Shirts sind Sweater, die Sommerversion ist ein T-Shirt, wie wir es kennen.

Jetzt aber müssen aber die Koffer gepackt werden. Da die Gastgeschenke jetzt neue Besitzer gefunden haben, ist erst einmal in zwei Koffern Platz. Das ändert sich aber beim Packen. Da unsere Tochter das eine oder andere gekauft hat, ihre Schulbücher natürlich mitnehmen will, sind die Koffer ganz schnell an ihrer Aufnahmefähigkeit und besonders an der zulässigen Masse von 30 kg angekommen. Irgendwie wird es schon gehen, hoffe ich.

Keine Minute zu früh sind die Koffer endlich gepackt und vor dem Haus stehen schon drei Taxen bereit. Im Konvoi geht es zum Flughafen, wo sich die ganze Gruppe wiedertrifft. 

Beim Einchecken passiert genau das, was ich immer vermeiden wollte: ich knie vor einem Flughafenschalter und muss unter den neugierigen Blicken meiner Mitreisenden die Koffer umpacken bzw. auspacken. Dann sind das Handgepäck etwas (mehr) schwerer und die Koffer endlich entsprechend den Vorgaben bestückt. 

Jetzt folgt der schwerste Moment des Austausches: Abschiednehmen. Erst kommt das obligatorische Foto und dann fließen Tränen. Aber irgendwann muss man durch die Sicherheitskontrolle. Beim Auspacken meiner Hosentaschen tauchen dann Pai-Lings Haustürschlüssel und ihr Datenstick auf. Nur leider sind alle Taiwaner schon weg. Also werde ich nächste Woche einen Brief schicken müssen.

Auseisen dürfen wir auch wieder. "Bye, bye, Kaohsiung!"

Tag 15 - 26.04.2017

Wir sind wieder in Deutschland. Der Rückflug ist immer kürzer als der Hinflug, obwohl der eine Stunde länger gedauert hat. Wir sind wieder über Japan und Sibirien zurückgeflogen. Das Essen war in Ordnung, aber wir sind jetzt auch wirklich besseres gewöhnt.

In Frankfurt müssen wir jetzt zum Gate A 19. Wer hat bloß die Ausschilderung hier gemacht? Man sollte da mal jemanden ran lassen, der sich nicht auskennt, dann würden es die Besucher sicherlich einfacher haben.

Die Wartezeit vor dem Abflug nach Münster verkürzen wir uns mit deutschem Essen, Promigucken ("Oh guck mal, da sitzt Sarah Conner.") und Einchecken. Leider fehlt ein Kofferschein und so darf ich wieder zu Terminal 2 und muss Mitarbeiter von China-Airlines finden. Leider ist am Abfertigungsschalter niemand mehr. Vor dem Info-Point steht eine längere Schlange, aber dann gibt mir eine nette Mitarbeiterin einen Tipp an wen ich mich wenden soll und dort wird mir geholfen. Also zurück zu Terminal 1.

Mit dem Bus geht es dann nach Münster, gefühlt zumindestens. Wir fahren über den ganzen Flughafen, da unser Flugzeug ganz am Rande des Vorfeldes steht. In 30 Minuten sind wir in Münster, viel bequemer und stressfreier als mit dem Zug. Am Gepäckband ist auch nichts los und so haben wir in kurzer Zeit unsere Koffer, bis auf einen. Dieses Mal sind wir betroffen, als das Band stoppt. Am Schalter begrüßt uns die Mitarbeiterin mit einem freundlichen "Da sind sie ja. Ich weiß schon von ihrem Koffer. Der ist noch in Frankfurt und kommt mit der nächsten Maschine und wird mit dem Taxi bebracht." Prima, dann haben wir mehr Platz im Auto.

Jetzt warten die Eltern. Aber vorher wartet noch der Zoll. Die drei Zollbeamten fragen jeden, ob er etwa etwas zu verzollen hat. "Alkohol?" "Ja." "Wieviel?" "Zwei." "Zwei Koffer voll?" "Äh, nein 2 Dosen Bier." "Dann gute Weiterreise." 

Jetzt fordern die Schülerinnen und Schüler, was sie noch bei der Hinreise in Taipeh nicht wollten: "Wir machen ein Foto." Also bauen wir uns im Zollbereich auf und einer der netten Beamten macht das Foto. Dann folgt noch ein Tanz für "Magdalena", der besten Begleitlehrern und Ehefrau der Welt.

Es war eine wunderschöne Reise. Das lag auch an der Gruppe, die sich auf alles eingelassen hat, für alles offen war und untereinander mit einander prima harmonierte.

Vielen Dank: Alina, Ben, Carlotta, Cosima, Emma, Franca, Franziska, Karl-Steffen, Katarina (ohne H), Lena, Leonie, Max, Nils, Paul, Pia und Theresa.

Taiwan 2015 - unser Reisetagebuch

Jetzt ist es wieder soweit: Das Johanneum, nicht das Ganze, aber eine Abordnung von 16 Schülerinnen und Schülern und einer ausgeliehenen Lehrerin und einem Lehrer, sind in Kaohsiung bei ihren Gastgebern von der Wenzao Ursuline University herzlich aufgenommen worden.

Wer uns auf der Reise begleiten will, der ist ab sofort hier richtig. Jeden Abend werden wir unsere Tageserlebnisse hier online stellen, wenn es die Internetverbindung und meine Müdigkeit zulassen. Daher bitte ich ich wieder Verstöße gegen die deutsche Sprache in Schrift und Ausdruck zu verzeihen.

Jetzt kann man denken, dass bei der 4. Auflage unseres Austausches vieles zu Routine wird. Aber falsch gedacht. Bei jedem Mal gibt es immer wieder Neues und Überraschendes. So begleitet uns in diesem Jahr eine Gruppe vom Gymnasium St. Mauritz in Münster, die zum ersten Mal in Taiwan sind und einen Austausch mit der Wunshan Junior Highschool im letzten Jahr durch unsere Vermittlung starten konnten.

Und zum ersten Mal dürfen wir mit dem Rail-and-Fly-Ticket der Bahn in der 1. Klasse zum Flughafen nach Frankfurt und zurück fahren. Aber dazu später mehr.

Außerdem feiert das Johanneum Geburtstag und daher haben wir ein Jubiläumslogo entwickelt und auf Taschen und Collegemappen drucken lassen, die unsere taiwanischen Freunde als Erste bekommen werden.

In Gedanken sind wir irgendwie bei der Austauschgruppe aus Haltern, die bei dem schrecklichen Flugzeugabsturz ums Leben gekommen sind. Mit einem mulmigen Gefühl begibt man sich da auf die Reise.

Also los in das Abenteuer "Taiwan 2015":

TAG 1: 01.04.2015

"Die Zeit verging wie im Flug", wenn man erst einmal angekommen ist, kann man das gut sagen. Aber bis es losgeht, ist doch immer viel zu organisieren. Gastgeschenke müssen überlegt werden, die Fahrt muss geplant werden, der Koffer will gepackt werden und so weiter und so weiter. Und am Ende kommt es dann doch wieder anders. 

Wir wollten uns eigentlich um 4.40 Uhr im Bahnhof von Hamm treffen, um dann mit dem Regionalexpress nach Köln und von dort mit dem ICE nach Frankfurt zu fahren. Eigentlich! Denn dann kam Niklas, das Sturmtief und ab Dienstag gegen 11.00 Uhr stellt die Deutsche Bahn den Nahverkehr ein. Bäume liegen auf Schienen, Oberleitungen und Zügen. Gegen 3.00 oder 4.00 Uhr am Mittwoch soll der Verkehr wieder aufgenommen werden. Ob es funktioniert, kann niemand garantieren. Also benötigen wir Plan B. Danach hatte eine Mutter bei unserem letzten gemeinsamen Treffen vor einer Woche gefragt, aber im Hinblick auf Streiks nicht auf Stürme. Plan B lautet: Wir fahren mit dem Bus, der aber noch bestellt werden muss. Frau Müller von der Firma Glockenland Reisen ist von der ganz schnellen Truppe und so reicht ein Telefonat, eine SMS und noch ein Telefonat und die Reiseroute ist neu berechnet. Um 3.30 Uhr geht es für die Schülerinnen und Schüler am Rathaus von Wadersloh los. Eigentlich hätten Rat und Verwaltung eine Verabschiedungzeremonie organisieren können, schließlich fährt nicht jeden Tag eine Gruppe von Wadersloh ins ferne Taiwan und repräsentiert dort die Gemeinde, fällt mir gerade ein. Aber das war so kurzfristig dann doch nicht mehr möglich.

Um 4.30 Uhr steigen dann die Münsteraner zu. Jetzt könnte es eigentlich losgehen, wenn, ja wenn da nicht ein Reisepass noch zu Hause liegen würde. Es ist früh am Morgen, die Autobahn leer, da könnten es die Eltern doch rechtzeitig bis Kamen schaffen. Leider verpassen sie in der Aufregung noch die Abfahrt. Aber irgendwann ist alles gut: der Reisepass ist an Bord und der Bus kann rollen. Über die A1 und die zum Teil verschneite A45 steuert Jörg, mit dem ich schon durch Italien gereist bin, den Bus Richtung Frankfurt. Wie geplant sind wir um 7.30 Uhr vor Terminal 2. Die Koffer sind schnell ausgeladen und so stehen wir noch vor Öffnung der Check-In-Schalter von China Airlines parat. Unser Reisebüro hat uns angekündigt und so sitzen die beiden Gruppen tatsächlich zusammen. Ab Reihe 58 haben wir den Jumbo fest in unserer Hand. Zuerst gibt es die Bordkarten von einer sehr netten taiwanischen Mitarbeiterin von China Airlines, dann müssen nur noch die Koffer aufgegeben werden, was beim ersten Teil der Gruppe auch schnell über die Bühne geht, bis, ja bis sich eine Gruppe Taiwaner dazwischen mogelt. Jetzt ist das Chaos vorprogrammiert. Auf ihre charmante, aber doch etwas eigenartig koordinierte Art bringen sie den ganzen Ablauf durcheinander, oder man könnte auch sagen, sie bringen Abwechslung in die täglichen Abläufe. Koffer werden geöffnet und wieder geschlossen. Etwas wird herausgenommen oder noch verstaut. Nach welchem System das abläuft, bleibt mir allerdings verborgen. Einige Koffer werden auch nicht aufgegeben oder anders aufgegeben oder später aufgegeben? Das Handgepäck ist gigantisch und ich zähle alleine 6 Kartons der Firma Fissler. Töpfe „Made in Germany“ sind in Taiwan sehr beliebt.

Irgendwann sind auch unsere Koffer aufgegeben und wir setzen uns in Richtung Sicherheitskontrolle in Bewegung. Danach noch schnell die Jagdinstinkte in den verschiedenen Shops befriedigen ein paar Zeitschriften kaufen und dann folgt der nächste Sicherheitscheck, bei dem alles durchleuchtet wird. Nichts ist zu beanstanden und da sitzen wir nun vor dem Gate E3 und warten, dass es los geht. Die Wartezeit wird uns vom Personal dadurch verkürzt, dass nach dem Besitzer eines grauen Koffers mit orangenem Kofferband gesucht wird. Das Etikett hat sich verabschiedet und jetzt weiß niemand, wohin der Koffer will. Da keine Adresse oder ein Name außen zu lesen ist, hat man ein Problem. Wir haben einen grauen Koffer und auch orangene Kofferbänder, aber ob ich in der letzten Nacht eine Kombination beider hergestellt habe, weiß ich nicht mehr. Daher biete ich meine Hilfe an, was später noch Folgen haben wird.

Dann ist boarding-Time. Brav sucht jeder seine Platz in diesem Riesenvogel aus    Metall. Jetzt heißt es 12 Stunden sitzen, essen, sitzen, essen, sitzen, essen, sitzen und wer kann, darf auch schlafen oder Videos gucken. Irgendwann bekommt man Krämpfe im Popo, aber was soll es. Ich scheine nach einer tapfer durchgehaltenen Fastenzeit danach auszusehen, denn plötzlich drückt mir eine Stewardess eine Dose Bier in die Hand, obwohl ich gar keine bestellt habe. Der Westfale scheint nonverbale Signale auszusenden, die Stewardessen dieser Welt verstehen, denn nachdem ich später nach etwas Trinkbarem fragen will, bekomme ich zwei Dosen Bier und zwei Sandwiches bevor ich auch nur ein Wort sagen konnte. Die Höflichkeit gebietet es, dass alles ordnungsgemäß vertilgt wird. 

 

Tag 2 - 02.04.2015

Irgendwann sinkt der Jumbo und aus den Wolken ragen die Berge des nördlichen Taiwan auf. Butterweich setzt das Flugzeug Ion Taipeh auf und jetzt sind wir erlöst und dürfen um 5.40 Uhr Ortszeit, das entspricht 23.40 Uhr MESZ Frühsport betreiben. Wir müssen nach Gate D10. Das bedeutet raus aus dem Flieger, 90° Kurve nach rechts, dann 500 m geradeaus, dann 90° scharf links, dann Sicherheitscheck, also alles wieder auf das Band legen, dann eine Treppe nach oben, die 180° Kehre, nach wenigen Metern scharf rechts, wieder scharf links und dann sieht man in der Ferne, am Ende eines langen Gangs das Schlld D10. Es bleibt noch Zeit und die Mädchen verschwinden in der Toilette, wo auch sonst, um anschließend neu gedresst wieder zu erscheinen. Dann will Rita wissen, wo Wadersloh liegt. Mein Schulpullover verschafft mir immer wieder neue Bekanntschaften. So wurde ich auch schon auf der Überfahrt nach Wangerooge auf unsere Schule und das vorbildliche Benehmen unserer Schüler angesprochen. Das hört man gerne. Rita ist Taiwanerin und lebt in Baden-Württemberg. Sie ist mir der Grundschule ihres Wohnortes so zufrieden, dass sie ihre Kinder nach Kaohsiung in die Grundschule schickt. Sohnemann 2 war gerade in Deutschland in den Ferien und musst wieder zur Schule. Wir müssen auch und zwar in den Flieger. Auf geht es nun zur letzten Etappe nach Kaohsiung. Das Flugzeug ist voll besetzt und es bleibt nur Zeit zum Ausfüllen des Einreiseantrages, für einen Saft und ein kurzes Nickerchen. 

Bei strahlendem Sonnenschein fliegen wir über den Hafen und Lea ist ganz fasziniert von den Palmen, die sie sieht. Jetzt ist es fast geschafft. Schön der Reihe nach verlassen wir das Flugzeug und nähern uns der Einreisekontrolle. Alles sind da, bis auf ein Reisepass, der sich in einer Sitztasche im Flugzeug versteckt hat und erst gefunden werden will. Er verliert das Spiel und so kann die große Gruppe einreisen. 

Die Koffer sind schon auf dem Band und es sind alle da, Schüler, wie Koffer. Jetzt tritt ein Flughafenmitarbeiter auf den Plan, der mir erklärt, dass sie eine Koffer in Taipeh gefunden haben. Sie wollen alle Gepäckabschnitte auf den Bordkarten vergleichen. Schön, nur wir vermissen gar keinen Koffer. Das zählt nicht. Er hat einen und den müsse wir jetzt vermissen. Wir geben uns ja Mühe, aber trotz Rückfragen vermisst keiner aus der Gruppe seinen Koffer. Das will der gute Mann aber nicht akzeptieren. Eine Kollegin telefoniert und es wird nach einem Koffer gesucht, der gar nicht verloren gegangen ist. Dann kommt uns eine Idee. Unser Hilfsangebot aus Frankfurt, der graue Koffer mit dem orangenen Band, scheint sich bis Kaohsiung als vermisster Koffer herumgesprochen zu haben. Wir erklären den beiden Taiwanern das Ganze und dann, wie ein Wunder, wollen sie uns auch keinen Koffer mehr suchen. Es wird  herzlich gelacht und jetzt geht es endlich los Richtung Ausgang. Zu deklarieren haben wir keine Waren. Die Mitarbeiter trauen sich auch gar nicht uns anzusprechen, denn wir sind deutlich in der Überzahl.

Dann betreten wir die Ankunftshalle und es erhebt sich eine Freudengeschrei. Koffer werden wahllos stehen gelassen, Taiwaner und Deutsche stürmen auf einander zu und umarmen sich. Alle sind vor Freude schier aus dem Häuschen und in diesem Moment weiß ich, dass sich die ganze Arbeit der letzten Monate für diesen Austausch gelohnt hat.

Pai-Ling ist natürlich gekommen. Sie ist die beste Freundin meiner Frau, beide kennen sich aus dem Studium, unterrichtet an der Wenzao Universität Deutsch und hat diesen Austausch auf taiwanischer Seite erst ermöglicht. Armin der Koordinator auf taiwanischer Seite ist natürlich auch da, auch wir kennen uns schon viele Jahre. Und da sind noch James und Sandy von der Wunshan Highschool, die im vergangenen Sommer in Münster waren und nun die Gruppe vom Gymnasium St. Mauritz erwarten, die im letzten Jahr auf unsere Vermittlung hin, kurzfristig auf den Austauschzug mit Taiwan aufgesprungen ist. Es ist immer wieder ein wunderbarer Moment, wenn nach der langen Anreise liebe Menschen da sind, die uns begrüßen. Dann folgt das obligatorische Foto, leider habe ich noch keins, da die Fotografin mit meiner Kamera  zwar ein Foto gemacht hat, zumindestens hat sie auf den Auslöser gedrückt, aber vorher die Kamera nicht eingeschaltet. Na egal, ich werde schon noch ein Foto bekommen, aber solange gibt es keins auf der Homepage. Dann muss Geld getauscht werden, Euro gegen Taiwandollar. Der Kurs liegt bei nur 1 zu 33, was sehr niedrig ist, gab es vor zwei Jahren noch 45 Taiwandollar für einen Euro. Also aus ist es mit dem harten Euro. Danke liebe Gri….

Und dann sind wir auf einmal alleine. Die Münsteraner sind mit James und Sandy mit einem Bus abgefahren und unsere Schüler sind von ihren Gasteltern abgeholt worden. Da stehen wir nun mit Armin und Pai-Ling und sind glücklich, dass wir wieder in Kaohsiung sind. Wir haben es geschafft, eine Gruppe aus Landshut, die eine Stunde später landen wollte, sitzt dank des Sturmes noch in Frankfurt fest.

Wir machen uns auf den Weg zu Pai-Lings Wohnung. Als wir das Gebäude verlassen, erfahren wir endlich wieder, was Sommer bedeutet. Strahlender Sonnenschein bei 28°C - herrlich. Wir fahren durch die Straßen von Kaohsiung, alles ist so vertraut. Der Portier im Haus begrüßt uns als alte Bekannte. Im 11 Stock angekommen, werden erst einmal die Mitbringsel hervorgeholt und, ja auch wir haben einen Fisslertopf dabei, übergeben. Und dann genießen wir den Luxus, dass heute Ferien sind. Wir gönnen uns am Nachmittag drei Stunden Schlaf - herrlich.

Abends geht es noch mit Heu-Schu und Ingo und Mile, ihrem kleinen weißen Hund, wie der aus der Werbung, zum Essen. Wir essen beim Vietnamesen in Taiwan. Es gibt Hühnchen, Rindfleich oder Tintenfisch, alles als Menü und wie immer lecker. Dazu trinken wir frisch gepresste Obstsäfte und zum Abschluss einen Eiskaffee, der es wirklich in sich hat. 

Wau-Wau, Pai-Lings Hund, zieht heute Abend noch in ein Hundehotel, da wir morgen an die Ostküste fahren.

Es geht zurück und die erste Nacht in Taiwan steht an. Müde sind wir auch, aber zuerst wird noch geschrieben und dann wird geschlafen, denn morgen geht es früh zur Sache.

Tag 3 - 03.04.2015 (Karfreitag)

Um 5.30 Uhr werden wir geweckt. Eine unchristliche Zeit an einem Karfreitag und wenn man dann noch bedenkt, dass die innere Uhr 6 Stunden zurück ist, also 23.30 Uhr anzeigt, aber daran denken wir gar nicht. Pünktlich um 6.30 Uhr verlassen wir das Haus. Schnell noch an einem Stand etwas Frühstück eingekauft und da kommt schon der Bus der Linie 28, mit dem wir zum Bahnhof fahren. Durch das morgendliche Kaohsiung fahren wir an doch schon vielen Menschen vorbei. In den Parks bereiten sich vorwiegend ältere Menschen mit Tai-Shi auf den Tag vor. 

Da wir einen Bus eher erwischt haben, als wir eigentlich wollten, bleibt am Bahnhof noch Zeit für das Einkaufen von Frühstück bei Mc D…. Schon wieder Frühstück kaufen? Ja, die Zugfahrt wird schließlich lang und man weiß ja nie. Da die weltumspannende Fastfoodkette warmes Frühstück reicht, werden wir dieses zuerst verspeisen. Anscheinend haben die auch Etwas in ihr Frühstück getan, denn danach verfallen wir in einen komatösen Schlaf, wie es im Flugzeug eigentlich üblich ist. Ich werde von meinem eigenen Schnarchen wach, obwohl ich eigentlich gar nicht schnarche. Zumindestens höre ich mich sonst nie. Mein armer Sitznachbar, aber er ist verschwunden und statt dessen habe ich nun eine Sitznachbarin, die aber selber schläft. In Tai-tun steigen wir um und fahren mit einem Bummelzug durch die Berge. In beiden Zügen fällt auf, dass auch hier immer alle Passagiere in Fahrtrichtung sitzen. Die Sitzbänke werden vor Beginn der Fahrt vom Personal immer passen gedreht, eine tolle Sache, die mir bei unserem ersten Besuch bereits im Highspeedtrain nach Taipeh aufgefallen ist.

Zur besten Mittagszeit erreichen wir Rice-?, ein kleines Örtchen irgendwo im Osten Taiwans zwischen den Bergen. Es ist heiß und Ida erwartet uns. Sie ist mit Pia und einem befreundeten Ehepaar bereits einen Zug früher gefahren, da unser Zug ausgebucht war. Und was tun wir jetzt, wir gehen essen. In Taiwan geht man eigentlich immer irgendwie essen. Es gibt gebratenen Reis, Nudelsuppe mit Garnelen, Spargelröllchen in Seetangblättern und Fleischspieße. Dazu gedünstetes Rührei und Tee. Zu Nachtisch gibt es endlich Ananas, die hier so lecker sind, dass man sie in Deutschland eigentlich nicht mehr essen kann.

Wir werden mit einem VW T4 abgeholt. Wir sind 9 Personen, dazu der Fahrer, das ist eine Herausforderung, aber nicht hier. Vorne 2, dahinter 4, dahinter noch einmal 4, und los geht die Fahrt in die schöne Natur. Sie endet in einer Ferienanlage. Man kann campen oder in einer festen Unterkunft wohnen. Auf einer Wiese haben einige Familien und Pärchen ihre Zelte aufgebaut. Ich warte jetzt nur darauf, dass von der Straße her Autos mit gelben Nummernschildern und angehängten Wohnwagen einbiegen. Liebe Nachbarn aus dem Westen, die ihr unter dem Meeresspiegel wohnt: auch in Taiwan kann man Urlaub mit dem Wohnwagen machen - der ultimative Tipp für den Sommer 2015. Wir haben kein Zelt aus Deutschland mitgebracht und auch keinen Wohnwagen, ich habe hier weder einen solchen, noch ein Wohnmobil bisher gesehen, fällt mir gerade auf. Daher beziehen wir einen kleinen Bungalow mit eigenem Pool, den wir aber nur nachts benutzen sollen, dann ist es nicht so warm. Nach einer halben Stunde ziehe rechts und links Taiwaner ein und befüllen sofort ihre Pools, soviel zu den Themen „heiß“ und „gute Tipps“ - oder sind die Holländer schon da. Also lassen auch wir Wasser in den Pool und Pia und ich halten unsere Füße ins kalte Wasser Ben und Max lesen und meine Frau macht ein Nickerchen.

Dann kommt der Aufruf zur Fahrradtour. Mit Rädern, die ich nicht näher beschreiben möchte, machen wir uns auf den Weg. Wir verlassen das Gelände nach rechts und nach 50 Metern kommt von vorne der Ruf nach der Gangschaltung. Aber die gibt es nicht, dafür aber Steigungen, wir sind schließlich im „Riff“ zwischen den Hügeln an der Pazifikküste und den Bergen, die sich an der Ostküste auftürmen. Wir kommen an einem Ananafeld vorbei, ja richtig gelesen, an einem Feld. Ich muss zugeben, dass ich bis zu unserem letzten Besuch immer geglaubt habe, dass Ananas auf palmenartigen Bäumen  wachsen, was übrigens alle glauben, die wir danach fragen. Nein, Ananas sind Feldfrüchte und wachsen am Boden. Mein zweiter Irrtum war dann, dass ich glaubte, die Ananasfrucht stecke in der Erde, wie eine Rübe. Wieder falsch, am Boden wächst eine stechpalmenartige Pflanze, die dann in der Mitte die Frucht ausbildet. Wieder etwas gelernt, Reisen bildet schließlich und Ananas wachsen nicht in Westfalen.

Die Radtour führt uns in eine kleines Dorf, in dem wir dann die Attraktion am Freitagnachmittag sind. Eine Frau bietet uns heiße Bambusrohre an. Wir sollen sie fest auf den Boden schlagen. Dadurch werden sie gespalten und man kann sie auseinander ziehen. Darin befindet sich heißer Klebereis, der wie Milchreis ohne die Zusatzportion Zucker schmeckt. 

Zum ersten Mal sehen wir Kühe auf Taiwan und die Kühe sehen anscheinend zum ersten Mal Langnasen, was sie dermaßen in Ekstase geraten lässt, dass der Bauer sie anschließend zum Melken wieder einfangen muss.

Nach unserer Rückkehr bleiben noch 10 Minuten um das nasse, durchgeschwitzt T—Shirt gegen ein trockenes zu tauschen. Dann fährt uns der Bulli zu einem Restaurant, dass man, ohne es zu kennen, niemals gefunden hätte. Es gibt: gebratene Nudeln, einen ganzen Fisch - Marke unbekannt, Gemüse, Rindfleisch auf Salat, Ente auf Salat (momentmal, Rohkost in Taiwan ist eigentlich undenkbar, aber hier handelt es sich um Vietnamesen - schon wieder - am zweiten Tag immer noch nicht taiwanisch gegessen), zerlegtes Hähnchen, Scampis, Teigtaschen, und Suppe. Was wir nicht schaffen, wird mitgenommen.

Nach dem Essen gehen wir noch in ein Teehaus. Dort gibt es eine Tee-Zeremonie, was heißt, sass wir verschiedene Teesorten probieren dürfen und erklärt wird, was den Tee so besonders macht. Ich leide ein bisschen, denn Tee ist eigentlich für mich ein Getränk bei Krankheit. Irgendwie fühle ich mich auch wie auf einer Teppichausstellung in der Türkei. Erst wird alles gezeigt und gelobt und dann kann man zufällig auch alles kaufen, den Tee auch, zu einem ordentlichen Preis.  

Nachdem alle Geschäfte getätigt sind, geht es mit zwei Taxen zurück zur Ferienanlage. Während die Damen noch ein Bad in den heißen Quellen nehmen, halten die Kinder ihre Füße in den Pool und ich schreibe im Gastraum bei stabilem Internet und Taiwan Beer aus Dosen.  

Tag 4 - 04.04.2015

Das Frühstück steht um 8.00 Uhr bereit und ist ein taiwanisches Büffet aus Reis, Gemüse, Rührei, Fleisch und Toast mit Tee. Ida hat uns extra Kaffee mitgebracht, der uns den Start in den Tag erst ermöglicht.

Mit dem Bus der Ferienanlage fahren wir zu einem Bauernhof. Viele Familien sind hier und bestaunen die Kühe und das Straußenpärchen, das alle hier begrüßt. Alles dreht sich um die Milch und zwar um die von der Kuh. Man bekommt natürlich allerlei zu Essen, vom Milchbrötchen über den Milchpudding bis hin zum Milcheis und natürlich gibt es Milch zum Trinken, allerdings nicht in Reinform, sondern als Milchtee. Es wundert mich ein bisschen, da sie Asiaten mehrheitlich keine Kuhmilch vertragen, aber eigentlich gibt es inzwischen auch genug Europäer, die auf Lactose allergisch reagieren.

Mit zwei Taxen, wir sind 9 Personen, geht es zum Bahnhof von Ruisui und von dort mit dem Zug nach Taitung, einer größeren Stadt direkt an der Pazifikküste. Das Warten auf den Linienbus versüßen (Vorsicht: Wortspiel) mit (Süss-)Kartoffelschips und Kaffee. Von der Idee zum Hotel zu laufen, nehmen wir schnell wieder Abstand, nachdem uns gesagt wird, dass es ca. 7 Km sind.

Bei dem Hotel handelt es sich, und jetzt bitte aufgepasst liebes Schulministerium, um ein Hotel für Lehrer, bei dem nur Lehrer mit ihrem Lehrerausweis einchecken und einen Verwandten ersten Grades mitbringen dürfen. Hilfe, ein Hotel nur voller Lehrer, das kann ja heiter werden. Die Zimmer sind sehr schön eingerichtet und werden vom Ministerium subventioniert. Das zeugt von Respekt vor unserem Berufsstand.

Nachdem wir eingecheckt und uns kurz frisch gemacht haben, steigen wir wieder aufs Rad. Erstaunlicherweise kann ich mich auf diesen doch eher für den durchschnittlichen Taiwaner ausgelegten Radgrößen bewegen. Diese Räder haben Bremsen, die nicht so quietschen, dass die ganze Umgebung einen Tinitus bekommt, wie die am Tag zuvor, und eine Gangschaltung. Es geht durch die Stadt. Gefahren wird nach den allgemein bekannten Regeln. Wenn man jetzt noch bedenkt, dass die Taiwaner hier ein südländisches Temperament besitzen, das dem der Italiener gleicht, so kann man sich vorstellen, wie es auf den Straßen zugeht, wobei man dazu sagen muss, dass es mit dem italienischen Straßenverkehr von vor 20 Jahren zu vergleichen ist, denn dank der EU fahren die Italiener ja fast wie die Deutschen, von denen einige fast wie die Italiener fahren. Also wir sind mit unseren Fahrrädern mitten drin, aber wer sich in Münster mit dem Fahrrad durchsetzen kann, der ist hier bestens vorbereitet.

Wir fahren zu einem Park, der wunderschön angelegt ist und an diesem Samstag von vielen Taiwanern besucht wird, die hier Entspannung und Ausgleich suchen. Durch diesen Park darf man auch radeln und Fußgänger und Radfahrer kommen auch auf engen Wegen prima miteinander klar. Der Weg führt uns durch einen Kiefernwald, in dem es so aussieht, wie im Münsterland. Die Welt ist doch klein. Der Parkausgang liegt an einem Platz, auf dem sich viele Menschen tummeln. Es gibt Kokossaft, frisch aus der Nuss. Wir radeln nach links über eine Wiese und haben das Meer entdeckt. Der Pazifik zeigt sich von seiner guten Seite und lässt große Wellen an den Strand rollen. 

An einer Stelle haben sich viele Hobbyfotographen mit ihrer Ausrüstung aufgebaut. Was wollen sie fotografieren? Wahrscheinlich den romantischen Aufgang des Mondes über dem Meer. Nachdem es dunkel geworden ist, was hier so schnell geht, als würde abends jemand den Lichtschalter einfach ausknipsen, schiebt sich eine Wolke vor den Mond, wie schade für die Fotographen. Aber diese Wolke zieht gar nicht vorbei. Es ist auch keine Wolke, sondern die Erde. An diesem Abend soll es eine Mondfinsternis geben und wir sind dabei.

In einem Restaurant wird gegessen, dann radeln wir zum Hotel zurück. Als wir dort anglommen, sehen wir nur noch eine ganz schmale Sichel vom Mond. Wir erleben tatsächlich eine totale Mondfinsternis mit, was aber den meisten hier gar nicht aufzufallen scheint. 

Den Mond im Blick machen wir uns noch zu einem Abendspaziergang auf und entdecken einen Boulevard, an dem unzählige beleuchteten Heißluftballons aus Papier, die von verschiedenen Menschen bemalt wurden, aufgehängt sind. Es handelt sich hier um ein Kunstprojekt. Dazu spielen an verschiedenen Stellen Bands und es gibt kleine Verkaufsstände, die verschiedenen Leckereien anbieten. 

Ein Taiwaner mit einem Trikot der deutschen Fussballnationalmannschaft kommt auf uns zu und schaut uns an. Seine Frau sagt vorsichtig „guten Abend“ und so kommen wir ins Gespräch, bei dem wir erfahren, dass sie in Frankfurt gelebt haben und er in Freiburg promoviert hat. Die Welt ist und bleibt klein. Woran haben sie erkannt, dass wir Deutsche sind? Ben trägt ein T-Shirt vom DFB-Pokalspiel „Preußen Münster - Bayern München“.

Jetzt runden wir den Abend mit einem Gang über den Nachtmarkt ab, auf dem wir noch Früchte probieren, die wir noch nicht kennen.

Nach diesen vielen Erlebnissen fallen wir dann irgendwann in die Betten unseres „Lehrerhotels“.

Tag 5 - 05.04.2015 (Ostern)

Der Tag fängt mit einem Frühstücksbüffet alla Taiwan an. Danach gehen wir an der alten Bahnstrecke von Taitung spazieren. Wir fühlen uns fast so, als wären wir auf der Promenade von Münster unterwegs.

Mit dem Linienbus geht es dann am Flughafen und Bahnhof vorbei zu einem Küstenstelle, an der wir zwischen den Felsformationen die Brandung des Meeres bewundern dürfen. Hier rollen 4-5 m hohe Wellen heran und zerbrechen an den Felsen. Ein Naturschauspiel der besonderen Art wir uns hier geboten, das man nicht in Worte fassen kann, wahrscheinlich auch nicht in Bilder. Natürlich wird vorher noch ein Picknick veranstaltet. Das Obst vom Nachtmarkt, darunter Zimtäpfel und Zimtapfeleis, Bananenkuchen und Schinken aus Deutschland stehen nur kurz auf dem Tisch, denn schnell sind sie auch wieder vertilgt. Irgendwie kann man in Taiwan immer essen. Bin gespannt, was die Waage heute Abend sagt.

So eindrucksvoll die Natur hier auch ist, irgendwann muss man weiter. Mit dem Bus geht es wieder zurück in das Zentrum von Taitung, vorbei an einem kleinen Hafen, in dem die Fische direkt an der Straße verkauft werden. Nachdem am Bahnhof alle anderen Fahrgäste ausgestiegen sind, haben wir den Bus für uns alleine. Jetzt ist der Busfahrer nicht mehr zu bremsen und redet und redet und redet. Ida möchte gerne noch zu einem Ureinwohnerdorf, doch der Busfahrer rät ab, da es da nur Mücken gäbe. Er versorgt uns noch mit Tipps für die Rückfahrt und nimmt uns dann gleich mit bis zum Busbahnhof.  Es bleibt noch Zeit für … natürlich ein Essen, diesmal beim Japaner. Jetzt holen wir noch unser Gepäck und machen uns mit dem Bus zum Bahnhof auf. Dort herrscht ein riesiges Gewimmel von Menschen, die nach dem langen Wochenende wieder nach Hause wollen. Wenn es in einem Ameisenstaat Bahnhöfe gibt, dann muss es so zugehen. Jeder kennt seinen Weg und so chaotisch alles auch scheint, ist alles geordnet.

Auch wir sitzen wieder in unserem Zug und haben jetzt drei Stunden Zeit, in denen ich schreibe, schlafe und lese.

So geht ein wirklich tolles und erlebnisreiches Wochenende zu Ende.

 

Frohe Ostern!

 

Tag 6 - 06.04.2015 (Ostern)

 

Heute lassen wir es mal etwas ruhiger gehen, zumindestens hatten wir das eigentlich vor. Aber es kommt ja meistens anders, als man denkt. Ben weckt uns mit der Bemerkung: „Mir ist schlecht.“ Den Rest will ich hier nicht beschreiben. 

Bis zum Nachmittag wird geschlafen oder gelesen oder beides. Dann meldet sich der Hunger und wir beschließen einkaufen zu gehen. 

Dann kommt es zu einer weiteren Taiwan-Premiere. Wir müssen zum Krankenhaus, da eine unserer Schülerinnen nicht mehr knusprig aussieht. Ein Ausschlag macht ihr doch stark zu schaffen. Es könnte eine allergische Reaktion sein, aber auch die Nebenwirkungen eines Antibiotikas, das sie einnehmen musste. Ihr wird schnell geholfen. Das Krankenhaus ist eine mehrstöckiges Gebäude. Die Notaufnahme befindet sich im Eingangsbereich. Sobald man diesen betritt, sieht man in der Mitte Betten mit Patienten stehen, die auf Aufnahme warten oder die bereits behandelt werden. Vor den Blicken werden sie durch mobile Abtrennungen oder gar nicht geschützt. Alle werde so zu einer großen Gemeinschaft. Unsere Schülerin wird rechts in der Kinderabteilung behandelt. Ein Spritze soll die erste Linderung schaffen, die nach einer halben Stunde auch einsetzt. Es werdn noch Tabletten zur weiteren Einnahme verschrieben. Jetzt kommt das Wichtigste, ohne dem es in einem deutschen Krankenhaus auch niemals geht: das Bezahlen. Ein einem Schalter wird anhand des Befundes, der für die heimische Versicherung bereits in chinesisch, echtes und Fachchinesisch, das ist dann Latein, ausgefertigt wurde, die Rechnung erstellt. Für diese Behandlung werden 1.150 NT, also umgerechnet etwa 35,- € fällig. Danach geht es auf die andere Seite der Vorhalle, in deren Mitte ja die Betten der Neuankömmlinge stehen, zu der Arzneimittelausgabe. Dort hat man die verordnete Ration bereits abgepackt und so können wir nach kurzer Zeit die Klinik verlassen.

Sind wir auf dem Hinweg noch mit dem Taxi gefahren, da wir ja nicht wussten wir groß das Problem ist, machen wir uns nun beruhigt zu Fuß auf den Rückweg entlang des Love-Rivers.

Als wir wieder zurück sind, stellt sich die Frage aller Fragen: „Was wollen wir essen?“ Da Max und Pia noch unterwegs sind, haben wir Zeit zum Überlegen. Doch als sie zurückkommen, haben sie die Frage schon beantwortet und haben selbstständig aus unserem Lieblings-Dumpling-Restaurant verschiedene Sorten mit gebracht. So geht ein ruhiger Tag ruhig zu Ende.

Tag 7 - 07.04.2015 

Heute ist erster Schultag nach dem verlängerten Wochenende. Gegen 8.20 Uhr betreten wir zum ersten Mal in diesem Jahr das Wenzao-Gelände, das in den letzen Tagen geschlossen war. Allen Schülerinnen und Schülern geht es sehr gut und sie erzählen von Taipeh, von Kenting, von Besuchen bei Verwandten der Gastgeber oder vom Essenkochen mit der Großmutter der Gastschülerin und wie dabei ein Dumpling durch das Wohnzimmer auf das Sofa flog. Viele neue Erlebnisse haben sie mitgebracht und werden den ganzen Tag davon erzählen. Das Land hat sie bereits gefangen genommen und die Großstadt mit ihren unzähligen Straßen, die alle auf den ersten Blick irgendwie gleich aussehen, bestaunen sie ehrfurchtsvoll. Vom östlichen Münsterland mit seinem ländlichen Charme in die pulsierende Millionenstadt; größer können Gegensätze nicht sein.

Studenten der Wenzao-University begrüßen uns mit verschiedenen Tänzen und zum Aufwärmen gibt es verschiedene Spiele, bei denen Michael gar nicht genug bekommen kann.

Es folgen Informationen über das Programm der nächsten Tage und eine Führung über das Gelände.

Zurück stehen wir vor einem großen Büffet, an dem sich alle reichlich bedienen. Auch die Lehrerinnen und Lehrer der deutschen Abteilung sind eingeladen und so treffen wir Chu-Heu, Ida, Armin, Christian, Ingo, Jörg, Nico, Holger, Andre und einige andere. Soweit wir uns noch nicht gesehen haben, werden Anekdoten der letzen zwei Jahre ausgetauscht. Christian gratuliert bereits zur Meisterschaft und lehnt andererseits Glückwünsche zum Aufstieg seiner Arminia aus der Stadt, die es nicht gibt, ab, da er unsere Preußen aus Münster in zwei Wochen fürchtet. Wir sind also bei den wichtigen Themen angekommen.

Das Essen reicht nicht aus und so verlagern wir unsere Unterhaltung in den 7-eleven, der sich inzwischen auf dem Schulgelände befindet. Wir besetzen den halben Sitzbereich und werden schon fast zum Umsatzkiller, da niemand den ersten Quergang zu den Zeitschriften benutzen kann. Egal, der taiwanisch-deutsche Austausch hat Vorrang.

Zwischendurch erreicht uns noch eine Schreckensbotschaft durch unsere Kinder: der Milchshakestand ist Vergangenheit. Keine Milchshakes mehr - ich glaube ich reise sofort ab. Taiwan hat seine Faszination schlagartig verloren. Die Einzigartigkeit ist Vergangenheit. Dann eine kleine Entwarnung: vor dem Supermarkt gibt es noch Milchshakes, aber nur Banana. Gut, ich bleibe.

Am Nachmittag werden wir in die Geschichte des Drachenbootfestes mit dem Seuchengott, seiner Abwehr und den daraus entstandenen Duftsäckchen eingeführt. Die Taiwaner wissen auch, dass Frauen Schlangen sind, so ist die Geschichte von der weißen Schlange, die Ewigkeiten mit der Grünen kämpfte, bevor sie zu schönen „Frau Weiß“ wurde, und anschließend wieder zur Schlange wurde, nachdem sie mit ihrem Mann einen Schnaps getrunken hatte, zu verstehen. Die weiteren Botschaften lauten: Trinkst du Schnaps, wird deine Frau zur Schlange. Schnaps macht etwas im Kopf kaputt.

Mit dieser neue Erkenntnis basteln wir Duftsäckchen, die uns vor dem Seuchengott bewahren sollen, damit dieser im Sommer keine Krankheiten schicken wird. Die Duftsäckchen haben natürlich die Form eines kleinen, weißen Schafs, schließlich sind wir im chinesischen Jahr des Schafs, oder der Ziege, oder beidem, irgendwie können sich die Chinesen nicht entscheiden. Das Basteln fördert eine ganze neue Herde von Duftschafen zu Tage, sodass eigentlich jetzt nichts mehr passieren kann.

Die Tageslast ist geschafft, zumindestens die offizielle. Also besuchen wir zum ersten Mal die neuen Räume der Deutschabteilung. Sie sind deutlich größer und schöner geworden. Aber da gerade sehr viel Betrieb ist, verschieben wir unsere Erkundungen auf morgen.

Ganz wollen wir es noch nicht glauben, die Nichtexistents unseres geliebten Milchshakestands. Wir gehen noch einmal schauen und siehe dar, alles wie immer. Die nette Frau hinter der Theke erkennt uns und wir bekommen unsere Shakes, ich liebe Tau-Me (Erdbeere), Fungli (Ananas), während ich auf Ting-qua (Wassermelone, schmeckt wir Gurke, wie ich finde), allerdings ohne Milch. Dann eben morgen.

Es ist fast 18.00 Uhr. Was jetzt folgt ist klar; Essen und Shoppen. Gegessen wir heute um die Ecke, in einer kleinen, einfachen Garküche. Wang-Tang Suppe, Glasnudeln, Reisnudeln mit Sesampaste und Reisnudeln mit Fleischpaste stehen auf dem Tisch. Typisch taiwanisch und wieder lecker.

Beim Shoppen geht es zuerst zur Obsthändlerin unseres Vertrauens. Sie empfängt uns mit eine Lächeln und bereitet gekonnt, wie immer, drei Ananas für den kleinen Hunger am Abend zu. Dann benötigen wir noch Mülltüten, leider fällt doch eine erhebliche Menge Müll an, und das deutsche Pfandsystem hat hier noch nicht Einzug gehalten. Außerdem besuchen wir noch den Schreibwarenladen unseres Vertrauens und ich bin danach bepackt, wie ein Maulesel und froh, dass es diesen Laden nicht in unserer Nähe gibt.

Wieder ist ein Tag viel zu schnell vorbei. Müde und glücklich fallen wir gleich ins Bett. 

Tag 8 - 08.04.2015

Das Programm beginnt gnädig erst um 9.00 Uhr mit einem Unterrichtsbesuch bei Dr. Richter, uns besser als Christian bekannt, der vor 3 Jahren zu Besuch bei uns in Wadersloh war. Wir, d.h. beide Austauschgruppen aus Landshut und Wadersloh, werden an seinem Unterricht teilnehmen. Wenn wir mal berücksichtigen, dass seine Klasse auch noch aus Schülern besteht, dann male ich mir gerade aus, dass es sehr kuschelig wird. Aber wir wären nicht in Wenzao, wenn es nicht doch wieder eine Überraschung gäbe. Wir sind nicht in einem normalen Klassenraum, sondern in einem Konferenzraum mit über 100 Plätzen, also nicht kuscheliges.

Christian hat ein interaktives Spiel vorbereitet, bei dem deutsche und taiwanische Schülerinnen und Schüler gemeinsam gegeneinander antreten. Die Regel sind einfach: es erscheint ein Begriff und die Mannschaft muss nachsehen, wie oft es diesen Gegenstand dabei hat. Pro gefundenes Stück gibt es einen Punkt. Und so schauen wir nach, wie viele Lippenstifte, Mundschütze, Führerscheine, Ohrringe oder Armbanduhren wir in der Gruppe dabei hatte. Das Ergebnis wurde addiert und durch die Anzahl der Gruppenmitglieder geteilt. Dabei brachte es die Gruppe „Krebs“ auf sage und schreibe 8,7 Punkte, was ihr eindeutig den 1. Platz einbrachte. Herzlichen Glückwunsch.

Wurden bei diesem Spiel schon die Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Länder und Kulturen deutlich, so fand das Ganze seine Steigerung in einem Vortrag zweier Taiwanerinnen über Taiwan und spezielle Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu Deutschland. Die Schülerinnen und Schüler zeigten in einem anschließenden Quiz, wie viel sie schon von Taiwan kennengelernt haben.

Es folgt, was folgen muss: das Mittagessen. Auf dem Sportplatz nehmen die Vorbereitungen für das Sportfest ihren rasanten Verlauf. War gestern um diese Zeit noch nicht zu sehen, haben drei Arbeiter inzwischen eine Bühne, viele kleine rot-weiße Zelte und eine Lautsprecheranlage aufgebaut. 

Wir gehen zum Dumpling-Restaurant unseres Vertrauens, die beiden Referentinnen des Vormittags begleiten uns. Vortragen macht schließlich Hunger. Sie betonen, dass sie nicht essen werden, da sie ihre Mahlzeit morgens von zu Hause mitgebracht hätten, aber wir werden sehen. Inzwischen gibt es einen neuen Weg vom Wenzao-Gelände Richtung Süd-Osten. Ein 7-eleven hat auf dem Schulgelände eröffnet, direkt an der östlichen Hauptstraße. Daher kann man ihn vom Schulgelände betreten und zur Hauptstraße wieder verlassen. Es ist der Laden, den wir bereits gestern mittag mit unserer Kaffeerunde besetzt haben. Also wählen wir heute den Weg, den viele Studenten zur Mittagszeit wählen und wie auf einer Ameisenstraße bewegen sich viele Menschen emsig fort mit einem Ziel: Mittagessen. Im Restaurant hat bereits ein Teil unserer Schülergruppe seinen Hunger gestillt und wir wählen nun gekochte Dumpings mit scharfer Gemüsefüllung, gebratene Dumpings mit scharfer Gemüse- und mit Curryfüllung und Pai-Ling nimmt eine Wang-Tang-Suppe. Gar nicht erwähnt habe ich, dass wir zur Vorspeise statt Suppe einen Erdbeer- oder Ananasmilchshake gewählt hatten. Nach wenigen Minuten sind die Dumpings Geschichte und auch unsere taiwanischen Referentinnen haben kräftig mitgeholfen. So viel zum Thema „Wir haben unser Mittagessen von zu Hause mitgebracht“.

Dermaßen gestärkt machen wir uns auf den Rückweg. Zu unserem Glück fehlt nur noch eine Kaffee. Gut, dass der Rückweg in der Regel der selbe, wie der Hinweg ist. Also gehen wir vorne in den bereits bekannten 7-eleven hinein und kommen hinten zusammen mit zwei Cappuccino wieder heraus. Kaffee go thru. 

Die Nachmittagsveranstaltung bringt uns eine Einführung in die Haka-Kultur. Nach ausführlicher Einführung lernen wir einige Ausdrücke und machen uns dann an die Gestaltung von kleinen Papierschirmchen. Dabei zeigt sich wieder einmal, dass der liebe Gott das künstlerische Talent doch ungleichmäßig verteilt hat. Bei mir hat er auf jeden Fall gespart. 

Wieder im Freien, erleben wir die Generalprobe für das Sportfest mit. Man könnte meinen, dass hier die Olympische Spiele stattfinden. Seit 2010 hat sich anscheinend nichts geändert. Wer nicht warten will, sollte in unsere Bericht von 2010 schauen. Fahnenabordnungen wird ihr Zugweg gezeigt und geduldig warten viele Schülerinnen und Schüler auf den ihnen zugewiesenen Plätzen im Freien. Die notwendige Musik wird eingespielt und die Formationen bewegen sich, wie vorgeschrieben. Da wird am Samstag nichts schief gehen.

Es ist Pause für eine taiwanisches Eis, das wir seit 2010 nicht mehr gegessen haben, nicht weil es nicht schmeckt, sondern weil es das außerhalb des Hafens, dort gibt es eine berühmte Eisdiele - keine Ahnung, wie das in Taiwan heißt, Eisgarküche? (wohl nicht) - noch nicht gab. Jetzt gibt es einen Anbieter neben dem Dumpling-Restaurant (das unseres Vertrauens), schräg gegenüber neben dem Supermarkt und auf dem Schulgelände, direkt neben dem Milchshakestand. Links Milchshakes, rechts Eis - das Paradies auf Erden. Es handelt sich hier nicht um Milcheis, sondern um gecrachtes Eis, das mit Obst und Soßen garniert wird.

Jetzt müssen wir uns aber beeilen, denn wir sind heute Abend vom Leiter der Wun-Shan Highschool zum Essen eingeladen. Mit dem Taxi und einer kleinen Delegation geht es durch die Straßen von Kaohsiung in ein Hotel. Die Fahrt ist 4,5 km lang und kostet 185 NT$, was ungefähr 5,50 € entspricht. Die Rückfahrt wird nachher nur 150 NT$ kosten, eigentlich wäre es andersherum vorstellbarer, weil wir dann schwerer geworden sind, aber so. Na man muss ja nicht alles verstehen. In einem schicken Restaurant fahren wir in den 3. Stock. Dort gibt es viele einzelne Räume, aus denen jeweils viel Lärm kommt. Wir biegen nach rechts in den Raum 309 ab. Dort sind bereits Mr. Pan, der Leiter der Highschool, James und Sandy, die uns im letzen Jahr in Münster besucht haben, einige ihrer Kolleginnen, darunter Franziska, die Deutsch unterrichtet und Britta und Uta, vom Gymnasium St. Mauritz in Münster, die ja mit ihrer Gruppe zum ersten Mal in Taiwan sind, dank unserer Beziehungen und der Vermittlung unserer taiwanischen Kollegen. Das Essen ist mehr als üppig. Es gibt gefüllte Röllchen, Fleisch mit Pilzen, Tintenfisch mit Gemüse, Scampis auf Glasnudeln, einen Auflauf, noch einen Fisch, wahrscheinlich, ach ich weiß es nicht, sesamumhüllte Reiskugeln (Taiwanberliner) mit einem Gelee aus roten Bohnen, danach eine Wackelpuddingsuppe und Melonen. Es gab bestimmt noch etwas dazwischen, aber irgendwann verliert man den Überblick. Britta ist irgendwann satt. Ich empfehle ihr, doch weiter zu essen, weil sie sonst die Reste morgen früh bekommt, was sie erst glaubt, als die beiden Mitarbeiter des Restaurants, die nur für diese Gruppe zuständig sind, die Reste einpacken. Nach dem Essen werden die Gastgeschenke ausgetauscht und dann werden natürlich noch die obligatorischen Fotos gemacht.

Gesättigt und glücklich machen wir uns auf den Rückweg, der ja günstiger ausfallen wird, wie schon oben beschrieben. Wir fahren auch eine andere Route, da merke ich schon noch, auch wenn viele Straßen gleich aussehen.

Nachdem wir uns am Unitor getrennt haben, machen wir noch einige Besorgungen und sitzen jetzt auf dem Sofa und reden über dies und das.

Tag 9 - 09.04.2015

Heute ist der „deutsche Tag“. Dass es so ist  und was das bedeutet, können wir noch nicht erahnen. Das Aufstehen fällt immer noch schwer, die liebe Zeitverschiebung, aber zu Hause fällt das Aufstehen auch in letzter Zeit immer schwerer. Kaffee, Duschen und los gehts. Frühstück gibt es an der Ecke, wir sind schon Dauergast. Der mann bietet Sandwich mit Äpfeln und Kiwis an, eine interesante und leckere Kombination, die bei der Wärme hier sehr bekömmlich ist, wie eigentlich das ganze Essen. Es wird wenig Fett verwendet, Gemüse wird kurz gegart, sodass die Vitamine erhalten bleiben. 

Heute fahren wir mit dem Bus nach Tainan. Dabei erwarten wir das gleiche Programm, das wir aus den letzten Jahren in verschiedenen Variationen kennen. Aber wir sollen noch überrascht werden.

Im Bus gibt es schon die erste Überraschung. Christian, der die vorletzte Gruppe nach Deutschland begleitet hat, sitzt mit mir vorne in der ersten Reihe. Ein taiwanischer Bus ist ein Hochdecker, das bedeutet, dass alle Passagiere oberhalb des Fahrers sitzen. Wir sitzen also in der ersten Reihe. Damit der Fahrer unter uns sitzen kann, ist der Boden vor uns knapp unterhalb der Höhe des Sitzpolsters, was bedeutet, dass wir eigentlich mehr liegen als sitzen. So stelle ich mir eigentlich das Essen beim Japaner vor. Na gut vielleicht fahren die Japaner auch so Bus und vielleicht sitzen wir in einem Bus aus Japan.

Die Fahrt nach Tainan dauert ca. 1 Stunde. Wir fahren über die Autobahn Richtung Norden. Da ist viel Zeit und so so beginnen die Taiwaner mit ihrem Lieblingssport Karaoke. Wir befürchten Schllimmstes, sind dann aber aus der Nummer heraus, da wir doch erhebliche Schwierigkeiten beim Lesen der Songtexte haben. Dann eben anders und alle brüllen „Atemlos“ von Helene Fischer, was sofort als Tondokument bei whatsup gepostet wird und zu sofortigen irritierten Reaktionen Außenstehender führt. 

Dann schlängeln wir uns mit dem Bus durch die Innenstadtstraßen, die um diese Uhrzeit ziemlich leer sind. Vor dem Konfuzius-Tempel halten wir an. Hier waren wir noch nicht, stellen wir sofort fest. Der Tempel ist schlicht gehalten Bilder gibt es keine, außer einige Aufnahmen, die die Verehrung und Opferung zeigen. Konfuzius wird wegen seiner Lehren verehrt, und man bittet ihn um Hilfe. Es gibt aber kein Gott. Diese werden auch verehrt und so entzünden wir ein Räucherstäbchen am Altar des Gottes der Literatur, der auch für gute Klausuren (hoffentlich auch für gutes Klausurenkorrigieren) und Beförderungen zuständig ist. Man kann ja nie wissen, wofür so etwas gut ist. Interessanterweise ist dieser Gott bei allen Schülern plötzlich sehr beliebt.

Zu Stärkung geht es in eine nahe Gasse, die von kleinen Geschäften gesäumt ist. Vor einem Handarbeitsladen entdecke ich gehäkelte Falschenhalter. Irgendwie kommen mir die Flaschen bekannt vor. Bei näherem Betrachten erkennen wir auf dem Bügel die Aufschrift „Flensburger Brauhaus“. Die sofort eingeleitete intensive Untersuchung ergibt, dass in dieser Flasche „Flensburger Frühlingsbier“ gewesen ist. Leider gewesen. Aber wir stellen wieder fest, die Welt ist klein. Was wir an diesem Tag noch häufiger bemerken werden.

Wir probieren in einer Bäckerei Gebäck, das so lecker ist, dass wir beschließen, unseren Kollegen jeweils eine Tüte mitzubringen. Also nächste Woche lohnt es sich im Lehrerzimmer zu sein.

Die Studenten, die unser Programm organisieren, haben etwas durchsickern lassen, dass wir zum Mittagessen Pizza selber machen werden. Gut, wir rechnen mit einem Restaurant oder ähnlichem. Der Bus fährt durch Tainan und irgendwie warte ich die ganze Zeit darauf, dass er anhält, was er aber nicht macht. Wir fahren aus der Stadt heraus, kurz auf die Autobahn, dann wieder in ein kleines Dorf. Der Bus biegt in eine kleine Straße ein und so langsam finde ich es doch rätselhaft. Wo will der Fahrer hin? Plötzlich stoppen wir und sollen aussteigen. Weit und breit ist nichts zu erkennen, was irgendwie wie ein Restaurant aussieht. Wir betreten ein Grundstück, das uns mit dem Wort „Pension“ und einer deutschen Flagge begrüßt. Am anderen Ende setzt plötzlich Betriebsamkeit ein. So langsam klärt sich die Situation. Wir sind bei der Familie einer Studentin von Wenzao eingeladen, die gehört hat, dass die taiwanischen Gruppen in den letzten Jahren gemeinsam in den Gärten von Familien waren und dort meistens gegrillt haben. 

Auf dem Grundstück befinden sich zwei Bungalows, die toll eingerichtet sind, edles Holz kleidet die Innenräume aus, mehrere Schlafzimmer und Badezimmer sind vorhanden. Ein Fischteich mit Schildkröten und Kojkarpfen befindet sich im hinteren Drittel, daran schließt sich ein überdachter Pavillon mit eine Steinbackofen an. Auf großen Tischen befinden sich aller erdenklichen Zutaten, die man für eine Pizza benötigt. Der Ofen wurde schon um 6.00 Uhr in der Früh angeheizt. Zur Begrüßung bekommen alle Wasser und Cola, selbstgepflückte Tomaten und kleine Brötchen. Der Vater begrüßt uns. Christian übersetzt seine Worte, aus denen sein ganzer Stolz herauszuhören ist. Mutter und Großmutter kümmern sich um alles, ein Sohn, der gerade seinen Militärdienst ableistet und so hervorragend Posaune spielt, dass er bereits einen Preis gewonnen hat und in Deutschland studieren will, teilt die entsprechenden Teilstücke ab, ein anderer Verwandter bedient den Ofen. Jeder von uns rollt seinen Pizzateig auf einem Holzbrett aus, verteilt dann Tomatensoße darauf und belegt mit den gewünschten Zutaten. Oma überprüft, ob genug Mehl zwischen Teig und Holzbrett ist. Dazu macht sie den Pizzarutschfest. Wozu? frage ich mich. Ganz einfach, der Bäcker lässt die Pizza vom Holzbrett in den Ofen gleiten und das funktioniert nur nach bestandenem Rutschtest von Oma. Meine Pizza, belegt mit Paprika, Zwiebeln, Speck und Würstchen, dazu Käse gleitet vom Holzbrett in den Ofen und nach wenigen Minuten erhalte ich sie goldbraun zurück. Mit einem Pizzaschneider wird dann die Pizza in kleine Stücke unterteilt und jetzt kommen die Gaumenfreuden. In Italien könnte eine Pizza nicht besser sein. Damit bestätigt sich mein Vergleich von unserem ersten Besuch, dass Taiwan und Italien sehr viele Gemeinsamkeiten haben: kleine, dunkelhaarige Menschen, die sehr viel und schnell sprechen, es ist gerne laut, es ist warm, die Gebäude sind oft außen naja und innen herausgeputzt und man kann hervorragend essen. Ach ja, fahren haben sie auch alle beim selben Fahrlehrer gelernt.

Nach den obligatorischen Fotos, mindestens 100, gefühlt 1000, machen wir uns wieder auf den Weg, wobei die Fahrt allerdings nach wenigen Kilometern schon wieder unterbrochen wird. Wir gehen in einem kleinen, nichtswagenden Dorf, das einen deutlich heruntergekommenen Eindruck macht in eine Gasse, in der alle Mauer- und Hauswände von einer Künstlerin mit Zeichentrickfiguren bemalt wurden. Die Bilder tragen das Datum vom 01.03.2015 und so kommt es, dass wir zwar viele Fotos machen, aber noch häufiger von den Einheimischen fotografiert werden.

Dann treiben unserer Organisatoren zum Aufbruch und wir erreichen das Osttor von Wenzao 90 Minuten später als geplant, da allen der Ausflug so gut gefallen hat, dass wir überall ein wenig länger verweilen mussten, besonders im Garten am Pizzaofen.

Nach kurzer Essenspause mit Pfannekuchen, gefüllt mit einer Art Kohlgemüse, frisch gebraten, machen wir uns wieder auf zur Deutschabtelung, weil wir uns mit André verabredet haben. Wir fahren in die Stadt in die Wufu 1st Road. Dort hat ein Österreicher ein Lokal eröffnet, in dem es deutsches Bier und deutsches Essen gibt. Eigentlich lässt er Kaltenberger Hell in Lizenz in Taiwan brauen. Aber da die aktuelle Produktion noch in der Flasche reifen muss, gibt es Zwickl aus Bayreuth. Dazu, jetzt wird es ganz bizarr, Weißwurscht mit süßem Senf. Bei aller Skepsis und der Tatsache, dass ich so etwas eigentlich im Ausland nicht brauche, schon gar nicht in 11.000 km Entfernung, muss ich anerkennen, dass es dem Vergleich mit der deutschen Variante standhalten kann. Die Wurst schmeckt, das Bier auch. Mit Holger, der auch dazu gestoßen ist, unterhalten wir uns über dieses und jenes, hauptsächlich natürlich über Deutschland und Taiwan. Von meinem Platz aus kann ich hinter der Theke des bayrischen Restaurants deutsches und durch das Fenster des benachbarten  taiwanischen Restaurants taiwanisches Fernsehen gucken. Der Unterschiede sind schon eklatant, hier das nüchterne auf den Inhalt fokussierte Bild, dort das Bild, das durch zahlreiche Schriften oben, seitlich und unten ergänzt wird. Es gibt Untertitel zum Gesprochenen, weil ja nicht jeder Taiwaner alles versteht, was normal in dieser Bildsprache ist, den Wetterbericht, Nachrichten und Börsenkurse und alles gleichzeitig. 

Im Hintergrund singt Andrea Berg und so schließt sich der Kreis zum Morgen.

Mit der Linie 77 soll es zurück zur Schule gehen. Vom Gastronom werden wir minütlich über den Verbleib des Buses informiert, in Kaohsiung kann man die Linienbusse im Internet live verfolgen. Hallo Deutschland, das ist mal eine Idee und könnte doch der Technik für die Maut kurzfristig umgesetzt werden. Dann bringt uns der Wirt noch zur Bushaltestelle. Der Busfahrer erkennt wahrscheinlich, dass wir Deutsche sind und glaubt, dass wir alle gerne schnell Autofahren. Auf jeden Fall ist seine Fahrt Formel 1 tauglich. Er biegt an den Kreuzungen mit unveränderter Geschwindigkeit ab und bietet uns so noch einen bleibenden Eindruck.

So geht ein erlebnisreicher, deutscher Tag zu Ende.

Tag 10 - 10.04.2015

Der Planungsgott hat mit uns ein Einsehen und wir haben unseren ersten Unterrichtsbesuch erst um 9.00 Uhr. Unterteilt in drei Gruppen stellen wir unsere Schulen kurz vor und kommen mit den Taiwanern über Essenskulturen und Musikgeschmäcker ins Gespräch. Einige Dinge sind zwar anders, aber vieles ist auch gleich.

Wir bekommen kurze Anweisungen für das Sportfest und spielen dann die taiwanische Version von „Werwölfe im Düstertal“. Hier werden keine Rücksichten auf Nationalität und Person genommen. Es wird gemordet, taktiert und aufgeklärt.

Ein kurzes Mittagessen folgt, bevor wir uns der chinesischen Sprache widmen. Hier werden die Unterschiede beider Länder am deutlichsten. Eine Wortsprache mit vier Betonungsmöglichkeiten, bei der jede Betonung eine andere Bedeutung hat, gegen eine Buchstaben und Silbensprache, bei der die Betonung eine untergeordnete Rolle spielt. Dabei wird auch das Schreiben zur Kunst.

Dann ist Zeit für Milchshakes und Gespräche auf dem Campus. Die sind für den Austausch genau so wichtig, wie das offizielle Programm.

Am Abend sind wir von der Fakultät zum Essen eingeladen und wir fahren in ein Restaurant in einem Kaufhaus neben der Arena. Ich weiß, dass wahrscheinlich alle jetzt schon wissen was kommt. Aber ich muss an dieser Stelle sagen: So gut haben wir in Taiwan noch nicht gegessen.

Tag 11 - 11.04.2015

Wir sind gerade durch den Regen nach Hause gelaufen, ja richtig gelesen, es regnet. Alle Taiwaner sind happy, denn es hat seit Monaten nicht geregnet, was dazu führt, dass Wasser rationiert werden muss. In Kaohsiung herrscht Stufe 3, was bedeutet, dass keine Blumen mehr gegossen und keine Parks bewässert werden dürfen. Bäume sind auf dem Wenzao Gelände bereits beschnitten worden, damit sie nicht eingehen. In Taipeh wird zur Zeit das Wasser an zwei Tagen in der Woche abgestellt, wird hier erzählt.

Am Morgen schellte der Wecker um 6.00 Uhr (immer daran denken, dass es dann 0.00 Uhr in Deutschland ist), denn heute ist in Wenzao ein großer Tag. Es findet das jährliche Sportfest statt. Bereits um 7.30 Uhr sind wir in der deutschen Abteilung. Alle aus der Gruppe erhalten ein gelbes T-Shirt, das den Gegenüber bittet: „Talk German with me“. Wir Lehrer werden von Chu-Hei, die inzwischen die Dekanin der Fakultät für europäische Sprachen ist, auf die Tribüne geführt. Dort stehen mit unseren Namen beschriftete Plätze für uns bereit. Die Chefin der internationalen Abteilung erkennt uns wieder und freut sich, dass wir wieder da sind. Wir unterhalten uns angeregt und tauschen Visitenkarten aus. Die neue Präsidentin der Wenazo Universität wird uns schließlich vorgestellt und wir übergeben unser Gastgeschenk. In diesem Jahr haben wir neue Taschen, Schreibmappen und Handtaschen mit dem Jubiläumsjahrlogo dabei, die zu Hause noch niemand bekommen hat. Dann beginnt der Einzug der einzelnen Abteilungen. Die Deutsche Abteilung wird durch unsere Schülerinnen und Schüler ergänzt. Mit der Abteilungsfahne voran ziehen die Mannschaften ins Stadion ein, wie bei den Olympischen Spielen. Es folgt die Rede der Präsidentin, dann spricht ein Industrieller, der gegenüber der Uni einen Betrieb aufgebaut hat und Biogetränke produziert. Es folgen die Schulhymne, die Nationalhymne und eine Huldigung. Dann geht es los, naja fast. Zunächst gibt es noch eine Tai-Chi-Vorführung. Aber dann geht es los. Die ersten Staffelläufe stehen auf dem Programm und gleich beim ersten Rennen, liegt die deutsche Abteilung in Führung bis 3 m vor der Ziellinie die Schlussläuferi stürzt. Welch ein Drama. Danach greifen wir ins Geschehen ein. Es gibt einen Wettbewerb (wahrscheinlich für Gäste), der aus den Disziplinen. „Dreibeinlaufen mit Erbsen sammeln“ (zwei Teilnehmer werden an zwei Beinen aneinander gebunden und müssen eine Stecke möglichst schnell zurücklegen, an deren Ende an einem Tisch Erbsen mit Stäbchen in einen Topf gegeben werden müssen), „ blinder Wassertransport“ (hier muss ein Teilnehmer mit verbundenen Augen, Wasser von einem Eimer mit einer Schüssel auf die andere Seite der Strecke transportieren, dabei wird er von einem Partner gelost) und „Baskettballlauf“ (zwei Teilnehmer laufen Rücken an Rücken, dazwischen ein Basketball, möglichst schnell über die Strecke) besteht. Wir machen eine ziemlich gute Figur, verpassen den Sieg nur knapp, was vielleicht auch daran liegt, dass eine Wasserträgerin leicht die Orientierung verlor und das Wasser beim Nachbarteam abladen wollte, worauf die nächste Teilnehmerin den eigenen Wassereimer  gleich ganz entleerte, in dem sie ihn umstieß. Aber von solchen Kleinigkeiten lässt sich ein Team ja nicht aus der Bahn werfen, also wurde gefightet bis zum Schluss. 

Wir haben alles gegeben. Daher ist jetzt eine Stärkung angesagt. Es gibt Pfannkuchen gefüllt mit Ei oder Würstchen und Kaffee (der ist nicht in den Pfannkuchen, den gibt es dazu). Das weckt die Lebensgeister endgültig. Also können wir jetzt zu einem Ausflug Richtung Hafen starten, während die Studenten sich weiter im sportlichen Wettkampf messen. Hoffentlich gewinnt heute die deutsche Abteilung und heute Abend können wir einen großen Pokal bewundern. Mit der Linie 36 soll es Richtung Arena gehen. Das ist ein Stadion, das zu den Word-Games 2009 gebaut wurde. Dort befindet sich eine Metrostation. Normalerweise verkehrt auf der Linie 36 ein kleiner Bus. Wenn wir gleich mit zwei Gruppen, aus Wadersloh und Landshut, dort einsteigen, wird es kuschelig. Aber anscheinend haben wir auch dem Gott des Transportwesens ein passendes Rauchstäbchen geopfert. Es erscheint ein richtiger, soll heißen, großer Bus, in dem wir alle bequem Platz finden. Die Metro ist sowieso groß genug, außerdem fahren nicht so viele Leute Metro in Kaohsiung. Leider muss ich diese Erfahrung jetzt revidieren. Der Zug war restlos gefüllt und mit uns war die berühmte Sardine in der Büchse. Umfallen geht also nicht mehr. Es ist wie am Sonntag morgen in Rom auf dem Weg zum Petersplatz, wo der Papst um 12.00 Uhr das Angelus betet. Wieder eine taiwanisch-italienische Gemeinsamkeit.

Am Formosa-Boulevard steigen wir aus und sehen uns die berühmte Glaskuppel an. Darunter spielt spontan ein junger Taiwanese an einem weißen Klavier. Bei dem Titelsong von „Titanic“ stellen wir spontan die berühmte Szene am Bug dar. Wer denkt dabei noch an Leonardo di Cabrio und Kate Winslet.

Weiter geht es zu Endstation Shiziwan und von dort zu einer Eisdiele, in der wir schon vor 5 Jahren waren. Sie ist berühmt für ihr Eis und alle Gäste verewigen sich an den Wänden. Wir belagern den kompletten ersten Stock und bestellen mjem-mjem-bing, das ist gecoachtes Wassereis, das mit Früchten und Fruchtsirup garniert wird. Es ist köstlich und wäre in Deutschland ein Hit. Nach dem Eis kommt die Arbeit. Wir verewigen uns auf der Wand oberhalb des Eisaufzuges, mit dem das Eis direkt von der Eisküche nach oben gefahren wird. Eine deutsche und taiwanische Flagge umrahmt von unseren Namen zeugen von nun an: Wir waren hier.

Erfrischt gehen wir nun zur Pier2. In den alten Bananenlagerhallen haben sich Künstler und Gastronomen nieder gelassen, sodass dieses Viertel zu einer neuen Bedeutung gefunden hat. Vor zwei Jahren waren wir schon einmal hier und sind erstaunt, was sich hier alles getan hat. Auf dem alten Abstellplatz der Eisenbahn ist eine Wiese entstanden, auf der viele Menschen Drachen steigen lassen. Eine alte Bahnstrecke wurde zur Flaniermeile umgestaltet, an der sich viele kleine Läden angesiedelt haben. Meine Frau bringt aus einem Waffeln und Hot-Dogs mit. Die haben zwar verwandtschaftliche Beziehungen zu denen, die man in einem schwedischen Einrichtungshaus angeboten bekommt -  wobei ich mich frage, ob es die und die Fleischkugeln mit Preiselbeeren auch hier in Taiwan gibt; ja es gibt auch hier eine Filiale, die wir am Ende des Anlegers auf der gegenüberliegenden Hafenseite gleich sehen werden - sind aber die taiwanische Vakante. Sie sind deutlich kürzer, dafür ist die Wurst dicker und würziger, bestehen außen aus einem Reisbrötchen und sind mit einer Art Ketchup und (!) gerösteten Knoblauchstückchen gefüllt. Dieser Geschmack im Mund hält noch lange an (auch jetzt nach Mitternacht beim Schreiben ist er immer noch präsent) und jeder Vampier wird sich nicht auf 1 Kilometer an uns heranwagen. Ich hoffe man riecht nichts durch das Internet. Am Ende des Anlegers hat sich auch einiges verändert. Die alten Hotelschiffe sind verschwunden, ein neues Haus für eine Reederei ist entstanden und am gegenüberliegenden Anleger machen jetzt die Kreuzfahrtschiffe fest, die Kaohsiung seit einiger Zeit anlaufen. Ein riesiges Exemplar liegt dort und zeigt seine ganze Größe.

Es geht zurück, schließlich wollen wir noch wissen, ob es einen Pokal gegeben hat. Mit der Metro fahren wir wieder zur Arena und dort kommt auf der Linie 36 ein kleiner Bus. Wir geben alles, müssen aber einsehen, dass es doch besser ist, wenn eine Hälfte der Gruppe auf den nächsten Bus wartet, der 5 Minuten später und dafür in groß kommt. Als wir aussteigen, steht schon eine lange Schlange an der Bushaltestelle, denn das Sportfest ist zu Ende und die Schüler wollen nach Hause. Wir erreichen die deutsche Abteilung und sehen ihn. Im Büro der Fakultät, die wie ein Kommandostand über dem Innenhof schwebt, steht ein dreistöckiger Pokal. Herzlichen Glückwunsch.

Nachdem alle ins Wochenende verabschiedet sind, plaudern wir noch kurz mit Armin und dann setzt der Regen ein und zwar so heftig, dass wir erst einmal weiter plaudern, statt nass zu werden. Eine Regenpause nutzen wir um schnell in unsere Wohnung zu gelangen, die wir nach 5 Minuten wieder verlassen, umgezogen und mit einer Geschenktasche ausgestattet, den Ingo und Heu-Chui haben zum Essen eingeladen: Peckingente, Nudeln, Pizza, eine Art Spinat und Stinketofu. Dass alles lecker, brauche ich, glaube ich, nicht mehr erwähnen. Es folgen Kuchen und Ananas. 

 

Nach einem schönen Abend, der einen tollen Tag hat ausklingen lassen, gehen wir mit einer Flasche „Persil flüssig“ nach Hause. Wir haben uns nicht so bekleckert, es ist eine Besorgung, die jetzt zur eigentlichen Bestimmungswaschmaschine ihren Weg findet.

Tag 12 - 12.04.2015

Heute wird endlich mal ausgeschlafen. Gegen 8.30 Uhr wache ich ganz ohne Wecker auf. Herrlich. Kaffeekochen, Duschen, alles in Ruhe. Zum Frühstück kommen Vei-Ling und Holger mit Saskia und Alicia. Wir frühstücke chinesisch, die Taiwaner deutsch mit Rosinenbrot, Schwarzbrot, Schinken und Salami.

Wir fahren dann mit der Linie 168 zu einem Park. Der Fahrer fragt irgendwann, wohin wir eigentlich wollen und erklärt dann, dass es doch viel kürzer möglich war. Klar war es so, aber so hatten wir für ca. 0,40 € eine schöne Stadtrundfahrt. Am Ziel führt unser Weg zuerst zu Mc D… Wir wollen eigentlich einen Kaffee trinken, aber dann gesellen sich noch Pommes und einige Burger auf unseren Tabletts dazu. Ach ja, Pia möchte ein Eis, also habe ich bei meiner Bestellung noch ein Eis dazugestellt. Ich bekam einen Becher mit Eiswürfeln und einen komischen Blick von Pia. Saskia, die in Deutschland geboren und nun mit ihren Eltern in Kaohsiung lebt, hat mir aus der Misere geholfen, indem sie die Bestellung übernommen hat. Mit ihren 10 Jahren hat sie den wahnsinnigen Vorteil einer zweisprachigen Erziehung. 

Jetzt sind wir endgültig gestärkt und gehen im Park spazieren. Gleich zu Beginn finden die Kinder eine Kokosnuss, die sie öffnen wollen. Da die Natur aber ihre Produkte in der Regel gut verpackt, wir das Öffnen bis zum Abend erfolglos bleiben. Dafür erlebt die Kokosnuss aber einen ganzen Tag mit uns und fährt am Abend auch noch Metro. Der Park ist wunderschön angelegt und wird rundherum von hohen Wohngebäuden umsäumt. Die Preise sollen entsprechend sein für den unverstellten Blick ins Grüne. Im Park befindet sich ein Museum, in dem eine japanische Künstlerin ausstellt. Eigentlich habe ich keine Lust auf ein Museum, aber füge mich. In Taiwan geht man gerne im Sommer in Museen oder macht andere Indoor-Aktionen, da es draußen zu heiß ist. Und das über eine längere Zeit, ein Zustand, den wir uns in Deutschland nur schwer vorstellen können.

Die Ausstellung ist interessant und sehr gepunktet, die Künstlerin hat Räume gepunktet und mit Kugeln ausgestattet. Im letzten Raum dürfen die Besucher kreativ werden. Jeder bekommt einen Bogen mit bunten, runden Aufkleber, die er dann im Raum irgendwo verkleben darf, an den Wänden, auf dem Boden, an der Decke oder auf dem Inventar. Eine wirklich bunte Sache.

Die Kinder möchten noch in ein benachbartes Kindermuseum, das sich dadurch auszeichnet, dass es ein Selbstmachmuseum ist. Der Boden des Innenhofes ist  mit runden, bunten Steinen gepflastert, sodass die berühmten Farbsehtafeln dort entstanden sind, die mir immer wieder zeigen, dass ich einige Zahlen nicht lesen kann. Egal, an der Ampel brennt das rote Licht immer oben.

Jetzt geht es zum Essen, der Vietnamese, der eigentlich das Ziel ist, wird gefunden, hat aber wegen Umbau geschlossen. Plan B lautet das Haka-Restaurant hinter uns. Das Essen ist sehr lecker, auch wenn ich ich wiederholen. Auf dem Tisch stehen Nudeln, Reis mit Süsskartoffelstücken, Rindfleisch mit Gemüse, Bauchfleisch mit Gemüse, Tofu mit Gemüse, Würstchen und Speck mit Rohkost, Pudding und dazu Pflaumensaft. Die Haka arbeiten viel auf den Feldern und haben deshalb eine deftigere Kost, als die Taiwaner. 

Dermaßen gestärkt geht es Richtung Metro, allerdings ist der Weg etwas länger und führt durch ein sehr nobeles Wohnviertel. Wir gehe an einen sehr luxuriöse Gebäude vorbei, das 30-40 Stockwerke hat (ich habe sie nicht zählen können). Die Räume im Erdgeschoss, die man einsehen kann, sind sehr gut ausgestattet. Es handelt sich um ein Kloster und wir sehen auch zwei buddhistische Mönche. Holger erzählt, dass er sich mal mit einem Mönch in diesem Kloster unterhalten hat und der ihm erzählt habe, dass er in Australien Wirtschaftswissenschaften studiert habe und nicht Theologie oder Philosophie.

Viele der Wohnungen, die in den schönen Hochhäusern sind, liegen im Dunkeln. Wir vermuten, dass sie nicht vermietet oder verkauft sind oder als Spekulationsobjekte dienen.

Wir erreichen die Metro und verabschieden uns von unseren taiwanischen Freunden und von der Kokosnuss, die uns noch immer tapfer begleitet.

Jetzt fahren wir noch auf den Nachtmarkt, der nur eine Metrostation weiterliegt. Es folgt Extremshopping und wir erstehen verschiedene Textilien, einen Olaf, Ventilatoren für den USB-Anschluss und diverse Kleinigkeiten. Zum Abschluss gibt es noch einen Milchshake und dann gönnen wir uns ein Taxt zurück. Für 130 NT$, statt der 60 NT$, die für den Bus fällig geworden wären, bekommen wir eine rasante Fahrt. Unser Taxifahrer überholt rechts und links, fährt schon bevor die Ampel grün wird an, damit er als erster abbiegen kann und stellt wahrscheinlich einen neuen Rekord auf der Strecke auf. Mir fällt auf, dass alle Ampeln auf einer Hauptstraße gleich geschaltet sind. Da in Taiwan die Dauer der Rot- und Grünphase jeweils angezeigt wird, kann man gut abschätzen, ob es noch für die nächste Kreuzung reicht oder nicht. Bei unserem Taxifahrer reicht es fast immer. Max genießt die Fahrt rückwärts, denn wir fahren mit einem großen Taxi, schließlich sind wir 5. Die Fahrt endet damit, dass wir für unsere Fahrt auch noch Guaven geschenkt bekommen, die wir jetzt gerade noch verspeisen.

 

Es ist weit nach Mitternacht und morgen, nein heute geht es um 8.00 Uhr mit dem Programm weiter. Also gute Nacht!  

Tag 13 - 13.04.2015

Guten Morgen!

Nachdem wir wieder viel zu früh aufstehen mussten, sitzen wir nun in einem temperierten Hörsaal im Keller eines Unterrichtsgebäudes und basteln traditionelles Spielzeug.

Wer mitbauten will,  hier ist die Anleitung

Das Basteln von Spielzeug gerät an diesem Morgen bei mir zu einem Desaster. Liegt es an dem Krabbelgetier, was wir basteln oder liegt es an den dünnen Strohhalmen, die dafür in vier feine Streifen geschnitten und dann verknotet werden müssen, was um diese Uhrzeit nicht nur für mich zur Herausforderung wird oder liegt es einfach nur an mir, der früher in Kunst über eine „3“ nicht hinausgekommen ist? Ich werde es nie erfahren und darf früher gehen, da wir in einer Klasse, die Vivien unterrichtet, für den Austausch Werbung machen sollen. Interessiert lauschen alle Schüler der Klasse den Berichten von Amy und Anna über das Programm und das Leben in Deutschland. 

Nach der Pause, die von 10.00 bis 10.10 Uhr dauert, eine Unterrichtsstunde ist hier 50 Minuten lang, sind wir in der Klasse von Pia-Ling und wiederholen unsere Werbeveranstaltung. Dieses Mal mit einer Präsentation, die ich im letzen Jahr schon für die Taiwaner zusammengestellt habe. In der Klasse sitzen 55 Schülerinnen und Schüler und hören uns zu. Viele würden gerne am Austausch teilnehmen.

Anschließend bekommen wir noch das Ende der Tai-Chi-Stunde mit und dann geht es in die Turnhalle zum Badminton. Das macht richtig Spaß und deutsche und taiwanische Schüler spielen gegeneinander und miteinander.

In der Mittagspause gibt es von einem der vielen Stände Reis, Nudeln mit Gemüse oder Fleisch und nette Gespräche im Büro der deutschen Abteilung.

Jetzt sind wir auf uns allein gestellt. Wir sollen etwas für die Abschlussfeier einüben. Jetzt sind die kreativen Köpfe der Gruppe gefragt. Es wird ein Tanz werden, nein es werden zwei Tänze werden. Plötzlich sind es drei: Freestyle, Langsamer Walzer (weil typisch Deutsch, na ja nicht so ganz, aber egal) und Disco Fox. Es wird geübt und gestellt und auch die Bewegungslegastheniker sind schnell so weit, dass sie voll integriert sind.

Wir, das Lehrpersonal, müssen uns kurzfristig verabschieden und uns „in Schale“ werfen, denn die Deutsche Abteilung erwartet die Rektorin der Uni Leipzig zu Besuch und wir dürfen dabei sein. 

Danach haben wir noch Zeit an unserem Abschiedsgeschenk zu arbeiten: jeder aus der Gruppe hat eine Seite gestaltet, sie wie nun zu einem kleinen Buch zusammenstellen.

Die Abschiedsfeier beginnt mit einigen Spielen, so wie auch die Willkommensfeier vor einer Woche begann. Dann folgt, richtig geraten, eine Essenspause mit Pizza, bis der Arzt kommt. Im Hintergrund läuft eine Bildershow der letzten Tage. Dann sind wir dran und als kleine Überraschung haben wir uns verständig, dass wir uns beim Discofox die Taiwaner dazu holen, was die natürlich am Anfang noch nicht ahnen. Das ist ein großes Hallo und so bewegen sich Deutsche und Taiwaner miteinander und durcheinander. Und dann brechen zum Abschied alle Dämme: es fließen so viele Tränen, dass der Pegel des benachbarten Love-Rivers deutlich ansteigt. Jeder liegt sich mit jedem in den Armen, die Speicherkarten der Kameras kommen an ihre Kapazitätsgrenzen und die Moderatoren des Abends haben große Mühe die Massen zum Gehen zu bewegen. Denn eigentlich ist bei den Taiwanern Schluss, wenn der Schluss geplant ist. Aber diese Rechnung haben sie ohne uns gemacht und sie sind schnell lernfähig. Keiner will gehen und so verzögert sich das Ende um eine ganze Stunde. Hier merke ich wieder, wie wichtig dieser Austausch ist. Die Schüler beider Länder, die in unterschiedlichen Kulturen, 11.000 Kilometer von einander entfernt, aufwachsen, sind sich doch so nah und lernen ständig von einandern. Sie mögen sich, das ist Völkerverständigung.

Die Gruppe, die sich mit uns den offenen Platz am Eingang der Wenzao, der eigentlich das abendliche Tanztraining beherbergt, teilt, nimmt uns geduldig wahr und trainiert einfach neben unserer emotionalen Feier weiter.

Irgendwann haben sich alle dann doch getrennt. Und wir wollten eigentlich mit Pai-Ling den letzten Abend genießen, spazieren gehen am Love-River und Essen. Das letztere wird nun etwas schwierig, da die Restaurants gerne eher schließen. Aber der Vietnamese, bei dem wir schon am ersten Abend waren, hat noch offen. Daher führt uns der Spaziergang durch die Straßen Kaohsiungs noch dort hin.

Tag 14 - 14.04.2015

Wir können ausschlafen! Bis zum Mittagessen steht dann nur noch Kofferpacken auf dem Programm. Eigentlich hatte ich erwartet, dass es für die Rückreise kein Problem wird, da ja die vielen Gastgeschenke für unsere taiwanischen Freunde Kofferkapazitäten frei machen, aber ebensoviele, wenn nicht sogar mehr Gastgeschenke aus Taiwan, wollen sich auf den Weg nach Deutschland machen. Aber am Ende ist noch fast ein Koffer leer. 

In der Deutschabteilung verabschieden wir uns von vielen alten und neuen Freunden. Wir versprechen ein Wiederkommen in 2 Jahren. Jetzt bleibt noch Zeit für einen Spaziergang bei bestem Sommerwetter (nicht zu heiß und nicht zu kalt) am Fluss entlang zu einem Puzzlegeschäft, unterbrochen von einem Restaurantbesuch mit Nudeln. Das Geschäft ist schon interessant. Es gibt dort Puzzles aller Größen, das Größte in einer eleganten Holzkiste, zu respektablen Preisen. Ein großes Angebot stammt von einem deutschen Hersteller. Auch wir erstehen etwas und machen uns jetzt auf den Rückweg. Ein Kaffee bei Mc D…, dann noch schnell in den Supermarkt, dort werden Gebäck und Snacks für die lieben Kollegen und Mitschüler in Deutschland eingekauft, in das Schreibwarengeschäft für einige Stifte und noch in das Allroundgeschäft, hier gibt es wirklich alles und das 24 Stunden am Tag, mit der Kuh (nicht wirklich, sondern auf dem Reklameschild). Pai-Ling verzweifelt schon. Noch eine Stunde bis zur Abfahrt. Beim Anblick der Tüten kommen mir doch jetzt ernsthafte Zweifel, ob das alles noch in den fast leeren Koffer passt.

Um 18.05 Uhr ist alles verpackt und ich bin schweißnass. Schnell noch trockenlegen und dann geht es 11 Stockwerke nach unten und ins Taxi zum Flughafen. Ein Taxi reicht nicht, also nehmen wir 2, eins für die Männer und eins für die Frauen. Wir Männer fahren zuerst ab und kommen nach den Frauen an. Wieder so ein Geheimnis dieser Stadt, denn wir sind den kürzesten Weg gefahren.

Am Flughafen ist die Gruppe wieder vereint und wir entern sofort den Gruppenschalter. Eine taiwanischen Gruppe, die sich dazwischen drängeln will, wird diesmal an einen anderen Schalter verwiesen, wir lernen schließlich dazu und haben uns schön breit gemacht. Also gibt ein netter Mitarbeiter uns die Bordkarten und eine Mitarbeiterin nimmt unsere Koffer entgegen. Dabei kennzeichnet sie die Mehrheit unserer Gepäckstücke mit „heavy“. Was da wohl alles drin ist?   

Jetzt muss endgültig Abschied genommen werden. Fotos werden gemacht und wieder fließen viele Tränen. Schließlich muss ich unsere Schüler einzeln zur Sicherheitskontrolle schicken, sonst wären einige jetzt noch in Taiwan. 

Die Kontrolle bestehen alle ohne Problem, schließlich sind wir jetzt schon Flugprofis. Ausreisen dürfen auch alle und so geht es ohne langes Warten in den Flieger nach Taipeh. 

Nach dem Start drehen wir noch eine Runde über Kaohsiung und so können wir  uns endgültig von der Stadt verabschieden. 

In Taipeh steigen wir auf dem Rollfeld in einen Bus um, der uns dann an unserem Jumbo vorbeifährt, der uns gleich nach Deutschland bringen wird. Eigentlich könnte er hier halten und wir steigen gleich um. Aber wir werden irgendwo im anderen Terminal abgeladen und kommen so noch in den Genuss eines Fußmarsches, unterbrochen von einer Fahrt mit dem Shuttletrain. Wir bekommen also das volle Programm für unser Geld. Es ist inzwischen 22.30 Uhr und viele verspüren wieder Durst und Hunger, schließlich sind wir schon Stunden unterwegs. Das Angebot eines kleinen Shops wird daher einfach komplett aufgekauft, interessanterweise bleibt nur Seafood übrig. Der Getränkeautomat am Gate erfüllt ebenfalls seinen Dienst. Hier bekommt man Getränke, die man mit an Bord nehmen darf, zu einem vernünftigen Preis von unter einem Euro. Warum geht das auf Flughäfen in Deutschland nicht. In Frankfurt wird das gleich koffeinhaltige Getränk, das ursprünglich aus Amerika kommt, später € 3,- kosten. 

Die Massen strömen in den Jumbo, den wir vorher schon von außen betrachtet haben. Die Flugzeuge haben ja schon enorme Ausmaße und die Massen an Menschen, die vor dem Gate warten, sind nicht minder beeindruckend.

Pünktlich geht es rückwärts los. „Dieser Flug geht heute rückwärts.“ Aber nur kurz. Nachdem der Flieger aus seiner Position am Gate geschoben wurde, geht es dann doch vorwärts los, schließlich haben die Piloten keine Rückspiegel. Nach kurzer Fahrt über den Taxiway, erreichen wir die Startbahn und unsere Piloten geben Gas. Ohne etwas zu bemerken, heben wir in die Lüfte ab. Frankfurt wir kommen. Es sind nur 12 Stunden und 30 Minuten. Und ich kann schon nicht mehr sitzen. Das wird ja toll. 

Tag 15 - 15.04.2015

Der letzte Tag unseres Austausches bricht an. Die Zeit wird verkürzt durch Essen. „Chicken and noodle“ oder „rice with pork, very taiwanese“, ist der Satz, den die beiden Stewardessen, jetzt bei jedem Passagier abspulen. Dazu noch die wichtige Getränkefrage. So schön angepriesen, wähle ich das Reisschwein mit Bier. Nach dem Essen ist vor dem Schlafen. Und so schaffe ich es wirklich auf diesem Flug kein einzigen Film zu gucken, der Monitor bleibt eingepackt, und tatsächlich zu schlafen bis die freundlichen Damen mit dem Frühstück vor uns stehen. Das geht schon wieder, dazu Kaffee. In der Schülergruppe sind alle gut drauf, auch sie haben fast alle geschlafen und freuen sich doch jetzt wieder auf zu Hause. Die restliche Zeit wird etwas gelesenen und pünktlich auf die Minute, setzt der Jumbo ebenso sanft, wie er gestartet ist, in Frankfurt wieder auf. Endlich wieder bewegen. Wir dürfen auch alle wieder einreisen, auch wenn mich der Staatsdiender länger mustert. Als wir dann den baggage claim erreichen, sind unsere Koffer schon unterwegs. Werden alle mitgekommen sein? Ja, nur Philipp fehlt. Nein, keiner unserer Schüler, sondern Lea´s neuer Freund, ein lebensgroßer Plüschbär. Er wartet am  Sperrgepäckschalter geduldig auf seine neuen Freundin. Jetzt können wir uns auf den Weg zum Zug machen. Im Shuttle-Bus zeigt sich die langjährige Schulbuserfahrung einiger aus der Gruppe, viele Menschen in einem Bus unterzubringen. Der Fahrer staunt und erzählt ein wenig aus seinem Berufsalltag mit Fahrgästen, die nicht immer so geduldig und kooperativ sind. Dann erfahre ich noch von der neuen Baustelle, die seit gestern die Fahrzeit verdoppelt. Wir haben keine Eile. Schließlich sind wir schon so lange unterwegs, da kommt es auf eine halbe Stunde auch nicht mehr an.

Im Bahnhof gibt es noch Brezeln für alle und Brötchen, schließlich ist das Frühstück schon wieder so lange her. Und hier gibt es wieder richtige Brötchen. Auf dem Bahnsteig lesen, dass alle ICEs Verspätung haben und so entscheiden wir uns, einfach den nächsten, der kommt und in unsere Richtung fährt, zu nehmen. Mit unserem Ticket dürfen wir 1. Klasse fahren und so entern wir mal wieder ein Verkehrsmittel. 21 Personen mit 25 Koffern, dazu Rucksäcke steigen durch zwei benachbarte Türen ein. Wer jetzt denkt, dass das Bahnpersonal Stress macht, dem kann ich nur sagen, dass sie uns vorbildlich unterstützt haben. Sie helfen uns, Plätze für das Gepäck zu finden, was ja in deutschen ICEs nicht vorgesehen ist, und verschaffen jedem von uns einen Platz. Dabei scannt ein Schaffner unsere Tickets und ich finde einen Sitz direkt hinter dem Lokführer und kann live erleben, was man sonst nur im Fernsehen sehen kann. Ein Lob an das Zugpersonal, die sich sehr nett um uns gekümmert haben.

Wir entschließen uns in Köln-Deutz zu einem Wechsel in einen Regionalzug nach Hamm. Die Zeit ist knapp, aber hier zeigt sich die große Solidarität in der Gruppe. Man hilft sich untereinander. Wer seinen Koffer schon auf dem Bahnsteig hat, eilt wieder hinunter und hilft den Mitschülern. Und so sitzen wir schließlich in einem vollen Regionalzug, blockieren wieder mit unserem Gepäck die Gänge, treffen auf verständnisvolle Mitmenschen und auf eine nette Schaffnerin.

Um kurz von 11 Uhr erreichen wir Hamm. Auf dem Bahnsteig werden wir  schon von einigen Eltern sehnsüchtig erwartet. Unser Abenteuer geht zu Ende. 

Es hat wieder viel Spaß gemacht. Die Schülerinnen und Schüler waren spitze. Sie waren offen für das Neue, haben sich mit den Taiwanern angefreundet, was die vielen Tränen beim Abschied zeigten, und waren trotz aller Erschöpfung immer „gut drauf“. Vielen Dank für eine unkomplizierte und tolle Reise mit Euch.

 

 

Wir freuen uns schon auf den Besuch unserer taiwanischen Freunde im nächsten Jahr, wenn unser Austausch in die 5. Runde geht, und auf unsere Reise nach Taiwan 2017.

 

 

 

Taiwan - die dritte: Austausch 2012/13

Die dritte Auflage unsere Austausches mit dem Wenzao Ursuline College of language in Kaohsiung hat mit dem Besuch unserer taiwanischen Freunde in der Zeit vom 26.06. - 09.07.2012 an unserer Schule begonnen. Unsere Reise nach Taiwan findet vom 27.03. - 10.04.2013 statt.

Jeweils 17 Schülerinnen und Schüler beider Schulen nehmen am Austausch 2012/1013 teil.

Die Website des Wenzao College erreicht man unter:

http://a001.wtuc.edu.tw

Interessant ist der Bericht über den Besuch der taiwanischen Gruppe in Deutschland 2012:

http://a001.wtuc.edu.tw/front/bin/ptdetail.phtml?Part=pr00_news101091901&Rcg=37


Wir sind wieder in Kaihsiung

Taiwan - da sind wie wieder. Die dritte Gruppe des Johanneums ist in Kaohsiung angekommen. Unsere Erlebnisse wollen wir mit allen teilen:

1. Tag: Mittwoch, 27.03.2013

Jetzt fahren wir schon zum dritten Mal nach Kaohsiung und müssten eigentlich wissen, was man braucht und was zu Hause bleiben kann. Aber irgendwie wird doch wieder bis zur letzten Minute organisiert und gepackt.

Zum ersten Mal soll es ab Hamm mit dem Zug losgehen. Um 4.45 Uhr steht die gesamte Gruppe pünktlich in der Bahnhofsvorhalle. Es geht gemeinsam zum Bahnsteig 6. Alle sind da, nur einer fehlt: der Zug. Die Anzeige zeigt eine Verspätung von 25 min. Warum verspätet sich ein RegionalExpress bereits um diese frühe Stunde? Ich verstehe es nicht. Was ich verstehe, dass damit alle Planungen über den Haufen geworfen sind, ohne dass die Reise angefangen hat. Jetzt schnell eine neue Idee: Wir nehmen einen anderen RegionalExpress 15 min später. Also die ganze Gruppe mit Sack und Pack zum Gleis 1. Der Zug steht bereit, aber wo verstaut man Gepäck für 21 Personen in so einem Zug? Die Gepäckablagen verdienen ihren Namen nicht, also auf die Sitze, was uns im weiteren Verlauf der Reise den Unmut einige Landsleute hervorruft. Ja, ja, wir sind in Deutschland, dem Land der Dichter und Denker oder waren es Lenker, also die, die alles geregelt haben wollen, damit sie nicht mehr denken müssen?

Irgendwie kommt mir doch noch einmal die Idee, das worldwideweb zu befragen. Und siehe da, wenn wir in Dortmund umsteigen, erwischen wir noch einen ICE nach Frankfurt. Dummerweise erreichen wir gerade den Hauptbahnhof der Stadt des ehemaligen deutschen Fußballmeisters. Jetzt heißt es sehr schnell zu werden. Also aus aus dem Zug.    Der ICE kommt auf dem selben Gleis an. Etwas Glück braucht der Mensch. Der zweite Zugteil ist leer, aber verschlossen. Im ersten Teil finden wir aber genug freie Plätze für Menschen und Gepäck. Allerdings bleibt noch das Problem mit den Fahrkarten, bzw. mit den nicht vorhandenen Fahrkarten. Wir sind in Besitz von 21 Nummern für ein rail&fly-Tickets. Leider sind dabei aber nur 4 Tickets herausgekommen. Der Anruf beim Reisebüro brachte mir 17 "neue Nummern" , die aber ebenfalls nicht funktionierten. Die nette Zugbegleiterin der Deutschen Bahn war sehr kooperativ und hat dadurch die Anreise gerettet. Vielen Dank dafür!

Am Flughafen in Frankfurt geht es reibungslos zum Schalter von China Airlines. Die Mitarbeiterin des Frankfurter Flughafens verspricht mir, dass die Gruppe zusammensitzt. Tut sie dann auch irgendwie - allerdings über das gesamte Flugzeug verteilt. 

Die Sicherheitskontrolle wird sehr genau durchgeführt. Affe "Marce", der seit dem letzten Taiwanaustauch in unserer Familie lebt und als Kuscheltier und Kopfkissen dient, muss sich einer Sprengstoffkontrolle unterziehen. Er darf auch mit. Und so sitzen wir dann endlich im Jumbo und starten mit einer Stunde Verspätung nach Taipeh. Nachdem wir uns über den Wolken befinden, gibt es erst einmal etwas zu essen. "Checken or pork sausage?" Ich wähle die Würstchen und bekomme bei der taiwanischen Fluggesellschaft eine typisch deutsches Essen, bestehend aus Schweinswürstl, Kraut, Kartoffelpüree und Kartoffelsalat. Dazu muss natürlich ein Bier, was aus Japan stammt. Nach dieser Stärkung Strecke ich mich aus, ja ich habe durch eine nette Stewardess einen Platz an einem Notausstieg ergattert, der mindestens 3 Meter Abstand zur nächsten Sitzreihe hat. Jetzt wird ein wenig geschlafen bis zum nächsten Essen. Jetzt gibt es Ravioli, alternativ gibt es wieder checken, anscheinend müssen die Hühner dringend weg. Irgendwann zwischen den Zeiten gibt es noch ein Sandwich und dann landen wir pünktlich auf die Minute in Taipeh. Es ist 6.35 Uhr Ortszeit Taipeh.

Tag 2: Donnerstag, 28.03.2013

Jetzt müssen wir uns beeilen, denn das Flugzeug nach Kaohsiung wartet auf uns. Freundliche Mitarbeiterinnen der Fluggesellschaft stehen im Flughafen um zu verhindern, dass wir uns verlaufen. Auf dem kürzesten Weg geht es zum Skytrain. Wir müssen aber noch durch die Sicherheitskontrolle und jetzt wird Henning auffällig. Er hat im Handgepäck eine Schere und könnte damit schlimme Dinge machen. In Frankfurt hat die Schere problemlos die Kontrolle passiert, hier in Taipeh nicht. Die Schere muss bleiben. Aber einfach hier lassen, geht nicht. Es werden Bordkarte und Reisepass benötigt, dann wird ein Formular ausgefüllt. Alles muss seine Ordnung haben.

Die anderen sind schon vorgegangen, sie wollen nach Kaohsiung. Nachdem die Schere ihren letzten Gang offiziell gegangen ist, dürfen Henning und ich auch weiter. Wir müssen zu Gate D10. Als  wir um die Ecke biegen, trifft uns fast der Schlag, denn Gate D10 liegt am Ende dieses Flures oder sollte man besser dieser Autobahn sagen, fern am Horizont. Jetzt heißt es Gas geben. Gut, dass es in der Mitte diese Laufbänder gibt, auf denen wir laufend und fahrend langsam versuchen die Gruppe einzuholen, was schwierig ist, denn sie bewegt sich genauso fort. Direkt vor dem Gate holen wir wie ein. Wir sind die letzten Passagiere für diesen Flug, denken wir. Dann tauchen auf einmal zwei Damen gemütlich schlendernd hinter uns auf und fliegen auch noch mit.

Wir starten und nutzen die Zeit um die Einreiseerklärung auszufüllen. Die Flugzeit reicht nur für einen Saft und wir sind in Kaohsiung.

Die netten beiden Mitarbeiter der Einreisebehörde stellen jedem von uns eine Frage und erfahren so, dass Ben mit seinen 11Jahren schon zum 3. Mal nach Taiwan einreist und Lena nur 2 Stunden(!) bleiben will. Alle haben ihre Koffer nur uns fehlen zwei, die aber einsam ihre Runden auf dem Gepäckband drehen.

Es gibt eine roten Ausgang, den man nutzen muss, wenn man Waren zu deklarieren hat, und einen grünen, den wir nehmen. Sofort stürzen sich alle Mitarbeiter auf uns, nicht weil wir wie Schmuggler aussehen, sie wollen wissen, was wir (Exoten) in Kaohsiung wollen.

Max geht dann als erster durch die Ausgangstür. Frau Yu erwartet uns bereits mit einigen Studenten und es folgt eine herzliche Begrüßung mit großem Hallo und Umarmung.

Jetzt werden aus Euros noch schnell Taiwan-Dollar, Umtauschkurs 1:37.

Beim Weg nach draußen kommt dann endlich die langersehnte Wärme: 27 Grad und jetzt bitte in Deutschland bei 0-5 Grad richtig neidisch werden.

Das Gepäck wird verladen und es geht mit dem Bus Richtung Wenzao. Die Schüler sitzen staunend im Bus, Fotos werden gemacht und genauso staunend und ehrfurchtsvoll gehen sie über das Schulgelände.

Die nächsten Begrüßungen erfolgen und dann ist auch Pai Ling endlich da. Es gibt viel zu erzählen, aber nur wenig Zeit, denn um 11.30 Uhr steht schon der erste offizielle Termin an. Der Vizepräsident hat uns offiziell zum Essen eingeladen. Es bleibt nur noch Zeit für einen Kaffee, an Umziehen ist nicht zu denken. Aber wir sind ja ordentlich gekleidet, schließlich haben wir den Sonderdruck "Taiwan 2013" unserer neuen Schul-T-Shirts an. Shou-Hoi fängt uns ab und nimmt uns mit zum VW-Bulli von Wenzao. Es geht mit dem Vizepräsidenten auf dem Beifahrersitz zu einem Restaurant in der Stadt. Bei Fisch, Shrimps, Fleisch und Gemüse kommt der Appetit beim Essen. Aber auch die Müdigkeit. 

Zurück auf dem Campus müssen wir unsere Kinder wiedersuchen. Sie sind schon bei Pai Ling in der Wohnung. Schnell wieder zurück, denn es folgt unsere Begrüßungsfeier und die Abschiedsfeier für die Mädchen aus Landshut. Dabei gibt es einen Schuhplattlertanz der Taiwaner, nicht der Bayerinnen, und viele Kuchen. 

Nach der Feier sind wir in die deutsche Abteilung zum Buffet mit allen Lehrern eingeladen. Lange nichts mehr gegessen. Und bloß nicht unhöflich sein und immer schön nachholen.    

Wir philosophieren über die Schulsysteme, beklagen die gleichen Probleme und lecken gegenseitig unsere Schulwunden.

Um 21.00 Uhr geht es nach Hause. Christian kommt noch mit und zieht einen unserer Koffer. Leider hat Pai Ling kein Bier im Kühlschrank (noch nicht !!!) und so beenden wir den Abend dann. Noch etwas für das Tagebuch schreiben und dann geht es um 23.00 Uhr ins Bett - nach 56 Stunden nur durch einige wenige Stunden mit Schlafen und Dösen unterbrochen.

Tag 3: Freitag, 29.03.2013

Nach 7,5 Stunden tiefen Schlafes bin ich erstaunlicherweise passend wach und Pai Ling auch. Sie hat schon mit ihrer Esspresso-Maschine Kaffee gemacht. Schnell noch Duschen und dann schnell zum ersten offiziellen Termin in die deutsche Abteilung: zum Frühstück.

Christian Richter, der diewn taiwanische Gruppe im letzten Jahr nach Deutschland begleitet hat, ist auch gekommen, obwohl er heute keinen Unterricht hat und teilt mit uns seinen Geburtskuchen von Jörg. Der Ost vor vier Wochen Vater geworden und die Tradition will es, dass nach vier Wochen die Freunde und Kollegen Kuchen bekommen, aber nicht jeder ein Stück, sondern jeder ein Kuchenpacket. 

Dann heißt es Chinesisch kompakt in 90 Minuten. Florian, Nicole und Leah tun sich beim Quiz schon nach wenigen Minuten als wahre Genies hervor und gewinnen kleine Preise.

Es folgt eine Stadtführung. Ich dachte mir, dass wir mit einem Bus durch die Stadt fahren und uns per Mikrofon die Sehenswürdigkeiten erklärt werden, wir dann und wann aussteigen und Fotos machen. Dachte ich. Wir fahren auch mit einem Bus, mit einen Linienbus und zwar mit einem Kleinbus, der eigentlich schon voll ist, als er die Bushaltestelle erreicht. Aber wir sind ja nur 25 Personen (16 Schülerinnen und Schüler, 3x Familie Wenner - Ben ist krank, bekommt keinen Ton mehr heraus, hat Fieber und muss das Bett hüten, wobei seine Mutter sich um sein Wohlbefinden kümmert - und 6 Studentinnen, die sich um uns kümmern und den Tag geplant haben). Nachdem wir eingestiegen sind gleicht der Bus einer Büchse mit Ölsardinen im eigenen Saft. Die Fahrt dauert auch nur 30 Minuten (wenn man Lucas fragt, wie lange etwas dauert, kommt immer die Antwort "30 Minuten" -"Lucas, wie lange dauert die Zugfahrt?" "30 Minuten"; Lucas, wie lange ist Pause?" "30 Minuten"; "Lucas, wie lange dauert der Flug nach Taiwan?" "30 Minuten"), aber in diesem Fall hat er Recht. Wir erreichen den Lotus-See. In diesem See befinden sich zahlreiche Tempel. Leider wird der Tiger des Tiger-Drachen-Tempels gerade renoviert, aber es gibt noch genügend weitere Tempel. Zur Stärkung gibt es Früchte, leckere Windbeutel und 15 Minuten Extremshopping in den wenigen Souvenierläden. Der Renner sind Postkarten mit Briefmarken. Das Porto nach Deutschland beträgt 12 NT, das entspricht ungefähr 30 Cent, also der Hälfte des Beförderungsentgeltes, das ich zahlen muss, wenn ich einen Brief innerhalb von Wadersloh verschicke - Danke Deutsche Post.

Wir warten an der Bushaltestelle auf unseren Linienkleinbus. Es spielen sich erstaunliche Szenen ab, denn der Roller- und Straßenverkehr kommt fast zum Erliegen. Exotisch aussehende Jungen und Mädchen stehen dort und ziehen die Blicke auf sich. Man stelle sich eine Gruppe Asiaten an einer Bushaltestelle in Sünninghausen vor.

Die Fahrt ist jetzt deutlich kürzer, denn wir wechseln in die Metro. Dort lernen wir, wie man gesittet eine Bahn besteigt, indem man sich so seitlich der Türen aufstellt, wie es auf dem Boden eingezeichnet ist. Die aussteigenden Personen strömen durch die freie Mitte heraus, dann steigen die anderen ein. Hallo Deutschland, hier kann man noch etwas  lernen. Auch im Punkt Sauberkeit ist hier Alles vorbildlich. Leah, Lucas und Henning sehen  hier das Vorbild für das Johanneum der Zukunft: ohne rote Tüten auf dem Schulhof.

Wir fahren quer durch die Stadt zum Central Park, um dort in einem typisch taiwanischen Restaurant die Landesspeisen zu erkunden: Mc D... Die Chefin empfängt uns schon mit einem Tablett der bestellten Bürger. Dann folgen zwei Kisten Cola und schließlich 10Minuten später die Pommes. Das gesamte Gericht für 2,- Euro.

Zurück mit der Metro, umsteigen und dann fahren wir zur Pier 2, einer Künstlermeile, die uns ganz neue Ideen für die Gestaltung unseres Schulgeländes bringt. Leah hat im Kunst-LK schon Großes vor. Mir gefällt die Installation aus 6 großen Überseecontainern sehr gut.

Es geht zurück und unterwegs werden unsere Schülerinnen nach und nach von ihren Gastgebern abgeholt. In der Metrostation "Formosa Boulevard" bestaunen wir noch die berühmte Deckengestaltung, dann erreichen wir gegen 18.30 Uhr das Wenzao Gelände.

Ben hat ausgiebig geschlafen und nun Hunger. Wir warten noch auf Pai Ling, die mit ihrem Hund Gassi geht. Jedoch kommt sie ohne ihn zurück, er hat einen Spielkameraden gefunden und ist ausgebüchst. Wir teilen uns auf, Pai-Ling sucht den Hund, wir etwas zu essen. Wir verabreden uns in einer Garküche, in der es Dumplings, also Nudeln gekocht oder gebraten gibt. Bestellt wird durch einen Zettel, den es nun auszufüllen gilt. Wir entscheiden uns für try and error, wird schon alles essbar sein. Dann naht die Hilfe in Form einer Polin, die wir schon morgens getroffen haben, und ihres taiwanischen Freundes. Wir beherzigen ihren Tipp und haben jetzt eine Übersetzung der Speisekarte angelegt - fürs nächste Mal.

Dann noch einkaufen. Jetzt ist auch Bier im Kühlschrank.

Oh, jetzt fällt mir auf, dass heute Karfreitag ist. Gut, dass das Fastengebot auf Reisen ausgesetzt ist. Der liebe Gott läßt doch immer Milde mit den Richtigen wallten.

Tag 4: Samstag, 30.03.2013

Heute ist Samstag, also schulfrei. "Wenn Du keine Ferien hättest, müsstest Du heute in die Schule", meint Max und hat Recht. Aber es sind Ferien, wir sind in Kaohsiung und - meine Frau und ich sind auf dem Weg zur Schule. Wir müssen etwas mit Herrn Huang und Frau Yu besprechen. 

Anschließend wird gefrühstückt. Kaffee gibt es aus dem Family Mart, etwas zu essen finden wir dort nicht. Eigentlich wollen wir Pfannkuchen holen, aber zuerst taucht Christian auf, der uns zum Mittagessen mit seiner Klasse einlädt, dann erscheint Josy, deren Austauschpartnerin heute, wie viele andere auch, im Rahmen eines Wettbewerbes auftreten muss. Sie wird singen und Josy darf dabei sein. (Sie wird den Chor dirigieren und choachen, was sie jetzt aber noch nicht weiß.) So ist Schule im Ausland. Dann tauchen Marie und ihre Partnerin auf. Sie erzählen, was sie gestern Abend erlebt haben.

Wir entscheiden uns für einen zweiten Kaffee und gehen dann zum Treffpunkt für das Mittagessen. Wir dachten, dass es in eine Garküche in der Nähe geht. Zu unserer Überraschung geht es mit dem Auto in ein ägyptisches (!!!) Restaurant und ich frage mich schon wie ein Mumienschnitzel wohl schmecken wird. 

Die Klasse entpuppt sich als Wochenend-Deutschkurs. Jack arbeitet für Siemens und Rachel ist Schaffnerin im Highspeedtrain. Wir haben einen Riesen Spaß beim Essen. Ich habe übrigens "Chicken Iran", eine etwas laffe Hähnchenkeule bestellt. Suppe, Salat und Eis zum Nachtisch sind spitze. Dazwischen gibt es die obligatorische Fotosession. Unzählige Fotos werden gemacht, jeder mit jedem auf jedem Fotoapparat und Handy. Dann werden unsere Söhne auf Deutsch und Englisch ausgequetscht, der Englischlehrer wird sich freuen. Plötzlich erzählt einer, er habe uns schon im Fernsehen gesehen. Jetzt bricht die Hölle los, die zweite Fotosession setzt ein, wieder jeder mit jedem und auf allen Fotoapparaten und Handys, zur Absicherung aber jetzt mehrfach. Aufgegessen haben wir auch, jetzt kommen Pommes mit Ketchup als Geschenk aus der Küche, so viel wir wollen. Irgendetwas geht noch immer hinein. Nach drei Stunden, was absolut ungewöhnlich ist, gehen wir auseinander, nicht ohne Gruppenfoto mit der Sphinx und einer Einladung für Dienstag Abend.

Wir fahren zurück und gehen Shoppen, Halstabletten der Marke Tosca - unschlagbar, wenn es im Hals kratzt -, Sandalen für Max, weil die alten, die übrigens aus dem gleichen Schuhgeschäft stammen, wie die neuen, gerade jetzt sich zerlegen, Rosen für Pai Ling und Getränke gegen den Durst. Dermaßen bepackt geht es zurück. Nach einer kurzen Pause gehen wir - endlich wieder - essen, verbunden mit einem Spaziergang für Wau Wau, dem Hund von Pai Ling. Heute Abend gibt es Curryreis mit japanischem Schnitzel und Curryreis vegetarisch für die Damen. Wau Wau muss auch in Taiwan draußen warten und freut sich daher jetzt auf seinen Spaziergang. Entlang des Love-Rivers spazieren wir durch eine schöne Parkanlage. Jogger und Radfahrer überholen uns. Mitten in einem Park macht eine Gruppe Gymnastik. Es ist angenehm warm (bitte im winterlichen Deutschland jetzt neidisch werden). Immer wieder müssen wir die Straßen kreuzen. Dabei helfen uns die kleinen grünen Ampelmännchen, die zunächst gemütliche in ihrer Ampel gehen und in den letzten 10 Sekunden ordentlich an Tempo zulegen. Die eingeblendete Restzeit hilft einem bei der Entscheidung "gehen oder stehen". Auf dem Rückweg geht es noch bei unserer Obsthändlerin vorbei. Großes Hallo, sie erkennt uns sofort wieder. Inzwischen ist sie auch Pai Lings Obsthändlerin ihres Vertrauens. Während sie mit ihrem Krumdolch gekonnt, wie eh und je, die Ananas in mundliche Stücke zerlegt, erzählt sie, dass sie uns eher kannte als Pai Ling. 

Jetzt geht es nach Hause, schließlich will die Ananas auch noch gegessen werden. Duschen, schreiben und telefonieren stehen auch noch auf dem Programm.

Tag 5: Sonntag, 31.03.2013

Frohe Ostern!

Hier fängt der erste und einzige Ostertag schon 7 Stunden eher an. "Aber stell dir vor, es ist Ostern und keiner merkt es." Wir beginnen diesen besonderen Tag mit einem Frühstück, bestehend aus Rosinenbrot, Schinken, Käse und gekochten Eiern. Zur Feier des Tages regnet es übrigens. Heute machen wir einen Ausflug nach Pingtun. Ida hat alles organisiert. Zwei Ehemänner (nicht beide von Ida, sondern Idas und Viviens Ehemann) sind zum Fahren auserkoren worden. Unsere erste Station ist ein Lokal. Es ist Mittagszeit. Wir schlängeln uns durch eine Touristenstraße zu einem Restaurant, deren Besitzerin Hoi Shu kennt. Die Spezialität hier sind Schweinshaxen. Auf der Straße stehen Tische unter freiem Himmel, auf denen Frauen die Haxen zerteilen. Wir gehen durch die Freiluftküche in den Speiseraum, der vielleicht 6x6m misst. Darin stehen vier Tische. Wir bekommen zwei. Getränke werden von einem anderen Stand mitgebracht. Es gibt Kokossaft. Dazu werden die Kokosnüsse aufgehackt und der Saft läuft dann in eine Kanne. Ein Teller mit einer zerlegten Haxe wird auf den Tisch gestellt. Jetzt verrät mit Hoi Shu einen Tipp: "Du musst schnell anfangen zu essen, denn oben auf dem Teller liegt das Fleisch, darunter kommt der Speck, dann die Knochen." Also ran an die Haxe. Es gibt noch Gemüse und Tofu. Auf einem Teller liegt ein Stück roter Peperoni und die ist nun wirklich scharf. Im Gemüse befindet sich reichlich Knoblauch, sodass ich den ganzen Nachmittag einen schönen Geschmack im Mund habe.

Wir fahren weiter. Durch Bananenfelder und Obstplantagen geht es zu einem alten Dorf der Hacka Ureinwohner. Eine Tanzgruppe führt eine Choreographie von alten Tänzen auf, die Elemente des griechischen Sirtaki oder des Foxtrotts aufweisen. Durch die Nachbauten alter Dörfer und über zwei schwankende Hängebrücken wandern wir zurück zum Auto. Jetzt machen wir uns auf den Rückweg, nicht ohne zwischendurch an einem Restaurant zu halten, in dem es thailändische Speisen geben soll. Endlich wieder essen. 

Nach dem Essen geht es zurück nach Kaohsiung. Da wir zwar desöfteren gegessen, aber wenig getrunken haben, zieht es uns noch zu einem gegenüberliegenden Tee-Shop. Auch hier großes Hallo. Die Chefin hat uns erkannt und wir bekommen zusätzlich noch eine Lektion Tee-Chinesisch, wie vor 2 Jahren. Der Tee ist lecker und Wau Wau bekommt noch seinen Auslauf, heute am Loveriver in die andere Richtung. 

Tag 6: Montag, 01.04.2013

Wir sind vom Abendessen zurück. Ben musste dringend zu Toilette, während WauWau den ausgiebigen Spaziergang sichtlich genossen hat. Dazu gab es wieder typisch taiwanisches Essen: Nachos, Ceasers Salat, Pommes und Hamburger (muss auch mal sein, schließlich wollen wir den Taiwanern nicht den Reis komplett wegessen). Dazu ein Taiwan Beer. Im Lighthouse gibt es auch Erdinger Weißbier, aber das tun wir uns dann doch nicht an. 

Ben bemerkt auf dem Weg nach Hause gerade, dass ihm seine Klasse leid tut, da sie bestimmt alle in dicken Jacken herumlaufen müssen, während er gerade um 22.00 Uhr draußen nur kurze Hose und T-Shirt trägt. 

Heute war nach dem Wochenende wieder ein normaler Schultag. Um 7.00 Uhr funktioniert das Aufstehen überhaupt nicht. Nur ein starker Kaffee bringt irgendwie Leben in unsere Körper. In der ersten Stunde geht es heute um Kultur und das auf nüchternen Magen. Das ändert sich danach direkt, da wir nun Dumplings, also Maultaschen oder Ravioli oder Tortellini selber machen. Die Teiglinge werden am Rand mit Wasser benetzt und dann gefüllt. Beim Zusammenfügen zeigt sich, wer das richtige Augenmaß hatte oder wer es zu gut meinte. Anschließend werden unsere Machwerke entweder gebraten oder gekocht und natürlich auch von uns gegessen. Nur Lucas und Leah haben Pech, da keiner an die vegetarische Variante gedacht hat. Aber die taiwanischen Studenten besorgen sofort passenden Ersatz.

Nach dieser Aktion ist Mittagspause und es geht ... zum Essen. Um 13.00 Uhr steht Sport auf dem Programm. Es soll Taichi gemacht werden, aber die Taichi-Lehrerin spielt heute mit der Wenzao-Volleyball-Mannschaft in der UVL, der University-Volleyball-Ligue. Verschiedene Mannschaften spielen heute im Gymnasium, der Sport Halle von Wenzao. Diese Halle ist phänomenal: im Keller befindet sich der Tischtennisraum, darüber die Volleyballhalle, darüber die Baskettballhalle und ganz oben ist noch ein Freilufttennisplatz. 

Wir sind freien die Mannschaften an und dank unserer Hilfe gewinnt die Wenzaoauswahl nach einem 10:17 Rückstand noch den Satz. Dann stehen Milchshakes auf unserem Programm. Ich trinke heute Tau-Me (Erdbeere) Nr. 2 und 3. Auf dem Sportplatz findet spontan ein Fußballländerspiel zwischen Taiwan-Deutschland statt, wobei ich das Ergebnis besser verschweige, sonst bricht gleich wieder eine Trainerdiskussion aus.

Eigentlich wollten wir noch Shoppen, aber da das Fußballspiel in die Verlängerung geht, ziehen wir lieber direkt zum Essen weiter.

Und jetzt geht es ins Bett, damit das Aufstehen morgen früh vielleicht etwas leichter fällt. 

Tag 7: Dienstag, 02.04.2013

Auch das frühe Zu-Bett-gehen hat nicht geholfen, das Aufstehen fällt wieder schwer. Aber der Kaffee holt uns ins Leben, wie an jedem Morgen. Zeitlich wird es knapp. Gerade noch erreichen wir die deutsche Abteilung. Als erstes steht heute Kaligraphie auf dem Programm. Wir fahren im Seminargebäude in den 9. Stock. Die Aussicht ist grandios, die Luft ist gut, aber der Raum falsch. Also geht es wieder hinunter in den 2. Stock. Das grüne Zimmer ist genau der richtige Raum um mit das Schreiben mit dem Pinsel zu lernen. Die Kunst besteht darin, den Pinsel richtig aufzudrücken oder abzuheben. Bei den Taiwanern sieht es gut aus, bei mir irgendwie anders. Aber am Nachmittag kann Frau Yu meine Zeichen lesen, was mich dann doch beruhigt. 

Ab 10.00 Uhr gehen wir spontan mit Pai Ling in ihren Unterricht. Wir stellen unsere Schule vor. Dann wollen wir Münster vorstellen. Ein Blick auf die webcam an der Lambertikirche zeigt tiefe Nacht. Aber es liegt kein Schnee mehr. Leider befindet sich auf der Homepage unserer Heimatstadt sehr viel Text. Will man Bilder haben wird es komplizierter. Liebe Stadtmarketinger: manchmal sagen Bilder mehr als 1000 Worte. Gustav aus der Klasse war im letzten Sommer in Wadersloh und hat viele Bilder in seinem Facebook Account, die wir uns jetzt auch ansehen. Schon interessant sein eigenes Haus zu sehen.

Nach 45 Minuten ist die Stunde vorbei und wir kommen endlich zum Kaffeetrinken. Es gibt auch endlich wieder Süßkartoffelchips. Von den gefüllten Pfannekuchen, die wir in den letzen Jahren so geliebt haben, gibt es leider nur noch eine Packung. Und es gibt Internet, also Mails checken und den Bericht von gestern hochladen. Dann ist Mittagspause und wir    gehen Nudeln essen. Ben und Max bestellen Hamburger. Da die runden Hamburgerbrötchen aus sind, gibt es die Bürger im HotDog-Brötchen. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass der Hot-Dog-Stand verschwunden ist. Ein kulinarischer Tempel weniger. Es tut sich innerhalb von zwei Jahren so einiges. Wir haben Nudeln bestellt. Da wir zuvor mit Armin über die Probleme beider Schulen ausgiebig diskutiert haben, schaffen wir das Essen nicht rechtzeitig und kommen etwas zu spät zum Tanzen. Zwei Tänzerinnen studieren mit uns einen Tanz ein, der einige dann doch an den Rand der Belastbarkeit bringt. Ja der Westfale ist manchmal etwas hüftsteif. Der Rest des Nachmittags steht zur freien Verfügung. Wir regeln noch einige Dinge und warten dann mit ein'gen Schülern, dass sie abgeholt werden. Jetzt wäre ein Erdbeermilchshake das Richtige. Der Milchshakestand unseres Vertrauens hat zu unserer Verwunderung schon geschlossen. Gut, dass es noch einen zweiten Stand gibt. Aber auch der hat schon geschlossen. Die Milchshakewelt hat sich gegen mich verschworen. Jetzt noch schnell einige Besorgungen machen und um 18.00 Uhr treffen wir uns mit Christian, denn wir haben eine Verabredung mit Herrn Lee. Vorher gehen wir noch etwas essen. Christian schlägt den Dumpling-Laden unseres Vertrauens vor. Wir kennen die Speisekarte inzwischen auswendig und wählen so zielsicher aus. Wie kommen wir eigentlich zur Familie Lee? Mit dem Taxi oder besser 2, da wir 6 Personen sind. Es naht ein größeres Taxi, in das wir gemeinsam hinein passen. Die Fahrt geht in den Norden Kaohsiung, dauert 15 Minuten und kostet keine 200 NT, was etwa 5,- Euro entspricht. Familie Lee wohnt in einer einfachen Wohnung, die gleichzeitig das Studio von Herrn Lee darstellt. Er ist Kaligraph und zeigt uns seine Kunst. Zu unserer Überraschung malt er für uns und schenkt uns seine Kunst. Er sammelt auch besondere Steine, die er selber ausgegraben hat. Es handelt sich um besonders geformte Steine mit Runden Löchern, die   Dinosaurierknochen gleichen. Ich vermute, dass es sich um Sandsteine handelt, die durch Kohlensäure so geformt wurden. 

Herr Lee besitzt 12 verschiedene "Érhu", Geigen mit zwei Seiten, auf denen er uns deutsche Volkslieder vorspielt. Unsere Versuche beenden wir schnell wieder, da wir befürchten, dass sonst kurzfristig Wohnungen in diesem Haus frei werden.

Mit dem Taxi geht es zurück. Der Taxifahrer will alles von uns wissen. 

Jetzt noch schnell ein paar Sachen einpacken, denn wir fahren morgen in die Berge.

Tag 8: Mittwoch, 03.04.2013

Heute geht es in die Berge. Also müssen wir schon früh aufstehen. Um 8.00 Uhr geht es mit der Linie 28 zum Hauptbahnhof von Kaohsiung. Ich darf stehen, was in diesem Bus problemlos geht. Die Fahrt dauert 30 Minuten. Da heute Ferien sind, geht es ohne Stau und so bleibt noch Zeit für einen Kaffee auf dem Bahnhof. Die Preise sind hier auf dem üblichen Niveau. Die deutsche Umsitte, dass man Reisende auf Bahnhöfen, Flughäfen oder Ausflugszielen so richtig abhockt, gibt es hier nicht.

Im Zug sitzen wieder alle in Fahrtrichtung, denn jeweils Zielbahnhof werden die Sitze gedreht. Es geht nach Chiayi. Die Strecke führt durch einige Städte, dabei ist es schon erstaunlich, wie dich die Wohnhäuser an den Gleisen stehen. In Chiayi steigen wir in den Überlandbus. Am Fahrkartenschalter herrscht betriebsame Hektik. Unter einem Schild, das verkündet, dass Rauchen verboten ist und mit einer Strafe von 10.000 NTD belegt werden kann, sitzt ein Mann und raucht.

Für 3,75 geht die Fahrt los, 90 min Bahnfahrt gab es für 7,50. Da Gepäck kommt unten in den Bus. Der Fabrer schaut zu, wie jeder seine Taschen oder Koffer einlädt und hilft mit einige Fußtritten nach. Hoffentlich ist nichts Zerbrechliches in dem lila Koffer, auf den er es besonders abgesehen hat. Hoffentlich kann er besser fahren. Im Bus herrscht leichtes Chaos um die Sitzplätze, obwohl jeder eine Platzkarte hat, auf der die Platz Nummer angegeben ist. Während der Fahrt wird oben an der Decke des Busses angezeigt, ob der Fahrer blinkt oder bremst. So ganz weis ich nicht, welchen Sinn das machen soll. Wenn ein Bus oder LKW blinkt ertönt ein Signal um die anderen Verkehrsteilnehmer zu warnen. Diese Idee sollte man übernehmen.

Im hinteren Teil des Busses findet lautstarke Konversation statt. Trotzdem nicken die Meisten ein. Irgendwann hält der Bus und die ersten Fahrgäste steigen aus. Beim nächsten Halt kann man auch zur Toilette gehen. Vor einem "High Life"- Markt steigen wir aus und machen ein Picknick mit den mitgebrachten Sachen.

Von den Pensionswirten werden wir mit dem Auto abgeholt, vielmehr mit zwei Autos. Ich darf im SUV Platz nehmen. Toll, wie eng so ein Auto ist. Wir fahren durch Teeplantagen und erreichen abgeschieden die Pension. Wir starten mit einer Teerunde des berühmten Alisantees. Derartig gestärkt machen wir uns zu einer Wanderung auf. Ich denken mir, dass es wohl nur eine kurze Runde wird, werde aber überrascht durch einen 4-stündigen Marsch durch die Wälder. Dabei geht es nur bergauf. Irgendwann geht es rechts in den Wald. Nach einigen 100 Stufen erreichen wir einen Aussichtspavillion. Nur mit der Aussicht wird es nichts, da Bäume und Wolken im Weg sind. Und nachdem es bisher nur hoch ging, geht es jetzt wieder runter. Und dieser Weg hat es in sich. Er ist steil und glitschig, da es direkt vor unserer Ankunft geregnet hat. Der erste Regen seit 6 Monaten. Alle hier sind froh. Wir sind die Regengötter von Alisan. Allerdings haben wir an einer Weggabelung die falsche Richtung gewählt und landen so in Long Yuh, was eine Stunde von unserer Pension entfernt ist. Hilfe naht in Form unserer Pensionswirten. Die Frau kommt mit dem PKW und holt die erste Hälfte von uns ab. Ich gehöre zur zweiten Gruppe. Wir gehen die Straße entlang, als es plötzlich hinter uns hupt. Unser Pensionswirt ist mit einem kleinen LKW gekommen und wir fahren auf der Ladefläche sitzend zurück.

Es gibt Feuertopf zum Abendessen, was an Fondue erinnert, aber mit viel Gemüse. Über uns hängt ein Fernseher. CNN Hongkong berichtet über die Chamumpionsleage. Zur Partie Malaga gegen Dortmund kommt nur der spanische Trainer zu Wort. Und die Bayern haben gegen Turin 2:0 gewonnen. Daher wage ich mich jetzt auch zur Feier des Tages an etwas Neues. Es gibt beim Feuertopf auch Muscheln und ich probiere sie zum ersten Mal. Jeden Tag brauche ich sie nicht, eigentlich auch gar nicht. Bier gibt es heute nicht.

Um 21.00 Uhr geht es in Bett und wir können etwas Schlaf nachholen.

Tag 9: Donnerstag, 04.04.2013

Das Frühstück ist für 8.00 Uhr bestellt, denn HuiShu möchte gerne ausschlafen. Zum Reis gibt es Gemüse, Spiegelei und ein warmes, weiches Brot, welches mich an einem Hefeklops auf der Soester Allerheiligenkirmes erinnert. Nach dem Frühstück machen wir noch eine Wanderung durch den Wald - etwas kürzer als gestern und auch auf rechtem Weg.

Mit dem Pensionstaxi geht es jetzt nach Fencihu, einem kleine Dorf, das viele Touristen anlockt. Unsere Herberge ist das "Arnold-Janssen-House", das von den Steyler Missionaren betrieben wird. Damit holt uns die Heimat wieder ein, schließlich stammt dieser Heilige aus dem Münsterland. Die einzige Ordensschwester spricht uns auf deutsch an. Sie stammt aus der Schweiz, ist seit 36 Jahren in Taiwan zur Missionierung und fliegt morgen für 2 Monate nach Hause. Ausgerechnet in diesem abgelegenen Dorf treffen wir auch zwei deutsche Mädchen, die ein Sozialpraktikum in Taiwan absolvieren. Morgen sollen wir hier noch eine deutsche Familie treffen, die in Peking lebt.

Unser Zimmer ist ein Schlafsaal für 12 Personen. Es gibt zwei Ebenen, auf denen man Matten ausbreitet. Einfach, aber geräumig. Und da wir ja eine Minigruppe sind, verspricht ins der polnische Priester, dass wir unter uns bleiben. Das Mittagessen haben Ida und Hoi-Shu besorgt. Wir sitzen auf der Terrasse und essen Reis mit Huhn und Gemüse. Derartig gestärkt geht es nun in den Ort - Kaffee trinken. Die historische Straße wird von zahlreichen Läden gesäumt. An den Essensständen kann man immer probieren und daher ist man am Ende der Straße eigentlich satt, wenn man es nicht vom Mittagessen noch ist. Man muss sich die Straße vorstellen, wie einen orientalischen Basar, eng, überdacht und mit vielen Menschen.

Über die Schienen im Bahnhof - Züge fahren zu Zeit nicht, da ein Erdrutsch die Strecke verschüttet hat - gehen wir in einen Bambuswald, in dem es eckigen Bambus gibt. Dann wählen wir den Trail durch den Wald und es fängt an zu regnen. Jetzt zeigt sich, was die neue Jacke, die ich mir in Deutschland noch gekauft habe, kann. Der Regen bleibt draußen und der Schweiß auch, denn es sind 20 Grad und 100% Luftfeuchtigkeit.

Nach einem ausgiebigen Rundgang über zahlreiche Stufen erreichen wir wieder den Ort. Durch das Eisenbahnmuseum, dass aus drei Lokomotiven und zahlreichen Bildern internationaler Bergbahnen besteht - aus Deutschland findet man die Zugspitzbahn oder die Harzer Brockenbahn - und keinen Eintritt kostet. Ein kleiner Bummel durch den Ort und es geht zum Abendessen in unsere Herberge zurück. Es gibt Reis, Drachenhalsgemüse, Bambussprossen, Wildschwein, einen ganzen Fisch und Tofu mit Wasabi. Der Priester des Hauses hält eine Ansprache, bei der es ihm hauptsächlich darum geht, dass alles aufgegessen wird. Wir tun unser Bestes, schaffen es aber nicht. Jetzt folgt der gemütliche Teil. Wasabinüsse und Maissnacks sind schon da, dazu fehlt noch Bier. Also gehe ich mit Ingo zum 7 Eleven. Wir kaufen Taiwanbier, Bier mit Ananassaft (kann man trinken), Bier mit Traubensaft (nicht für den deutschen Biergeschmack) und Bier mit Zitronensaft (kommt einem Radler sehr nahe).

Plötzlich stehen alle anderen hinter uns. Sie haben Durst. Also zurück und dann machen wir auf der Terrasse eine Bierprobe. Da es wieder zu regnen beginnt, müssen wir umziehen. Um 22.00 Uhr liegen wir auf unserem Lager. Noch eine Partie Rommé und dann wird geschlafen.

Tag 10: Freitag, 05.04.2013

Um 4.00 Uhr in der Frühe reist eine Gruppe ab. Wahrscheinlich wollen sie den Sonnenaufgang in Alishan erleben. Das frühe Aufstehen hätten sie sich sparen können, heute regnet es. Wir schlafen noch etwas, aber um 7.30 Uhr gibt es Frühstück. Natürlich draußen. Danach wird gewandert. Ich fühle mich, wie früher im Familienurlaub in Bayern: Wandern in den Bergen und Wäldern. Es ist hier wie ein typisch deutscher Urlaub: Kaum bist Du da, regnet es. Plötzlich entdecken wir einen Kaffeeladen. Der Inhaber baut hier die Kaffeebohnen selber an. Der Kaffee wird in einer Art Destillierkolben zubereitet. Das werde ich in Deutschland auch ausprobieren. Es geht weiter und dann fängt es wieder an zu regnen, jetzt aber richtig. Wir retten uns in das visitors Center. Irgendwann wird beschlossen, dass es weitergeht. Durch den Wald geht es im strömenden Regen: Hardcore wandern. Mitten im Wald fällt auf einmal eine große Fichte um. Auch die Waldarbeiter sind wasserfest. Über die Schienen geht es zum Bahnhof und in die Einkaufsstraße. Wenn es regnet, kann man am besten shoppen. Also kaufen wir Mitbringsel. Jetzt ist wieder Zeit zum Essen. Wir kaufen verschiedene Speisen und essen im Speisesaal unserer Unterkunft mit vielen Taiwanern. Satt warten wir auf die Abfahrt unseres Busses. Leider regnet es jetzt westfälisch . Aber dann hört es doch noch für 2 Stunden auf und es reicht noch für einen kurzen Spaziergang, bei dem wir einen wunderschönen Weg entlang eines Flusses entdecken.

Jetzt geht es trockenen Fußes zum Bus und als wir gerade losgefahren sind, beginnt ein sinnflutartiger Regen, der uns die zweistündige Busfahrt bis nach Chiayi begleitet. Dort vor dem Bahnhof haben sich wahre Seenlandschaften gebildet. Beim Ausladen der Koffer aus dem Bus gibt es eine Dusche gratis.

Für den Zug bekommen wir Stehplätze bis Xinying, danach gibt es Sitzplätze. Der Zug kommt mit 11 Minuten Verspätung, die angesagt werden. Und im Zug stehen im Mittelgang unzählige Menschen. Ich wusste gar nicht, dass die Deutsche Bahn ihre Finger auch hier im Spiel hat.

In Kaohsiung hat keiner mehr Lust auf den Linienbus. Also chartern wir zwei Taxen und werden für 200 NT durch die halbe Stadt gefahren.

Es ist warm und ich vermisse schon seit Tagen meine Ananas. Es ist zwar schon spät, aber Pia und ich machen uns noch auf den Weg zu unserer Obsthändlerin. Sie hat wegen des Regens anscheinend schon etwas früher zu gemacht, aber für ihre Stammkunden aus Deutschland holt sie die Waage, das Messer und ihre Schüssel wieder hervor und bereitet uns noch leckere Ananas zu. Der Abend ist gerettet. Gegenüber im Supermarkt kaufen wir noch schnell ein, was uns die anderen noch mit auf den Weg gegeben haben.

Ananas mit Dosenbier und morgen schlafen wir aus. Was für ein Abend.

Tag 11: Samstag, 06.04.2013

Heute ist Samstag, d.h. wir können ausschlafen. Anschließend ist Zeit für Wäsche, Mails und Technik. Leider klappt es nicht so, wie ich es will. Es lebe das häusliche WLAN. Auch das WLAN-Netz des Johanneums ist im Vergleich zum Wenzao-College um Welten voraus. Gut, viele gehen hier über ihr Handy ins Netz, dann wird WLAN überflüssig.

Am Mittag machen wir uns auf den Weg um Vei-Ling und ihren Mann Holger zu treffen, die wir aus ihrer Zeit in Deutschland kennen. Zum Treffpunkt am Künstlerviertel im Hafen geht es mit Bus und Metro. Dabei fällt mir auf, dass ich jetzt nicht mehr vom Boden der Metrobahnhöfe essen möchte, wie noch vor drei Jahren. Dafür sind inzwischen zu viele Menschen darüber gelaufen, aber es ist immer noch alles sauber, besonders die Metrowagen von Siemens wirken wie neu, und es riecht nirgendwo nach U-Bahn, wie man es aus Deutschland kennt. (Wer wissen will, warum es in Deutschland oder anderen Ländern immer so typisch in der U-Bahn riecht, dem empfehle ich "Willi will's wissen" auf Kika.) Daher findet man in den Bahnhöfen auch zahlreiche Imbissstände oder Supermärkte, vor denen man gut und, wenn es draußen sehr warm ist, auch klimatisiert sitzen kann. Heute sitzt man vor allem trocken, denn es regnet immer mal wieder. Daher kaufen wir zunächst einmal Regenschirme. Unsere Regenumhänge für 1,25 € aus dem 7-Eleven haben wir auch dabei. Ordentlich gegessen wird bei Mc D... Das Menü mit dem Big M.. kostet hier umrechnet 2,50 €. Dazu gibt es hier Apfeltaschen, ohne Apfelmus, aber mit rote Bohnenmus.

Da es sehr dunkel aussieht, entscheiden wir uns für eine Hafenrundfahrt, die uns durch einen der größten Häfen Asiens zu einem Kulturcentrum führt, das das frühere Hafenleben zeigt. Mit dem Linienbus geht es dann durch riesige Industriegebiete, die alle Industriezweige beherbergen, die auch das Ruhrgebiet zu bieten hat, zur Metro-Station. Jetzt noch zum Nachtmarkt. Emmi hat sich bereiterklärt, mit uns zu kommen. Für Pai Ling ist es der erste(!) Nachtmarktbesuch überhaupt.

Den Bereich mit dem Tau Dau Hu (stinke Tofu, riecht echt schlimm, schmeckt ab) umrunden wir geschickt, denn dort ist kein Durchkommen, trotz oder wegen des Geruchs.  Ein Grillstand bietet Rippchen und Schweinesteaks an. Wir wählen jeweils eins. Zur Verfeinerung werden die Fleischstücke mit einem Gasbrenner geflämmt. Dann werden sie mit der Schere in einen Pappbecher, wie man sie aus der Eisdiele kennt, kleingeschnitten, auf der Waage wird die Menge kontrolliert. Dazu kommen rohe Zwiebeln, Zitronensaft aus der Sprühflasche, Gewürze nach Wahl und die obligatorischen Holzspieße. So kann man herrlich nach und nach das Fleisch wegknabbern. Ein Stück weiter gibt es Milchshakes. Die Bestellung von 5 Shakes mit Wassermelone will der Mann nicht glauben. "5?", "Ja, 5!" "Wirklich 5?" "5!" Eine Taiwanerin schaltet sich auf Englisch ein. Wir unterhalten uns, während die Wassermelonen mit der Milch und dem Eis vermischt werden, ihre Freundin möchte ein Foto machen, was dann gleich bei Facebook gepostet wird - sie mit drei Langnasenmännern. Pai Ling muss nach Hause, da Wau Wau noch einen Spaziergang machen muss. Emmi muss auch nach Hause, also ziehen wir alleine weiter. Es kommen noch einige Mitbringsel in die Tüte, was wird hier nicht verraten. Ben möchte noch Ringe werfen. Ein Vergnügen, dass es in Deutschland schon fast nicht mehr gibt. Dabei muss der Ring nur über einen Gegenstand oder über eine Flasche. Ben und Max werfen auf kleine Figuren, die Taiwaner auf Sektflaschen. Getroffen haben wir nichts. Auf der anderen Straßenseite gibt es einige Läden, die wir noch besuchen. Im Eckgeschäft ist Sale: 5% auf  Alles. Jede der sechs Verkäuferinnen hat ein Mikrofon und einen Lautsprecher. Was sie sagen, verstehen wir nicht, aber sie wechseln sich bei der Beschallung ihrer Kundinnen ab  (Männer sind auch hier stark in der Unterzahl).

Jetzt wollen wir zurück. Der Bus kommt erst in 20 Minuten, also beschließen wir Taxi zu fahren. Mit fünf Personen benötigen wir ein großes Taxi, das wissen wir bereits und es kommen nur kleine. Wir stehen an der Metrostation "Kaohsiung Arena", an einer Kreuzung von zwei vierspurigen Straßen. Plötzlich taucht das passende Taxi auf, aber auf der anderen Seite der Kreuzung und dazu noch in der Gegenrichtung. Wir winken und tatsächlich schlängelt sich der Taxifahrer durch den Gegenverkehr zu uns. Ich fürchte in Deutschland hätte man s o exotische Gäste gerne auch einmal stehen gelassen. Jetzt folgt das übliche Prozedere: die Sitze im Kofferraum werden umgeklappt und alle finden Platz. Als Fahrtziel gebe ich Wenzao an, was der Taxifahrer nicht versteht. Meine Frau wiederholt Wenzao, jetzt ist alles klar. Unser Fahrer ist ein Frauenversteher. Leider geht es mit des öfteren so, dass ich die Worte falsch betone und dann wird mit Händen und Füßen kommuniziert. Aber der Abend ist gerettet, denn ich schaffe es dann den Taxifahrer direkt vor unsere Haustür zu dirigieren. Dazu muss man wissen, dass wir in einer kleinen Seitenstraße wohnen. Zur Krönung wird der FC Bayern München Deutscher Meister. Darauf ein Taiwan Bier Gold.

12. Tag: Sonntag, 07.04.2013

Es ist Sonntag. Irgendwie haben wir es geschafft bis 8.30 Uhr zu schlafen. Zum Frühstück kommen Vei-Ling und Holger mit ihren Töchtern Saskia und Alisa. Sie bringen selbstgebackenes Brot und Lachs mit. Dazugibt es Rührei, Schinken und Käse. Wie immer lecker! Was man daran sieht, dass wir vier Brote verputzen. Gut, die Brote sind etwas kleiner, als das deutschen Standardbrot.

Wau Wau muss jetzt aber endlich raus. Auf einem Spielplatz schließen die Kinder sofort Freundschaft mit zwei taiwanischen Jungen. Pia findet die Spielgeräte nicht so attraktiv und hat daher plötzlich einen Rauhhaardackel an der Hand. Sie verstehen sich trotz der Sprachprobleme prächtig. Mich mag er so, dass direkt neben meinem Bein sein Beinchen hebt. So langsam Bechern wir auf. Die beiden Taiwaner radeln mit einem Fahrrad davon, aber der Dackel ist noch bei uns. Ein Geschenk? Hunde aussetzen auf taiwanisch? Nichts von beidem, sie haben ein zweites Fahrrad geholt und eine Beutel, in den der Dackel kommt. Der Beutel kommt an den Fahrradlenker und sie begleiten uns.

Spielen macht Durst, also tanken wir am Teestand unser Vertrauens erst einmal auf. Cranberrietee mit flutschigen, kleinen Bubblestücken, die wie Wackelpudding sind.

Mit Bus und Metro geht es ins Herzen der Stadt. Wir haben die Adresse eines Geschäfts für Tanzschuhe durch die Mutter einer ehemalige Schülerin von Pai Ling, die eine oTanzschule besitzt. Meine Frauen finde Zumba-Schuhe in ihrer Größe. Ich bestaune die kleinen Schuhe. Tanzschuhe für meine Frau werden angefertigt, ob die Fabrik auch meine Größe herstellen kann, wir morgen telefonisch erfragt. Dazu wir der Umriss meines linken Fußes als Maß genommen. Ein Blatt Papier recht aus. Hoffentlich klappt es. Ich bin gespannt.

Pai Ling hat noch eine zweite Adresse. Se liegt im ersten Stock. Vor der Tür stehen viele Schuhe. Dahinter öffnet sich ein kleiner Tanzsaal. Wir sind in einer Tanzschule. Ein Trainer zeigt fünf Paaren Sambaschritte. Schuhe haben sie, aber nur für taiwanische Füße.

Jetzt ist es endlich Zeit fürs Essen. Wir gehen in ein Restaurant, in dem es Feuertopf mit

Rindfleisch gibt. es muss hier gut sein, denn das Restaurant ist so voll, dass man warten muss. Die Zeit überbrücken wir mit dem Kauf von Milchshakes, was wieder zu Verständnisschwierigkeiten führt. Aber Zeichensprache geht immer.

Der Tisch im Restaurant füllt sich bereits mit Schälchen: Rindfleisch mit Sauerkraut, Rindfleich mit grünem Gemüse, Spinat mit Knoblauch (oder besser Knoblauchstückchen mit Spinat), Rindfleich mit "?" und Rindfleisch, was in den Topf mit Brühe in der Mitte des Tisches kommt. Die Brühe wird mit Gemüse nach Wahl bestückt, was auch gegessen wird. Die Brühe selber wird anschließend noch getrunken. Zusammen gönnen wir uns dazu eine Flasche Taiwan Beer. Was auf den Tisch kommt, wird auch gegessen, nur danach wollen wir platzen. Es war so lecker, wenn auch heute mal nicht so ganz billig. Warum, erfahren wir als wir an der Straßenkreuzung nach links abbiegen. Wir befinden uns im schicken Einkaufsviertel von Kaohsiung mit neuen Kaufhäusern, tollen Restaurants und dem Central Park. Die Stadt sieht hier wieder ganz anders aus.

Mit Metro und Bus geht es zurück. Wir besuchen noch unsere Obsthändlerin. Auch um 22.15 Uhr hat sie noch noch geöffnet. Es wird schon uns Abschiedseinkauf. Wir werden das leckere Obst vermissen. Damit wir die kleine, immer für gelaunte Taiwanerin nicht vermissen, machen wir noch ein Foto.

Derartig eingedeckt, geht es jetzt aber zurück. Schließlich ist morgen Montag und wir fahren um 8.00 Uhr nach Tainan.

Tag 13: Montag, 08.04.2013

Das Aufstehen fällt immer noch schwer. Ab tut es das zu Hause nicht auch?

Für 8.00 Uhr ist die Abfahrt des Buses vorgesehen. Alle sind da, bis auf Lucas und Luisa. Sie wohnen in Tainan und dürfen heute ausschlafen.

Unsere erste Station ist eine Festungsanlage. Tainan wurde von den Holländern schon sehr früh zu einem Zentrum ausgebaut, was wir heute an zwei weiteren Stationen noch sehen werden. Neben den Portugiesen waren es gerade unsere europäischen Nachbarn, die als Seefahrernation schon sehr früh die Insel Formosa entdeckten.

In der Anlage befindet sich auch ein Altar. Den dort zuständigen Gott kann man zum The,a Prüfungen befragen. Über zwei rote, sichelförmige Holzteile, die wie Lippen aussehen, nimmt er Kontakt auf. Dazu konzentriert man sich auf die Frage und wirft die beiden Holzstücke auf den Boden. Je nach Lage fällt die Antwort aus. Der Gott hat heute nur gute Prognosen und alle sind glücklich.

Der Tempel, den wir anschließend besuchen, ist der Seegöttin geweiht. Die Taiwaner sind aufgrund ihrer Insellage schon immer auch Fischer gewesen, daher ist ein gutes Verhältnis zu zuständigen Götting sehr wichtig. Mit Räucherkerzen und anderen Opfergaben wird ihre Milde "erkauft".

An den Tempel schließt sich ein Teil einer alten Festungsanlage an. Aus dem markant Aussichtsturm, den man dort auch errichtet hat, kann man sich einen schönen Überblick über die Stadt verschaffen. Uns fällt auf, dass seit unserem letzten Besuch vor zwei Jahren die Touristen auch als Einnahmequelle entdeckt werden. Konnte man früher nur sehr vereinzelt Souveniers kaufen, befindet sich jetzt an jeder für Touristen interessanten Örtlichkeit ein entsprechender Shop. Das Angebot ist jeweils identisch und die Preise für uns normal, für Taiwaner sicherlich schön etwas höher, aber die Zielgruppe kommt aus China und hat, wenn sie verreisen kann, auch die entsprechenden finanziellen Mittel. Der Reisbauer aus Zentralchina wird nicht als Tourist nach Taiwan reisen.

Für Mittagessen und Shoppen geht es in eine Straße nebenan. Wir nutzen die Gelegenheit noch einige Mitbringsel, in Taiwan würde man sagen "Gastgeschenke", zu besorgen, was wird nicht verraten. Daher reicht die Zeit nicht für ein Mittagessen, was Pai Long und meine Frau nicht weiter stört, denn sie haben sich vorher heimlich abgesetzt und Ommlett mit Austern gegessen. Für uns gibt es eine Nudelsuppe beim 7eleven. In einer Pappdose befinden sich die harten Nudeln, dazu eine Tüte mit Gemüse, eine weitere mit Fleisch und eine Soßenpaste. Im Laden kann man sich warmes Wasser nehmen und schon hat man eine "3-Minuten-Terine". Wer hat da eigentlich von wem abgekupfert. Wir haben gehört, dass die Taiwaner bei ihren Besuchen in Deutschland, diese Trockensuppen immer als Notfallüberlebenspackete dabei haben, weil man ja nie weiß, wie das Essen schmeckt und ob man davon leben kann. Wenn die wüssten, dass es diese Suppen auch in Deutschland gibt.

Unsere dritte Station ist ein Haus, das ebenfalls die Geschichte der Holländer in Tainan zeigt. Es schließt sich aber hier ein Haus an, dass inzwischen ganz von einem Baum eingenommen worden ist, der seine Wurzeln oberirdisch über die Mauern und durch das Dach ausgebreitet hat. Man hat Treppen und Stege über das Haus gebaut, sodass man einen idealen Überblick bekommt. Und man kann dort Menschen kennenlernen. Lucas und Leah werden von einer Taiwanerin intensiv befragt. Auch von uns will sie alles wissen, als wir später vorbeikommen. Ihr Begleiter ist ein junger Amerikaner, der in Korea Englisch unterrichtet hat und nun Urlaub in Taiwan macht vor es zurück in die Heimat geht.

Führung geht es auch zurück. Der Ausflug ist zu Ende, der Tag noch nicht. Einige wichtige Einkäufe im Schreibwarenladen stehen noch an. Jetzt besitzen wir auch ein weiteres Schaf, namens Pai Ling. Die Patin des Schafs wartet schon. sie war schon vorgegangen, da Wau Wau seinen Auslauf brauchte. Er hat an einem der letzen Tage, als er etwas zu kurz gekommen ist, in einen Korb frisch gewaschener Wäsche gepinkelt, den wir auf dem Boden stehen gelassen hatten. Wir gehen noch einmal Dumplings essen in unserem Dumplingstammrestaurant. Es wird uns fehlen, denn es ist einfach, günstig und lecker.

Jetzt wollen wir noch Fotos ausdrucken lassen für ein Abschiedsbuch. Der Ladenbesitzer meint, dass die Fotos morgen Nachmittag abgeholt werden können. Das ist leider zu spät. Aber es müssen ja keine Hochglanzausdrucke auf Fotopapier sein. Der Farbdrucker tut es auch und geht sofort. Na ja, sofort? Der Rechner hat mit 60  Fotos auf 15 Seiten schon etwas zu tun. Und das im Land der Computerhersteller. Wir müssen noch in den Gemischtwarenladen (hier gibt es eigentlich nichts, was es nicht gibt, und das 24 Stunden am Tag). Beladen mit drei Tüten machen wir uns auf den Weg zu Ingo und HeyShu. Wir wollen, nein wir müssen uns verabschieden. Morgen geht es nach Hause. Zufällig (!?) haben sie gefüllte Windbeutel im Kühlschrank. Dazu Saft, Wasser und Bier. Der Abschied fällt schwer, aber wir müssen noch Koffer packen. Die ersten Koffer sind schnell gepackt. Der Berg, was noch mit muss, wird schnell kleiner. Sollte es ohne Probleme gehen? Jetzt noch schnell das Abschiedsbuch fertig stellen. Jeder Schüler hat eine Seite gestaltet. Es fehlen noch die frisch ausgedrückten Fotos. Um 3.00 Uhr ist alles fertig. Wir auch! 

Tag 14: Dienstag, 09.04.2013

Nach drei Stunden Schlaf meint der Wecker, dass es jetzt Zeit zum Aufstehen ist. Wir meinen das nicht, die Kinder schon gar nicht.

Pünktlich um 8.00 Uhr sind wir in der Schule. Geht doch. Letze Arbeiten am Buch, dann fahren wir in den 9. Stock und bastelt. Meine Feinmotorik ist heute nicht sehr ausgeprägt und ich scheitere beim ersten Objekt kläglich. Ausschneiden geht besser und so produzieren wir einen Hirschen und ein 3D-Objekt zum Aufhängen in einer praktischen klappbaren Tansportversion.

Um 10.30 Uhr folgt die Abschiedsfeier. Die Studentenvereinigung der Deutschabteilung hat sich ein Programm einfallen lassen, zu dem auch wir etwas beitragen sollen. Wir sind vorbereitet. Jeder aus der Gruppe soll seine Eindrücke schildern. Um Wiederholungen zu vermeiden, haben wir gestern Abend geplant und jeder hat sein persönliches Stichwort. Die Taiwaner haben einen Tanz einstudiert, den sie uns zeigen. Wir haben keinen Tanz einstudiert und machen das jetzt mit den Taiwaner zusammen. 50-60 junge Leute tanzen Bus-Stop. Die CrazyDanceGroup tritt auf und dann hat das Ehepaar Wenner noch ein Versprechen einzulösen. Vor zwei Jahren hat ein Paar Lateintänze in Perfektion gezeigt. Wir haben daraufhin zugesagt, dass wir unsere Turniertanzkleidung mitbringen werden und für die Taiwaner tanzen werden. Standardtänze werden von den Studenten nicht getanzt, weil das nur für Leute über 30 ist, wie wir von einem taiwanischen Trainer am letzten Wochenende erfahren haben. Charmant, wie man aus sein fortgeschrittenes Alter hingewiesen wird.

Wir tanzen also bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen unter freiem Himmel auf rauhen Kacheln, was übrigens sehr gut geht.

Damit niemand zwischen Frühstück und Mittagessen verhungert, gibt es Pizza für alle.

Der letze Programmpunkt des Abschiedsfestes wird von Heike und Jessica, den beiden Moderatorinnen, angekündigt: Fotos machen. Jetzt gibt es kein Halten mehr, jeder mit jedem auf jeden Fotoapparat und jedes Handy. Aber auch ein Abschiedsfest geht einmal zu Ende und so zerstreut sich die Gruppe zur Mittagspause über das ganze Schulgelände.

Wir geben beim Vizepräsidenten der Schule noch unsere Gastgeschenke ab. Er hatte uns direkt bei unserer Ankunft zum Mittagessen eingeladen, sodass keine Zeit war, die Gastgeschenke auszupacken. Das ist inzwischen geschehen.

Nun wird es aber Zeit unsere letzen Sachen einzupacken. Ein Koffer ist noch leer. Alles kein Problem, aber im Läufe des Tages wurden wir noch so zahlreich beschenkt, dass wir jetzt kreativ einpacken müssen. Und so stehen irgendwann fünf Koffer, eine Ikeatasche, fünf Rucksäcke und die Plüschaffen ChaoBan und Marce zur Abfahrt bereit.

FraunYunund Herr Huang holen uns ab. Wir werden zum Abschied von ihnen in ein Restaurant zum Essen eingeladen und haben so die letzen Gelegenheit, die Köstlichkeiten Taiwans uns schmecken zu lassen.

Am Flughafen wartet schon die Gruppe. Das Einchecken erfolgt an einem Gruppenschalter, was sehr viel schneller geht (wäre auch eine gute Idee in Frankfurt). Die Gruppe soll zusammensitzen und ist in den Reihen 43-46 verteilt. Mit Hilfe von Frau Yu und einer netten Mitarbeiterin des Flughafens, die selber an Wenzao studiert hat, bekomme ich nachweinet kurzen Telefonat meinen Wuschplatz am Notausgang, zwischen den Küchen, wie beim Hinflug, aber dieses Mal mit meiner Frau an meiner Seite. Für die Gruppe wird extra ein Schalter für die Gepäckaufgabe geöffnet. Jetzt kommt der Moment der Wahrheit: wir fangen mit dem kleinen Koffer an, er hat 19 kg, der Nächste hat 29 kg, dann 26,2, und zweimal 25 kg. Alles darf mit, die Tasche auch. Danke!

Jetzt folgen das ultimativ letze Foto, das Abschiedsfoto (direkt vor dem Eingang zum Sicherheitsbereich, aber keiner hat ein Problem damit) viele Tränen und viele Umarmungen. Dabei wird das herzliche Verhältnis zwischen unseren Schülern, ihren Gastgebern und besonders deren Eltern deutlich. Hier zeigt sich der wahre Sinn unsers Austausches.      

 

Die Sicherheitskontrolle zeigt als wahre Scherensuchmaschine. Heute erwischt es die gute Schere meiner Frau, die sich ins Handgepäck geschmuggelt hat. Nach gutem Zureden erlaubt ein Mitarbeiter, dass die Schere noch weiter leben darf und Pai Ling ist um eine Schere reicher und uns bleibt das Formular (siehe Hinflug) erspart.

Das Flugzeug nach Taipeh ist voll besetzt und wir sitzen natürlich ganz hinten und alle zusammen. Nun können wir diesen Flug gemeinsam erleben. Es gibt keinen Service. Nicht, dass es nichts gäbe, es wackelt nur dermaßen, dass die Crewmitglieder den Saft nicht einschenken können, ohne größere Unfälle, vom Servieren am Platz ganz zu schweigen. Als Ersatz erhalten viele von uns Kartenspiele.

Auf dem Flughafen von Taipeh erwartet uns dann noch etwas Neues. Das Flugzeug parkt nicht an einem Gate, sondern auf dem Vorfeld. Bei strömendem Regen geht es mit dem

Bus weiter. Die Fahrt geht über den ganzen Flughafen und dauert so lange, dass ich das Gefühl nicht los werde, wir fahren mit dem Bus bis nach Frankfurt. Wir fahren an Jumbojets von China Airlines vorbei, umrunden ein Terminal, fahren weiter und umrunden ein zweites Terminal. Dann werden wir doch ausgeladen und müssen jetzt zu Fuß weiter. Unser Ziel heißt Gate A8. Dazu müssen wir mit dem Skytrain fahren und während dieser Fahrt bemerke ich, dass wir jetzt zu dem Terminal zurückfahren, vor dem unser

Flugzeug geparkt hat. Ja Spinnen den die Taiwaner? Nein, tun sie nicht, denn Terminal 2, zu dem wir gebracht wurden, ist für den Inlandsverkehr und Terminal 1 für den Auslandsverkehr. Daher erfolgt auch wieder eine Sicherheitskontrolle. Alle haben Durst, es gibt Wasserautomaten und Spender für Papiertüten. Eine Tüte Wasser bitte!

Der Warteraum von Gate A8 ist riesig und voller Menschen, die alle nach Frankfurt wollen. Wie sollen die alle in ein Flugzeug passen?

Zuerst dürfen die Passagiere der Zone 1 einsteigen, das sind die Reihen 47 bis irgendwo. wir sind Reihe 47, also los. Pia hat Reihe 53, aber als einzige aus der Gruppe. das Zusammensitzen hat also wieder nicht geklappt. Wir gehen ins Flugzeug und es sitzen schon einige "Langnasen" im vorderen Teil der Maschine, also in Zone 2. Ja, wenn man die Sprache nicht versteht und nicht lesen kann. Reihe 47 ist mir vom Hinflug schon bekannt: die Reihe zwischen den Küchen mit unendlicher Beinfreiheit. Ein junger Steward begrüßt mich in sehr gutem Deutsch. Er war als Gastschüler für ein Jahr in Rotenburg an der Wümme.

Die Schüler sitzen in den Reihen vor uns, also vor Küche und Toilette. Bis auf Max, der sitzt ganz alleine weiter vorne am Fenster. Dafür sitzen zwischen unser Gruppe vereinzelte andere Fluggäste. Meine Frau startet eine Tauschaktion. Jetzt werden die unterschiedlichen Charaktere deutlich. Eine Taiwanerin, die sehr gut deutsch spricht, ist sofort bereit zu helfen und Pia sitzt in der Gruppe. Auch Für Max findet sich nach längerer Suche ein Tauschpartner, der bereitwillig tauscht, was bei seinen bisherigen Sitznachbarn auf wenig Begeisterung  stößt. Typisch deutsch.

Jetzt geht's los, zurück nach Hause. Das Abendessen bekommen schon viele nicht mehr mit, da sie, kaum sitzen sie, schon schlafen. Es gibt Reis mit irgendetwas und Spaghetti mit Fisch. Unsere Mitreisenden nehmen uns die Entscheidung ab und es gibt für uns nur noch Fisch. Danach schließe auch ich die Augen und schlafe für einige Stunden.

So viel Grün - Besuch in Wadersloh vom 26.06. - 09.07.2012

Der Austausch mit dem Wenzao Ursuline College of Language in Kaohsiung ging in diesem Jahr bereits in seine dritte Runde. Fanden in den ersten beiden Jahren Besuch und Gegenbesuch im selben Jahr statt, haben wir die Besuche nun auf zwei Jahre verteilt. Eine Premiere feierte in diesem Jahr auch Dr. Christian Richter, der zum ersten Mal das Johanneum besuchte. Es war ein Besuch in seiner alten Heimat, denn er ist, wie man am Namen schon vermuten kann, Deutscher, lebt seit 13 Jahren in Taiwan und unterrichtet inzwischen am Wenzao. Als Bielefelder war ihm Wadersloh nicht fremd. Jeweils 17 Schülerinnen und Schüler beider Nationen nehmen am Austausch 2012/13 teil. Nach intensivem e-mail- und facebook-Kontakt war die Spannung am Sonntag, dem 26. Juni auf dem Flughafen Münster-Osnabrück doch recht groß. Im Ankunftsbereich warteten alle Gastfamilien auf ihre fernöstlichen Besucher, die dann nach langem Warten erschienen und mit einem großen Transparent begrüßt wurden. Dann ging es nach Beckum, Diestedde, Herzfeld,  Liesborn, Lippborg, Oelde, Stromberg, Sünninghausen und Wadersloh. Damit waren unsere taiwanischen Gäste fast über das gesamte Einzugsgebiet unserer Schule verteilt. Nach kurzer Nacht stand am Montag zunächst Unterricht und anschließend die Begrüßung durch Bürgermeister Tegelkamp im Rathaus von Wadersloh auf dem Programm. Die nächsten Tage wurden dann vormittags durch Unterricht, nachmittags und abends durch das „ganz normale“ Leben in einer deutschen Familie geprägt. Dabei ist erst einmal alles neu, angefangen bei den  Essgewohnheiten bis hin zum Freizeitverhalten. Im Unterricht kam es dann auch zum Austausch über politische, wirtschaftliche und kulturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Länder. Dass so etwas nicht immer nüchtern und sachlich erfolgen muss, zeigte ein Experiment, das wir in diesem Jahr erstmalig gestartet haben. Obwohl die Taiwaner oft schon mehrere Jahre die deutsche Sprache lernen, haben sie doch immer wieder Hemmungen sie dann auch hier zu sprechen. Daher haben wir für sie speziellen Deutsch-Unterricht angeboten, der die „Zunge lösen“ sollte. Klaus-Werner Schröder hat es dann mit seiner Gitarre geschafft, dass die Taiwaner deutsche Lieder gelernt haben. Die Folge war, dass auf dem Heimweg im Schulbus lautstark „Das Wandern ist des Müllers Lust“ aus zahlreichen Kehlen geschmettert wurde. Diese Sangesfreudigkeit haben wir dann noch oft bei gemeinsamen Aktivitäten erfahren dürften.  Aus einer Großstadt kommend, haben die Taiwaner die grüne Landschaft des Münsterlandes sehr genossen. Dankenswerterweise haben sich die Eltern in diesem Jahr wieder verstärkt bei der Gestaltung des Programms eingesetzt und u.a. eine Planwagenfahrt durch die Felder um Sünninghausen mit anschließendem Grillen oder einer Kanutour auf der Lippe, die mit einem Kaffeetrinken im Haus Idenrast in Herzfeld endetet, organisiert. Eine Fahrt nach Berlin ließ die Gruppe tief in die deutsche Geschichte eintauchen. Eine Stadtführung mit U- und S-Bahn führte zu einigen Sehenswürdigkeiten und Stätten deutscher Geschichte. Über die Trennung Berlins informierte eine Führung an den Resten der Berliner Mauer in der Bernauer Straße. Zum Abschluss durfte auch die Politik mit einem Besuch des Reichstagsgebäudes nicht zu kurz kommen. Ein weiterer Ausflug stand unter der Überschrift „Kicken-Kohle-Kultur“ und führte ins Ruhrgebiet. Zunächst ging es bei typischem taiwanischen Taifunwetter durch das größte Fußballstadion Deutschlands in Dortmund. Anschließend fuhr die Gruppe im Bochumer Bergbaumuseum unter Tage ein und besuchte abends das Musical Starlight Express. Ganz nebenbei entdeckten die Taiwaner in der Bochumer Fußgängerzone einen Bubbletea-Laden, der den „richtigen“ Tee im Angebot hatte. Schließlich ist Bubble-Tea eine Erfindung der Taiwaner. Der offizielle Teil endete mit einem großen Abschlussabend aller Schülerinnen und Schüler zusammen mit den Gasteltern.  Im nächsten Jahr werden dann die Schülerinnen und Schüler des Johanneums die Reise ins 11000 km entfernte Kaohsiung antreten.                   

2. Schüleraustausch mit Taiwan 2011

Wir sind angekommen

"Der Countdown läuft, die Vorfreude steigt von Tag zu Tag. Bald ist es wieder soweit. Am 20. April 2011 geht es los. Wir fliegen nach Koahsiung. Wir, das sind 15 Schülerinnen und Schüler, begleitet von einer Lehrerin und einem Lehrer."

Das ist Vergangenheit, denn wir sind in Kaohsiung.

Viele neue Eindrücke und persönliche Kontakte werden wir erleben. Davon ist dann an dieser Stelle wieder im Reisetagebuch 2011 zu lesen. Täglich ab ca. 18.00 Uhr wird sich eine neue Seite öffnen und Erlebtes, Gedachtes, Gefühltes und Geredetes offenbaren.

Im letzten Jahr habe ich nach unserer Rückkehr eine große Resonanz erfahren. Viele interessierte Nachfragen kamen. Daher gibt es in diesem Jahr die Möglichkeit mir direkt zu schreiben. Die e-mail-Adresse lautet: wolfram.wenner(at)johanneum.de

Aber jetzt geht es endlich los:

Tag 1 (20.04.11)

Eigentlich müssten wir ja Routine haben, was das Kofferpacken betrifft. Aber es wird doch wieder bis in die Nacht hinein gepackt, wieder ausgepackt, wieder etwas eingepackt, gewogen, wieder ausgepackt, wieder eingepackt und dann endlich wird der Koffer - genauer gesagt die (5!!!!!) Koffer - zugemacht und mit einem stabilen (? - dazu später mehr) Kofferband gesichert. Jetzt können fast genau 100 kg Gepäck auf die Reise gehen, aber nicht für die ganze Gruppe, sondern nur für unsere Familie. "Was schleppen die denn alles mit?" werden sich jetzt sicherlich viele Leser fragen. Ja, das kann leider hier nicht verraten werden, denn ein großer Teil sind Gastgeschenke und die sollen noch eine Überraschung sein.

Um 5.16 Uhr und 6.01 Uhr geht es von Oelde und Münster los. Der Sternmarsch oder besser die Sternfahrt soll in Dortmund in der Vereinigung der Gruppe seinen Höhepunkt finden, was dann sofort erst einmal scheitert. Ich sagte gerade zu meiner Frau, dass das Handy nicht ertönt ist und damit alles geklappt haben müsste - da klingelt das Handy! Morgens gegen 6.30 Uhr ist in der Regel das Ding ruhig, also bedeutet das Ertönen des Telefon nichts Gutes. "Hallo Herr Wenner!" werde ich begrüßt. "Hier ist Mathis. In welchem Zug sitzen Sie eigentlich?" Das wäre ja eigentlich meine Frage gewesen, wenn in Dortmund niemand auf dem Bahnsteig gewesen wäre. Aber so! "Wir sitzen in einem ICE nach Frankfurt-Flughafen. Der stand in Dortmund und da sind wir eingestiegen." "Toll, nur leider war es der Falsche. Fährt der wirklich nach Frankfurt? Wann ist der denn in Frankfurt?" "Ja, wissen wir auch nicht. Da kommt die Schaffnerin. Können Sie mal eben mit unserem Lehrer telefonieren?" Kann sie, will sie aber nicht. Ich: "Fährt der Zug über Bochum? Wenn ja, steigt doch dort aus und in diesen ein. Dann sind wir zusammen!" Das fängt ja gut an. 

In Bochum steht dann eine komplette Schülergruppe an genau der richtigen Stelle auf dem Bahnsteig und in Kürze sind die Plätze belegt und die Koffer im kompletten Wagon verstaut, was nicht so einfach ist, da die Deutsche Bahn zwar Passagiere befördern will, aber wohl noch nicht mitbekommen hat, dass die durchaus auch noch Gepäck mit sich herumschleppen. Vielleicht sollte man wieder den guten alten Gepäckwagen an den ICE hängen. Sieht auch gut aus.

Pünktlich (!) fährt der Zug in Frankfurt-Flughafen ein. Nun geht es zu Fuß, dann mit dem Bus zu Terminal 2. Dort checken wir schnell ein. Auch die Passkontrolle geht in diesem Jahr schnell, sodass wir tatsächlich noch eine halbe Stunde Zeit haben für Shopping und BurgerKing.

Also noch der Sicherheitscheck und alle dürfen mit. Auf in den A340, der für die nächsten Stunden unser Zuhause ist.

(Jetzt gibt es Abendessen, daher später mehr.)

 (Es war lecker, wir waren auch schnell noch shoppen: super leckere, wirklich so nicht in Deutschland zu bekommenden, megaobersuperaffengeil schmeckende Ananas, etwas (mehr) an Getänken und Schuhe - nein, nicht für meine Frau, für meinen Sohn, weil ja die von der Hinreise, die vorgestern noch super passten und auch wirklich nach langem Laufen nicht drückenden Exemplare drücken.)

Für Laura ist es der Erstflug und daher ist sie ein (ganz kleines) bißchen aufgeregt. Sie hält sich bei Start und Landung die Hände vors Gesicht, aber ich meine ein Lächeln gesehen zu haben.

Direkt beim Besteigen startet ein neuer A380 direkt neben uns und ein zweiter kommt gerade zum Ausladen der Fluggäste ans Gate gerollt. Es ist wirklich ein imposantes Flugzug.

Also in den hinteren Reihen Platz genommen und los geht es. Es ist wie im vergangenen Jahr: Sitzen, Essen, Schlafen (funktioniert dieses Mal einigermaßen gut bei mir, ich bekomme nur einen Krampf im Bein - beim Schlafen wohlgemerkt), Film gucken, Essen, Dösen und Aussteigen. Irgendwie ging die Zeit schneller herum, was sicherlich daran liegt, dass es das zweite Mal ist.  Die Maschine landet auf die Minute pünktlich in Taipeh. Eine erstaunliche Leistung. Vom Steward bekomme ich zwei Kartenspiele geschenkt.

Es ist 0.20 Uhr in Deutschland, der erste Tag ist zu Ende.

Tag 2 (21.04.11)

Es ist 6.20 Uhr in Taipeh. Wer genau aufgepasst hat (ja hier ist der Lehrer in mir), hat gemerkt, dass 6 Stunden fehlen. Die sind einfach weg. Zeit kann also doch verschwinden und damit negativ sein.

Wir pilgern zu Terminal 2, fahren dazu mit dem Skytrain und gehen dann erst einmal auf die Toilette.

Dieses Flugzeug fliegt uns auch auf die Minute pünktlich nach Kaohsiung. Der Flug dauert gerade einmal 34 Minuten. Es ist nur Zeit für einen Saft und für eine Tüte Kartenspiele und Postkarten, die wir von einer sehr netten Stewardes geschenkt bekommen. Irgendwie ist heute Tag der Geschenke (aber nicht Weihnachten).

Alle dürfen auch in diesem Jahr einreisen, keiner wird gesucht (tod oder lebendig) und alle Koffer sind da, auch wenn Robin bis zum Ende am Band warten musste, damit auch er seinen Koffer in Empfang nehmen konnte. Aus der Gruppe kamen aber schon Ideen, wie man Robin helfen können, falls sein Koffer irgendwo,nur nicht in Kaohsiung sei. "Wir leihen dir etwas von unserern Sachen" (sicherlich wäre ein Rock oder Kleid sehr interessant geworden) bis "wir finden sicherlich einen Altkleider-Container" zeigen die große, selbstlose Hilfsbereitschaft der Gruppe. Ach, hier kommt das Kofferband wieder ins Spiel. Unsere Koffer kommen, man glaubt es nicht, alle nach einander auf dem Kofferband angefahren. Meine Frau schnappt sich einen von ihnen, allerdings am Kofferband, was daraufhin seine Dienste einstellt und einfach kaputt bricht. Gut, es hat es so gewollt und wird nicht mit zurück nach Deutschland fliegen.

Jetzt kommt er wieder der große Moment, auf den man sich die ganze Zeit freut. Man tritt durch die Tür des Ankunftsbereiches und wird von lieben Menschen empfangen, worauf wir leider in Frankfurt auf der Rückreise verzichten müssen. Pai Ling, unsere Freundin kann leider nicht kommen, da sie Unterricht hat, aber Ingo Tamm, inzwischen auch ein guter Freund, ist gekommen, dazu Frau Yu, die neue Abteilungsleiterin und viele Stundentinen und Studenten mit dem obligatorischen Begrüßungstransparent. Nach Umarmungen und Begrüßungen wird das Wichtigste zuerst gemacht: das Gruppenfoto. Deshalb steht es auch ganz oben auf dieser Seite. Dann tauschen wir Geld und los gehts zur Wenzao.

Die Fahrt ist für mich in diesem Jahr anders, denn ich kenne das schon. Und irgendwie sieht es für mich immernoch aus wie in Italien. Die Schülerinnen und Schüler schauen genauso fasziniert, wie wir alle im vergangenen Jahr und bei der Einfahrt auf das Schulgelände gibt es großes Erstauenen in allen Gesichtern.

Es geht zur Deutschabteilung, Koffer werden abgestellt, es wird nicht geduscht, da die Duschen beim Taifun im letzten Herbst zerstört wurden, dafür wird aber mit viel Deo gearbeitet und die Kleidung wird dem warmen Wetter angepasst. Los geht es nun zur Campusführung. "Hier gibt es die besten Milchshakes der Welt." Hier gibt es leckere Hot-Dogs, notfalls auch Manta-Platte." "Hier ist der Supermarkt auf dem Campus, davor gibt es leckere Pfannekuchen." Hier gibt es Nudeln und Burger." Also, liebe Mütter, keiner wird verhungern.

Anastasia muss sich morgen durchfragen nach den Gourmet-Tempeln. Sie hat die Campus-Führung nicht mitgemacht, da sie bereits am Vormittag von ihrer Gastmutter abgeholt wird. Ihre Austauschschülerin hat noch Zwischenprüfungen und wird es am Nachmittag nach Hause kommen. Die Gastmutter spricht kein Deutsch oder Englisch, Anastasia (noch) kein Chinesisch. Daher guckt sie doch etwas ängstlich. Klara, eine taiwanesische Schülerin, die wir aus dem letzten Jahr kennen, erklärt sich bereit mitzufahren und zu dolmetschen. Das beruhigt und ich bin gespannt, was Anastasia morgen zu erzählen hat.

Meine Frau und meine Kinder sind mit Sack und Pack verschwunden in Richtung Pai Lings Wohnung und ich bleibe bei der Gruppe. Die ist unter Führung von Nadine, die im letzen Jahr schon dabei war, aber auf der Suche nach Nahrung. Also trinken Ingo und ich einen Kaffee und essen ein Hot-Dog, das letzte Essen ist auch schon Stunden - oder waren es Tage - her.

Jetzt noch schnell die Gelegenheit zu einem spontanen Kleidungswechsel in Pai Lings Wohnung nutzen. Ich stehe gerade noch ohne Hose da und suche im Koffer nach etwas Geeignetem, da klingelt das Handy. Meine Frau bittet mich um Beeilung, da ein offizielles gemeinsames Mittagessen mit den Lehrern der deutschen Abteilunggeplant ist, was auch wage angekündigt war, aber nie konkreter angesprochen wurde. Also rein in die nächste Hose und zurück zur Deutsch-Abteilung auf dem Schulgelände. Zum Glueck wohnt Pai-Ling nur wenige Gehminuten entfernt von dort.

Alle Austauschpaare treffen sich um 12.00 Uhr und plötzlich sind wir alleine. Ein gutes Zeichen, alle sind zum Mittagessen verschwunden. Für uns gibt es am Konferenztisch in der Deutschabteilung das offizielle Essen - ein halbes Hähnchen (für jeden, nicht zusammen),Reis und Gemüse, dazu Tee - sehr lecker.

Alle Lehrer der Deutschabteilung haben jetzt Unterricht - um 13.00 Uhr. Wir wollen einen Kaffee trinken, damit wir wach bleiben und landen in der Kapelle der Schule. Sie ist sehr schlicht, aber sehr schön und an einer Wand läuft das Wasser des Lebens an einer Glasscheibe herunter. Diese Besinnlichkeit gibt mir den Rest. Ich schlafe in der Kapelle ein und soll angeblich laut meiner Frau geschnarcht haben, was ich hier aber wehement bestreite, denn ich habe nichts gehört und meine Frau hat auch geschlafen, die Kinder übrigens auch, was sie aber wiederum bestreiten, da ich ja geschlafen und geschnarcht hätte, was ich wiederum bestreite ...

Kaffee gibt es anschließend auch, frisch aufgebrüht und dann mit Eiswürfeln versetzt - auch lecker.

Jetzt gibt es erst einmal noch einen Milchshake und dann einen Spaziergang mit Ingo und Pai-Ling. Unterwegs probieren wir Kokosnussaft und Süßkartoffeln - man ahnt es schon: lecker.

Im 18.00 Uhr gehts zum Abendessen, was wiederum sehr lecker ist.

Und dann sind wir alleine. Pai Ling hat Unterricht, Ingo muss ins Büro und wir gehen shoppen (siehe oben, wobei wir eine Flasche Wein geschenkt bekommen - liegt wahrscheinlich am ersten Tag: Begrüßungsgeschenke), wobei wir Robin treffen, der mit taiwanesischen Schülern in einer Garküche Suppe ist.

Jetzt ist es fast 22.00 Uhr und wir können endlich schlafen. Bin mal auf Morgen gespannt, wie es den anderen ergangen ist.

Gute Nacht!

 

Tag 3 (22.04.11)

Der Wecker klingelt um 6.30 Uhr. Das ist eigentlich eine angenehme Zeit, wenn es nicht in Deutschland gerade 0.30 Uhr wäre und die innere Uhr noch genau so tickt. Was soll es, also raus aus dem Bett, schnell einen Kaffee - Pai-Ling hat Gott sei Dank Kaffee und eine kleine Espressomaschine, was hier sonst gar nicht so üblich ist - und dann zur Schule, die ja nur 5 min entfernt ist.

Um 8.00 Uhr steht die Informationsveranstaltung auf dem Programm. Wir werden von Frau Herlin Chien, Direktorin im Büro für internationale Programme, offiziell begrüßt. Es folgen allgemeine Informationen zu Taiwan. Beim Blick in die Runde sehe wir heute morgen weiß, rote Gesichter. Alle sind doch von der Reise geschafft und an Ausspannen war noch nicht zu denken. Anastasia durfte gestern morgen, nachdem sie abgeholt wurde, schon die Verwandtschaft ihrer Gastfamilie kennenlernen, anschließend den Schrebergarten besichtigen und Familienvideos bestaunen. Viele waren gestern abend schon unterwegs, irgendwer (ich habe nicht mitbekommen, wer es war) ist schon Riesenrad auf einem Kaufhausdach gefahren, andere waren im Kaufhaus oder auf dem Nachtmarkt.Wir wollen die Gelegenheit nutzen und unsere offziellen Gastgeschenke überreichen, aber plötzlich ist Frau Yu auch verschwunden. Wir finden sie in ihrem Büro und platzieren uns so, dass ein Entkommen nicht möglich ist. Fahne und Buch von Wadersloh werden übergeben, dazu einige Osterhasen aus dem Erzgebierge und Diverses. Es folgt das obligatorische Foto (deshalb überhäufen die Asiaten die Welt mit Digitalkameras) und Fahne schmückt seit heute das Büro der deutschen Abteilung.

Jetzt gibt es erst einmal Frühstück im "family mart" auf dem Campus: die kleinen Omletts, gefüllt mit Speck, Käse oder Würstchen (ups - ich merke gerade, dass heute Karfreitag ist, aber wer auf Reisen ist, braucht nicht zu fasten), die wir schon im letzten Jahr lieben gelernt haben und einen Capuccino aus frisch gemahlenen Bohnen, mit "latte" (ich habe einen Moment benötigt, bis ich realisiert hatte, dass die nette Dame wirklich "latte" zu mir gesagt hatte und nicht "milk" oder "niu-nai") und Eiswürfeln. Ungewöhnlich aber  lecker. Die Italiener würden beim Anblick sicherlich eine Revolution anzetteln.

Es folgt ein Film, der uns in die Geschichte der KungFu-Kunst einführt. Gleichzeitig wird die problematische Beziehung zwischen China und Japan aufgearbeitet und ein Einblick in die jüngere chinesische Geschichte gegeben. Eine erste Einführung in unser Projekt.

12.00 Uhr, also auf zum Mittagessen. Auf dem Weg zum Büro der deutschen Abteilung erfahre ich, dass ich zur schuleigenen Krankenstation kommen soll, da unser Sohn Ben es einem Faultier gleichmachen wollte, beim Hängen an einer Stange jedoch abgestürzt ist und mit dem Kopf die Härte einer Mauer getestet hat. Die Mauer hat gewonnen und er einen Eispack am Kopf. Die taiwanesische Anteilnahme ist riesig. Pai-Ling ist natuerlich sofortzur Stelle, aber sogar Frau Yu und ihre Sekretaerin kommen zum "Health Centre".  Die Nachricht, dass Ben einen Unfall hatte, muss sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen haben, denn nach wenigen Minuten steht auch Benjamin - ein taiwanesischer Student, mit dem sich Ben im letzten Jahr besonders angefreundet hatte - mit einer weiteren Studentin in der Tuer. Sie troesten Ben ganz liebvoll und nehmen sogar die gleiche "Medizin" wie Ben ein - Gummibaerchen. Nach einer Stunde ist der Schreck vorbei und eine dicke Beule geblieben. Ben wünscht sich Hot Dogs, also essen wir heute typisch taiwanesich. Ich bestelle French Fries und bekomme ein HotDog-Brötchen gefüllt mit Pommes und roter Soße. Meine Frau bekommt die Pommes auf einem Toast serviert.

Da nichts offizielles auf dem Programm steht, wollen wir uns ein wenig ausruhen, bevor es am Abend auf den Nachtmarkt gehen soll. Zuerst treffen wir Frau Yu, die sich nach dem Gesundheitszustand unseres Nachwuches erkundigt, und wir kommen ins Plaudern. Dazu gesellen sich dann nach und nach Barbara, Nadine, Johanna und Anastasia. Alle interessieren sich für Frau Yu´s Obstschale, die aus Guaven, Ananas, Äpfel, Trauben und einer Frucht ohne deutschen Namen besteht, und verzehren alles. Die Lust auf Obst steigt, also beschließen wir eine Exkursion zum Obsthändler unseres Vertrauens, den wir im letzten Jahr kennengelernt haben. Barbara und Nadine kommen mit, die anderen werden bereits abgeholt.

Auf dem Weg zum gesunden Obst liegt ein Bäcker. Wir erliegen seiner Auslage und stauen über Miniwindbeutel, süßem Brot, dessen Teig eher Zuckerwatte gleicht, vermeindlichem Rosinenbrot, das mit Heidelbeercreme gefüllt ist und kleinen Kuchen, mit einer Füllung, die nach Rührei schmeckt und wie Pudding aussicht. (Ach ja, Karfreitag!)

Jetzt aber zum Obst und dann noch etwas durch die Geschäfte geschlendert. Es ist jedes Mal wieder phaszinierend zu sehen wie die Obsthaendlerin die Ananas mit einer Art Machete entkleidet und in verzehrfertige Stuecke zerteilt.

Dann geht es mit dem Bus zum Nachtmarkt. Auf Tau-Dau-Hu (Stinke-Tofu), geschmorte Hähnchenfüsse und gegrillte Entenhälse mit Kopf verzichten wir, obwohl es lecker aussieht (?). Wir probieren gegrillte Reisfladen, süße Kartoffeln, glibberige Süßigkeiten Hähnchenschnitzel und Pommes. Die werden, bevor sie im Fett versenkt werden, genau abgewogen - eigentlich ist diese Gründlichkeit doch eine deutsche Tugend. Anschließend wird das überschüssige Fett in einer unendlichen Prozedur abgeschüttelt. Es folgen drei verschiedene Gewürze und wir bekommen würzige, süße Pommes.

Unsere Begleiterinnen wollen noch mit uns in ein Kaufhaus, das wir auch schon vom letzten Jahr kennen (den Nachtmarkt übrigens auch). Wir sind asiatisch höflich, bekunden unser Interesse und stehen nach einiger Zeit im Tempel des Konsums, in dem sich die Shops vieler edeler Marken breit machen. Kunden sieht man keine dort, bei den Preise auch kein Wunder. Wie die Geschäfte überleben, bleibt ein Geheimnis. Auf Plakaten werden die Waren übrigens nur von "Langnasen" also nicht Asiaten präsentiert. Life sind wir die Einzigen weit und breit. Ebenso werden wir angestarrt und bestaunt.

Wir entdecken ein 39NT-Geschäft, die taiwanesische Variante des 1€-Shops. Dort gibt es zum Beispiel eine ganze Dose schwarzer(!) Wattestaebchen fuer 39NT.

Es geht zurück. Vanessa begleitet uns alleine zurück, da die anderen Studentinnen noch etwas vorhaben. Wir wollen mit dem Bus zurückfahren. Eine lange Schlange steht an der Haltestelle. Der Bus kommt und alle gehen geordnet hinein. Der Bus ist jedoch sehr klein und hat nur 20 Sitzplätze, also stehen. Jedoch ist der Bus auch sehr flach, sodass ich meine 202 cm zusammenfalten muss, was ich aus dem Flugzeug ja noch kenne. Aufrecht stehen ist in keinster Weie moeglich. Aber entweder sehe ich so bemitleidenswert aus oder man hat Mitleid mit mir, so dass eine junge Taiwanesin mir ihren Sitzplatz ganz hinten im Bus ueberlaesst. Dieses erweist sich beim Aussteigen dann jedoch als Nachteil, weil die einzige Tür vorne ist. Nachdem alle anderen den Bus verlassen haben, schließt der Fahrer die Tür und will weiterfahren, wovon ich ihn im letzten Moment abbringen kann. Glück gehabt.

Wir sagen Vanessa, dass wir den Weg alleine zurückgehen können, wenn sie einen anderen Weg habe. Aber sie sagt, sie müsse in dieselbe Richtung. Wir biegen in eine kleine Seitenstraße ein und sie folgt. Wir gehen in die nächste kleine Straße und sie folgt. Wir denken, dass es die Höflichkeit ihr verbietet uns alleine gehen zu lassen. Vor dem Gebäude angekommen, in dem unsere Freundin wohnt, stellen wir dann fest, dass sie im gleichen Komplex wohnt. Sie müsse rechts zur Eingangstür, wir auch. Sie wohne in Block C, wir wissen nicht den Block, aber den Weg. Wir wohnen auch in Block C, im 11. Stock. Vanessa im 4., also in den Aufzug und nach oben. Zufälle gibt es.

Jetzt ist Zeit zum Entspannen und zum Schlafen. Morgen steht noch nichts auf dem Programm, d.h. Ausschlafen. Und dann Kaohsiung auf eigene Faust. Super.

Tag 4 (23.04.2011)

Heute ist es sehr spät geworden. Ja, ja der Jetlag. 

Kein Wecker schellt und doch bin ich um 7.00 Uhr wach. Draußen spielt von Ferne eine Melodie, die mich sofort wieder in das Reich der Träume schickt. Eine Kaffee gegen Mittag und der Tag ist unser. Die erste feste Nahrung gibt es um 15.00 Uhr und zwar eine Art Eierpfannkuchen mit Spiegelei. Lecker! Wir haben uns mit Ingo und seiner Frau Szu-Hui zu einem Spaziergang verabredet. Es soll zu einem Schmetterlingsberg gehen, von dem jeder, den wir gestern gefragt haben, nichts weiß. Am Love-River entlang, durch kleine Gassen erreichen wir den Mondsee, der aber zur Zeit ohne Wasser ist, da er ausgebaggert wird. Nichts hält uns davon ab, den Berg trotzdem zu besteigen. Auf ausgetretenen Pfaden geht es nach oben und dann wieder nach unten. Dort erwartet uns ein Kleinod der Natur. Schöne Pflanzen, kleine Flüsse mit Fischen und eben Schmetterlinge, die es in dieser Größe und in diesen Farben in Deutschland nicht gibt, sind hier zu bestaunen.

Wir betreten den Vorplatz eines großen Tempels. Die ganze Anlage mit Tempel, Vorplatz und Brücke, die auf den Vorpaltz führt, erinnert mich doch starkt an die Engelsbrücke in Rom, die über den Tiber auf den Vorplatz vor der Engelsburg führt. Ja, Taiwan und Italien haben viele Gemeinsamkeiten, es fehlen Gott sei Dank die Taschendiebe, aber auch Italien ist ja nicht mehr das, was es einmal war.

Auf dem Tempelplatz wird eine Theaterstück - eine taiwanesische Oper - gegeben. In bunten Kostümen wird uns aus der Geschichte Taiwans vorgespielt. Die Zuschauer kommen und gehen oder kommen auf dem Roller angefahren. Von diesem aus schauen sie auch zu. Sprachlich verstehe ich nichts. Aber in den 30 Minuten, in denen wir zusehen, lassen zwei Menschen ihr Leben (natürlich nur auf der Bühne), die Schönlinge kämpfen und werden geschlagen und eine schöne Frau gewinnt.  Der Vorhang fällt und alle gehen, ohne Applaus - ob es ihnen nicht gefallen hat oder die Falschen gewonnen haben, bekommen wir nicht heraus.

Wir betreten den Tempel durch den rechten Eingang, dem Mund des Drachen. Würden wir die linke Tür wählen, würden wir den Tempel durch den Mund des Löwen betreten und wer will schon in den Mund des Löwen. Unten haben die Götter, die mit Spezialaufgaben betraut sind, ihre Altäre, oben residiert der Hauptgott, vergleichbar mit der Unterteilung in Gott und Heilige im Christentum. Es gibt ein Orakel, das Voraussagen gemäß des Alters macht. Komischerweise haben alle etwas Negatives, auch wenn es nur wenig Bedeutung hat, zu erwarten. Aber gegen ein kleines Opfer kann man den Gott um Besserung bitten - klingt irgendwie nach Geschäft. Darin sind sich doch alle Religionen bzw. deren Institutionen einig.

Es geht zurück. Wir wollen noch auf den Nachtmarkt, aber vorher gibt es eine kleine Pause. Dann gehen wir Richtung Bushaltestelle. Der große, nicht der kleine Hunger meldet sich lautstark, sodass der Pfannkuchenstand vom Nachmittag noch einmal herhalten muss. Daneben gibt es Getränke. Leider wissen wir nicht was. Egal, Probieren geht über Studieren. Die freundliche Inhaberin hat unsere Lage sofort gepeilt und wir bekommen die chinesich-englische Karte. Also los. Trotz chinesicher Angaben gibt es Kommunikationsprobleme, die ein Student mit Englisch-Kenntnissen aus dem Weg räumt. Die Bestellung für 5 Tee-Mixgetränke zu je 0,5 l ist aufgegeben. Jetzt beginnt die Zubereitung und eine intensive Kommunikation. Wir sprechen kein Chinesich, die Ladenbesitzerin nur Chinesich. Sprachen werden völlig überbewertet. Wir müssen jede Mixtur erst probieren. "Hao" - heißt "gut". Die Ladeninhaberin ist stolz und wir haben leckere Tees.

Mit Pfannekuchen und Tee ausgestatten streben wir der Bushaltestelle entgegen, doch dann sagt uns eine Stimme, dass wir mit Speisen und Getränken nicht in den Bus dürfen und daher noch schnell an der Kapelle der Wenazo nach der Gottesdienstzeit für morgen gucken sollen. Wir wollen Ostern in die Messe.

Es ist 19.45 Uhr als wir vor der Kapelle stehen und bemerken, dass gleich die Osternacht gefeiert wird. Der Gottesdienst morgen beginnt um 8.00 Uhr. Wir entscheiden uns für morgen. Dann treffen wir Herrn Chung, der uns freudig begrüßt und uns mitteilt, dass der Gottesdienst sehr lange dauern würde und es eine Taufe gäbe. Auch einige Ursulinen, die wir noch vom letzten Jahr kennen, fragen uns, ob wir nicht jetzt teilnehmen wollen, aber wir lehen ab mit der Begründung, dass wir nicht passend gekleidet sind, und bekommen zu Antwort, dass Jesus darauf nicht achtet. Recht haben sie. Also gehen wir kurzentschlossen in die Kapelle. Die Reste unseres Abendessens verstecke ich hinter einem Busch.

Die Kapelle ist voll besetzt. Als man uns an der Tür stehen sieht, wird sofort gerückt und Platz gemacht. Das ist gelebter Glaube. Wir Christen sind doch eine Gemeinschaft, die jeden begrüßt und in ihre Mitte holt. Davon können sich viele deutsche Katholiken eine Scheibe abschneiden. Während der Liturgie wird deutlich, dass es von großem Vorteil ist, wenn man einer weltumspannenden Organisation names Katholischer Kirche mit 2000 jähriger Geschichte und einheitlichen Riten angehört. Wir haben zwar außer "Amen" und "Halleluja" kein Wort verstanden, waren aber immer auf der Höhe des liturgischen Ablaufes. Bei der Taufe erwarte ich einen Säugling und werde überrascht von einer Studentin. Die Kommunion gibt es unter beiderlei Gestalten. Die Hostie wird in den Kelch eingetaucht. Holla - der Messwein hat aber Umdrehungen. Ich bewundere den Priester, der den Kelch in drei großen Schlücken lehren muss, und dann trotzdem noch den Schlusssegen spenden kann. Ich wäre dazu nicht mehr im Stande gewesen.

Im Anschluss werden wir noch zu einem Büffett auf dem Vorplatz eingeladen. Wir unterhalten uns angeregt.

Jetzt wollen wir noch schnell in den Supermarkt (nicht weil wir noch Hunger haben, sondern mehr um die Getränkeversorgung sicherzustellen) und stellen fest, dass fast alles schon geschlossen hat. An einem Stand erstehen wir fünf Gurken. Ich bin fest in dem Glauben, dass wir jetzt fünf kleine Gurken mit nach Hause nehmen, doch schnell wir das Messer gezückt und die Gurken landen als Scheiben in einer Schale, werden mit verschiedenen Kräutern und Soßen vermischt und wir haben Gurkensalat im Beutel mit fünf Holzspießen. Lecker!

Dann zieht uns der kleine Hunger in ein noch geöffnetes Restaurant. Und jetzt beginnt wieder das Abenteuer Taiwan, denn wir sprechen ja kein Chinesisch und die Bedienung nur Chinesisch. Die Karte ist hier auch nur in Chinesisch verfasst. Aber davon morgen mehr, denn es es jetzt 2.30 Uhr und ich will ins Bett.

Tag 5 (24.04.2011)

Frohe Ostern!

Wir sind nach der Feier der Osternacht in der Kapelle von Wenzao auf dem Weg nach Hause in einem Restaurant gelandet. Was es gibt, wissen wir nicht. Die Bedienung gibt sich alle Mühe, kann es uns aber auch nicht erklären. Dafür haben wir ein Wörterbuch dabei. Also suchen wir "Nudeln" und zeigen der Dame nun das chinesiche Wort. Aber sie versteht nicht. Entweder taugt das berühmte Buch mit dem "L" nicht, oder die junge Frau kann kein Chinesisch. Vielleicht kann sie auch nicht lesen. Was tun? An einem Nachbartisch sitzt ein Pärchen, dessen mänlicher Teil ein weißes Hemd und eine Kravatte trägt. Solche Leute sprechen Englisch, denkt sich die Bedienung und bindet den Gast in unseren Bestellvorgang mit ein, was er gerne macht. Also gibt es zum Gemüse, was obligatorisch ist, noch Nudeln und Fleisch. Soßen gibt es an einer Theke. Aber was ist das? Keine Ahnung, dann eben von jedem ein wenig. Gemüse, Fleisch oder Nudeln werden in einem Topf mit Wasser, der in der Tischplatte versenkt wird, gekocht. Die Soßen verfeinern den Geschmack, wobei die rote Soße nur Atemnot verursacht und die gelbe Paste sich als Knoblauch pur herausstellt. Lecker, aber unsere Knoblauchfahne müsste aus dem Monitor heraus wehen. Es werden noch zwei Kannen mit Orangentee gereicht, Eis rundet die Mahlzeit ab. Dann kommt die Sache mit dem Geld. Ich rechne mit dem Schlimmsten und muss 408 NT bezahlen. 5 Personen haben für 10,-€ lecker und reichlich gegessen.

Jetzt sind wir zu allem bereit. Also gehen wir shoppen. Ein Laden für Haushaltswaren, Reinigungsmittel, Schreibwaren, Werkzeug, also eignetlich alles, außer Lebensmitteln hat 24 Stunden geöffnet. Wer kauft morgens um 3.30 Uhr ein Lineal oder einen Monoblock-Plastikgartensessel? Wir, also Lineale keinen Sessel.

Jetzt muss noch der 7/11-Laden für ein paar Getränke herhalten und dann geht es zurück Richtung Bett, aber vorher noch duschen.

Der Wecker soll um 9.00 Uhr schellen, tut er aber nicht. Also wird es 10.00 Uhr, egal in der Kirche waren wir ja schon. Gegen Mittag sitzten wir beim Bäcker und nehmen unser Osterfrühstück ein. Dazu einen Cappuccino, den es in Italien auch nicht besser gibt. Allein dafür lohnt sich der Flug.

Um 14.00 Uhr stehen wir dann auf dem Parkplatz der Wenzao. Ida, eine weitere Lehrerin der deutschen Abteilung und Ingo und seine Frau wollen mit uns und den zwei Kolleginnen aus Landshut, die gestern mit ihrer Mädchengruppe aus Landshut von einem katholischen, bayrischen Mädchengymnasium (das ist die Welt noch in Ordnung!?) gelandet sind, zum Affenberg fahren.

Es sind ungefährt 400 m, habe ich noch im Ohr. Gemeint sind 400 Höhenmeter, die der Erklimmung der Eiger-Nordwand oder der Zugspitze ohne Sauerstoff sehr nahe kommen. Auf steilen engen Felspfaden geht es nach oben. Heute sind es ca. 26°C, den Rest kann sich jeder vorstellen. Oben gibt es dann an zwei Stellen Tee, der dort frisch von einigen Männern zubereitet wird. Dazu tragen andere das Wasser in 20l Kanistern nach oben. Fitnessstudio brauchen die nicht. Es gibt Ingwer, Hibiskus- oder Weizentee. Ein Weizenbier wäre mit lieber. Und Affen gibt es auch. Sie leben hier an diesem Berg und schauen sich uns Menschen aus der Nähe sehr genau an. Ein Sonntag im Zoo der Affen und alle Menschen kommen und lassen sich bestaunen. Der Abstieg erfolgt über einen Autobahn ähnlich angelegten Holzweg. Wir sind auf dem Holzweg unterwegs.

Das Restaurant, in dem wir essen wollen, hat geschlossen, also geht es auf den benachbarten Abendmarkt, kein Nachtmarkt, denn hier gibt es eigentlich mehr Waren, die wir auch vom deutschen Wochenmarkt kennen. Also kaufen wir gefüllte Teigtaschen, Frühlingsrolle, Pfannekuchen und viel Obst und gehen in den benachbaren Park und bauen auf einer Bank unser Buffet auf. Dazu gibt es dann mehrere Feuerwerke. Die verfolgen mich den ganzen Abend. Heute hat die Meergöttin Geburtstag und der muss natürlich ausgiebig gefeiert werden. Wie alt sie geworden ist, weiß ich noch nicht?

Tag 6 (25.04.2011)

 Heute geht es nicht ganz so früh los, sondern erst um 10.00 Uhr. Alle sind frohgelaunt aus dem Wochenende zurückgekeht, auch mit dem ein oder anderen Sonnenbrand. Einige waren in Taipeh (Blumen-Expo und 101), andere in Kenting im Süden (Baden). Gefrühstückt haben sie auch anscheinend alle, denn die gerollten Ommletts finden heute nicht so einen großen Anklang.

Wir basteln für das Drachenbootfest. Kleine Stoffbären, -schweine oder -katzen. Meine Frau stellt nachher leise fest, dass man am Johanneum einen Nähkurs anbieten sollte, denn gerade die Jungen stellen sich doch sehr ungeschickt mit Naden und Faden an.

Es folgt ein Essen in der deutschen Abteilung zur Begrüßung der beiden Kolleginnen aus Landshut.

Dann steht Sport auf dem Programm - bei schönster Mittagshitze spielen wir alle gemeinsam Baseball. Während einige den Ball nur mühsam treffen, katapultiert Mathis den Ball durch das halbe Stadion und schafft einen Homerun. Es folgt Fangenspielen, das aber nach kurzer Zeit mangels Mitspieler eingestellt wird. Dann gibt es noch ein Fußballspiel: Taiwan - Deutschland. Wir gewinnen.

Chinesisches Theater steht jetzt zusammen mit den taiwanesichen Schülern auf dem Programm, schließlich haben wir ja auch noch ein Projekt zu bearbeiten. Von Mitgliedern des taiwanesichen BangZi-Theaters bekommen wir eine umfangreiche Einfühung in die klassische Oper. Dabei werden uns Techniken gezeigt, die auch nachgemacht werden dürfen. Jan und Mathis öffnen daraufhin eine Tür pantomimisch in Perfektion. Bei der abschließenden Lernerfolgskontrolle glänzen Barbara und Jan mit ihrem Fachwissen. Die Familien der beiden dürfen sich schon auf die chinesische Oper freuen, den beide haben eine DVD erhalten.

Jetzt fehlt noch das Abendessen und dann geht es heute etwas früher ins Bett, denn morgen fährt der Bus um 8.00 Uhr zum Fu-Ku-Shang Kloster.

Tag 7 (26.04.2011)

Um 6.30 Uhr schellt kein Wecker. Warum eigentlich nicht? Gestellt ist er. Aber ich bin trotzdem wach. Nein, wach ist der falsche Ausdruck - ich versuche die Augen zu öffnen. Irgendwie finde ich die Espressomaschine und setze Kaffee auf. Jetzt kommt die schwierigste Aufgabe: die Familie aus dem Bett werfen. Schließlich soll der Bus um 8.00 Uhr fahren.

Es klappt irgendwie und wir schaffen es auch pünktlich. Zwischendurch gibt es noch Pfannkuchen an einem Stand direkt an der Fußgängerampel.

Alle sind pünktlich. Wir fahren los und ich wundere mich über die Richtung. Schließlich sind wir im letzten Jahr schon zum Fukungshang-Kloster gefahren und daher fühle ich mich ortskundig. Nach einige Minuten sehe ich einen See mit zwei Türmen, die ich von Bildern in Reiseführern schon kenne. Wir sehen den Lotussee. Schön, dass wir daran vorbeifahren, denke ich noch so, da halten wir auch schon und haben 45 min Aufenthalt. Toll! Also an den Souvenierständen vorbei und über die Zick-Zack-Brücke ("Die Geister finden diesen Weg nicht, da sie sich nur gerade sich fortbewegen", sagt die Mythologie. Komische Einstellung. Hoffentlich wissen es auch die Geister.) Durch den Drachenkopf hinein (das wissen wir schon) und auf die 6. Ebene hinauf, was bereits um diese frühe Morgenstunde eine schweißtreibende Sache ist. Dafür entschädigt die Aussicht.

Anschließend können wir endlich die Souvenierstände stürmen. Endlich, denn in Taiwan gibt es in Ermangelung von Touristen auch kaum Souvenierstände. Wir kaufen ..... Genaues kann ich hier nicht schreiben, da es die Mitbringsel für die Daheimgebliebenen sind und schließlich eine Überraschung sein sollen. Das ginge nicht, wenn ich hier schreibe, dass wir Fächer und Spielfiguren gekauft haben. (Sollte jemand von uns einen Fächer oder eine Spielfigur bekommen, möge er bitte sehr überrascht tun.)

Die Fahrt geht nun zum Kloster. In diesem Jahr werden wir direkt vor den Eingang gefahren, im letzten Jahr mussten wir noch laufen. Der österreichische Mönch empfängt uns und zeigt uns wieder, wie man sich bei Tisch zu benehmen hat, besonders wenn man nichts oder nur wenig zu essen haben möchte. (Später wird sich zeigen, dass die Mitarbeiter, die das Essen auftragen, wohl nicht aufgepasst haben, denn sie verhalten sich ganz anders.) Dann freue ich mich schon auf Buddhaland (im letzten Jahr habe ich die Darstellung ihrer Lehre als Disneyland bezeichnet, was übrigen auch ein Reiseführer übernommen hat, den ich zu Weihnachten geschenkt bekam). Aber Buddhaland fällt heute aus. Ob der Mönch mein Tagebuch gelesen hat? Wir maschieren auf direktem Weg mit kargen Erklärungen zum Kaligraphiesaal, vor dem wir unsere Schuhe ausziehen dürfen oder müssen. Das wertvolle Parkett muss geschont werden. Es liegen Papiere aus, auf denen wir die chinesischen Schriftzeichen nachmalen dürfen. Dazu gibt es eine Anleitung und so erinnert das Ganze an "Malen nach Zahlen". Es soll meditatve Ruhe herrschen, die aber durch das Herumlaufen des Mönchs und einer Videoaufnahmen machenden Nonne irgendwie mächtig gestört wird. Ja, ja, was interessiert mich mein Geschwätz von gerade. Also mache ich auch ein paar Aufnahmen.

Dann dürfen wir die Schuhe wieder anziehen - die Schuhanzieher stammen vom schwedischen Möbelhaus und finden sich auch in unserem heimischen Haushalt - um sie nach 50 Metern wieder auszuziehen, da wir jetzt das Zentrum des Tempels betreten. Die drei Buddha-Statuen haben sich noch nicht verändert und der Sinn erschließt sich mir immer weniger. Auch die Ansichten des Mönches kann ich nicht teilen, der sich kritisch über das Christentum äußert, dabei aber deutlich zeigt, dass er die christliche Botschaft überhaupt nicht verstanden hat, sondern vielmehr eine Problem mit Gottes Bodenpersonal und von denen auch nur mit einzelen hat. Und er stellt seine Religion über alle anderen, ein Fehler, der schon zu so viel Leid in der Welt geführt hat. Seine Botschaft unterscheidet sich in keinster Weise von der Christlichen. Warum der Mensch aber, um Gutes zu tun, sich die Haare fast abschneiden muss und in Zweierreihen den Essenssaal betreten und beim Einnehmen der Mahzeit nicht reden und todernst gucken muss, bleibt mir eine Rätsel. Dafür ist diese Essenszeremonie, die wir schon im letzten Jahr bewundern durften, schon erlebenswert. In diesem Jahr filme ich sie und zähle die Zahl der Sitzplätze. Es sind 2880. Ach ja, es gibt Tofu, Spinat, Maultaschen und Suppe mit Einlage, wozu auch Macadamianüsse zählen. Von dem Ordnungssystem dürfen wir Deutschen uns noch eine Scheibe abschneiden. Die Schalen, immerhin zwei, und die eine Gemüseschale, sowie die zwei Stäbchen, sind an genz bestimmte Stellen des Tisches vor, während und nach dem Essen zu stellen. Sollte etwas nicht stimmen, führt das zu Konsequenzen: entweder man bekommt nicht zu essen, oder ganz viel oder ein netter Mitarbeiter aus dem Service beeilt sich die richtige Ordnung herzustellen. Löblich, so deutsch sind noch nicht einmal die Deutschen.

Dann ist schon Schluss. Ich glaube, der Mönch hat genug von uns. Vielleich hat er wirklich im Tagebuch 2010 (siehe unten) gelesen. Er führt uns durch keinen als Museum getarnten Souveniershop. Wir haben ihn durchschaut und suchen jetzt selber den Souveniershop und plündern ihn. 

Wir fahren nach Tainan und besichtigen ein Museum, das die Kolonialisierung Taiwans durch die Holländer zeigt. Auf einer Karte sieht man Mitteleuropa, das nur aus Holland und Spanien besteht. Entweder habe ich im Geschichtsunterricht nicht aufgepasst oder hier war der Wunsch Vater des Gedanken. Liebe Holländer, wenn es so wäre, dann hättet ihr Euch beim Fussball immer selber geschlagen. Nein, es waren wir, eure lieben Nachbarn im Osten, bei der eure Königin in der vorletzten Woche noch zu Besuch war und die über Ostern eure Strände und eure Coffie-Shops belagert haben, während ihr unsere Autobahnen mit Wohnwagen zugestellt habt. (Diese Veranstaltung im letzten Jahr in Südafrika ist nur anders verlaufen, weil ein Reporter des WDT nicht zum Endspiel Frikandel spezial für unser Public Viewing spendieren wollte. In diesem Zusammenhang ein herzlicher Gruß an den Wendehammer im Frankenweg - berühmt aus Funk und Fernsehen).

Wir stürmen noch schnell eine Einkaufsgasse, die Ähnlichkeit mit einem türkischen Basar hat, und finden uns dann alle wieder im Biergarten ein, bei dem es leider kein Bier mehr aus der Brauerei in Kreuztal-Krombach gibt. (Anfrage an die Brauerei, wie das passieren konnte, wo wir doch allen davon so vorgeschwärmt hatten).

Mit dem Bus geht es dann zurück und wir sehen eine deutsche Seite an Taiwan, denn wir stehen im Stau.

Zurück in Wenzao gönnen wir uns noch einen Milchshake (die weltbesten), wobei wir als Stammgäste gar nicht mehr bestellen müssen, da unsere Vorlieben bereits bekannt sind. Dreimal Banane und einmal Banane mit Erdbeere. Dann gibt es aber noch ein kleines Problem, denn wir sind ja eigentlich fünf, und meine Frau hat ein wenig Muskelkater (der Affenberg ist schuld) und wartet oben. Wir verhandeln ein wenig, die Dame hinter dem Tresen sieht vier Personen und vier Milchshakes, ich will einen Fünften, sie spricht nur Chinesisch, ich nicht. Also hilft eine netter Mitarbeiter von Wenzao und übersetz auf Englisch. Wir sind uns einig, fast, denn die Erdbeeren sind aus. Also gibt es heute für mich Ananas. Macht nichts, da ich sowieso auf dem Ananastripp bin.

Pai Ling ist aus Taipeh zurück, wo sie sich um ihre kranken Eltern kümmern muss. Zur Feier des Abend entschließen wir uns für einem typischen, taiwanesischen Gourmettempel: Mc D....

Tag 8 (27.04.2011)

Heute muss ich mich beeilen, da unsere Gastgeberin ins Bett möchte, das vor ihrem Computer steht. Schließlich haben wir sie aus ihrem Schlafzimmer vertrieben.

Eigentlich wollte ich mit etwas Chinesische beginnen: Ni-hao, wo shi Wej, Wo-Fu. (Ich heiße Wolfram Wenner.) Heute beginnt unser Chinesischkurs. Aber vorher sind wir um 8.00 Uhr (!) bereits im Unterricht und stellen den taiwanesichen Schülern Deutschland aus unserer Sicht vor. Bisher kennen sie es nur aus der Sicht der Schulbücher. Allerdings bin ich mir nicht so sicher, ob das Bild, das wir vermitteln so gut ist. Man könnte nämlich meinen, dass in Deutschland nur gefeiert und (ein wenig) getrunken wird.

Am Mittag treffen wir auf Otto und Kiwi, zwei Studentinnen, die wir im letzten Jahr kennengelernt haben (das sind die, die mit uns "Schwein im Wald" gegessen haben). Wir verabreden uns für morgen abend um 19.00 Uhr an der Bushaltestelle.

Die Mittagspause ist schnell vorbei, hoffentlich sind alle satt geworden.Jetzt setzten wir uns mit der taiwanesichen Kultur auseinander. Am Beispiel des Laternenfestes erfahren wir viel Neues und da learning by doing immer noch das Beste ist, basteln wir anschließend Laternen. Irgendwann frage ich mich, wie wir diese Laternen nach Hause bringen wollen. Wir hängen sie am besten im Flugzeug an die Kabinendecke. Das schafft eine schöne Stimmung an Bord.

Heute ist früher Schluss, als sonst. Also bricht eine Gruppe zum Shoppen auf. Der Rest wartet auf die taiwanesischen Gastgeber, die noch Unterricht haben. Also verpflegen meine Kinder die Gruppe mit Milchshakes (Banane, Ananas, Wassermelone, Erdbeer ist leider aus - ausgerechnet meine Lieblingssorte - sollten morgen keine neuen Erdbeeren eintreffen, werde ich einen Aufruf über ein Carepacket aus Deutschland starten müssen) und süßen Kartoffelchips. Robin entschließt sich für ein wenig Sport und schließt sich einer Gruppe Leichtathleten an. So sieht internationale Verständigung aus.

Dann folgt die Ente, zu der wir von Ingo und seiner Frau Tzu-Hui eingeladen worden sind. Wir dürfen eine zweite taiwanesische Wohnung kennenlernen. Auch hier gibt es kaum Besteck, Geschirr oder Gläser. So etwas braucht man nicht, denn holt man sich das Essen ins Haus, gibt es Stäbchen dazu. Ist man auswärts hat sich das Problem sowieso erledigt und Getränke werden hier in Pappbecher gefüllt, wie man sie von diversen amerikanischen Burgerbratereien kennt und werden dann mit einem Deckel verschweißt. Dieses System könnte auch in Deutschland funktionieren, auch mit Dosenpfand. 

Mich erstaunen die sehr hohen Räume, die der Wohnung ein tolles Flair geben. Aber wenn man bedenkt, dass dieses Haus auch 14 Stockwerke hat, dann könnte man das Gebäude 7m flacher bauen, wenn man jeweils 50 cm Deckenhöhe einspart. Aber auf die 7m kommte es bei der Höhe auch nicht an.

Die Ente liegt inzwischen auf einem Teller, ist in feine Scheiben geschnitten. Der Kopf ist in zwei Hälften geteilt und liegt dabei. Denn muss ich jetzt nicht probieren. Den Rest der Ente hat man kleingehackt und mit Gemüse angebraten. Das schmeckt recht gut, aber die vielen kleinen Knochensplitter nerven mich dann doch mächtig. Zur Ente gibt es Reisnudeln, Gemüse und Salat. Ich traue meinen Geschmacksnerven kaum. Es ist Kartoffelsalat. Ich muss jetzt nicht schreiben, dass er lecker ist. Übrigens scheine ich das Bild zu vermitteln, dass ich nur am Essen bin. Das stimmt nicht, naja nicht so ganz, also eigentlich doch. Aber die Portionen sind doch deutlich kleiner und Essen ist ein wichtiges gesellschaftliches Element. Über das Essen zu reden ist unverfänglicher als über Politik zu reden. Man fragt sich nur, warum die Mehrheit der Taiwanesen so klein und schlank ist, wenn sie doch ständig etwas zu essen oder zu trinken in der Hand haben.

Morgen Mittag bin ich vom Vizepräsidenten der Schule zum Mittagessen (!) eingeladen. Das ist ein hoch offzieller Termin, bei dem man sich benehmen muss.  Und der Unterricht fängt erst um 9.00 Uhr an. Das ist gut, denn irgendwie will der Körper immer noch nicht so richtig sich an die Zeit gewöhnen.

Tag 9 (28.04.2011)

Oh, Mann! Eigentlich müsste ich es doch wissen. Wenn man denkt, dass ein Tag nach Plan läuft, dann läuft er garantiert nicht nach Plan.

Eigentlich soll es heute morgen mit unserem Chinesisch-Unterricht weitergehen. Jedoch müssen wir erst ein Gespräch mit Frau Yu führen, da es zu "Missverständnissen" gekommen ist. Ich kann alle beruhigen, die jetzt die wildesten Vorstellungen im Kopf haben, was hier alles passiert ist. Nichts ist passiert, über das man berichten müsste. Aber wo Menschen miteinander umgehen, da kommt es wirklich manchmal zu Missverständnissen, besonders wenn unterschiedliche Kulturen und Geschlechter aufeinandertreffen. Ich war an dieser Stelle wieder sehr froh, dass meine Frau uns begleitet. Herzlichen Dank an ihren Schulleiter Herrn Köster, dass er sie an das Johanneum für diese Reise ausgeliehen hat. Sie findet als Frau doch noch einen anderen Zugang gerade zu unseren weiblichen Gesprächspartnern. Anschließend gibt es noch ein innerdeutsches Problem zu lösen, auch hier hat sie wieder das richtige Händchen.

Wir zählen auf chinesisch bis 100. Spielerisch wird dann das Gelernte vertieft. Didkatisch sind die taiwanesischen Studenten voll auf der Höhe der Zeit. Leider muss ich den Unterricht etwas früher verlassen, denn da wartet gleich der Vizepräsident. Also raus aus der Shorts, rein in den Anzug. Ja, ich habe einen Schurwollanzug im Gepäck und zwei Kravatten. Ausgestattet mit dem Bildband über Wadersloh, münsterländischen Korn und einigen Kleinigkeiten zu Ostern werden wir mit dem schuleigenen Bulli, einem VW wohl aus taiwanesischer Produktion, wie uns der Mann der taiwanesischen Professorin Dr. Chu erzählt. Es war Repräsentant von VW in den 80er Jahren in Peking und beide leben in China und Berlin. Sie ziehen mich mit ihren Erzählungen in den Bann.

Ich muss jetzt wieder über das Essen schreiben. Es gibt gebratenes Rindfleisch, Hühnche süß-sauer mit Pflaumen, Austern mit Tofu, Kohl, irgendetwas langes, dünnes Grünes, Reis mit Sojasauce und Reis ohne Sojasauce, dafür mit Süßkartoffeln. Das schmeckt alles sehr, sehr gut und ich, jetzt bitte aufpassen, probiere als Westfale, der weit weg vom Meer aufgewachsen ist und daher der Meinung ist, dass alles, was im Meer lebt, auch dort bleiben sollte, Austern. Mein Fazit: Kann man essen, muss man aber nicht essen.

Zurück auf dem Campus der Schule, sehe ich meine Frau in Mitten der Schüler im leuchtend gelben T-Shirt der deutschen Abteilung auf dem Volleyball-Feld stehen, nein spielen. Es ist Sportstunde und alle Schüler konnten zwischen Volleyball, Tischtennis, Aerobic und Basketball wählen. Leider wurde nicht Minigolf angeboten. An dieser Schule haben sie nämlich Minigolf Einpud- (heißt das so?) Anlagen, die aus einem höher gelegenen Loch und einem Grün bestehn. Die habe ich gefilmt und werde sie unserer Sportfachschaft vorschlagen. Toller Sport. Also sportliche Betätigung nach der Mittagspause in der Mittagshitze - hier kein Problem. In Deutschland bricht dann die Katasophe aus. Darf man aus medizinischen Gründen Schüler in der Hitze sportlichen Betätigungen aussetzen? Muss ein Rettungswagen bereitstehen?Wer zahlt beim Zusammenbruch? Ist Sport überhaupt gesund? Sollte man sich überhaupt noch bewegen in Deutschland? Aber eigentlich stellen sich diese Fragen gar nicht, denn in Deutschland hätte es bei diesen Temperaturen schon hitzefrei gegeben, eine Sache über die die Taiwanesen bei jedem Mal, wenn ich sie erzähle, entweder in mitleidiges Schweigen oder in kopfschüttelndes Gelächter verfallen. 

Einige unserer Schüler haben ihre Vorträge nocheinmal in verschiedenen Klassen gehalten und werden dafür von den taiwanesischen Kollegen sehr gelobt. Ganz schlecht kann unsere Arbeit nicht sein.

Es folgt der Vortrag über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Deutschen und Taiwanesen, den Frau Dr. Chu sehr kurzweilig gestaltet, da sie ja sowohl aus deutscher, wie auch aus chinesischer Sicht berichten kann.

Jetzt aber wieder raus aus dem Anzug und rein in die Shorts. Ich habe mich mit Karla verabredet um ein Majong-Spiel zu kaufen. Naomi kommt zur Verstärkung mit und wir fahren mit dem Bus 20 Minuten zu einem Kaufhaus. Das kommt mir für eine Millionenstadt etwas lange vor, aber wenn man in Wadersloh ein Mähjong-Spiel kaufen will, wird man wahrscheinlich noch länger Bus fahren müssen. Also rein ins Kaufhaus und nein, nicht in die Spielwarenabteilung, sondern erst einmal zum ? - richtig, zum Essen. Taiwanesen essen dreimal am Tag warm. Eigentlich essen sie immer. Also gibt es Reis in Ei, dazu Schweinefleisch auf Sojasprossen und Shrimps. Ja, heute ist bei mir Fischtag und ich kann diesen Shrimps tatsächlich etwas abgewinnen. Dann wird geshopt. Gibt es dieses Wort tatsächlich? In der Lebensmittelabteilung kann man fast alles probieren. Warum habe ich vorher gegessen? Das Orangenbort ist sehr lecker und auch die Würstchen, die zusammen mit einem Stück Knoblauch gegessen werden, sind hervorragend. Ich erwerbe einige CD´s, Kaffeebohnen, sonst beginnt mein Tag morgen nur sehr schwer, denn unser Kaffee ist alle, Jasmintee, das Majong-Spiel und 6 Dosen Taiwan-Bier (Davon sind fünf leer, sehe ich gerade. Da ich noch sehen kann, habe ich sie nicht alleine getrunken, die Frauen haben mindestens drei auf, jetzt merke ich auch, dass schon alles schläft). Ich habe keinen Rucksack oder eine Tasche dabei. Das Problem löst sich ebenso einfach, wie deutsch. Man nimmt einen Pappkarton. Aber die sind gefaltet am Ausgang erhältlich und werden dann mit Klebeband zusammengeklebt. Also trage ich ab jetzt einen Karton mit mir herum und wie sich noch herausstellt, noch 2 Stunden.

Telefonisch haben wir uns mit meiner Frau, die schon mit Otto und Kiwi, die wir ja aus dem letzten Jahr kennen und mit denen wir uns verabredet hatten, an der Arena verabredet. Also sieben Stationen mit dem Bus für 12 NT, das sind umgerechnet 25 Ct, richtig gelesen und das ist der Preis für eine Fahrt, egal wie weit. Da macht Busfahren nocht Spaß.

Wir gehen Spazieren und wandeln durch einen Park mit Palmen und unzähligen Blumen, die wundervoll duften. Eine Gruppe macht Tai-Shi. Sport im Freien ist normal. Auf einmal trauen wir unseren Augen nicht. Auf einem Platz tanzen einige Paare lateinamerikanische Tänze. Es sind Boxen aufgebaut und taiwanesische Musik spielt. Da sind wir auch dabei und tanzen Rumba, Cha-Cha-Cha und Tango. Herrlich und dazu noch im Freien. Ein weitere ungeplantes Element dieses Tages. In Taiwan muss man flexibel sein, wie ich es auch von den Italienern kenne. Wahrscheinlich liegt es an der Wärme.

Mit der Linie 36 geht es zurück.

Da fällt mir noch ein, dass ich ja einen Notruf absetzen will, wenn es heute keinen Erdbeermilchshake gibt: Hilfe - auf dem Wenzao Gelände gibt es am Getänkestand vor der Mensa keine Erdbeeren, chinesisch Tau-Me, mehr. Wer Erdbeeren kennt oder von Erdbeeren weiß, die noch unbenutzt aber überzählig sind, melde sich bitte umgehen beim Getränkestand. Ich reise erst ab, wenn ich noch mindestens einen Erdbeer-Milchshake bekommen habe.

Tag 10 (29.04.2011)

Ein historischer Tag beginnt um 7.00 Uhr, schließlich wollen wir um 9.00 Uhr unsere Chinesisch-Kenntnisse vertiefen. Sie denken jetzt, dass dieser Tag wegen der Hochzeit in London so historisch ist (die Übertragung schaut meine Frau gerade im Hintergrund). Nein, der Zeitpunkt ist zwar ganz gut gewählt, schließlich haben wir übermorgen auch unsere Hochzeitstag, aber heute nachmittag regnet es in Kaohsiung. Mein erster Regen in Taiwan! Es fängt langsam an, nimmt starke Formen an, sodass viele Stellen ein wenig überflutet sind, und regnet sich dann langsam ein: ein richtiger westfälischer Landregen.

Unsere Chinesisch-Lehrerinnen machen ihre Sache richtig gut. Es wird gemeinsam gesprochen und anschließend gibt es eine spielerische Lernerfolgskontrolle, wie es so schön heißt, damit das schlimme Wort "Test" nicht die Schüler schockiert. Wer erfolgreich ist, bekommt ein kleines Geschenk. Das ist in Taiwan nicht unüblich. Wir bekommen kleine Kuchen, sodass wir uns keine Sorgen um das Frühstück machen müssen, das bei uns heute wieder ausfiel, weil die Zeit doch wieder zu knapp wurde. In der Pause besorge ich meiner Frau heißen Kaffee. Ich habe es nämlich geschafft, der netten Dame hinter dem Thresen klar zu machen, dass man bei diesem Wetter durchaus auch die Eiswürfel aus dem frischgebrühten Kaffee herauslassen kann.

Irgendwie scheine ich aber doch etwas ausgehungert auszusehen, denn ich bekomme eine Banane geschenkt. (Ich habe trotz des ganzen Essen tatsächlich 2 Kg abgenommen.) Heute scheint irgendwie wieder Tag der Geschenke zu sein. Zuerst bekomme ich von Carla, die gestern mit mir im Kaufhaus war, zwei Dosen Tee geschenkt, dann stürmt die Sekretärin der deutschen Abteilung auf mich zu und überreicht mir eine große Geschenkpackung vom Vize-Präsidenten. Ich mache mir langsam ernsthafte Sorgen, wie ich alles nach Deutschland bekommen. Notfalls werde ich einige Resourcen in diversen Schülerkoffern beschlagnahmen. Wir losen das dann demokratisch aus.

Soll ich jetzt schreiben, dass es zum Mittagessen diverse Reisgerichte gab, die meine Frau auf dem Campusgelände gekauft hat? Wir essen am großen Tisch in der Vorhalle der deutschen Abteilung. Das fühlt sich in etwa so an, als würde man in Wadersloh am Mittwoch auf dem Parkplatz vor der LHZ dem nur an diesem Tag dort stehenden Händler eines seiner Hähnchen abkaufen, deren Duft immer den Altbau unserer Schule ab der großen Pause erfüllt, und dieses Geflügelgericht dann im Foyer des Rathauses essen. Aber wenn ich darüber nachdenke, finde ich die Idee gar nicht so schlecht. Das wäre die gelebte Volksnähe unserer Politiker.

Nach dem Mittagessen, das übrigens sehr lecker war, aber das brauche ich, glaube ich, nicht mehr zu betonen, üben wir uns in der chinesichen Knotentechnik. Die Chinesen hatten früher keine Knöpfe und entwickelten daher diese besondere Technik, die bei einer westfälischen Hand, die zugegebenermaßen etwas größer ist, doch zu Problemen führt. Ich stehe aber mit diesen Problemen nicht alleine dar, auch bei Robin ist anscheinend der Faden zu klein. Jan bekommt fast einen Krampf, die Sanitäter müssen wir an diesem Freitag aber nicht bemühen.

Der Tag bekommt dann noch weitere historische Züge. Mein Aufruf wurde erhört, es gibt wieder Erdbeeren. Im schönen Diestedde hatte man sich schon Sorgen gemacht und über eine globale Erdbeeren-Hilfsaktion nachgedacht. Ich habe dort schon Entwarnung gegeben. Auf dem Wenzao-Campus gibt es wieder Erdbeeren. Zusätzlich entdecken wir noch die Mango als sehr leckere Frucht für den Milchshake. Wer in Zukunft mit chinesischem Sprachwissen brillieren will, der benutze das Wort Man-Go, was nämlich im Deutschen Mango heißt.Übrigens bekomme ich wieder Bananen geschenkt und man zeigt mir auch, wie sie aufgehen. Muss ich mir jetzt Sorgen machen?

Der Regen führt zu einer Pause des regen Treibens auf dem Campus. Heute findet kein Sport statt und alle Schüler streben nach Hause. Wir auch, nicht ohne noch etwas zu Essen zu kaufen. Heute wählen meine Söhne Pizza. Der Stand ist direkt an der Fußgängerampel. Wer aufmerksam diesen Bericht verfolgt, wird sich jetzt fragen, wie geht das, denn dort sind doch schon der Pfannekuchenstand und der Teestand. Der Pizzastand liegt genau in der Mitte und es gibt noch weitere Stände. Diese Pizza hat mit den italienischen Modellen nichts, aber auch gar nichts zu tun. Es gibt Korean-Style und ?-Style. Wir dürfen den Belag vorher probieren und bekommen noch eine Chinesisch-Stunde. Das Kompizierte an dieser Sprache ist die Aussprache, die jeder, mit dem man spricht, anders benutzt. Das führt dazu, dass sich Chinesen zum Teil untereinander nicht verstehen und immer wieder nachfragen, was der Andere denn jetzt meint. Im Fernsehen gibt es immer Untertitel, da viele die chinesische Aussprache der Schauspieler oder Moderatoren nicht verstehen. Man stelle sich vor, dass im deutschen Fernsehen der Nachrichtensprecher die Meldungen in tiefstem bayrischen oder sächsischen Dialekt verkündet und in bestem Hochdeutsch alles in Untertiteln erklärt wird.

Ich kaufe noch schnell drei Ananas und diverse Getränke, denn heute machen wir einen ruhigen Abend bei William und Kate. Morgen geht es nach Ken-Ting. Wir übernachten dort. Wenn ich dort keinen Internetzugang finde, ich habe gehört, dass wir in einer Jugendherberbe oder einem katholischen Wohnheim übernachten, dann gibt es den nächsten Bericht erst am Sonntag.

Tag 11 (30.04.2011)

Um 10.00 Uhr stehen wir mit gepackten Rucksäcken und eingepacktem Frühstück abfahrtsbereit auf dem Parkplatz. Mit Ida und Hui-Tzu am Steuer geht es nach Ken-Ting. Eigentlich geht es erst einmal auf die Mindzu-Road und dann geht nichts mehr: Stau. Irgendwie ungewöhnlich für einen Samstagmorgen, aber real. Aus den geplanten 2 Stunden werden schließlich 3,5, aber was soll es. Auf der Fahrt genießen wir die Landschaft. Mit kommte es auf einmal vor, als fahre man vom Brenner nach Verona. In Höhe des Gardasees werden die Berge immer flacher. Hier sieht es genau so aus.Auch in den Ortschaften hat man das Gefühl, dass man durch Italien fährt. Gut, die Schrift ist etwas anders und die Menschen unterscheiden sich auch leicht. 

Wir machen uns auf die Suche nach dem Taiwan-Ochsen. So heißt das Restaurant, das die beiden Fahrerinnen ausgesucht haben, von dem sie aber nicht so genau wissen, wo es liegt, schließlich fährt man nicht jeden Tag nach Ken-Ting. Für Ida ist es die erste Fahrt mit dem Auto in den Badeort im Süden, aber das erfahren wir erst später.

Eine einzige Autokolonne rollt dem gleichen Ziel entgegen. Die Straße ist vierspurig und führt mitten durch die Ortschaften. Dort staut es sich dann jedesmal. Aber gegen 13.00 Uhr ist der Taiwan-Ochse ist gefunden und es gibt Mittagessen. Am Büffet darf man sich aussuchen, was man möchte. Das ist dann Roulette, wenn man nicht weiß, was es ist. Aber wir haben ja unsere taiwanesischen Gastgeber, die uns hilfreich zur Seite stehen.

Es geht weiter. Wir halten an einer Vogelbeobachtungsstation. Vor einigen Jahren wurde hier ein Stausee angelegt und man bemerkte, dass Zugvögel diesen Ort lieben. Damit man in Ruhe beobachten kann, hat man ein kleines Gebäude mit großen Scheiben und starken Ferngläsern gebaut, sodass Vögel und Menschen sich nicht stören. Ich beobachte einen weißen Reiher, den ich Else taufe. Er marschiert würdevoll durchs Wasser, verharrt in Ruhe um einen Fisch zu fangen, tut es aber dann doch nicht und maschiert weiter. Hier kann man stundenlang zuschauen. Aber es geht weiter. 

Wir erreichen Ken-Ting. Es ist ein typischer Badeort, wo man alles bekommt, was man zum Baden braucht. Aber ich dachte, dass die Taiwanesen nicht ins Wasser gehen. Ich bin gespannt. Zuerst geht es in die Unterkunft. Wir übernachten in der Jugenherberge. Ich erwarte ein einfaches Lager in spartanisch ausgerüsteten Hütten. Wir wohnen einem alten Bauerhaus, das in drei Räume aufgeteilt ist. In der Mitte war früher der Altar. Jetzt steht dort ein Tisch und wir essen erst einmal dort Kuchen und Kekse. Rechts und links sind zwei Räume, die mit jeweils zwei Kingsize-Betten, einem großen Flachbildfernseher, Kühlschrank, Klimaanlage und abgetrennter Nasszelle ausgestattet sind. Soviel zum Thema "Jugendherberge". (Auch in Deutschland sind Jugendherbergen heute eher Hotels. Gerade finde ich auch im Reiseführer ein Bild unserer Unterkunft, die dort in den höchsten Tönen gelobt wird -  mit Recht.)

Jetzt geht es an den Strand. Wir wagen uns mutig in das ca. 25°C warme chinesiches Meer. Einige wenige Taiwanesen auch, die Mehrheit nicht. Sie spielen am Strand und sind dabei doch eher sportlich und weniger strandmäßig bekleidet. Ida geht auch ins Meer und sieht dabei aus, als wolle sie nach Kaohsiung zurückschwimmen. Sie trägt Badekappe und Schwimmbrille. Die Abkühlung tut gut. Als die Dämmerung einsetzt, treten wir den Rückweg an. In noch leicht feuchten Badesachen unter dem T-Shirt und viel Sand geht es zurück zum Duschen und Umziehen.

Jetzt machen wir das, was Deutsche im Urlaub abends am liebsten tun: bummeln. Die Flaniermeile ist ein gigantischer Nachtmarkt mit allem, was man braucht: Essen, Shoppen, Gucken. Der fritierte Hot-Dog mit Senf schmeckt, wie ein westfälisches Wurstbrötchen. Und dann folgt ein weiterer historischer Höhepunkt: Ich esse Tintenfisch. Der ist noch ganz, also nicht so panierte Ringe, wie wir sie kennten. Er schmeckt gut, aber ich brauche es nicht jeden Tag. Es macht Spaß den Taiwanesen zu zuschauen. Wir trinken Kokosnusmilch direkt aus der Nuss. Zwei Zappelschuppen locken mit buntem Licht und Musik. Auf dem Rückweg finden wir einen gut gefüllten Geldbeutel auf der Straße. Ich bringe ihn zur Polizeistation, an der wir gerade vorbei gelaufen sind. Der Polizist versteht kein Englisch, ich immer noch kein Chinesisch. Aber wir verstehen uns. Ich soll ihm meine Telefonnummer aufschreiben. Kann er haben. Die zwei Nullen am Anfang irritieren ihn dann doch, aber alles hat seine Richtigkeit. Ich bin gespannt, ob ich irgendwann einen Anruf aus Taiwan bekomme. Hoffentlich denkt der Anrufer dann an die Zeitverschiebung.

Gegen 23.00 Uhr sind wir wieder in unserem Hotel. Dort kommt heraus, dass meine Kinder noch etwas gesehen haben, was sie unbedingt noch haben müssen, weil es das so in Deutschland nicht gibt. "Nein, so wichtig ist das nicht!" Der Blick sagt alles. Also lässt Papa sich erweichen und zieht noch einmal los. Die Reihen haben sich gelichtet, was die Erledigung der Geschäfte schneller macht. Ein Bier im Bett und ich schlafe.

Tag 12 (01.05.2011)

Wir treffen uns um 8.00 Uhr zum Frühstück. Ich bin gespannt, was es hier gibt. Die Auswahl ist gut, nur leider habe ich noch nicht so richtig Appetit, da meine innere Uhr immer noch nach deutscher Zeit tickt. Ich wähle also Reisbrei, Reisbrot und Gemüse. Doch was ist das dort am Ende des Büffets? Toastbrot, das man in einer Toastmaschine, wie ich sie in Amerika gesehen habe, bräunt, dazu Butter, Marmelade, Rührei, Pommes und Kaffee (!). Der Tag ist gerettet. Der Hunger kommt bekanntlich beim Essen. Gut, dass wir danach einen Spaziergang durch die Klippen machen, die direkt hinter unserer Behausung liegen. Das folgt, Hui-Tzu das "Verdauungsaufräumen". Das wird es in unserer Familie ab jetzt öfter geben.

Wir verladen also unsere Sachen in den Auto und fahren in den Nationalpark. Vier Stunden wandern wir (bei mehr als hochsommerlicher Hitze) durch Wälder. Schilder warnen vor gefährlichen Schlangen, Insekten und Tausendfüßlern, die nach meiner Tochter nur 706 Füße haben sollen. Wir sehen aber nur zwei Eidechsen. Es gibt Kakteen und Benjamini-Bäume, die sich an anderen Bäumen hochschlängeln und sie irgendwann so vereinnahmt haben, dass die Wirtsbäume sterben. So etwas tun die lieben Benjaminis, die wir in Deutschland als Büsche oder Bäumchen haben. Unserer steht zur Zeit auf der Terasse. Hoffentlich leben die anderen Bäume in unserem Garten noch.

Wir gehen durch Höhlen und Schluchten. Es ist wir im Urwald. Meine Kinder testen die Lianen als Tarzan und Jane.

Am Nachmittag geht es weiter nach Süden zur südlichsten Spitze von Taiwan. Über Korallenriffe führt ein Steg in 1-2 Meter Höhe, ohne Geländer. Wenn das die deutsche Bauaufsicht wüsste! Der Leuchtturm ist nicht zugänglich. Dafür die Toilette. Irgendwie ist der Gerucht auf der ganzen Welt gleich. Ich treffe dort einen groß gewachsenen, älteren Taiwanesen. Er ist so erfreut jemanden zu treffen, der noch größer ist als er, dass er ein Foto mit mir möchte. Wir posen also, was das Zeug hergibt und unterhalten uns prächtig. Richtig, er spricht Chinesisch und ich nicht.

Der Rückweg führt uns an der Ostküste ein Stück nach Norden. Die Landschaft hier im Süden ist wunderbar. Nur dort, wo Menschen wohnen, ist es nicht immer so schön. War ich im vergangenen Jahr noch fasziniert von der Sauberkeit, muss ich jetzt feststellen, dass man sie in Taipeh oder an zentralen Stellen von Kaohsiung findet, aber in den ländlichen Gebieten man doch mal aufräumen könnte, wie in Italien.

Die Fahrt führt zurück nach Ping-Tin. Dort essen wir in einem Restaurant. Wir wollen alle zur Feier des Tages, schließlich ist heute unser 20. Hochzeitstag, einladen. Zum unserer Überraschung findet dort eine Hochzeit statt. Wir werden in ein Separee verfrachtet und bekommen eine wunderbaren Festessen. Die Hochzeitsgesellschaft im großen Raum sitzt an Tischen. Auf einer kleinen Bühne wird laut gesungen, getanzt wird nicht. Plötzlich ist Schluss. Taiwanesische Hochzeiten dauern nur 2-3 Stunden, dann gehen alle wieder nach Hause. Überhaupt bleibt man auch nach dem Essen nicht sitzen und erzählt sich noch etwas. Haben alle gegessen, steht man auf und geht.

Wir stehen auch auf und wollen bezahlen. Doch Ingo hat das schon erledigt. So war das nicht geplant. Vielen, vielen Dank.

Jetzt geht es zurück und um 22.00 Uhr stehen wir wieder auf dem Wenzao-Parkplatz. Wir sind müde. Also gute Nacht!

Tag 13 (02.05.2011)

Irgendwie geht es heute morgen nur ganz schlecht aus dem Bett. Gut, dass der Unterricht erst später beginnt. Mit viel Kaffee, dafür ohne Frühstück, geht es in die Schule und wir lernen Chinesisch. Inszwischen können wir zählen, uns vorstellen, begrüßen, uns verabschieden, bedanken und nach dem Preis fragen. Nicht schlecht für den Anfang. Und seit heute können wir auch singen. So langsam bekomme ich ein Gefühl für diese Sprache. Schwer zu lernen ist sie trotzdem weiterhin. Und lesen geht gar nicht. Wir versuchen zu schreiben, aber auch das ist nicht ohne und sieht nicht annähernd so aus, wie es soll.

Zwischendurch ziehen wir mit Frau Yü Bilanz des Austausches. Sie fällt sehr positiv aus, etwas kann man immer verbessern. Dann ist für unsere Kinder Weihnachtsbescherung. Die beiden Jungen bekommen zwei große Plüschaffen, da werden sich morgen die Stewardessen im Flugzeug freuen und Pia erhält eine Tasche, voll mit Dingen, die ein Teenager so  braucht.

Am Nachmittag folgt die Abschiedsfeier. Wir werden vom Haus der deutschen Abteilung mit einer Deutschlandfahne abgeholt und zur Arena gebracht: der Einmarsch der Galdiatoren. Alle ist perfekt vorbereitet. Ein großes Banner sagt "Auf Wiedersehen". Eine Musikanlage steht bereit. Für die Lehrer stehen Tische und Stühle bereit. Wir bekommen Klebereisbällchen in Bambusblättern und Bubbleteamilk. Dafür gibt es die extra dicken Stohhalme, da sonst die Bubbles nicht durchpassen. Johanna und Benjamin moderieren perfekt. Eine Tanzgruppe bringt uns in die richtige Stimmung. Dann spielen wir mit Scott und seinem Freund die "Adams Family". Was dann kommt, ist für meine Frau und mich eine Augenweide. Drei Tanzpaare tanzen in Perfektion "Latein". Dafür bekommt jeder Tänzerin eine rote Rose. Und bei der nächsten Weltmeisterschaft sind sie dabei. Robin bedankt sich im Namen der Wadersloher Gruppe zusammen mit Johanna (?) aus Landshut bei bei Frau Yu für ihre Bemühungen um den Austausch. Und dann gibt es Rosen für unsere taiwanesischen Gastgeber, die in den vergangenen zwei Wochen so viel für uns getan haben und uns eine so herrliche Zeit bereitet haben. Ein Gastgeschenk erhält noch die Schule, auf das sich die Musiklehrer schon freuen dürfen.

Pünktlich um 17.30 Uhr ist Schluss, wie gestern bei der Hochzeit. Alles ist genau zeitlich geregelt, eigentlich doch eher eine deutsche Tugend, alles genau regeln zu wollen. Da sind sie die Gemeinsamkeiten beider Nationen.

Wir gönnen uns noch einen Milchshake, denn von irgendetwas muss der Mensch ja leben, schließlich gab es kein Frühstück, das Mittagessen fiel aus und außer dem Klebereisbällchen hatten wir heute nichts. (Übrigens gab es heute auch kein Abendessen. Irgendwie war keine Zeit heute fürs Essen.)

Eigentlich wollen wir abends unsere Koffer packen, aber Frau Yu hat uns den Rat gegeben, wir sollten lieber noch einkaufen gehen, packen könnten wir auch später. Also fahren wir noch zum Nachtmarkt - 8 Minuten mit der Linie I36. Wir brauchen noch einige Mitbringsel, fällt uns so ein, obwohl wir eigentlich schon so viele haben. Aber man weiß ja nie. Aber heute ist kein Nachtmarkt. Alle Buden sind geschlossen. Egal wir wechseln die Straßenseite und finden wunderschöne kleine Boutiquen, mit wunderschönen Dingen, die Frau so gebrauchen kann. Außerdem finden wir noch einen Laden, der alles hat. Also kann ich auch endlich die Halogenlampen kaufen, die unsere Freundin Pai-Ling so dringend braucht, da ihre Lampe nicht mehr leuchten will. Wir finden noch diverse andere Dinge und so langsam brauchen wir eine Überseecontainer, glaube ich.

Dieser Teil von Kaohsiung in der Nähe der Arena ist wunderschön. Hier ist es sauber und es herrscht Weltstadt-Flair. (Um die Wenzao herum ist es etwas ursprünglicher. Hier sieht es aus, wie in den Außenbezirken von Rom. Auch dort möchte man manchmal Eimer und Wischer nehmen oder einen Topf Farbe verarbeiten. Aber auch dort fühlt man sich wohl.)

In wenigen Minuten geht es mit dem Bus zurück. Es herrscht kaum noch Verkehr. Unser letzter Abend geht langsam zu Ende. Jetzt müssen wir noch die Koffer packen. Schade, es war wieder wunderschön, aber jede Reise geht einmal zu Ende. Wir waren wieder bei Freunden, Entfernungen spielen dabei keine Rolle. Leider konnte unsere Freundin Pai-Ling nur sehr wenig Zeit mit uns verbringen. Sie musste nach Taipeh, da ihr Vater sehr schwer krank ist und auch ihre Mutter gesundheitlich nicht auf der Höhe ist. Wir wünschen ihr ganz viel Kraft in der nächsten Zeit.

Morgen früh beginnt unser Tag bereits um 8.00 Uhr. Herr Chang hat uns in seinen Unterricht eingeladen. Alle deutschen Schülerinnen und Schüler werden ihre Heimat vorstellen. Danach werden wir gemeinsam kochen und das Ergebis dann verspeisen. Inzwischen haben sich auch die deutschen Gruppen aus Landshut und Wadersloh untereinander angefreundet. Ein Gruß gilt auch den Kolleginnen Maria Fischer und Conny Eberhard vom Gymnasium Seligenthal.

Morgen fällt der Bericht aus, da wir unseren Heimflug antreten müssen. Leider. Wir wären gerne länger geblieben. Beim Abschiedsfest haben einge Schüler gesagt, dass sie wieder kommen wollen. Dazu kann man nur jeden ermuntern. "Taiwan touch your heart." Aber keine Angst, liebe Eltern, wir sind gewillt, alle Söhne und Töchter wieder mit zurückzubringen. Am Mittwoch mittag sind wir hoffentlich wieder zu Hause. Auch wenn die Wetteraussichten ja doch etwas gruselig sind. Die Temperaturen halbieren sich für uns. (Ich sitze hier gerade bei klimatisierten 25°C - um 1.00 Uhr nachts.)

 

Tag 14 (03.04.2011)

Der letzte Tag beginnt. Nach dem üblichen Kaffee und sehr wenig Schlaf (ich habe bis 3.00 Uhr die Koffer gepackt) geht es zum letzten Mal zu Schule.

Der Raum Q002, in dem wir schon häufig waren, ist gut klimatisiert und noch besser gefüllt. Alle Plätze sind besetzt. Deutsche und taiwanesiche Schüler sitzten nebeneinander. Frau Fischer aus Landshut ("gegen Kaohsiung eine Ministadt") stellt die Landshuter Hochzeit anhand eines Videoausschnitts vor. Dann stellen Barabara und Tina unsere Heimat vor, die im Gegensatz zu Kaohsiung aber nur als "Mini-Mini-Mini-Mini-Städte" durchgehen. Sie haben zahlreiche Fotos von Wadersloh, Diestedde, Liesborn und Stromberg gemacht, die die Schulen, die Geschäfte, die Gaststätten und die Sportvereine vorstellen.  Alles steht im krassen Gegensatz zu dem, was unsere Gastgeber kennen.

Den Gastgebern kommt in der Pause die Aufgabe zu, ihre Gäste zu interviewen und anschließend vorzustellen. Als das Alter unserer Tochter genannt wird, geht ein Raunen durch den Saal. Schließlich überragt sie mit ihren 13 Jahren schon alle Taiwanesen.

Irgendwie meldet sich jetzt doch der Hunger. Gut, dass die Herstellung von "Maultaschen" auf dem Programm steht. Gemeint ist hier nciht die schwäbische Varinate, sondern die taiwanesische, die man in Deutschland tiefgefroren als Dumplings kaufen kann (kommen meist aus Korea). Sie erinnern irgendwie an westfälische Wurstbrötchen. Die Fleischmasse wird auf ein Teigstück gegeben, das anschließend in Form gebracht und mit Wasser und sauberen Fingern zusammengeklebt wird. Max beginnt eine Massenproduktion. Es entstehen Ufos, Rollen, Beutel. Dann geht alles in die Küche der Mensa und nach wenigen Minuten kann gegessen werden. Verfeinert mit Sojasoße bleibt nichts übrig. Herr Chung hatte uns vorher zum Mittagessen eingeladen. Nach dieser Ladung Teigtaschen zieht er seine Einladung zurück - es passt nichts mehr hinein.

Die Mittagspause verläuft wie am Tag zuvor. Wir werden erwartet und mit Abschiedsgeschenken überhäuft. Benjamin hat Fotos mitgebracht, Kiwi und Otto eine ganze Tasche voller Geschenke. Die vielen Menschen, die wir hier kennengelernt haben, sind wirklich sehr, sehr nett.

Es folgt dann doch noch ein Mittagessen mit Gisela, Gabi und Vanessa. Sie zeigen uns ein Restaurant, an dem wir schon unzählige Male vorbeigegangen sind, aber nie eingekehrt. Es gibt Nudeln oder Reis mit Fleisch und Soße überbacken, dazu ein Spiegelei auf einer Gussplatte, die vorher auf dem Gasherd heiß gemacht worden ist. Dazu gibt es eine Spezialiät: Tofu mit einem schwarzen Ei. Wir probieren unter dem Grinsen der drei Mädchen und vermuten das Schlimmste. Also noch einmal brauche ich das nicht. Es schmeckt wie ein angebranntes, gekochtes Ei. Woher ich weiß, wie ein angebranntes, gekochtes Ei schmeckt? "Probieren geht über Studieren." Irgendwann habe ich Eier zum Kochen auf den Herd gesetzt und dann vergessen. Die Eier waren noch im Topf, das Wasser nicht mehr. Äußerlich hatten die Eier keinen Schaden genommen, daher habe ich sie probiert. Man muss dieses Experiment nicht nachmachen. Jetzt erfahren wir von unseren Gastgebern, dass man früher (dieses Wort wird mehrfach betont, was mich ja schon wieder misstrauig macht) dafür Pferdeurin benutzt hat. Hoffentlich stimmt das nicht oder das mit dem "früher" doch.

Zurück zur Schule. Wir müssen unsere letzten Sachen noch aus Pai-Lings Büro holen.  Das letzte Mal gehen wir über den Campus. Wie schnell doch zwei Wochen umgehen können. Wehmut macht sich breit. Wir müssen zurück. Um 17.30 Uhr werden wir abgeholt. Vorher noch umziehen und die restlichen Sachen einpacken. Pünktlich geht die Fahrt zum Flughafen los, den wir ohne Probleme und als Erste erreichen. Nach und nach nehmen wir dann unsere Schülerinnen und Schüler mit ihren Gastgebern in Empfang. Die Koffer sind schwer und jeder fragt mich, ob denn wohl ein paar Kilo mehr nicht so schlimm sind. Der schwerste Koffer wiegt übrigens 26 kg. Wer der Besitzer ist, bleibt mein Geheimnis.

Es folgt jetzt eine Flut von Abschiedsfotos und wir lernen einige Gasteltern kennen. Doch irgendwann muss man sich trennen. "Man soll gehen, wenn es am schönsten ist." Gemäß dieser Weisheit machen wir uns auf den Weg durch Sicherheitskontrolle und Ausreisebüro zum Gate. Wo wir warten dürfen und ich habe geglaubt, dass wir die letzten Passagiere sind und das ganze Flugzeug auf uns wartet. Mit 40 Minuten Verspätung geht es los. So etwas kenne ich in Taiwan gar nicht, denn hier ist man pünktlicher, als in Deutschland. Ist hier die Deutsche Bahn im Spiel? Da wir nur 40 Minuten in Taipeh zum Umsteigen haben, rechnen wir schon mit einer Verlängerung unseres Aufenthalts. Aber man wartet auf uns und so geht es just in time von dem einen Flugzeug in das andere Flugzeug. Kaum sitzen wir fährt die Machine schon zur Startbahn und ohne einen Stopp, den man sonst schon mal erlebt, gibt der Kapitän Schub und wir steigen in den Himmel von Taipeh auf. Vor uns liegen 13 Stunden Flug. 

Die vergehen aber irgendwie "im Flug". Allerdings verschlafe ich auch die Hälfte der Zeit und nutze die andere für zwei Filme und zwei Mahlzeiten. Wir fliegen wieder die Nordroute über Sibirien und können endlose Schneeflächen bei nächtlichem Tageslicht bestaunen. Eigentlich müsste uns diese Route über Japan geführt haben. Aber ich weiß es nicht, da ich diesen Teil verschlafen haben. Was wieder etwas im Essen?

Tag 15 (04.05.2011)

Pünktlich setzt unser Flugzeug in Frankfurt auf. Mir kommt es so vor, als wären wir gerade erst gestartet. Schnell geht zur Einreisekontrolle. Jeder darf wieder in unser Land einreisen. Guten Morgen Deutschland! Die Koffer sind vor uns am Bagguage Claim. Jetzt wird erst einmal gefrühstückt. Doch die Preise in Deutschland sind abschreckend. Ein belegtes Brot mit Schinken und Käse kostet soviel wie ein Menü in Taiwan für die ganze Familie. Da schieben wir doch lieber etwas Hunger. Mc D... hilft ein wenig weiter und schließlich gibt es bei einem Bäcker noch das Brezel-Angebot. Die ganze Gruppe kaut schließlich. Jetzt kommt noch das Abenteuer Bahn.

Wir haben reservierte Plätze aber noch keine Fahrkarten. Die kann man bei rail-and-fly erst 72 Stunden vor Antritt der Fahrt am Automat ausdrucken. Also suche ich einen Automaten und finde drei. Ich habe 20 Minuten Zeite für 17 Fahrkarten - das muss reichen. Ich klicke mich durch das Menue, gebe meinen ersten Zahlencode ein und bekomme die Meldung, dass meine Fahrkarte nicht gedruckt werden kann. Vielleicht hatte die Dame, die vor mir an diesem Automaten war, und etwas von "defekt" gemurmelt hat, doch Recht. Also muss der zweite Automat es richten. Tut er auch mit der gleichen Fehlermeldung. "Ich glaube die haben keine Papier für Fernverkehrsfahrkarten", meint ein Mitarbeiter, der einen meiner Automaten aufschließt. "Dann tut doch welches hinein", denke ich mir, suche aber doch lieber den nächsten Automten. Noch 17 Minuten. Den ersten Zahlencode nimmt der Automat und druckt tatsächlich einen Fahrkarte. Noch 16 Minuten. Jetzt blättere ich mich durch meine Flugtickets, halte dabei die erhaltenen Fahrkarten und vertippe mich. Noch 12 Minuten, die Seite verschlägt und noch 10 (?) Fahrkarten. Der Puls geht dann doch etwas schneller. So alle Karten gedruckt. Schnell durchzählen zur Sicherheit. Es sind: 16. Nocheinmal zählen: 16. Welchen Code habe ich überschlagen? Noch drei Minuten. Keine Zeit für die Kontrolle. Schnell zur Rolltreppe. Meine Frau kommt mir schon entgegen. Sie hat die Gruppe schon auf dem Bahnsteig passend aufgereiht, damit wir schnell den ICE besteigen. Aber welcher Wagen? Ich hatte stundenlang Zeit um nachzuschauen. Jetzt finde ich die Seite nicht. Egal wir steigen irgendwo ein und gehen notfalls durch den Zug. Keine schlechte Idee, wenn der Zug nicht aus zwei Triebzügen bestehen würde. Es ist Wagen 24, natürlich der vorletzte. Also im Sprint nach hinten. Wir schaffen es alle und unsere Plätze sind frei. Jetzt kommt wieder das Verstauen der Koffer. Die Bahn hat seit unserem Abflugtag nichts geändert und daher verteilen wir unser Gepäck im ganzen Wagen, sehr zur Begeisterung unserer Mitfahrer. Egal. 

Pünktlich erreichen wir Dortmund. Jetzt trennen sich unsere Wege. Nach Oelde fahren Anastasia, Barbara, Laura, Johanna, Mary, Nadine, Tina, Jan, Marvin, Marvin,Mathis, und Robin, nach Münster fahren wir (übrigens mit 20 Minuten Verspätung - die Fahrt mit dem Linienbus nach Haus ist dann der Höhepunkt. Viele Menschen, fünf Koffer, zwei Rollatoren und ein Kinderwagen überfordern doch den ein oder anderen Deutschen. Die Busfahrer hatte aber die Sitation im Griff.).

Der erste Teil unseres Austausches ist vorbei. Am 11. Juli kommen die Taiwanesen zu uns.

"Wie war es?", werde ich in den letzten Tagen immer wieder gefragt.

Es war anders als im letzten Jahr. Für mich war es nicht mehr das große Abenteuer, weil Land und Leute schon ein wenig kennengelernt habe. Es war anstrengend, da wir die lange An- und Abreise und die Zeitumstellung verarbeiten mussten. Uns wurde viel geboten, sodass auch keine Zeit zum Ausruhen blieb.

Die Freude war in diesem Jahr auch getrübt. Pai-Ling´s Vater liegt im Sterben. Sie war immer hin- und hergerissen zwischen der Betreuung ihres Vaters in Taipeh und der Begegnung mit uns in Kaohsiung. Wir wünschen ihr noch viele schöne Tage mit ihrem Vater. Dann erreichte mich die Nachricht vom Tod meines lieben Kollegen Thilo Schenk, der mit 39 Jahren nach vielen Jahren im Kampf gegen den Krebs verloren hat. Wir haben in der Kapelle der Schule für ihn und seine Frau und seinen Sohn gebetet. Ganz oft habe ich in den letzten Monaten an ihn gedacht.

Es war aber wieder sehr schön. Unsere taiwanesischen Gastgeber haben uns ein Gefühl der Heimat gegeben. Dafür eine großes Dankeschön.

Danke an Frau Yu: Sie hatte ständig ein offenes Ohr. Kleinere Probleme und Missverständnisse räumte sie aus dem Weg. Für sie war es der erste Austausch im Amt der Abteilungsleiterin. Sie hat sich auf die Sache eingelassen und sich mit ihren Mitarbeiterinnen stets um uns gekümmert. 

Danke an Ingo Tamm: Du hast wieder viel Arbeit im Vorfeld unseres Besuches investiert. Alles war perfekt organisiert. Mit deiner Frau hast Du uns dann noch in eurer Freizeit die Schönheiten des Landes gezeigt.

Danke an alle Lehrerinnen und Lehrer der Abteilung: Wir fühlten uns stets als Teil des Kollegiums. Alle standen uns mit Rat und Tat zur Seite. Viele schöne Gespräche haben wir mit Euch führen dürfen.

Danke an Pai-Ling: Trotz der schweren Krankheit deines Vaters hast Du noch Zeit für und gefunden.

Danke an die Studenten des Wenzao-Colleges: Ihr habt ein tolles Programm für uns gestaltet und uns stets das Gefühl gegeben, dass wir Freunde sind. Wir durften an eurem Leben teilnehmen und haben viel Neues gelernt.

Danke liebe Schülerinnen und Schüler: Es hat Spaß gemacht mit Euch. Außer ein paar Missverständnissen gab es keine Probleme. Ihr ward offen, nett, pünktlich und stets zuverlässig Auch mit Euch fahre ich sofort wieder los.

Danke liebe Eltern: Sie haben uns ihre Töchter und Söhne für diese Austausch in ein so fernes und unbekanntes Land anvertraut.

Danke an meine Kinder: Auch in diesem Jahr habt ihr mit eurer Unbekümmertheit und eurer Offenheit viele Freunde (auch für uns) gewonnen, viele Barrieren beiseite geräumt und viele Fotoapparate gefüllt. Ihr ward stets ein fester Teil der Gruppe und habt alles, was auf dem Programm stand, mit Freude mitgemacht.

Danke an meine Frau Magdalena: Ich kann mich nur wiederholen: Durch dein großes Herz hast Du es geschafft, dass die Verbindung zwischen den Schulen noch intensiver geworden ist. Du hast oft eine ganz andere Gesprächsgrundlage schaffen können, was viele Dinge erleichtert hat und eine ganz andere Beziehung zu vielen Taiwanesen aufgebaut. Den Erfolg des Austausches haben wir zum größten Teil Dir zu verdanken. Das Johanneum und Wadersloh sind Dir zu großem Dank verpflichtet, denn durch Dich ist ihr Namen bei vielen Taiwanesen in bester Erinnerung bleiben. Ohne dich wäre ich nicht so gut klar gekommen. Und die Stimmung in der Gruppe war durch Dich immer hervorragend. Dafür liebe ich Dich schon so viele Jahre und hoffentlich noch viele Jahrzehnte.

Hoffentlich dürfen wir im nächsten Jahr wieder "Taiwan touch your heart" erleben.

Wolfram Wenner

(Ich werde den Text noch einmal überarbeiten und bitte Fehler zunächst zu entschuldigen. Der größte Teil ist spät abends oder nachts entstanden, sodass ich ständig im Kampf zwischen Müdigkeit und Schreiben stand.)

 

1. Schüleraustausch mit Taiwan 2010

Wir sind angekommen !

Am Mittwoch, dem 31. März, geht es los. Zum erste Mal startet eine Gruppe von 13 Schülerinnen und Schülern nach Kaohsiung zum Wenzao Ursuline College. Nach regem E-Mail-Kontakt wollen sie nun ihre Austauschpartnerinnen persönlich kennenlernen. Sicherlich wird es viele neue Eindrücke geben. Davon wollen wir täglich hier berichten. 

Am Donnerstag, dem 01. April, startet unser Reisetagebuch.

Reisetagebuch 2010

Herr Chang führt die Abteilung ins Stadion

Tag 1

Um 4.00 Uhr war für die Schülerinnen und Schüler nach meist nur 2 Stunden Schlaf die Nacht zu Ende - die begleitenden Lehrer hatten noch weniger Schlaf. Von Oelde und Münster ging es mit dem Zug los, in Dortmund fand die Vereinigung zur Großgruppe statt. Pünktlich verließen wir in Frankfurt den Zug. Jetzt in den Bus zum Terminal 2. Er hält genau vor dem Check-In von China Airlines. Wir stehen in der Schlange, da wird das halbe Terminal gesperrt. Ein herrenloser (warum eigentlich nicht damenloser?) Koffer wurde gefunden. Ein Amerikaner im Dienst des Frankfurter Airports checkt alle 18 auf einmal ein. Es dauert nur eine Stunde und wir sind auf dem Weg zum Gate D1. Passkontrolle - es geht einigermaßen schnell, wenn man die richtige Schlange wählt. Dann folgt die Sicherheitskontrolle- alle dürfen mit. Also los, der Flieger wartet nicht.
Das Johanneum sitzt in den Reihen 28, 29 und 30. Sitzen heißt hier sitzen und nicht bewegen- bei 202 cm Körperlänge ein wahres Vergnügen. Der Flieger ist voll. So viele Menschen wollen nach Taipeh? Wir rollen los zur Startbahn West. Da keine Demonstranten mehr übrig sind, starten wir zügig.
Um 13.00 Uhr gibt es bereits Mittagessen. Die meistgestellte Frage lautet jetzt: "chicken oder seafood". In Reihe 29 geht es los. Bei Reihe 28 wird die Frage nicht mehr gestellt: chicken ist aus. Um 14.00 Uhr schläft der ganze Flieger mehr oder weniger fest. War etwa etwas im Essen?
Gegen 17.00 Uhr ist die Stimmung wieder auf dem Höhepunkt- nur noch 7 Stunden und 30 min. Erste Stimmern hört man zu dem Thema "Ich habe Hunger." Gegen 20 Uhr gibt es wieder Essen. Dieses Mal unter dem Motto: Pasta oder Reis. Und wieder verfällt die gesamte Mannschaft in einen Dornröschenschlaf.
Endlich wird es hell. Filme gucken, Lesen, Klausuren korrigieren - nicht geht mehr. Alle wollen nur noch raus. Plötzlich sieht man die ersten Häuser und Gebäude von Taipeh und zwei Golfplätze. Pünktlich setzt der Airbus A 340 auf und rollt zum Gate. Endlich aufstehen und gehen dürfen. Das Leben kann so schön sein.
Es ist 0.20 Uhr MESZ. Der Tag ist zu Ende.  Für uns ist es jetzt 6.20 am. Auf nach Kaohsiung.

 

Tag 2

Alle raus. Nichts im Flieger vergessen. Von B3 nach D6. Wo ist D6? "In Terminal 2, this way, then right to the skytrain". Wird gemacht. Terminal 2 ist erreicht.
Aber der Weg zu D6 ist noch weit. Gehen wir zu Fuß nach Kaohsiung? Diese Frage scheint berechtigt. Da ist es. Aber rechts, noch einmal rechts, Sicherheitskontrolle, links, gerade aus, rechts, Treppe hinunter, hinein in die 737-800. Gott sei Dank, haben nette Touristen bei der Sicherheitskontrolle Tobias Rucksack entdeckt und ihn auf seinen Verlust aufmerksam gemacht. Jetzt aber los. Der Flieger hat viel mehr Platz. Warum sind wir mit dem nicht aus Deutschland gekommen. Start, Orangensaft, Landung - 40 min. Einige aus der Gruppe haben gar nichts vom Flug mitbekommen, dafür aber selig geschlafen.
Endlich sind wir da - Kaohsiung international airport. Auf gehts zum baggage claim. Sind wohl alle Koffer da. Zuvor müssen aber noch die Einreiseformalitäten erledigt werden. Jeder darf einreisen. Und die Koffer sind auch alle da. Jetzt kommt der Moment auf den ich mich die ganze Zeit gefreut habe. Man fliegt fast 11000 km um die Erde um tritt durch ein Tür und wird von einem lieben Menschen erwartet. Und genau so ist es und noch ein bißchen mehr. Pai-Ling ist da und holt uns ab. Sie stürmt auf uns zu. Aber sie ist nicht allein. 10 oder 15 Studenten von der Deutschabteilung des Wenzao Ursuline College sind mit gekommen. Auf einem Transparent steht "Herzlich Willkommen". Umarmungen, Begrüßungen, dann Geld tauschen: Euro gegen taiwanesischen Dollar - 1 zu 43.
Auf raus. Es ist warm - wo wie wir es wollten. Die Sonne scheint es ist Sommer. Jetzt geht es zum Bus, dann durch ein Meer von autobahnähnlichen Straßen. Irgendwie sieht es aus wie in den Vororten von Rom.
Der Bus biegt plötzlich in eine Einfahrt - mir verschlägt es den Atem. Ein großes 
Tor und Pagoden - wunderschön und riesig. Wir steigen aus und gehen über den Campus. Alles ist noch viel größer. "Die Taiwanesen bekommen einen Schock, wenn sie zum Johanneum kommen" fährt es den Jungen heraus.
Der Leiter der Deutschen Abteilung Herr Nai-Yu Chang begrüßt die Gruppe herzlich. Jetzt kommen die Koffer in die Bibliothek die Schülerinnen und Schüler unter die Dusche (in der Turnhalle mit 20 Tischtennisplatten, einem Kraftraum, etc.) und die Kleidungsstücke der Hinreise werden gegen Shorts und T-Shirt getauscht.
Nach einer kurzen Info gibt es einen Rundgang über den Campus. Ingo Tamm, der als Koordinator für die Auslandsaustausche am College diesen Austausch mit ermöglicht hat,  zeigt die wichtigsten Orte auf dem weitläufigen Campus. Überall werden wir freunlich begrüßt, besonders die Mädchen freuen sich - etwa auf deutsche Jungen?
Dann treffen die Austauschpartner zum ersten Mal in Wirklichkeit aufeinander. Gemeinsam geht es zum Mittagessen. Die einen gehen in die Mensa, die anderen in den "Nudelladen", wieder andere in den family smart oder es wird etwas in der Plastiktüte mitgebracht. Dann haben die Taiwanesen um 1.00 pm Mathe (!) und die Deutschen frei. Ab 3.00 wird für die Willkommensfeier geübt, ab 4.00 steigt die Party. Es wird getanzt und gesungen. Bei den anschließenden Spielen werden wir letzter - egal dabei sein ist alles.
Jetzt geht es endlich in die Gastfamilien. Das Abendprogramm heute lautet: Kennenlernen, Essen und Schlafen - wir sind immerhin seit 32 Stunden auf den 
Beinen.
Und morgen steigt das große Sportfest. Lennard wird die deutsche Flagge ins Stadion tragen.
 

Tag 3

Um 6.45 a.m. ist die Nacht schon wieder zu Ende, aber icht tröste mich mit dem Gedanken, dass Maike noch viel früher aufstehen musste. Sie wohnt schließlich bei ihrer Gastfamilie in Tainan, etwa eine Autostunde von der Schule entfernt.
Ich schaue vom Balkon unserer Freundin Pai-Ling direkt auf das riesige Schulgelände der Wenzao. Auf dem Sportplatz ist schon Hochbetrieb. Doch ich bleibe gelassen - ein Kaffee muss noch sein. Frühstück in den eigenen vier Wänden ist dem Taiwanesen ebenso fremd wie dem Italiener. Auf dem Weg (5 Gehminuten) komme ich an unzähligen Garküchen vorbei, die jetzt alles anbieten, was ein menschlicher Magen in der Frühe so aufnehmen kann - also alles. Anschließen erfahre ich, dass das Angebot in den Gastfamilien sehr unterschiedlich war: entweder komplettes deutsches Frühstück mit Nutella und Spiegelei, nur Spiegelei oder eben nichts. Dann wurde auf dem Weg gegessen oder schnell etwas organisiert, Luisa berichtet von HotDogs in der taiwanesischen Variante (in der Mitte eine Würstchen, eine Rolle dünnes Rührei, darum ein Teigmantel). Ich habe es gegen 11.00 a.m. probiert und muss sagen, es schmeckt sehr gut.
Die Delegation Wadersloh steht gegen 8.00 Uhr zum Einmarsch in das Stadion bereit. Alle sind mehr oder weniger ausgeschlafen. Eine Familie meinte es noch sehr gut mit Sarah und machte mir ihr noch eine Stadtrundfahrt bis 11.30 p.m., obwohl sie nur ins Bett wollte. Melanie berichtet von einem herrlichen Abendessen mit einem ganzen Fisch auf dem Teller (mit Augen) und Paprikasalat, aus dem noch die Füße von Tintenfischen herausguckten. Luisa wurde Stinketofu angeboten - sie hat sich höflich davor gedrückt. Einem Teilnehmer hat das Essen so gut geschmeckt, dass er gefragt hat, ob im nächsten Jahr seine Mutter mitfahren könnte, damit sie endlich lerne, so lecker Essen zu kochen.
Zurück zum Einmarsch. Das Stadion mit seiner 400 m Laufbahn bildet das Zentrum der Wenzao. Rundherum liegen die zahlreichen Gebäude. Vergleiche mit dem Sportplatz an der Hauptschule in Wadersloh kommen auf, dort fehlt nur die Skyline. Die Wenzao hat ca. 8000 Schülerinnen und Schüler und alle sind da. Jede Abteilung hat sich intensiv vorbereitet. An den T-Shirts erkenne ich zu welcher Abteilung die Schüler gehören. Die Deutsch-Abteilung trägt gelb und das sieht man fast überall.
Das Sportfest beginnt. Die Delegationen ziehen ein. Es herrscht ein Gefühl, wie es die Sportler bei Olympischen Spielen erfahren dürfen. Jede Delegation, also jede Abteilung der Schule wird von einer jungen Dame angeführt, die auf einem Schild mitteilt, wer kommt. Dahinter folgt der Fahnenträger. Lennard trägt die deutsche Flagge. Dann folgt der Abteilungsleiter, in unserem Fall Herr Chang. Schließlich kommen die Schüler. Alle präsentieren sich dem Präsidenten der Schule, der auf einer Ehrentribüne mit weiteren wichtigen Persönlichkeiten die Parade abnimmt und die Schüler begrüßt. Ich soll auch auf dieser Tribüne Platz nehmen, werde aber erst in die Delegation geleitet, mit der ich dann stolz einmaschiere.
Anschließend werde ich zur Ehrentribüne eskotiert. Dort darf ich mich in die Ehrengästeliste eintragen. Ein junge Hostess reicht mir ein Getränkt und führt mich auf meinen Platz. Nun also den Einmarsch der restlichen Delegationen von oben. Ein tolles Bild. Dann werden die Ehrengeäste vorgestellt und begrüßt. Ich auch? Es sind vertreten der Vizepräsident der Schule, der ehemalige Präsident, eine Ordensschwester der Ursulinen, weitere wichtige Persönlichkeiten der Schule, deren Bedeutung ich mangels Dolmetscher nicht erschließen kann und deutsche Kolleginnen aus Landshut und Straubing, die ebenfalls mit einer Gruppe Schülerinnen zu einem Schüleraustausch vor Ort sind. Meinen Namen habe ich nicht gehört, also bleibe ich sitzen. Das bemerkt der Präsident, erkundigt sich beim Abteilungsleiter nach meinem Namen und stellt mich höchstpersönlich vor. Das ist wirklich eine große Ehre für mich.
Die Wettkämpfe beginnen. Es finden Tauziehen und verschiedene Geschicklichkeitsspiele statt. Am Nachmittag finden die Staffelläufe statt. Jede Klasse (die deutsche Abteilung hat davon 18) stellt eine Mannschaft von 25 Läufern, die jeweils von 200 m absolvieren. Wir wurden gefragt, ob wir bei einer Klasse aushelfen können. Machen wir! Es ist aber nicht eine deutsche Klasse, sondern eine internationale Klasse von Chinesisch-Lernenden. Wir werden sortiert, es wird die Stabübergabe trainiert (5min) und ein Aufwärmen absolviert. Dann wird gewartet, schließlich laufen die 6 Mannschaften auf den Rasenplatz, die gegeneinander antreten. Es fällt der Startschuss und unser bunt zusammen gewürfelter Haufen von Läufern aus verschiedenen Nationen setzt sich an die Spitze. Schließlich bin ich dran. Tobias hat auf Patrick übergeben, der zu Luisa und die kommt jetzt aus der Kurve auf ich zugeschossen. Der Puls steigt, wir haben die anderen Team zum Teil schon überrundet. Rechte Hand ausstrecken, Stab greifen und los gehts. Der Lärm der Schülerinnen und Schüler, die zu Tausenden um die Laufbahn stehen ist grandios. So muss Olypia sein. Ich bin sicherlich nicht der Schnellste im Feld, aber der einzige Lehrer, also auch der Älteste und mit Abstand der Größte. Die Anfeuerungen treiben mich durch die Kurve, die Ablösung wartet, die Übergabe klappt - wir gewinnen. Jubel, Freude, viele Fotos, Erfrischungsgetränk (IceTea mit Kaffee und Litchies - lecker).
Wir feiern ein wenig unseren Erfolg. Dann erfolgt die Siegerehrung. Wir haben unser Bestes gegeben und es gewinnt - die spanische Abteilung (wie jedes Jahr habe ich gehört).
Jetzt ist es 5.00 p.m. Alle Schülerinnen und Schüler hatten großen Spaß und haben den ganzen Tag über ihre Mitschüler angefeuert.
Meine Söhne hatten auch ihren Spaß. Sie sind zum Kultobjekt dieser Schule geworden. Alle taiwanesischen Mädchen wollten sich mit ihnen fotographieren lassen, weil die so süß sind. Und die beiden? Haben mitgemacht.
Der Tag neigt sich. Gegen 6.30 p.m. ist es dunkel. Jetzt noch etwas essen in einer Garküche an der Straße und dann nach Hause. Schließlich wartet noch das Tagebuch.
Und morgen? Gehts nach Taipeh.

 

Tag 4

Heute also Taipeh.
Der Wecker klingelt um 6.45, aber mir ist es egal. Irgendwann werde ich sanft, aber bestimmt geweckt. Es duftet nach Kaffee - das überzeugt. Ich sitze mit meiner Tasse und werde langsam wach, als mir erklärt wird, dass wir in 20 min fahren. Ich hatte 9.30 im Kopf, aber das ist die Abfahrtzeit des Zuges.
Der Bahnhof der Hochgeschwindigkeitsstrecke liegt im Norden von Kaohsiung. Dorhin geht es mit dem Taxi. Die Fahrt lohnt sich. Jeder deutsche Autofahrer würde bei dieser Fahrweise sofort lebenslänglich aus dem Verkehr gezogen. Aber da hier alle so fahren, geht es problemlos. Es erinnert uebigens wieder an Italien, aber so wie noch vor 20 Jahren. Leider haben sich die Italiener fortwährend europaeisiert und halten inzwischen an einer rote Ampel. Italien ist auch nicht mehr das, was es einmal war.
In 2 min sind wir am Bahnhof für 125 NT, was ca. 3 € entspricht (Abenteuerzuschlag inbegriffen). Natürlich haben wir jetzt noch reichlich Zeit, und zwar zum Frühstücken. Diese Spanne war von vornerein einberechnet worden, nur mir nicht mitgeteilt worden. Wahrscheinlich hätte ich dann noch länger geschlafen.
Das Frühstück einer amerikanischen Kaffeekette ist phantastisch. Der Zug steht bereit abfahrtbereit, als wir auf dem Bahnsteig ankommen. Alle Wagen waren sehr sauber, was übrigens für den Bahnhof und das Stadtbild auch zutreffend ist. Taiwan ist sehr sauber, eine öffentliche Bahnhofstoilette kann mit Genuss betreten und benutzt werden. Allerdings frage ich mich gerade, ob Genuss der richtige Begriff ist.
Die Sitze im Wagon zeigen alle in Fahrtrichtung. Ich frage mich, was auf der Rückfahrt passiert. Fahren alle Gäste dann rückwärts? Die Idee ist einfach, aber genial. Eine komplette Sitzbank von drei Sitzen lässt sich drehen. Im Bahnhof geht eine ganze Schar von Mitarbeitern durch den Zug, reinigt diesen und dreht die Sitze in die entsprechende Fahrtrichtung. Die deutschen Bahn sollte gelegentlich sich bei anderen Bahngesellschaften umsehen.
Die Fahrt verläuft ruhig und sehr schnell. Die 350 km zwischen Kaohsiung und Taipeh legt der Zug in 90 min zurück. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 296 km/h.
In Taipeh setzen wir den Weg mit der Metro fort. Meine Bedenken, die ich im Vorfeld hatte, werden teilweise bestätigt. Ich habe Schwierigkeiten die einzelnen Stationen zu entziffern, trotz Namen in lateinischer Schrift.
Dank kundiger Führung durch Pai-Ling erreichen wir nach kurzer Zeit unser Hotel. Es entpuppt sich als Luxusunterschlupf. Dabei war es vom Preis eher das Gegenteil. Super!
Wir stürzen uns in das Getümmel von Taipeh und gehen ersteinmal essen. In einem der großen Kaufhäuser gibt es eine ganze Ebene zum Sattwerden. Verschiedenste kleine Küchen bieten unzählige Köstlichkeiten an. Ich will jetzt wissen, ob es hier auch Schweinefleisch süß-sauer gibt, wie man es auf jeder Speisekarte beim Chinesen in Deutschland findet. Tatsächlich bietet auch eine Küche es an. Ich bestelle und erhalte eine Piper. Damit setze ich mich an einen Tisch in der Mitte der Halle und warte bis mein Essen fertig ist. Plötzlich wird mein neuer elektronischer Freund ganz wild und ich weiß, was zu tun ist. Es schmeckt übrigens köstlich.
Anschließend geht es zum Schoppen. Ich erstehe einige T-Shirt für meine Tochter und mich. Ich bin sprachlos. Bisher habe ich in diesem Land nur Menschen getroffen, die mir maximal bis zur Schulter reichen. Und  nun finde ich mit meinen 202 cm Körperlänge eine passende Jeans. Ich kann die Mitarbeitererin dieses Geschäftes aber fast nur mit körperlicher Gewalt davon abbringen, die Hose zu kürzen, was im Kaufpreis mit eingeschlossen gewesen wäre. Ich frage mich, wer hätte diese Hose kaufen sollen. Touristen sieht man in Taipeh nur sehr wenige. Die westlichen Besucher kann man problemlos per Handschlag begüßen.
Wir fahren mit der Hochbahn in den Norden der Stadt. Auf (!!!) einem der zahlreichen Einkaufszentren, dem miramar befindet sich ein Riesenrad. Von oben hat man einen herrlichen Blick über die ganze Stadt. Ich müsste besser sagen, "hätte", denn in Taipeh regnet es heute gelegentlich, es ist bedeckt und recht kalt (19 Grad).
Im fünften Stock, neben dem Eingang zum Riesenrad befindet sich eine Brauerei, die damit wirbt, dass sie jeden Tag frisch braut. Davor steht ein junger Asiat in Lederhose und passenden Hosenträgern und animiert zum Betreten des Lokals. Als los! Aus den Lautsprechern ertönt deutsches Liedgut. Die CD muss von einem Männergesangsverein irgendwo im Sauerland oder Westerwald eingespielt worden sein. Zumindestens stelle ich mir so Männergesangsvereine im Sauerland oder Westerwald vor.
Es ist 6.00 pm. Mir fällt ein, dass es in Deutschland genau 12.00 Uhr sein muss. Traditionell endet also genau jetzt die Fastenzeit. Na dann, Prost! Mein erstes Bier seit Aschermittwoch (eine kleine Dose kreuzte meinen Weg am Donnerstag abend, aber "auf Reisen" ist es erlaubt). Anschließend erstehe ich eine Flasche, die in Deutschland in fachkundigen Kreis meiner Nachbarn probiert wird. Das Glas bekomme ich nach langen Verhandlungen geliehen. Ich muss 200 NT und meine Adresse hinterlegen.
Zurück geht es nun in die Innenstadt. Unsere Freundin fährt zu ihren Eltern und wir nicht in unser Hotel. Wir haben noch Hunger. Also biegen wir von der Hauptstraße ab und gehen auf die Suche. Wir trauen uns nach etwas gegenseitigem Mutzusprechen in einer der Garküchen. Die Karte ist auf chinesisch. Wir sprechen kein Chinesisch, aber die Kellnerin etwas Englisch. Also suchen wir vor dem Lokal aus dem Angebot etwas aus, was dann frisch zubereitet wird. Es schmeckt hervorragend. So etwas habe ich noch nicht gegessen. Der Preis ist erschlagend. 5 Pesonen haben gegessen und Tee getrunken und 340 NT, also ca. 9,- € gezahlt.
Zurück zum Hotel. Hier sitze ich nun mit Sicht auf 101, dem neuen Wahrzeichen der Stadt, habe einen Computer vor mir und habe noch immer den Geschmack von Knoblauch im Mund. Wie mag es den Schülerinnen und Schüler heute ergangen sein. Alle hatte gestern schon davon erzählt, was die Gastfamilien sich für das Wochenende vorgenommen hatten. Ich bin auf ihre Berichte am Dienstag gespannt. Das Telefon hat nur einmal geklingelt, also alles in Ordnung.
Jetzt geht es ins Bett. Gute Nacht und frohe Ostern!

 

Tag 5

Heute muss ich mich kurz fassen. Mein Sohn hat sich gestern abend beschwert, dass ich so lange fort war.
Heute ist Ostern und man merkt in Taiwan nichts davon. Gerade haben wir ein überdimensionales Osterei in der Hotelhalle entdeckt. Aber das war auch das einzige österliche heute. Daran merkt man, dass nur 5% der Taiwanesen Christen sind.
Dafür haben wir heute ordentlich verschlafen. Anscheinend melden sich jetzt die Spätfolgen der Zeitumstellung. Da Frühstück wurde zum Mittagessen, landestypisch bei Mc Donalds. Die Preise sind dafür hier sehr akzeptabel.
Danach geht es zum Zoo, wie viele taiwanesische Familien auch. Heute ist Sonntag und morgen ist Quingming-Fest, ein wenig vergleichbar mit Allerheiligen. Also ist langes Wochenende, im Kreis der Familie und daher auch im Zoo.
Der Zoo zählt zu den schönsten Asiens und das ist er auch. Überraschung schon beim Ticketkauf. Für umgerechnet 1,50€ sind Erwachsene dabei, Kinder zahlen die Hälfte. Wir sind das Zehnfache gewohnt.
Hauptattraktion sind zwei große Pandabären. Für deren Besuch (also wir bei Ihnen, nicht sie bei uns) gibt es am Eingang gleich Tickets. Als wir pünktlich, wie es sich für Deutsche gehört 5 min vor der Zeit am Eingang stehen, dürfen wir sofort hinein, dafür geht der erste Panda einfach hinaus und weg ist er - aus den Augen aus dem Blick. Der zweite liegt dafür mit dem Rücken zum Publikum und bewegt sich nicht. Das Zeitfenster von 9 min, das uns zum Besuch eingeräumt wurde, benötigen wir daher nicht.
Dafür kaufen wir den Kindern einen Plüschpanda, zu Preisen, zu denen man den Kindern gerne einen Plüschpanda kauft, ohne das Gefühl zu haben, man hätte 50 % der Anteile an der Zoogesellschaft gekauft.
Der Zoo schließt pünktlich um 5 p.m. Wir machen uns auf in die Innenstadt und gehen am Abend in eine Restaurant, das von der New York Times zu den fünf besten der Welt gewählt wurde. Dafür wartet man auch gerne 80 min. Wir gehen inzwischen zum Hotel, bringen die Pandas zu Bett und erreichen pünktlich das Restaurant, Keller eines Nobelkaufhauses.  Die Bestellung gibt man auf dem Flur vorher ab. Dann geht es an den Tisch und das Essen kommt schnell. Es schmeckt wirklich hervorragend. Man muss es gegessen haben. Sollte jetzt jemand Mitleid mit unserer Urlaubskasse haben, kann ich ihn berühigen, denn in Deutschland hätte der Besuch eines Imbissbetriebes mit sechs Personen einen höheren Betrag verschlungen.
Jetzt geht es ins Bett, denn Morgen wollen wir nicht verschlafen.

 

Tag 6

Wir sind wieder in Kaohsiung und damit wieder in der Wärme.
Es war auch richtig kalt in Taipeh. Immerhin waren es 20°C.
DerTag fängt wieder mit ein wenig Verschlafen an. So richtig hat sich der Körper also doch noch nicht an die neue Zeit gewöhnt. Dann wird das Frühstück also eben etwas später eingenommen. Ich habe gestern abend ein kleines Cafê entdeckt, nicht so wie man es sich in Deutschland vorstellt, sondern eine Mischung aus Mc D... und Cafê. Es gibt Toast, Hörnchen, Rührei, Speck, Würstchen und Capuchinio mit Zimt (!) - unbedingt probieren.
Dann geht es zum 101 dem 508 m hohen Wahrzeichen der Stadt, das kurzfristig mal das höchste Haus der Welt war. Zu Fuß oder Bus? Wir entscheiden uns für den Linienbus, was ein wirklich preiswertes Vergügen darstellt.
Unterhalb des Towers befindet sich ein Kaufhaus der Extraklasse. Alle namhaften und teuren Labels haben hier eine Niederlassung. Der Gang durchs Haus wird zum Genuss. Die Architektur ist atemberaubend. Wie haben Menschen nur ein solches Gebäude geschaffen. Jeder der einmal selbst ein Haus gebaut hat, egal ob aus Stein oder ein Gartenhaus, weiß diese Baukunst zu schätzen.
In fünften Stock darf man den Aufzug zum 89 Stock besteigen, wenn man vorher den stolzen Preis von 400 NT, also € 10,- hingeblättert hat. Irgendwie muss der Bauherr schließlich sein Haus finanzieren.
Die Fahrstühle fahren mit einer Geschwindigkeit von 1000m/min und sind damit die schnellsten der Welt, so steht es jedenfalls dort geschrieben. Und wirklich kaum ist man eingestiegen, steigt man in 388 m Höhe wieder aus.
Der Blick ist gigantisch. Taipeh liegt zu Füßen. Alles ist winzig klein. Ich muss an den 11. September und die beiden Türme des Worldtrade Center denken. Ein Passagierflugzeug kann wirklich problemlos in so einen Turm fliegen. Die armen Menschen hatten damals keine Chance. Was müssen sie in den letzten Minuten durchgemacht haben? Grausam!
Mich beschleicht ständig das Gefühl, dass der Turm schwankt. Wir steigen noch zwei Stockwerke höher auf die Freiluftaussichtsplattform, aber die Aussicht ist hier nicht so spektakulär, da die Eisengitter stören. Also hinunter zur 88. Etage. Von dort fährt der Aufzug wieder nach unten. Aber vorhher wird man noch durch eine Ausstellung über die Schmuckherstellung in Taiwan geleitet, in der natürlich auch die heimische Schmuckindustrie angekurbelt werden kann. Ganz nach dem Vorbild einer Heizdeckenverkaufsveranstaltung, getarnt als gemütliche Fahrt ins Blaue, im abgelegensten Landgasthaus weit und breit, von dem man erst wieder mit dem Bus weggefahren wird, wenn der Verkäufer zufrieden ist, kommt man erst zu den Aufzügen, wenn man den Parcour von Verkaufsständen durchlaufen hat.
Hinunter geht es mit der halben Geschwindigkeit. Schade ich hatte mich eigentlich auf den fast freien Fall gefreut.
Auf dem Weg zum Ausgang erliegen wir dem Angebot eines Eisstandes. Grüntee, Erbeereis mit ganzen Stückchen, Straberry-Sorbett - lecker, weil nicht so süß.
Zur Metrostation wird man vom Kaufhaus mit einem eigenen Shuttle-Bus gebracht - Luxus pur.
Bevor wir mit dem Hochgeschwindigkeitszug zurückfahren, gönnen wir uns noch ein Abendessen in einer Garküche, die etwas abseits von der Hauptstraße liegt. Chinesisch sprechen wir noch immer nicht fließend, Englisch leider die Taiwanesen nicht. Also wird mit Händen auf das gezeigt, was frisch in der Pfanne anschließend zubereitet wird: Chinakohl, Blumenkohl, Spinat mit Schweinefleisch, Nudeln mit Fleisch, Gemüse und Shrimps, dazu Tee. Lecker und wie immer mit viel Knoblauch. Das ganze für 450 NT, rechnen kann jetzt jeder selbst.
Nun noch schnell das Gepäck abgeholt und zum Bahnhof. Mit dem Zug sind es nur 96min bis Kaohsiung. Heute erreichen wir nur 288 km/h Höchstgeschwindigkeit.
Mit dem Taxi geht es zurück. Wenzao steht noch.
Bin gespannt, was die anderen am Wochenende erlebt haben.

 

Tag 7

Heute ist unser erster Unterrichtstag. Die erste Stunde beginnt für uns um 10.00 am. Davor ist noch viel Zeit über das Wochenende zu sprechen. Patrick kann man ansehen, dass er am Strand war. Seine Nase leuchtet so rot wie eine Ampel in Kaohsiung zur Nachtzeit. Jana und er war waren mit ihren taiwanesichen Partnern auf einer Insel und haben sich bei hochsommerlichen Termperaturen ins Wasser getraut. Die Taiwanesen aber nicht. Und schon gar nicht im Bikini - viel zu sexy. Sarah, Lennard, Tobias und andere waren auch in Taipeh. Einige als Tagesausflug mit einem Wahnsinnsprogramm. Morgen sehr früh mit dem Auto (5h) oder dem Hochgeschwindigkeitszug (90min) in die Hauptstadt, Nationaldenkmal, Seilbahn, 101 und andere wichtige Sehenswürdigkeiten besichtigt und abends zurück. Wir sind hier schließlich nicht im Urlaub. Nadine konnte auf der Fahrt nur mit geschickter Strategie verhindern, dass an jeder Raststätte auf dem Weg angehalten wurde, um zu essen. Sie wäre sonst wahrscheinlich geplatzt.
Herr Chang überreicht mir feierlich den unterschriebenen Partnerschaftsvertrag zwischen dem Wenzao Ursuline College und dem Gymnasium Johanneum. Zusätzlich überbringt er mir die Einladung des Präsidenten Dr.Fancis K.H. So zum Abendessen. Außerdem treffen wir am Freitag die Schwestern der Ursulinen.
Die erste Stunde steht "Konversation" auf dem Programm. Die deutschen Schüler stellen sich vor und die taiwanesichen Schüler stellen Fragen auf Deutsch. So weit, so gut.
Dann kommt die zweite Stunde für uns: wir lernen taiwanesich. Zwei reizende Schülerinnen stellen uns Vokabeln uns Sätze vor, die wir morgen gebrauchen sollen. Es geht um Einkaufen und Essen. Sie sprechen vor und wir "singen" nach. Taiwanesisch ist eine Lautsprache. Es klappt gut, meinen wir, ob man uns auch versteht werden wir wahrscheinlich nie erfahren.
12.00: Mittagspause - wir besorgen uns auf dem Campus etwas zu Essen. Dabei wird uns die Gastfreundschaft wieder unter Beweis gestellt. Wir wählen an einem Stand vor dem family mart, dem Supermarkt auf dem Campus, verschiedenen Variationen von gefüllten Pfannekuchensnacks, süße Kartoffelchips und Tee. Plötzlich bekommen wir einen überbackenen Toast von der Mitarbeiterin an den Tisch gebracht und geschenkt - zum Probieren. Maike, Klara, Sarah und Naomi spendiere ich eine Packung Pfannkuchensnacks zum Probieren, da bekommen sie die zweite Packung auch noch geschenkt. In Deutschland fast unvorstellbar.
Eine Stunde später sitzen wir wieder im Klassenraum und lernen.
Anschließend folgt Aerobic. Alle machen  Stunden lang mit. Wir lernen den Tanz vom Sportfest. Super! Vielleicht können wir auf dem Rückflug noch etwas üben.
Es folgt die Einführung in das Projekt, das die Medienabteilung des College mit uns am morgigen Tag durchführen will. Sie dreht ein Video über unsere Gruppe in Kaohsiung auf einem Markt und in einer Einkaufsstraße. Es soll Werbung für den Tourismus in dieser Stadt werden. Gesucht werden drei Moderatoren. Am Ende sind es vier und eine Familie; Luisa, Anna, Tobias, Patrick (er hat Tobias jetzt ganz lieb) und wir. Wir sind gespannt.
Jetzt aber endlich wieder etwas essen. Auf der Straße gibt es an einem Stand etwas sehr leckeres, aber hier nicht beschreibbares.
Etwas frisch machen und es geht zum Essen. Die Kinder möchten Nudeln. Ein kleiner, überhaupt nichts hermachender Familienbetrieb (wie tausende andere hier auch) ist unser Ziel. Es gibt Nudeln mit Tofu-Sauce, mit Sesampaste und mit Sauce, dazu Spinat mit Knoblauch (oder besser Knoblauch mit Spinat) dazu WangTang-Suppe. Wir treffen den ehemaligen Präsidenten der Wenzao. Wir haben uns schon beim Sportfest kennengelernt. Er freut sich so, uns zu sehen, dass er uns einige Spezialitäten des Landes an den Tisch bringen lässt: Austernsuppe und Selerie mit Tofu. Auch das schmeckt wieder alles hervorragend. Übrigens hat noch niemand aus der Gruppe sich über das Essen beschwert. Naomi hatte allerdings etwas zu viel Fisch in den letzten Tagen auf dem Teller.
Auf der Straße erklingt eine schöne Melodie. Der Müllwagen kommt. Dahinter befindet sich ein kleiner Transporter, um den sich sofort eine Menschentraube bildet. Sobald der Müllwagen kommt, bringen die Menschen den Müll direkt zum Wagen. Man findet keinen Müll, der an die Straße gestellt wurde. Daher ist es überall sehr sauber und es gibt keine unangenehmen Gerüche. Das ist in Italien allerdings anders. Der Müll wird sortiert; der kleine Wagen übernimmt den recyclebaren, der Müllwagen den restlichen Müll.
In einem Elektrogeschäft ersteht meine Tochter eine Lampe. Passt sie in den Koffer? Die Preise sonst sind wie in Deutschland. Anschließend kommen wir an einem Schreibwarenladen nicht vorbei. Hier gibt es alles von Stiften, über Papier, Spielwaren, Bücher, bis hin zu Zeitschriften. Deren Angebot ist auch sehr groß und uns nicht unbekannt. Die Cosmopolitan oder Elle gibt es auch hier, die Bild-Zeitung nicht.
Jetzt ist es Zeit für das Bett. Schließlich ist morgen der große Tag: Wir werden zu Filmstars. Wadersloh erobert die Welt. Schaun wir mal.

 

Tag 8

Zuerst muss ich mich für die vielen Tippfehler entschuldigen. Ich schreibe abends spät und die Tastatur und ich, wir sind noch nicht eins. Aber es zeigt, dass die Seiten gelesen werden. Vielen Dank!

Heute werden wir also zu Filmstars. Es geht früh los, wie es am Set normal ist. Alle sind da, bis auf einer. Der erste Ausfall unserer Reise. Christian musste k..., wie eine Mitschülerin gerade heraus feststellte. (Es war eine einmalige Sache. Ihm geht es wieder gut, wie er mir eben am Telefon mitgeteilt hat.)
Der Tourbus ist da, wir steigen ein und nach wenigen Minuten wieder aus. Unser Ausflug nach Kaohsiung wird von der ersten Minute festgehalten, also auch unser Einsteigen in den Bus. Wir bekommen eine Info über die Sanfonzon Street ausgehändigt und lesen uns ein. Ich schlafe dabei ein.
Die Sanfonzon Street ist eine tradiotionsreiche Einkaufsstraße, in der vorwiegend Erzeugnisse aus taiwanesischem Anbau und aus taiwanesischer Produktion angeboten werden. Tobias und Patrick stellen sich und uns ausgewählte Produkte vor. Wir drüfen probieren: Chips aus ?, Lollies,die nach Karamellpuding schmecken, getrocknete Shrimps und anderes Meeresgetier (getrockneter Tintenfisch wird ausgelassen - PuH), Sprudel aus der Glaskugelflasche (eine Falsche, die mit einer Glasmurmel verschlossen ist), Arzneimittel für oder gegen, die Kinderüberraschungsbox, mit alle viel Spaß hatten, ... Beim ersten Stand entdecke ich gleich Maoam, original aus Bonn. Es soll nicht mein letztes deutsches Produkt am heutigen Tag bleiben.
In der Sanfonzon Street trifft man keine Touristen, wie auch in ganz Taiwan trifft man fast keine. Dafür fahren durch diese enge Gasse unzählige Taiwanesen auf ihren Skootern. Es nervt doch irgendwann.
Skotter gehören zu Taiwan, wie das Hofbröuhaus zu München. Ich glaube der Roller wurde nicht in Italien erfunden, sondern in Taiwan. Gegen diese Flut von Skootern oder Rollern, wie wir diese Zweiräder nennen, gleicht Rom einer deutschen Autobahn am autofreien Sonntag. Hallo Italien, wir kommen mit der Oberprima im September und sind bestens für euren Verkehr gerüstet.
Aprpos Verkehr: Ich habe gestern zum ersten Mal eine Tankstelle entdeckt. Ich hatte vorher aber auch nicht gesucht. Heute habe ich übrigens vier gesehen. Der teuerste Sprit kostet übrigens 31 NT, also 0,75 €. Noch Fragen? Diesel gibt es anscheinend nicht oder nur an speziellen Tankstellen.
Nach der Sanfonzon Street folgt der Besuch einer Toilette und eines traditionellen Marktes. Der Sundries Market hat ein anderes Angebot als die Sanfanzon Street. Hier gibt es Kleidung, Schuhe, Decken, Putzmittel und in einer überdachten, riesigen Markthalle Fleisch, Fisch, Gemüse, Obst und Pasta. Wir probieren uns hier wieder durch eine umfangreiches Sortiment, jetzt betreut von unseren Moderatoren Anna und Luisa. Nebenbei bekomme ich viele Speziallaitäten kostenlos angeboten, die alle wieder ausgesprochen lecker sind.
Danach werden wir zu einem Snack eingeladen, bevor es, so die Leiterin der Medienabteilung der Wenzao, zum lunch geht. Der Snack besteht aus einer Teigmasse, die gegart und mit Erdnusssplittern oder Sesam umhült ist. Danach folgt ein für Kaohsiung typisches Eis aus einer Früchtebasis, einem Berg gestoßenem Eis mit einem Gipfel eines süßen Sirups. Wir essen und werden gefilmt. Der Film wird bald im Internet erscheinen, den Link werde ich einfügen. Tobias, Patrick, Anna und Luisa haben ihre Sache sehr gut gemacht. Ihre Moderation konnte nicht eingeübt werden und war ausschließlich in englischer Sprache.
Den Lunch umgehen wir irgendwie. Zur Auswahl stehen Shoppen oder Radfahren am Hafen. Die Mehrheit möchte shoppen, obwohl ich nicht weiß, ob sie im Nachhinein nicht lieber Radfahren gewählt hätten, denn das Ziel unserer Shopping Aktion war ein neues Kaufhaus, das verschiedenste Luxuslabels unter einem Dach vereint.
Den Weg dorthin legen wir zunächst mit dem Taxi (drei Erwachsenen und zwei Kinder auf der Rückbank eines japanischen Taxis der unteren Mittelklasse) zurück. Dann geht es in die Metrostation faboulos station, die wirklich schön ist Ein rießiges buntes Glasdach schmückt diesen Bahnhof, der natürlich wieder sehr sauber ist. Dafür sind kaum Fahrgäste da. Die Metro wird in Kaohsiung nicht so richtig angenommen, da ihre beiden Linien an den wichtigen Verkehrsströmen vorbeilaufen. Für uns fährt sie in Richtung Kaohsiung Arena, einem neuen Mehrzweck-Stadion.
Nach der Shopping-Tour, die alle Schülerinnen und Schüler zu einem Besuch beim amerikanischen Restaurant mit dem großen "M" nutzen, obwohl keiner Lunch wollte, fährt uns ein Bus zurück.
Es ist 4 pm - Feierabend. Ein bischen Chillen auf dem Campus, Kaffee  trinken, Ben bekommt schon wieder O-Saft geschenkt, weil alle Taiwanesinnen kleine deutsche Jungen so süß finden.
Wir machen einen kleinen Spaziergang am love-river. In der Dunkelheit kommt romantisches Mittelmeerfeeling auf. Durch einen Park gelangen wir wieder in eine der unzähligen hellen, bunten Einkaufsstraßen. Unser Ziel ist ein Lokal, in dem es ausnahmsweise keine taiwanesischen Gerichte gibt, dafür aber Hamburger, Salat (absolut ungewöhnlich für Taiwan), Pommes, Pizza und Bruschetta. Außerdem mindestens 10 verschiedene Sorten Bier, sogar zwei Weißbiere aus Erding. Die überlassen wir den Taiwanesen und bleiben bei taiwanbeer. Die Preise sind heimatlich, was schon sehr überraschend ist. Dafür gibt es zum Abschluss zwei Tequilla.
Anschließend geht es noch schnell in eine Drogerie. Mir ist der Rasierschaum ausgegangen und übermorgen wartet der Präsident von Wenzao. Das günstigste Produkt stammt von ? - Nivea, ist "Made in Germany" und deutlich günstiger als in Germany. Es lebe die Globalisierung.
Der Bus der Linie 36 bringt uns zurück. Wir müssen noch in den Schreibwarenladen. Meine Jungen haben gestern Yo-Gi-O - Karten entdeckt. Der Preis entspricht einem Zwanzigstel von dem Preis, der in Deutschland verlangt wird. Daneben gibt es Spielzeugautos von Siku und Bruder, Made in Germany. Sie konkurrieren mit Autos aus China, auch im Preis. Ein Hoch auf die deutsche Wirtschaft.
Jetzt ist es bereits Donnerstag. Ich muss ins Bett. Morgen geht es erst um 9.00 los. Toll!!!

 

Tag 9

Heute fängt der Tag für uns etwas später an. Ein wenig ausschlafen und dann zur Schule. Leider ist  es dann doch wieder so spät, dass das Frühstück ausfällt. Auch nicht so schlimm, denn irgendwie scheint meine innere Uhr immer noch auf Deutschland eingestellt zu sein, obwohl ich es so nicht merke. Vor sechs Uhr morgens brauche ich eigentlich nichts zu essen.
Wir lernen heute Chinesisch. Zählen ist kein Problem (auch wenn ich jetzt schon nicht mehr alle Zahlen auswendig weiß). Wir können jetzt auch fragen, wieviel eine Mütze, eine Fotokamera, ein Schuh oder ein Brot kostet. Ich darf die Frage "Was kostet ein Bier?" auf Chinesisch stellen. Warum eigentlich ich?
Das Mittagessen/Frühstück besteht heute aus HotDog und Nudeln. Dazu Kaffee.
Anschließend steht chinesische Kultur auf dem Programm. Wir müssen in den neuten Stock. Vor dem Fahrstuhl steht eine lange Schülerschlange. Alle wollen nach oben - aber keiner will laufen. Auf einem Hinweisschlild lesen wir, dass wir für unsere Gesundheit und für das Weltklima doch lieber die Treppe nehmen. Außerdem ist die Fahrt in den 2. und 3. Stock verboten. Also retten wir das Weltklima und erklimmen die acht Stockwerke zu Fuß. Leider müssen wir ins 9. Dorthin führt keine Treppe. Also doch Aufzug. Ich betrete die Kabine als Letzter. Ein Warnton ertönt. Wir (oder Ich) sind zu schwer. Also nehme ich, ganz Gentlemen, den nächsten. Ich nehme noch Naomi und Klara mit. Wir fahren vom 8. Stock zunächst in den 7., dann in den 5., schließlich in den 1. Stock und dann über das 4., 5. , 6. und 8. Stockwerk in den 9. Stock.
Chinesische Kultur ist kein monotoner Vortrag, wie ich befürchtet hatte, sondern Basteln. Mit taiwanesichen Studenten bastelt wir einen kleinen Anhänger. 13 (fast erwachsene ?) Schülerinnen und Schüler basteln mit Begeisterung. Ich beschließe demnächst im Unterricht auch zu Basteln.
Nach einer Pause, in der ich mir einen Kaffee hole und von der netten Dame hinter der Theke eine Waffel spendiert bekomme (die Menschen sind wahnsinnig nett und gastfreundlich) spielen die deutschen und taiwanesischen Schüler miteinander ein Stationenspiel auf dem Sportplatz, was an "Spiel ohne Grenzen" erinnert. Wir dürfen an einer Lehrerkonferenz des deutschen Abteilung teilnehmen. Dabei fühle ich mich sofort heimisch. Es geht um 16.00 los, der Konferenzraum hat die gleichen Ausmaße und die gleiche Sitzordnung wie das Lehrerzimmer am Johanneum (vor der Neugestaltung) und die Konferenz läuft nach dem gleichen Muster ab: Diskutieren und Abstimmen. Wir verstehen nichts (geht mir in Deutschland manchmal genauso). Dann berichten wir über die ganzheitliche katholische Erziehung am Johanneum Wadersloh und an der Hildegardisschule Münster. Dabei stellt sich heraus, dass unsere Ziele in Deutschland wie in Taiwan gleich sind.
Um 18.00 geht es mit Viola, Kiwi und Otto, drei taiwanesischen Studentinnen auf einen Nachtmarkt neben der Arena. Sie können endlich ihre Deutschkenntnisse anwenden und wir erfahren interessante Dinge über das Leben in Taiwan. Wir probieren Stinky Tofu, der riecht, wie er heißt, und andere Spezialitäten. Die Kinder erfreuen sich an verschiedenen Spielen. Es geht zu wie auf einem deutschen Flohmarkt, nur eben abends. Man trifft vornehmlich jüngeres Publikum.
Morgen früh sind wir bei den Ursulinenschwestern eingeladen, morgen Abend bittet der Präsident der Wenzao zum Abendessen. Ich bin gespannt. Daher geht es jetzt ins Bett. Gute Nacht.

 

Tag 10

Der Wecker schellt um 6.45, doch das Aufstehen fällt sehr schwer. Also eine neuer Versuch eine halbe Stunde später, jetzt muss es klappen. Der Blick aus dem Fenster verspricht einen sonnigen Tag. Nach den bevölkten letzten Tagen ist heute für uns Hochsommer. Die Taiwanesen tragen bei diesem Wetter recht unterschiedliche Kleidung. Die Jungen sieht man in T-Shirt und langer oder kurzer Hose. Die Palette der Mädchenbekleidung ist doch recht breit aufgestellt. Viele Tragen Shorts, die so kurz sind, wie es das Wort sagt, einige tragen kurze Röcke, viele tragen dazu gerne Strumpfhosen, auch die Kombination mit hohen Stiefeln wird gesehen. Als Oberteile werden T-Shirts, Blusen, vermehrt auch Jacken gewählt. Einige Frauen frieren immer. Mir drängt sich der Vergleich mit den in Deutschland lebenden Engländern auf. Sobald die Temperaturen den Gefrierpunkt überschreiten, spätestens aber wenn sie zweistellig sind, tragen alle Engländer und Engländerinnen Sommerkleidung (Shorts, armellose T-Shirts oder Blusen, Tops). Die Deutschen legen dagegen die Winterbekleidung nur langsam ab. In Taiwan scheint es ähnlich zu sein. Wahrscheinlich denken die Taiwanesen das selbe von uns Deutschen, wie ich immer von meinen englischen Nachbarn.
Der Tag beginnt zunächst ohne Frühstück, da wir um 10.00 bei den Ursulinen-Schwestern im Kloster eingeladen sind. Der Termin wird auf 11.15 korrigiert, sodass jetzt Zeit für Kaffee und feste Nahrung ist. Ich besorge 2 Kaffee, 2 Packungen Ommlette mit Thunfisch,  2 Packungen Ommlette mit Würstchen und dasselbe nocheinmal mit Speck. Jede Packung enhält sechs Ommletteröllchen. Von diesem Einkauf bekomme ich ein Röllchen ab, da die Schülerinnen und Schüler diese Speziallität noch gar nicht entdeckt haben. Also noch einmal zum Stand und die Bestellung noch einmal. Die Frau hinter der Theke denkt jetzt wahrscheinlich, ich sei verfressen. Egal. Auch von dieser Portion bleibt für mich nur wenig übrig. Allen schmeckts. Übrigens wurde ich bereits gefragt, ob meine Bewertungen des Geschmacks irronisch gemeint seien, da ich das Essen immer so lobe. Nein, das Essen schmeckt hier wirklich toll. Anders als in Deutschland, aber das ist ja auch nicht anders zu erwarten. Wer es nicht glaubt, sollte dieses Land unbedingt  bereisen. Es lohnt sich.
Die Ursulinen begrüßen uns sehr freundlich. Sie sind sehr interessiert an unserer Schule, am Schulsystem und an uns. Wir bekommen Gastgeschenke, Kuchen und Saft. Die Konversation findet auf Englisch statt. Jetzt weiß man endlich, warum man sich in der Schule mit Grammatik und Vokabeln herumschlägt. Die Situation gerät fast außer Kontrolle, als wir gebeten werden, unser Schullied zu singen. Wir müssen gestehen, dass wir ein spezielles Schullied nicht haben, den Sonnengesang schaffen wir nicht. Das Halleluja von Taize rettet uns. Wir singen, dass die Klostermauern wackeln.
Es ist Mittagszeit. Ingo will uns eine Garküche zeigen, in der es eine Art Maultausche gibt. Auf dem Weg werden wir von Sarah, Naomi, Klara und Maike gewarnt, dass es Stau im McD... gibt. Wir schleppen sie mit in die Garküche, die wir, wie sich herausstellt, schon kennen. Die Bestellung gelingt mit Hilfe von Studenten der deutschen Abteilung Wir tragen die Stückzahl der gewünschten Maultaschen, etc. ein und haben nach kurzer Zeit tatsächlich das Gewünschte auf dem Stäbchen. Alle essen bis sie platzen und es bleibt noch etwas übrig. Dafür zahlen wir dann knapp € 10,-  (für 12 Personen). Man kann aber auch wesentlich teurer essen, wie ich gestern zweimal erfahren habe.
Nun steht das Schreiben von chinesischen Zeichen auf dem Programm. Wir schwänzen die erste Stunde, da wir schauen wollen, wie Patrick, Lennard und Tobias einer Klasse taiwanesischer Studenten im Touismusunterricht etwas über München, Bayern, Weiswurst, Leberkässemmel, Oktober- und Schützenfest beibringen wollen. Schloss Neuschwanstein darf nicht fehlen. Die drei machen das richtig gut. Die taiwanesischen Mädchen sind hin und weg. Diese Stunde werden sie so schnell nicht vergessen. Am Ende gibt es eine Sicherungsphase, wie das didaktisch heißt. Lennard, Patrick oder Tobias stellen Fragen und beantworten die Schülerinnen sie richtig, gibt es ein Präsent. Wir schummeln und sagen den hinten sitzenden Schülerinnen und Schülern die Antworten vor.
Chinesische Zeichen zu malen ist ganz einfach, glaubte ich bis dahin. Schließlich hatte ich im Kindergarten einen Kurs im Malen mit Wasserfarben erfolgreich absolviert. Ich fange einfach an und male eine "1", also einen waagerechten Strich. Anschließend muss sogar ein taiwanesischer Student meinen Hand  führen, da er mit meinen Ausführungen des waagerechten Strichs nicht einverstanden ist. Wir erfahren, dass die taiwanesischen Schüler dieses Zeichnen als richtiges Unterrichtsfach haben, da das richtige Ausführen eine Wissenschaft für sich ist. Aber wir lassen uns nicht unterkriegen und malen tapfer weiter. Die Ergebnisse sind demnächst im Johanneum zu bewundern.
Schnell einen Kaffee, dann Umziehen. Um 5.45 werden wir mit dem VW-Bus der Schule abgeholt. Der Präsident sitzt neben mit. Er hat zum Essen eingeladen. Wir fahren in ein Restaurant. Die Vize-Präsidentin sitzt auf demBeifahrersitz. Dazu kommen noch zwei englische Gäste, die Abteilungsleiter der internationalen, der englischen und der deutschen Abteilung und weitere Damen aus der Führung des College. Mir fällt auf, dass auch hier immer mehr Frauen die Leitung übernehmen. Das ist gut so.
Es gibt die verschiedensten Köstlichkeiten. Alle sind sehr delikat. Ich esse Fisch, was ich in Deutschland niemals tue. Hier schmeckt er, aber nach Westfalen gehört er einfach nicht hin.
Wir tauschen uns über England, Deutschland und Taiwan aus. Besonders amüsiert sind, alle Zuhörer, wenn ich berichte, dass das Johanneum in Wadersloh eigentlich das höchste Gebäude darstellt (den Kirchturm von St. Margaretha lassen wir hier nicht gelten) mit immerhin 3 (!) Stockwerken. Aus dem Fenster des Restaurants haben wir einen herrlichen Ausblick auf die vierspurige Straße und auf viele neuen Häuser mit 30 und mehr Stockwerken. Wir haben in der Gruppe schon befürchtet, dass die Taiwanesen einen Schock bekommen, wenn sie auf ihrem Besuch in Deutschland feststellen müssen, dass Diestedde eigentlich nur eine Hauptstraße besitzt.
Um 8.30 beendet der Präsident das Essen. Ein Bildband über Wadersloh, der Jahresbericht 2009 und ein Kunstdruck gehen in den Besitz des Wenzao College über und wir fahren zurück.
Schnell noch eine Dose Bier gekauft und ab in Bett. Morgen geht es um 7.30 los. Buddhistisches Kloster und Tainan stehen auf dem Programm des gemeinsamen Ausfluges der Schüler.

 

Tag 11

Morgen wird ausgeschlafen. Das ist mein erster Gedanke heute. Der Wecker meint es sehr gut mit uns und sagt uns um 6.30 "Guten Morgen". Ich sage nichts. Duschen, anziehen und los. Um 7.30 sollen sich deutschen und taiwanesische Studenten (und Beleiter) vor der deutschen Abteilung treffen. Pai-Ling bleibt ganz ruhig und sagt, dass wir uns erst um 8.00 treffen. Wir sind meiner Meinung nach hoffnungslos zu spät. Auf dem kurzen Weg zur Schule treffen wir Dominik, einen taiwanesischen Schüler, der auch mit fährt. Er holt sich in aller Ruhe sein Frühstück an einer "Garküche", da wir  uns jetzt erst um 8.20 treffen. Also noch Frühstücken.
Netterweise steht der Bus schon vor unserer Frühstücks-Bude. Und alle Schüler kommen auch schon aus dem Schultor. Alle - bis auf eine: Luisa fehlt. Telefonische Auskünfte ergeben, dass sie anscheinend an einem anderen Tor mit einigen Taiwanesen wartet. Also fahren wir los und holen sie ab.
Über die Autobahn, auf der ähnlich viel Verkehr ist, wie auf einer deutschen, fahren wir ca. 1 Stunde zum buddhistischen Kloster "FokungShan". Es handelt sich um eine riesige Tempel- Anlage, mit Universtiäten für Männer und Frauen (getrennt), Altersheimen, Tempeln, Unterkünften für 6000 Menschen und einer Verwaltung.
Ein österreichischer Mönch führt uns durch eine Anlage, die den Menschen die verschiedenen Heilszustände darstellen soll, die ein Mensch erreichen kann. Mir fehlen die Erklärungen, die ich von einer Führung erwarte. Vielleicht bin ich zu deutsch. Woher soll der Mönch auch wissen, dass er zwei katholische Religionslehrer in seiner Gruppe hat, die natürlich mit ihm diskutieren wollen. Später wird er es noch merken.
Zunächst wird uns das Ritual beim Mittagessen erklärt: Schweigen, das breite Gemüseschälchen als erstes heranziehen, dann das links stehende Reisschälchen nach rechts heranziehen und das Suppenschälchen von rechts vorne heranziehen. Schiebt man sein Schälchen von sich, gibt es Nachschlag. Man kann viel, wenig oder gar nichts (!) nachnehmen. Ist man fertig stellt man Reis und Suppenschälchen ineinander, beides auf den Gemüseteller und schiebt alles von sich.
Ich mache mir so meine Gedanken, dass zunächst das Essensritual erklärt wird. Essen ist immer wichtig. Essen hält schließlich Leib und Seele zusammen.
Der Gang durch die große Halle, die uns die Heilszustände symbolisieren will, kommt mir ein bißchen wie der Besuch in Disneyland vor. Aber ich will niemandem zu nahe tretten. Jeder so, wie er meint. Wir sehen viele Buddha-Statuen, dürfen Buddha anbeten (was ich als Christ auslasse, obwohl ich die Idee Buddhas begrüße) und werden immerwieder in irgendwelche Souveniershops gebracht. Irgendwie kommt mir das Ganze doch mehr wie ein kommerzielles Unternehmen vor. Dann ist mir Disneyland doch lieber. Da weiß ich vorher, worauf ich mich einlasse.
Das Mittagessen ist ein Erlebnis - diesmal aber nicht kulinarisch. In Zweierreihen, wie wir sie aus der Grundschule noch kennen, betreten wir den Saal der vermutlich 2000 Menschen oder mehr fasst. In den ersten Reihe sitzen die Mönche, dahinter die Bediensteten des Klosters, dann die Besucher. Die Mönche schauen sehr ernst und streng. Es werden Verse gesungen, die uns mit englischer Übersetzung vorgelegt wurden. Ich wähle ein eigenes Gebet. Das Essen erfolgt in aller Stille. Es ist eine sehr ernste Sache, mir zu ernst. Zum Mahl gehört Gemeinschaft, die haben wir auch, und Feiern, die vermisse ich. Mir ist das zu radikal. Suppe gibt es aus dem Blecheimer. Mehrere Bedienstete tragen auf. Die Hälfte der Suppe landet jeweils auf dem Boden. Ich kann gerade noch meine Füße einziehen. Wir bekommen Nudeln statt Reis. Unser Essen steht schon auf dem Tisch, als wir den Saal betreten. So warm ist es jetzt auch. Kalter Spinat, kalte Erbsen und ich vermute Geflügel, aber es ist Tofu. Zum Nachtisch gibt es Honigmelone und Kekse. Die Mönche sind geübt und erledigen das Essen in kurzer Zeit. Leider sind wir Besucher nicht so geübt und einige werden nicht satt. So spart man auch am Nachschlag. Es werden noch einige Verse gesungen. Dann stehen alle auf und verlassen in Zweierreihen wieder den Saal. Wer nicht fertig ist, bleibt hungrig.
Wir haben das Ende der Führung erreicht und landen in einem Museum, wie der Mönch mit stark österreichischem Akzent uns weis machen will. Es ist - natürlich - ein Souvenierladen. Und die Mönche kennen die Preise.
Wir fahren nach Tainan. Dort besichtigen wir das National Museum, das ein altes Handelshaus aus der Kolonialzeit ist. Den Tempel lassen wir links liegen. Dann führen uns unsere taiwanesischen Freunde in einen deutschen Biergarten. Richtig gelesen! Es gibt Bier einer Brauerei aus Kreuztal-Krombach, deren Namen hier nicht genannt werden soll. Dazu deutsche Bratwurst oder das, was man in Taiwan unter einer deutschen Bratwurst versteht. Unsere Wahl fällt auf den Biertower, ein 1,5 m hohes Glasgefäß, das 2 l Bier beinhaltet. Dieses wird am Tisch in Gläser gezapft, die aber die Größe eines Zahnputzbechers haben. Dazu werden Eiswürfel gereicht. Ganz wie in Amerika. Wir verweigern das Eis und tringen jeder zwei Zahnputzbecher Bier. Die Gefahr eines Rausches war dadurch nie gegeben und auch unsere taiwanesischen Freunde haben kein Problem. Auch sonst muss sich niemand Sorgen machen. Diese Geste der Gastfreundschaft durften wir nicht ausschlagen. Lieber Schulleiter, liebe Frau Ministerin, dieses Opfer, das wir gerne gebracht haben, diente der Verfestigung der deutsch-taiwanesichen Schulpartnerschaft. Hier wächst zusammen, was zusammengehört.
Kurz geht es noch auf einen Markt auf dem es neben allerlei Leckereien, die es übrigens immer gibt (wie bleiben die Taiwanesen nur so schlank dabei) Waffeln in den Tierformen gibt. Mich fasziniert die Elefantenwaffel.
Es geht zurück. Einige schlafen, andere singen.
Um 6.30 sind wir zurück. Es gibt noch etwas Obst und morgen wird ausgeschlafen.

 

Tag 12

Da wollte und konnten wir heute endlich ausschlafen und was passiert, um kurz vor Acht sind wir wach. Das Leben ist manchmal gemein. Also stehen wir irgendwann doch auf und machen uns fertig zum sonntäglichen Frühstück bei Mc D... Ständig brauche ich das nicht.
Anschließend fahren wir zu einer alten Zuckerfabrick, die inzwischen zu einem Wochenenderholungsgebiet geworden ist. Man kann noch etwas über die Zuckerproduktion erfahren, die alten Gebäude besichtigen und sich mit diversen Freitzeitangeboten vergnügen. Interessant ist es aber den taiwanesichen Familien zu zusehen. Zum Abschluss gibt es Eis und HauTauHo (Stinky Tofu), aber nicht für mich.
Inzwischen sind es hochsommerliche 30°C, hochsommerlich für uns, nicht für Kaohsiung.
An der Arena treffen wir Wi, Viola und Kiwi, die uns den Sonnenuntergang im Hafen zeigen wollen. Erst mit der Metro, dann mit dem Bus (alternative ginge es auch mit dem Fahrrad, so war es eigentlich geplant, aber wir lehnen höflich ab, da wir fürchten, dass wir als Münsteraner doch erhebliche Vorteile haben; als ich nämlich fragte, ob wir ab Wenzao mit dem Rad fahren, wurde ich doch sehr komisch von den Studentinnen angeguckt) geht es zum ehemaligen britischen Konsolat, das auf einem Berg direkt an der schmalen Hafeneinfahrt von Kaohsiung liegt. Von dort hat man einen wunderschönen Blick auf das Meer und den Hafen. Leider fällt der Sonnenuntergang aus, da tief im Westen Wolken die Sonne verdecken, bevor sie ins Meer fallen kann.
Da der Bus nicht zurückfährt, laufen wir über eine schmale Straße, auf der Fußgänger, Radfahrer, Scooterfahrer, PKWs und Reisebusse unterwegs sind. In Deutschland wäre das nicht möglich. Aber jeder passt auf und es passiert nichts.
Wir überqueren den Love River und setzen für 15 NT auf die Insel Shizin über. Dort gibt es auf dem Weg zum Strand zahlreiche Garküchen und Verkaufsstände: ein Nachtmarkt, der auch am Nachmittag öffnet. Wir essen "Schwein im Wald", wie ich von Wi erfahre. Es ist sehr lecker. Die letzten Ständer der Straße bilden die Fischläden. In Becker vor den Geschäften schwimmen diverse Meeresbewohner und warten darauf gekauft und gegessen zu werden. Auch mehrere Seeschlangen warten. Ich weiß jetzt, warum ich als Eingeborener von Westfalen auf Fisch und andere Meeresbewohner verzichten kann.
Dann stecken wir unsere Füße in den Indischen Ozean, ein Spektakel, das unsere taiwanesischen Begleiterinnen amüsiert. Sie würden nie ins Wasser gehen. Wegen der Seeschlangen? Auch zum Sonnenbaden an den Strand gehen, ist in Taiwan nicht üblich.
Auf dem Markt treffen wir Sarah, Jana, Patrick und Klara, jeweils mit ihren taiwanesischen Austauschpartnerinnen und deren vielen Freundinnen. Die Welt ist klein.
Auf der Rückfahrt mit der Fähre zum Festland präsentiert sich die Skyline von Kaohsiung in festlicher Abendbeleuchtung. Man kommt sich nach Hamburg versetzt vor: auf der einen Seite des Wassers Häuser und Bürogebäude, auf der Anderen die Docks einer Werft. Ich glaube, dass viele Menschen vergleichbare Bilder beider Städte nicht auseinanderhalten könnten.
Auf dem Rückweg gehen wir noch ein Eis essen. Die Betonung liegt auf "ein". Wir bestellen ein Eis für 10 Personen. Otto ist seit unserer Ankunft im Hafen zu uns gestoßen, jetzt vervollständig ihre Mutter unsere Gruppe. Es kommt eine riesige Schüssel, gefüllt mit gemahlenen Eis aus Cocosmilch, wie wir vermuten, darüber frische Früchte und Marmelade. Es schmeckt super. Auf diese Kreation werden sich Gäste, die uns im Sommer zu Hause besuchen, freuen können.
Die Metro bringt uns zurück. Die letzte Etappe mit dem Bus bringt uns in Bettnähe.
Gute Nacht.

 

Tag 13

Die Reise geht langsam zu Ende. Wir beginnen damit, dass wir uns von den ersten taiwanesischen Freunden verabschieden müssen, da wir sie morgen nicht mehr sehen werden. Zwei Wochen sind vergangen, wie im Flug (an den möchte ich jetzt noch nicht denken, immerhin 13 Stunden eingedost in 10 km Höhe, ohne sich bewegen zu können).
Luisa und Nadine möchten hier bleiben, haben sie gesagt. Bevor jetzt verzweifelte Mütter anrufen: ich bringe sie wieder mit.
Meiner Frau geht es übrigens auch sehr gut. Sie wurde in den Berichten vermisst. Dafür ist sie ständig bei mir.
Der Morgen beginnt wieder ohne Frühstück. Dafür mit einem gemeinsamen Unterricht für deutsche und taiwanesische Schülerinnen und Schüler. "Tourismus" heißt das Fach. Die Taiwanesen stellen ihr Land in mehreren Präsentationen vor, die Deutschen tun es ihnen mit unserem Heimatland gleich.
Mittagessen heute in der Mensa. Wir gehen am Büffet entlang und meine Frau nimmt von jeder Speziallität etwas. Das ist typisch deutsch oder vielleicht auch typisch sie und führt zu Erheiterung bei den beiden Studentinnen an der Kasse, weil sie auf so einen Teller nicht vorbereitet sind. Sie bestimmen einen Preis für fünf Teller, der in Deutschland nicht für einen Teller gereicht hätte. Wir wundern uns immernoch, dass Essen so günstig zu bekommen ist. Andererseits reden die Taiwanesen immer über das Essen und tun es auch immer wieder. Es ist politisch unverfänglich, wie mit ein Lehrer sagt.
Danach gibt es Milchshakes. Die werde ich in Deutschland vermissen. Ungesüsst mit vielen Früchten und Eis. Herrlich.
Am Nachmittag gibt es einen romantischen Liebesfilm und alle sind gerührt.
Danach startet das Abendprogramm. Herr Chang hat uns und einige Lehrer der Abteilung zum Essen eingeladen. Wir fahren ins Zentrum von Kaohsiung und gehen in ein kleines Restaurant einer Familie, die aus den Bergen stammt und typische Gerichte aus ihrer Heimat anbietet. Wir lernen wieder neue Speisen kennen. Ich dachte eine Steigerung sei nicht mehr möglich, aber es schmeckt wieder sehr gut. Noch ein Eis und dann geht es noch ein paar Souveniers kaufen. Ich glaube, wir brauchen noch einen Koffer.
Gleich gehen wir zum letzten Mal Schlafen auf Taiwan. Morgen besuchen wir noch die chinesische Abteilung, lernen Schach und müssen uns verabschieden. Es werden Tränen fließen.
Der letzte Eintrag ins Reisetagebuch wird erst am Mittwoch erfolgen, schließlich sind wir morgen abend schon unterwegs. Der 24 Stunden Trip nach Hause wartet auf uns.
Das war also der letze Eintrag von taiwanesischem Boden. Aber wir sind ja globalisiert. Das Internet ist überall.

 

Tag 14

Unser letzter Tag beginnt. Kaum zu glauben, dass die Zeit schon vorbei ist.
Es beginnt, wie schon gewohnt nur mit Kaffee. Um 9.00 treffen wir uns und besuchen mit Herrn Chang die Abteilung für Chinesische Sprache. Hier können vor allem ausländische Studenten Chinesisch lernen. Es wird eine Werbeveranstaltung. Wir sehen nach einem kurzen Rundgang durch die Räume einen Film über die Möglichkeiten eines Sprachkurses. Interessant für Schülerinnen und Schüler, die einen Auslandsaufenthalt planen oder nach dem Abitur einen Sprachkurs machen wollen. Theresa Tung, Leiterin dieser Abteilung verspricht mir eine Kopie des Films. Nach 30 min habe ich sie. Ich werde in der Schule Werbung dafür machen. Es ist eine gute Möglichkeit um Chinesisch zu lernen. Wir haben persönliche Kontakte zum Wenzao College und die deutsche Abteilung will bei der Vermittlung von Gastfamilien behilflich sein.
Jetzt gehen wir spielen: chinesisches Schach oder Majhong. Die taiwanesischen Studenten haben die Regeln als Präsentation vorbereitet. Nach kurzer Zeit spielen wir mit leichter Hilfe. Im Flugzeug entdecke ich dieses Spiel auf dem Bordcomputer (nicht der des Piloten, sondern jeder Fluggast hat so eine Spielzeug zur Unterhaltung) und gewinne sogar ein Spiel.
Jetzt ein letztes Mittagessen. Doch vorher haben wir noch etwas vor. Wir wollen uns bedanken. Nadine hat ein Plakat vorbereitet und alle haben unterschrieben. Unter dem Beifall aller überreicht Lennard unseren Dank an Herrn Chang und die Studenten der Deutschabteilung von Wenzao. Wir haben uns "sau" wohlgefühlt.
In der Tür sehe ich plötzlich Wui, Viola, Otto und Kiwi. Die vier haben eingentlich keinen Unterricht, so haben sie uns gesagt, doch sind sie gekommen sich von uns zu verabschieden. Sie haben einen großen Bären gebastelt, auf dem viele kleine Briefchen an uns kleben. Wir sind tief gerührt. Dabei haben wir doch gar nichts gemacht. Sie waren es, die uns Kaohsiung gezeigt haben in ihrer Freizeit. Wir gehen zusammen essen. e-mail Adressen werden ausgetauscht und wir können ihnen nur versichern, dass unsere Tür für sie offensteht, wenn sie nach Deutschland kommen sollten. Dann kommt er doch: der Moment des Abschieds. Es fließen Tränen.
Irgendwann müssen wir dann doch unsere Koffer packen. Es bleiben zwei Stunden, in denen fünf Koffer mit Wäsche, Souveniers, Gastgeschenken und Spielzeug gefüllt werden. Meine Befürchtung triit nicht ein. Wir brauchen keinen zusätzlichen Koffer, aber mit dem Gewicht darf es keiner so genau nehmen, denn 20 kg werden von jedem Koffer deulich überschritten.
Schnell noch duschen und es geht ein letztes Mal zum Campus. Der VW-Bus der Schule wird uns zum Flughafen bringen. Herr Chang hat ihn uns organisiert. Ein letzter Milchshake muss aber noch sein.
Der Bulli wird beladen und dann müssen wir uns aus Wenzao verabschieden. Was jetzt passiert, hätte ich bei unserer ersten Begegnung nie für möglich gehalten. Herr Chang nimmt meine Frau zum Abschied in den Arm. Sie hat mit ihrer herzlichen Art einen großen Anteil an dem guten Verhältnis, das sich in den zwei Wochen zwischen der Deutschabteilung und unserer Gruppe entwickelt hat. Dann nimmt Herr Chang auch mich in den Arm. Ich bin gerührt und auch geehrt. Pai-Ling erzählt uns später, dass sie eine solche emotionale Reaktion ihres Abteilungsleiters noch nie gesehen habe und auch nie für möglich gehalten hätte.
Auf dem Flughafen treffen so nach und nach alle ein. Die Gastfamilien haben ihre deutschen Göste gebracht. Nur, dass wir viel zu früh sind. Bis zum check-in sind es noch gut 2 Stunden. Also warten. Doch nach und nach treffen immer mehr taiwanesischer Studenten, mit denen wir die letzten zwei Wochen verbracht haben ein. Benjamin, Emilia und alle die anderen, die keinen Austauschpartner haben sind zum mit der Metro zum Flughafen gekommen, um uns zu verabschieden. Es wird viel geredet und noch mehr fotographert.
Der Schalter öffnet und wir stellen uns an der kürzesten der vier Warteschlangen an. Mir ergeht es im Aldi auch immer so, wie jetzt: ich stehe garantiert an der Kasse, wo die Papierrolle gewechselt werden muss, der Preis erst erfragt wird oder vor mir jemand sein Geld vergessen hat. Ich habe dann immer das Gefühl, dass alle, die in den Nachbarreihen standen, schon längst zu Hause sind, wenn ich das Fließband erreiche. So ergeht es uns jetzt auch. Am Schalter diskutiert ein älteres Ehepaar mit dem freundlichen Mitarbeiter des Flughafens. Es wird telefoniert, diskutiert, telefoniert, diskutiert, telefoniert... Als wir endlich an der Reihe sind, sind alle anderen Fluggäste schon abgefertigt. Dafür haben jetzt vier Mitarbeiter des Flughafens gleichzeitig für uns Zeit. Die Abfertigung erfolgt in fünf Minuten. Warum hat es in Frankfurt über eine Stunde gedauert?
Jetzt heißt es endgültig Abschied nehmen. Letzte Umarmungen, Tränen, dann erfolgt der Gang in den Sicherheitsbereich. Als ich um die Ecke biege und unsere taiwanesischen Freunde nicht mehr sehen kann, ist für mich die Reise plötzlich beendet. Jetzt will ich nach Hause. Ohne die lieben Menschen will ich nicht mehr länger hier sein.
Es erfolgt der übliche Sicherheitscheck. Beim Gang durch das Sicherheitsportal schlägt dieses Alarm, wie es mir immer passiert. Aber alles in Ordnung. Allerdings nicht bei unseren Kinder. Als ich eine Sicherheitsbeamtin (gibt es in Taiwan Beamte?) sehe, wie sie drei Fantadosen aus den Rucksäcken unserer Kinder holt. fällt mir spontan wieder ein, dass ich selbe dorthineingetan habe, falls sie Durst bekämen. Jetzt haben sie keinen, zumindestens keine großen, also darf ich drei Dosen Blaubeer-Fanta austrinken.
Durch einen grünen Gang, vorbei an verschiedenen Dutyfree-Shops gehts zum Gate 25. Ich sitze gerade und habe meine Postkarten ausgepackt, die ich endlich schreiben will, fordert uns ein Flughafenmitarbeiter auf das Flugzeug zu besteigen, das die hinteren Reihen beginnen sollen. Also Karten, Stift und Briefmarken wieder einpacken und ab ins Flugzeug.
Nach kurzer Zeit setzt sich die 737 in Bewegung und auf einmal heben wir schon ab. Der Pilot scheint es eilig zu haben. Will er schnell nach Hause? Es gibt wieder Saft und ich schaffe gerade alle Pflichtkarten, da landen wir schon wieder.
Aus dem Flugzeug geht es durch die vordere Tür hinaus. Wir werden von Mitarbeitern von China Airlines nach links durch eine Tür gebeten, dort erfolgt wiederum eine Sicherheitskontrolle, dann geht es mit dem Skytrain zu Terminal 1 wieder durch eine Tür, dann nach rechts und wir stehen in einem breiten Gang, der gesäumt ist von vielen Geschäften, in denen man viel Steuern sparen kann. Wir sparen noch mehr und gehen direkt zum Gate A 8. Ich frage mich gerade, warum der Weg auf dem Hinflug so weit war und jetzt so kurz. Entweder hat man in der Zwischenzeit den Flughafen umgebaut oder ... keine Ahnung.
Einige Jungen verhungern gerade und suchen etwas Essbares. Ich begebe mich nun auf die Suche nach einem Briefkasten. Das löst doch bei allen Beschäftigten auf dem Flughafen große Heiterkeit hervor. Ich finde gerade auf Flughäfen sollte es Postkästen für die Urlaubspost geben. Während der Wartezeit kann man hervorragend seine Urlaubspost erledigen. Sonst haben wir nie Zeit im Urlaub für so etwas. Meine Karten nehmen schließlich drei Mitarbeiterinnen unserer Flutgesellschaft an sich und wollen sie in einen Briefkasten einwerfen. Sollte jemand keine Karte erhalten, der damit rechnet, von uns eine Karte zu bekommen, weiß er jetzt warum.
Die Reihen 25-39 sollen zuerst einsteigen. Das macht Sinn damit es keinen Stau im Flugzeuggang gibt. Den gibt es trotzdem, weil einige, vornehmlich nicht Asiaten in der Schule im Matheunterricht nicht aufgepasst haben. Sie wollen anscheinend noch ein bisschen länger sitzen - 13 Stunden sind nicht genug.
Schließlich haben alle einen Platz. Unser Sohn Max schläft sofort ein, als er sitzt. Das möchte ich jetzt auch gerne. Aber ich habe das Gefühl, dass man den Sitzabstand im Gegensatz zum Hinflug noch verkleinert hat oder ich bin noch gewachsen. So soll ich die nächsten 13 Stunden sitzen - unmöglich.
Der Tag ist zu Ende. Unsere Reise noch nicht.

Tag 15

Wir starten, es wackelt und dann gibt es Kopfhörer und endlich Essen. Lennard schläft auch schon und eine freundliche Stewardess versucht in sanft zu wecken, was aber keinen Erfolg bringt. Patrick langt schließlich auf westfälische Art zu und Lennard wird wach. Die Stewardess ist über diese Weckmethode doch etwas verwundert. Dafür wird sie ihr Essen jetzt aber los. Heute abend wähle ich, weil ich Deutscher bin, Tomatensaft und Rotwein. Ich hoffe, dass wieder etwas ins Essen gemischt wurde, damit alle Schlafen. Und tatsächlich finde ich eine Sitzposition, in der ich irgendwie doch einige Zeit schlafe: seitlich die Beine im Gang, den Kopf an der Rücklehne. Wie ich im Nachhinein höre, mussten die Stewardessen ständig dann über meine Bein klettern.
Irgendwann wechseln meine Frau und ich die Plätze und ich ich die Schlafposition. Bewegen geht jetzt gar nicht mehr. Also stütze ich mich auf dem ausgeklappten Tisch ab und kuschel mich an die Rückenlehne von Nadine. Die schläft übrigens fast 10 Stunden. Meine Tochter Pia auch. Beneidenswert.
Irgendwann geht das mit dem Schlafen nicht mehr. Ich begebe mich mal auf eine Joggingrund im Flieger. Dann gucke ich mir einen Film an. Draußen ist es plötzlich hell und man kann Eis und nicht bewohntes Land sehen. Wir müssen sehr weit nördlich sein. Doch eine Flugbegleiterin ("Saftschupse" habe ich im Radio gehört, darf ich nicht sagen, weil es diskriminierend ist, wie mehrere Frauen aus unserer Gruppe meinen; in Englisch hieße es "juice-pusher" - auch nicht schlecht) bietet mich die Sichtblende wieder herunter zu machen. Alle sollen schlafen, das macht weniger Arbeit.
Wir fliegen eine eigenartige Route. Von Taiwan nach Norden über Japan hinweg nach Rußland, das wir dann von Osten nach Westen überfliegen. Über Finnland, Schweden, Dänemark geht es nach Deutschland. Zu Hause muss ich mir das auf dem Globus genauer anschauen.
Es gibt Frühstück. Ommlett oder Reis stehen zu Auswahl. Dazu Kaffee.
Wir überfliegen den Frankfurter Flughafen von Ost nach West, machen eine 180° Kehre, sehen den ehemaligen Heimatort unseres Schulleiters und landen 30 min eher als vorgesehen sicher in Frankfurt. Jetzt aber raus.
Die Wege sind kurz. Wir müssen uns kurz einer Passkontroll unterziehen. Mein Pass wird eingescannt. Warum wieder meiner?
Als wir zum Gepäckband kommen, sind unsere Koffer auch schon da. Schnell noch zur Toilette, dann am Zoll vorbei zum Ausgang. Jetzt sind wir wieder dort, wo wir vor zwei Wochen eingecheckt haben. Die Crew verlässt mit uns den Flughafen. In fünf Stunden fliegt die Machine zurück. Bis dahin gibt es noch viel zu tun, denn es sieht aus, wie auf einem Schlachtfeld. Ja, einige Menschen können sich nicht benehmen.
Mit dem Bus fahren wir zu Terminal 1. Knapp vierzig Minuten, nach dem wir gelandet sind. stehen wir auf dem Bahnsteig und verpassen den ICE nach Köln nur knapp. Um 7.15 Uhr fährt ein ICE nach Dortmund, d.h. nur einmal Umsteigen. Den nehmen wir. Wollen wir zumindestens, denn es werden 10 min Verspätung angezeigt. Meine Frau plündert den Süßigkeitenautomaten und füttert die Gruppe mit zahlreichen Leckereien. Das hebt die Stimmung.
Es werden jetzt 20 min Verspätung angezeit. Dann eine Durchsage, die man genauso gut versteht, wie ein Durchsage auf einem chinesischen Flughafen in Landessprache. Wir entziffern mühsam, dass es eine Triebkopfausfall gibt und der Zug deshalb 30 min Verspätung habe, aber gleich kommen. Wollen die uns vera...? Dieser Schaden war doch auch schon bekannt, als der Zug 10 min Verspätung hatte. Es werden schließlich 45 min. Eigenarigerweise fahren von Frankfurt zahlreiche Züge nach Süden, aber nur wenige nach Norden. Jetzt wird eine Bahnsteigverlegung angekündigt. Ein IC nach Hamburg fährt ein - über Dortmund. Nichts wie hinein, denn ob der ICE kommt, bezweifeln wir jetzt doch.
Jetzt beginnt das spannende Kapitel "Bahn fahren in Deutschland". Die Deutsche Bahn fährt angeblich Verluste ein, aber der Zug ist voll. Wir suchen freie Plätze. Die meisten sind reserviert, einige mit dem Hinweis "ggf. freigeben" versehen. Was heißt das konkret? Egal wir sitzen, aber nicht lange. In Mainz steigen zahlreiche Passagiere ein, die eine Blitzreservierung für unsere Plätze haben. Mit moderner Technik könnte man auch das Anzeigen. Der Zug ist voll. Bis Dortmund stehen? Mit dem Gepäck durch den Zug ziehen auf der Suche nach einem freien Platz? Wir teilen uns die wenigen freien Plätze. Tobias, Patrick und Lennard suchen das Bordbistro, dafür dürfen andere sitzen. Ab Köln wird es leerer im Zug. Wer will schon nach Westfalen.
In Dortmund trennen sich unsere Wege. Es geht jetzt für uns nach Münster, für Luisa, Naomi, Klara, Sarah, Meike,, Anna, Ricarda, Jana, Nadine, Christian, Tobias, Patrick und Lennard nach Oelde.
Unser Abenteuer Taiwan geht zu Ende. Es war schön. Meine Vorstellungen wurden um ein Vielfaches übertroffen.
Im Juli besuchen uns unsere taiwanesischen Freunde. Und im nächsten Jahr fahren wir wieder nach Taiwan. "Taiwan touch your heart". Dieser Werbespruch trifft es genau.
Zum Schluss möchte ich Danke sagen:
Danke liebe Schülerinnen und Schüler: Ihr ward eine tolle Truppe. Es gab keine Schwierigkeiten, ihr ward offen, nett und zuverlässig. Mit Euch fahre ich sofort wieder los.
Danke liebe Eltern: Sie haben uns ihre Töchter und Söhne für dieses Abenteuer, von dem wir auch nicht wussten, was uns erwartet, anvertraut und unsere Idee unterstützt.
Danke liebe taiwanesische Studenten: Ihr habt mit uns viel unternommen, habt uns an eurem Leben teilhaben lassen, ward sehr gastfreundlich und herzlich zu uns.
Danke an die Lehrer der Deutschabteilung mit Herrn Chang an der Spitze und Ingo Tamm, als organisatorischer Ansprechpartner: Sie haben unseren Besuch erst ermöglich, organisiert und uns herzlich und freundschaftlich aufgenommen.
Danke an Pai-Ling: Du hast unsere Idee, die wir im letzen Sommer auf unserer Terasse bei Wein ober Bier, ich weiß es nicht mehr so genau, gesponnen haben, in deine Schule getragen, uns aufgenommen und uns dein Land gezeigt
Danke an meine Kinder: Mit eurer Unbekümmertheit und euerer Offenheit habt ihr viele Freunde (auch für uns) gewonnen, viele Barrieren beiseite geräumt und viele Fotoapparate gefüllt.
Danke an meine Frau Magdalena: Durch dein großes Herz hast Du es geschafft, dass die Verbindung zwischen den Schulen eine sehr intensive geworden ist und die Stimmung in der Gruppe immer hervorragen war. Dafür liebe ich Dich.
Bis zum nächsten Jahr!

Wolfram Wenner