Habent sua fata parietes - Diese Mauern können viel erzählen !

- Kurze Geschichte des Johanneums Wadersloh -

 

Die Vorgeschichte des Johanneums beginnt im Jahre 1891, als in Wadersloh eine Rektoratschule gegründet wurde, die zunächst oben im Hotel Bomke im sogenannten Schulzimmer untergebracht war. Ziel dieser Zubringerschule war es, den noch jungen Kindern die Unterbringung in einer Pension oder einem Internat zu ersparen. Einen Bahnanschluß hatte Wadersloh noch nicht, und die nächsten Gymnasien waren in Lippstadt, Warendorf und Münster. Die kleine Wadersloher rektoratschule mußte aber schon 1904 wieder schließen, da sich kein qualifizierter Schulleiter finden ließ. Eine gewisse Entlastung gab es durch den Bahnanschluß (1898) und die Eröffnung des Städtischen Gymnasiums in Beckum (1910).


Der Gedanke an eine eigene Zubringerschule war aber in Wadersloh nicht aufgehoben, sondern durch den 1. Weltkrieg nur aufgeschoben. Man mußte das Problem nur anders anpacken und einen geeigneten Schulträger finden. Beides gelang drei Männern aus Wadersloh: Am 29. November 1921 wurde vom Reichstagsabgeordneten Franz Bornefeld-Ettmann und Pfarrer August Holtkamp in Wadersloh (wieder) ein Schulverein gegründet, damit die Kinder (und hier vor allem die Jungen) nicht in frühen Jahren schon mit dem Zuge nach Lippstadt oder Beckum fahren mußten, vorausgesetzt die dortigen Schulen nahmen sie überhaupt auf. Dritter im Bunde war Bruder Franz-Josef Heising vom Orden der Christlichen Schulbrüder des Johannes de La Salle.

Am 26. April 1922 zog die erste Klasse unter Leitung der Christlichen Schulbrüder in die alte Mädchenschule an der Wilhelmstraße ein. Am 13. Juli 1923 kauften die Schulbrüder mitten in der Inflationszeit für eine Milliarde und eine Million Reichsmark das Grundstück Hamelbeck zwischen dem Mauritz und der Liesborner Straße und bezahlten es im September 1923 mit einer Spende aus Amerika von 10 Dollar. Am 21. Mai 1924 erfolgte die Grundsteinlegung des Altbaus, und schon am 8. Juli 1925 konnte Weihbischof Dr. Scheiffes das Gebäude einweihen, das fortan nach dem Gründer des Ordens der Christlichen Schulbrüder Johannes de la Salle den Namen

Johanneum

tragen sollte.

Die Schulbrüder hatten große Pläne: Wadersloh sollte ihre große Niederlassung im Münsterland werden. Gedacht war an ein katholisches Pensionat für 400 bis 600 Schüler mit einem großen Zentralbau. Fertiggestellt wurden zunächst der Haupteingang und der rechte Flügel. Das Toilettenhaus (heute "Bungalow") hatte man links vom Haupteingang so weit entfernt errichtet, daß es genau an den geplanten linken Flügel angeschlossen werden konnte.

So sollte das Johanneum einmal werden!
Da die Schülerzahl in den folgenden Jahren aber nicht den Erwartungen entsprach, kam es nur zu kleineren Anbauten auf der linken Seite Heizungskeller, Sprechzimmer und "blaues Zimmer". 1930 konnte Bischof Johannes von Münster jedoch noch eine neue, sehr moderne Turnhalle einweihen.

Sport und körperliche Ertüchtigung wurden nämlich groß geschrieben am Johanneum. Dahinter stand der Gedanke einer ganzheitlichen katholischen Erziehung der Jungen, die ja zum großen Teil aus den Städten des Ruhrgebiets kamen. Unter der Leitung von Bruder Ansgar Kellermann wurde das Johanneum zum Landschulheim ausgebaut, das sich den Ideen von Hermann Lietz verpflichtet fühlte. Einrichtung und Unterbringung der Jungen wie der Schulbrüder waren sehr spartanisch, rein funktional. Vom Putzen bis zur Gartenarbeit wurden alle Arbeiten selbst verrichtet, und "jede Arbeit war es wert getan zu werden !"



Fast alle Schüler gehörten dem Jugendbund "Neudeutschland" (ND) an, und unter Führung von Bruder Siegfried Nitzlader entwickelte sich das Johanneum zu einer Hochburg der Jugendbewegung zwischen Münster und der Wewelsburg.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde auch für das Johanneum die Situation schwieriger, da die christlichen Schulen ja nicht den Vorstellungen der Machthaber entsprachen. 1934 wurde zwar die gesamte Schülerschaft in die Hitlerjugend überführt, doch alle Anpassung nutzte nur kurze Zeit. 1935 besuchte Bischof Clemens August Graf von Galen noch das Johanneum und lobte die Tätigkeit der Schulbrüder. Der Anfang vom Ende kam jedoch am 15. Juli 1936 mit der Verhaftung Bruder Siegfrieds. Man warf der Schule "undeutsches Verhalten" und "Kulturbolschewismus" vor und verfügte die Schließung zum 1. April 1937. Am 20. März 1937 verließen die letzten Schüler ihr "Heim an der Sonne".

Danach standen die Gebäude ein Jahr lang leer, wurden allerdings von Frl. Bücker und Frl. Rarey aus Wadersloh bestens gehütet. Schulbrüder und Gemeinde versuchten Interessenten zu finden, doch alle Angebote zerschlugen sich. Ende 1938 wurden - zur Vorbereitung auf den Krieg (Vierjahresplan) - Schule und Turnhalle von der Reichsgetreidestelle beschlagnahmt und mit mehr als 1.000 Tonnen Roggen und Hafer aufgeschüttet. Decken und Wände wurden durchbrochen und Gebäude wie Außenanlagen schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Ein Glück für das Gebäude war es, daß neben Lagerraum auch Schulraum sehr knapp war. So wurden drei Klassen einer neu aufzustellenden Lehrerbildungsanstalt (LBA), die notdürftig in der Jugendherberge Nottuln untergebracht waren, nach Wadersloh verlegt und um eine vierte Klasse erweitert. Zuvor hatte die Gemeinde die Liegenschaften von den Schulbrüdern gekauft und wieder instandgesetzt, so daß die LBA nach den Sommerferien 1939 einziehen konnte. Fortan war die Schule mit vier "Zügen" belegt, die sich aus begabten Volks- und Mittelschülern rekrutierten, die zu Lehrern ausgebildet werden sollten. 1944 wurden Teile der Schule und die Turnhalle für ein Textilien- und Lebensmittellager ("Goebbels-Lager") beschlagnahmt, das dann kurz vor dem Einrücken der Amerikaner geplündert wurde. Die Schüler hatte man schon Wochen vorher nach Hause geschickt.

1945 und 1946 waren nicht nur für das Gebäude turbulente Jahre: So diente es nacheinander als Kaserne für belgische Offizierslehrgänge, als Sammellager für 400 befreite italienische Kriegsgefangene, als Unterkunft für ein amerikanisches Gräberkommando und als Auffanglager für Ostvertriebene. Ab 1947 wurden die inzwischen ziemlich ramponierten Räume wieder schulischen Zwecken zugeführt. So wurden hier Sondernotlehrgänge zur Ausbildung von Volkschullehrern und -lehrerinnen untergebracht wie auch Kurzlehrgänge einer Sommerschule.

1948 gelang es der Gemeinde, den Bischof von Münster für das Gebäude zu interessieren, der hier nun eine bischöfliche Schule und ein Knabenkonvikt eröffnete und der Schule auch wieder den Namen Johanneum gab, der im Wadersloher Volksmund lebendig geblieben war. Doch schon 1951 zog das bischöfliche Konvikt Johanneum nach Ostbevern in die Loburg um, da dort mehr Platz zur Verfügung stand.

Inzwischen waren die Franziskaner auf die Gebäude in Wadersloh aufmerksam geworden. Ihre Schule in Warendorf litt unter großem Raummangel, und Pater Aurelius verstand es, in kürzester Zeit alle Probleme aus dem Wege zu räumen und das Johanneum in Wadersloh für die Franziskaner zu kaufen. Am 15. November 1951 weihten die Franziskaner das neue, nun franziskanische Johanneum mit einem feierlichen Gottesdienst ein. Unter ihnen sollte die Schule in den folgenden 40 Jahren eine neue Prägung bekommen und einen ungeahnten Aufstieg nehmen.

Durch die Wirren der Nachkriegsjahre waren die Gebäude arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Vieles konnte - bei den knappen Mitteln - nur notdürftig repariert werden. Wie schon bei den Schulbrüdern und auch zu Zeiten der LBA war auch jetzt die Einrichtung sehr spartanisch. Alles, was aus Holz war, wurde von der Schreinerei der Franziskaner in Warendorf einfach aber funktionsgerecht eingebaut, ob es die Schränke in den Schlafsälen waren oder im sogenannten D-Zug im Dachgeschoß.

Das Johanneum war zunächst nur ein Progymnasium mit Internat, nur wenige Schüler aus dem Raum Wadersloh waren Externe. Die höchste Klasse war in den 50er Jahren die Tertia. Die meisten Schüler gingen dann nach St. Ludwig in Vlodrop/ Niederlande, dem eigentlichen Gymnasium der Franziskaner, und machten dort in acht Jahren ihr Abitur. Wer auf ein anderes Gymnasium wechselte, mußte dort mit der Obertertia weitermachen.

In der "Villa" Hamelbeck auf dem Mauritz, die bis 1945 Direktorenwohnung war, wohnten nun die Nonnen und die Dienstmädchen, die in der Küche des Internats arbeiteten. 1955/56 wurde der kleine linke Flügel des Altbaus angebaut und das Dach ganz durchgezogen, so daß man nun Raum für eine schöne große Kapelle bekam. Auf der Altarwand entstand im Stil der damaligen Zeit durch den Künstler Bernhard Gohla aus Lippstadt der Sonnengesang des Hl. Franziskus, der auch heute noch nichts von seiner Aussagekraft verloren hat. Die Turnhalle von 1930, die beim Einzug der Franziskaner zur Kapelle gemacht worden war, bekam nun wieder ihren eigentlichen Zweck.

 

 

Anbau 1956



Der Sonnengesang

In den 60er Jahren hatten auch die Franziskaner große Pläne. Schule und Internat sollten in großem Stil ausgebaut werden. Den Anfang bildete 1962 eine neue, größere Turnhalle; die alte Turnhalle wurde abgerissen. 1963 begann man mit dem Bau eines neuen Schulgebäudes, zunächst in der Form eines U. Die Konzeption des Gebäudes war aber so, daß es zu einem H erweitert werden konnte. Mit dem Neubau ist P. Aurelius und dem Architekten ein großer Wurf gelungen. Obwohl im Kern ein Bau des Betonzeitalters, hat er eine eigene Atmosphäre. Dafür sorgen die Verblendung mit Klinkern auch im Innern und vor allem die große Wetterwand aus farbigem Glas. So ist eine Aula entstanden, von der aus man fast alle Räume sehen kann, aber auch eine Aula, die mit ihren Rängen wie ein Theater wirkt.



Der Neubau

Der Neubau war für 250 Schüler ausgelegt, der Altbau blieb Internat. Man plante aber noch ein neues Internat (im heutigen Schulgarten). Doch wie schon in den 20er Jahren, die Schülerzahlen im Internat gingen aus den verschiedensten Gründen zurück. 1980 wurde das Internat aufgelöst; viele Räume des Altbaus verloren ihre Funktion und waren nun leer und nutzlos. Kein Wunder, daß der Altbau dadurch und durch die vielen Provisorien ins Hintertreffen geriet. Der gesamte Schlafsaalbereich bis zum D-Zug waren für schulische Zwecke nicht zu gebrauchen, ebensowenig die Duschen, der Schuhputzraum und der Küchenbereich.

Die sechs Klassenräume des Altbaus allerdings wurden längst wieder als Schulräume benutzt, denn die Schülerzahlen gingen stetig nach oben. Bis 1970 war das Johanneum ein Progymnasium, eine Zubringerschule also, die in Wadersloh nur bis zur "Mittleren Reife" führte. Zum Teil waren die Jahrgänge aber schon zweizügig. Das Jahr 1970 brachte in doppelter Hinsicht die große Wende: Zum einen wurden jetzt auch Mädchen aufgenommen, und zum anderen hatte man vom Regierungspräsidenten die Genehmigung erhalten, die Schule bis zum Abitur, also zum Vollgymnasium, auszubauen. Damit änderte sich der Charakter der Schule natürlich grundlegend. War sie bis dahin eine Schule, die auf Förderung des Ordensnachwuchses ausgelegt war, trat nun der Auftrag daneben, die Kinder des Einzugsbereiches dieser Schule in franziskanischem Sinne zu erziehen. 1974 legten die ersten 15 Schüler am Johanneum ihr Abitur ab - ein Jahrgang, der eindeutig noch von "Internen" dominiert wurde. 1976 hatte das Johanneum dann auch seine erste Abiturientin.

Die Schülerzahlen stiegen nun gleichmäßig weiter an; die volle Zweizügigkeit war schnell erreicht - und überschritten. Seit 1996 ist das Johanneum dreizügig. Mit den steigenden Schülerzahlen verschärfte sich natürlich der Raummangel. Sogar das Refektorium im Keller des Altbaus wurde geteilt und so zu zwei Klassenräumen. Jeder noch so kleine Raum wurde als Kursraum genutzt. Es mußte dringend etwas geschehen.

Doch zunächst kam alles ganz anders. Nach fast 40 Jahren in Wadersloh sah sich der Franziskaner-Orden Ende der 80er Jahre gezwungen, Prioritäten zu setzen. Der Personalmangel im Schulbereich war so groß, daß das Johanneum auf Dauer nicht mehr zu halten war. Da war nun guter Rat gefragt, denn die Alternativen hießen Schließung der Schule (eigentlich für alle undenkbar) oder Suche nach einem anderen Schulträger. Nach vielen Gesprächen und noch mehr Verhandlungen kam es dann (wieder einmal) zur Bildung eines Schulvereins "Gymnasium Johanneum e.V." und zum Kauf der Liegenschaften durch die Gemeinde Wadersloh. Der Orden ließ mit sich handeln, denn auch er war für einen Fortbestand der Schule, und die Gemeinde Wadersloh und das Bistum Münster sagten ihre Unterstützung zu, so daß das Werk mit vereinten Kräften gelingen konnte. Mit dem 1. Januar 1991 übernahm der Schulverein "Gymnasium Johanneum Wadersloh e.V." die Trägerschaft des Johanneums.

Der Schulverein sah sich natürlich sofort mit all den Problemen konfrontiert, die man in der Zeit der Verhandlungen aufgeschoben hatte. Da eine zeitgemäße Unterbringung der Schüler immer schwieriger wurde, entstand bei der Renovierung des Altbaus großer Handlungsbedarf. Hinzu kam, daß auch der Neubau den fortschreitenden Sicherheitsbestimmungen angepaßt werden mußte. Es fehlten zum Beispiel ein zweiter Fluchtweg und Einrichtungen zum Brandschutz. Die Ausführung dieser Maßnahmen hatte die Gemeinde mit dem Kaufpreis übernommen. Beim Altbau stellte sich heraus, daß alle Leitungen so marode waren, daß es ohne eine grundlegende Sanierung des gesamten Altbaus nicht mehr ging. 1995 war man mit den Planungen und der Finanzierung dann so weit, daß mit den Bauarbeiten begonnen werden konnte. Die Kosten von vier Millionen DM teilten sich die Gemeinde Wadersloh und das Bistum Münster.

18 Monate Bauzeit bedeuteten nun für den Schulbetrieb eine Zeit des Improvisierens. Sogar die Villa mußte mit zwei Klassen und vier Kursräumen genutzt werden. Mit großer Disziplin und viel gutem Willen auf allen Seiten überstand man Enge und Baulärm. Nach den Sommerferien 1996 konnte man wieder in den nun strahlenden Altbau einziehen, in Räume, die noch nie zuvor so hell und freundlich waren.

Das galt allerdings (noch) nicht für die Kapelle und den „D-Zug“ im Dachgeschoss. Doch wo ein Wille, da ist auch ein Weg ! Eisernes Sparen und gute Ideen führten auch hier zu einem sehenswerten Ergebnis.

Die Kapelle wurde mit viel Fingerspitzengefühl renoviert, galt es doch hier ganz besonders den franziskanischen Geist zu erhalten und sichtbar zu machen. Eine neue Verglasung und direkte und indirekte Beleuchtung geben dem Raum seine besondere Atmosphäre - mit dem Sonnengesang auf der Altarwand, dem Altartisch aus alter Eiche und dem markanten alten Wegekreuz. Aus der Kapelle ist das stille Zentrum des Johanneums geworden.

 Mit Hilfe der Elternspende, mit Hilfe vieler Gönner und mit einer klugen Finanzpolitik ist schließlich auch aus dem alten „D-Zug“ ein „Medienexpress“ geworden. Zu Internatszeiten diente der sogenannte D-Zug mit seinen sieben „Abteilen“ den älteren Schülern als Wohn- und Schlafraum. Mit Schließung des Internats verkam er zur Abstell- und Rumpelkammer, ein Ärgernis bei dem sonstigen Platzmangel in der Schule. Auch hier verhalfen gute Ideen zu einem sehenswerten Ergebnis.

Eine Schülerbücherei ist zwar nicht passé, aber ohne die digitalen Medien auch nicht mehr vorstellbar. So lag es nahe, möglichst alle Medien in einem Raum zusammenzuführen, - und da bot sich natürlich der „D-Zug“ an. Als das Medienzentrum eingeweiht wurde, waren die „Abteile“ in ihrer alten Form verschwunden, doch an der Grundstruktur hatte sich nichts geändert: links der lange Gang, der den ganzen Raum erschließt, und rechts die einzelnen Arbeitsbereiche. Von der Schulbibliothekarin begleitet und beraten können die Schüler unter anderem an 15 Internet-Arbeitsplätzen selbstständig arbeiten und dabei das Schulnetz und den Bücherbestand nutzen, eine Bedingung, ohne die Schule heute nicht mehr auskommt.

 Der Altbau ist heute von Grund auf renoviert und steht als neuer Altbau gleichberechtigt neben dem alten Neubau. Beide haben ihr eigenes Gesicht und ihre eigene Atmosphäre, in der viele Schülergenerationen gelebt, gelitten und sich wohlgefühlt, dabei viel gelernt und ihren Weg ins Leben gefunden haben.

 Jede Generation muss zum Erhalt eines Hauses ihren Beitrag leisten, soll es nicht verkommen und für die nächste Generation erhalten werden. Das galt natürlich auch für den Neubau. Zeitgleich mit der Renovierung des Altbaus hatte der Neubau im Zuge der Brandschutzmaßnahmen zwei Treppentürme als neue Fluchtwege bekommen, neben so manch anderen Umbauten, die der Sicherheit der Schüler dienen sollten. Aber auch die gesamten naturwissenschaftlichen Räume mussten den neuen Erfordernissen angepasst werden. Besonders der tatkräftigen Unterstützung durch die Eltern unserer Schüler ist es zu danken, dass diese Räume innerhalb weniger Jahre komplett durchrenoviert werden konnten.

 Durch die vielen Baumaßnahmen und durch den Zahn der Zeit hatten die Außenanlagen ganz besonders zu leiden. Als erstes wurde die Außenanlage vor dem Altbau nach den ursprünglichen Plänen wiederhergestellt. Schwieriger war die Renovierung des Schulhofs, war er doch ursprünglich für maximal 300 Schüler konzipiert - und nicht für über 700 Schüler. Hinzu kam eine zunehmende Veränderung der täglichen Schulzeit, hatte die Oberstufe doch schon Unterricht bis 15.00 Uhr, dazu gab es immer mehr Arbeitsgemeinschaften und zuletzt die Nachmittagsbetreuung. Die Schüler brauchten nun auch eine Möglichkeit, sich über Mittag zu verpflegen und in Ruhe zu essen. Da lag der Gedanke eine Cafeteria zu bauen natürlich nahe. Die Neugestaltung des Schulhofes sollte also eine Cafeteria mit einbeziehen, - und auch hier führten die guten Ideen der Architekten und der enorme Einsatz der Eltern zu einem beachtlichen Ergebnis. Eine lichtdurchflutete Cafeteria und ein - trotz des vielen Pflasters - „wohnlicher“ Schulhof verhelfen dem Johanneum nun zu einem schönen Ensemble.

 Schule ist immer auf dem Weg, ein Kommen und ein Gehen. Ist das eine Ziel erreicht, liegt schon das nächste vor Augen. Die Schule braucht dringend mehr Arbeitsraum für die selbstständige Arbeit der Schüler. Das nächste Ziel ist, dafür den „Bungalow“ auszubauen.

Blickt man zurück auf die bescheidenen Anfänge von 1891 oder 1921, kann man nur feststellen: Das Johanneum hat - trotz aller Schwierigkeiten - seinen Weg gemacht und seinen Auftrag erfüllt - die ihm anvertrauten Schülerinnen und Schüler "zu ganzen Menschen zu bilden, die mit beiden Beinen in der Welt stehen und in christlicher Verantwortung der Gemeinschaft dienen".

Die Geschichte des Johanneums (Zeitleiste)


1922 - 1937 Das Johanneum der Christlichen Schulbrüder
1938/39 Das Johanneum dient als Getreidelager

1940 - 1944 Lehrerbildungsanstalt (Aufbauschule)
1945 Versorgungslager (geplündert am 31.3.45)
Kaserne für belgische Offizierslehrgänge
Sammellager für 400 italien. Kriegsgefangene
1946 Unterkunft für ein amerikan. Gräberkommando
Auffanglager für Ostvertriebene
1947/48 Sondernotlehrgänge für die Lehrerausbildung
Sommerschule (Kurzlehrgänge)
Handwerksausstellung in der Heimatwoche (1948)

1948 - 1951 Bischöfliche Schule und Knabenkonvikt
(heute Johanneum Loburg Ostbevern)

1951 - 1990 Die Zeit der Franziskaner:
bis 1970 - das Progymnasium Johanneum
ab 1971 - das Gymnasium Johanneum
1974 - erstes Abitur
1980 - Schließung des Internats

ab 1991 Schulverein Gymnasium Johanneum Wadersloh e.V.

1995/96           Renovierung des Altbaus
                        Bau der Treppentürme am Neubau

1996-2000      Renovierung der Naturwissenschaften

1997                Wiederherstellung der Außenanlagen vor dem Altbau

2000                Renovierung der Kapelle

2001                Ausbau des ehemaligen „D-Zugs“ zum Medienzentrum

2004/05           Neugestaltung des Schulhofs und Bau der Cafeteria




Das Johanneum der Christlichen Schulbrüder
1922 - 1937
29.11.1921 Gründung des Schulvereins durch Franz Bornefeld-Ettmann MdR und Pfarrer August Holtkamp
26.4.1922 Beginn mit der ersten Klasse in der alten Mädchenschule an der Wilhelmstraße
13.7.1923 Kauf des Grundstücks Hamelbeck (mit Villa) zwischen Mauritz und Liesborner Straße für 1.001.000.000 RM
Sept. 1923 Tilgung der Schulden mit 10 US-Dollar
21.5.1924 Grundsteinlegung an der Liesborner Straße
8.7.1925 Einweihung des Gebäudes durch Weihbischof Dr. Scheiffes, Münster. Die Schule erhält nach dem Namen des Gründers des Ordens der Christlichen Schulbrüder Johannes de la Salle den Namen "Johanneum".
1926 Anbau des Heizungskellers und des Sprechzimmers (auf dem linken Flügel)
1927 Fertigstellung der Außenanlagen
1928 Aufstockung um das "blaue Zimmer" über dem Sprechzimmer
26.1.1930 Einweihung der neuen Turnhalle (mit Bühne) durch Bischof Johannes von Münster
1932 Anlage eines Zoologischen Gartens
1933 Anlage des Schwimmbeckens, "Krabbelwasser" genannt
1934 Überführung der Schülerschaft in die Hitlerjugend
Anlage eines Alpinums an der Liesborner Straße
24.7.1935 Besuch des Bischofs Clemens August Graf von Galen im Landschulheim
15.7.1936 Haussuchung und Verhöre im Landschulheim duch die Gestapo, Verhaftung von Bruder Siegfried "..Auf Grund des vorliegenden Materials müßte es möglich sein, das Landschulheim Johanneum in Wadersloh zu liquidieren. .."
20.3.1937 Die letzten Schüler verlassen das Johanneum.
31.3.1937 Das Landschulheim Johanneum ist offiziell geschlossen und aufgelöst.



Das Johanneum der Franziskaner
1951 - 1990
1951 Verkauf der Schule in Warendorf
Kauf des Johanneums in Wadersloh
Umzug mit 80 Schülern in den Herbstferien
15.11.1951 Einweihung des franziskanischen Johanneums
"Progymnasium Johanneum Wadersloh"
1955 Anbau des linken Flügels mit der neuen Kapelle
16.9.1956 Einweihung der Kapelle, Sonnengesang von Bernhard Gohla/ Lippstadt auf der Altarwand
15.9.1962 Einweihung der neuen Turnhalle
8.3.63 Erster Spatenstich für den neuen Schulbau
Ostern 1965 Fertigstellung der neuen Schule für ca. 250 Schüler in U-Form; Ausbau zur H-Form möglich Einzug in das neue Gebäude mit dem ersten Schultag des Schuljahres 1965/66 Der Altbau wird Schülerwohnheim.
1966 Planungen des Ordens für eine große zentrale Schule an der Möhne und Überlegungen, das Johanneum an die Gemeinde zu verkaufen (Realschule !), zerschlagen sich.
1970 Die Regierung Münster erteilt die Genehmigung, das Johanneum zum Vollgymnasium auszubauen.
1971 "Privates Gymnasium Johanneum Wadersloh"
Mit der Einrichtung der Obersekunda beginnt die erste Oberstufenklasse.
Die ersten Mädchen werden in die Sexta aufgenommen.
(Gymnasium für Jungen und Mädchen).
1974 Das erste Abitur am Johanneum
Einführung der reformierten Oberstufe
1980 Schließung des Internats
Die erste und zweite Etage des Altbaus werden für schulische Zwecke genutzt.
1985 Die Schule beginnt dreizügig zu werden; das Refektorium wird für Klassenräume aufgeteilt.
31.12.1990 Der Orden gibt das Johanneum auf. Die Gemeinde kauft die Liegenschaften.
ab 1.1.1991 "Schulverein Gymnasium Johanneum Wadersloh e.V."



Urkunde
zur Grundsteinlegung des Johanneums
im Jahre 1924, am 21. Mai
im sechsten Jahre des Freistaates Deutschland
unter der Präsidentschaft Ebert
im 2. Jahre des Pontifikates S. H. des Papstes Pius XI.

Die Niederlassung der Brüder der Christlichen Schulen in Wadersloh hat aus persönlichen Beziehungen ihren Ursprung genommen. Nicht weniger als neun Söhne Waderslohs, und ebensoviele aus der nächsten Umgebung, sind zur Zeit Mitglieder der Genossenschaft der Schulbrüder. Als 1918 nach Friedensschluß den deutschen Brüdern die Möglichkeit geboten wurde, sich in ihrem Vaterlande niederzulassen, waren die Brüder Heising, Br. Direktor Josephus und Br. Heinrich, eifrig bemüht, ihrem Geburtsorte die Wohltat einer Brüderniederlassung zu sichern. Im Spätsommer des Jahres 1921 wurde auf Betreiben der eifrigsten Förderer der Sache, des Reichstagsabgeordneten Franz Bornefeld-Ettmann und des Sparkassen-Rendanten Bernhard Heising unter dem Vorsitz des Hw. Pfarrers Holtkamp ein Schulverein gebildet mit dem Zwecke, durch Berufung der Schulbrüder eine Rektoratschule ins Leben zu rufen. Die Verhandlungen mit den Obern des Ordens gediehen, ein Vertrag kam zustande. Am 19. April 1922 kamen die ersten Brüder, drei an der Zahl - Br. Direktor Friedrich, Br. Conrad, Br. Ildefons - nach Wadersloh. Als Wohnung diente ihnen zunächst das zum Kirchengut gehörige Häuschen an der Stromberger Straße; als Schule wurde ihnen das kleine Gebäude der ehemaligen Mädchenschule an der Wilhelmstraße überwiesen, in dem am 26. April 1922 zum ersten Male von den Brüdern Unterricht erteilt wurde vor einer Klasse von 33 Schülern.

Wenn auch durch die tatkräftige Hilfe guter Menschen, besonders der Hochw. Herrn Geistlichen - Pfarrer August Holtkamp, Vikar August Jansen, Kaplan August Schüttken, sowie einiger Familien des Dorfes - zahlreiche Schwierigkeiten behoben wurden, so waren doch die Anfänge der jungen Niederlassung klein, unscheinbar und mühsam genug.

Inzwischen hat die günstige Entwicklung der Niederlassung die weiterschauenden Pläne gerechtfertigt, deren Verwirklichung eigentlich die Voraussetzung ihrer Gründung bildete, nämlich der Ausbau eines größeren Schulsystems und die Errichtung eines Pensionates. Bei einem starken Zustrom von Schülern, selbst aus weiter Umgebung, bei zahlreichen Gesuchen von Eltern um Aufnahme ihrer Söhne als Pensionäre, sowie durch Übernahme der Fortbildungsschule haben sich die vorhandenen Räumlichkeiten bereits nach einer Zeitspanne von zwei Jahren als zu klein erwiesen.

Die Erwerbung eines größeren Grundstückes zum Zwecke eines Neubaues war zwar schon früh in Aussicht genommen worden, aber erst am 4. Juli 1923 gelang es dem Schulverein nach mancherlei Schwierigkeiten, das acht Morgen große Hammelbecksche Anwesen zum Preise von einer Milliarde und einer Million Mark für die Brüder zu erwerben.

Br. Direktor August wurde mit dem Entwurf der Baupläne beauftragt, die mit einigen Änderungen zur Ausführung gelangen. Nach langer Verzögerung traf am 1. Mai 1924 die behördliche Bauerlaubnis ein. Unverzüglich wurde mit dem Bau begonnen. Unter der Leitung des Bauunternehmers Hermann Freitag, dem die Ausführung übertragen ist, nehmen die Arbeiten einen rüstigen Fortgang.

Heute am 21. Mai 1924 findet die feierliche Legung des Grundsteines statt in Anwesenheit der Hw. Geistlichkeit, der Vertreter der Regierung und der Schulbehörde, der Gemeinde, des Schulvorstandes, sowie der Brüder, der Eltern und der Schüler. Die neue Schule soll zu Ehren des hl. Stifters der Brüder der Christlichen Schulen, Johannes von La Salle, den Namen

Johanneum

tragen.

Der Stand der Schule an diesem denkwürdigen Tage ist folgender: Es sind 3 getrennte Klassen mit zusammen 117 Schülern, die von 4 Lehrbrüdern unterrichtet werden. Die Brüdergemeinde zählt im ganzen 6 Brüder: Br. Dir. Conrad, Br. Ansgar, Br. Paul, Br. Johannes, Br. Ildefons, Br. Plazidus.

Der derzeitige Vorstand des Schulvereins setzt sich zusammen aus: Herrn Pfarrer Holtkamp, Herrn Reichstagsabgeordneten Bornefeld-Ettmann, Herrn Sparkassen-Rendanten Bernhard Heising, Herrn Doktor Leineweber, Herrn Direktor des Elektrizitätswerkes Bernhard Gerwert, den Landwirten Herrn Karl Eusterschulte, Herrn Anton Vorwerk zu Benteler, dem Schuhmachermeister Kaspar Nienkemper und dem Küster Herrn Joseph Fleiter.

Wadersloh, den 21. Mai 1924

Br. Conrad


Die lateinische Original-Fassung der Urkunde, die auch die Unterschriften der Ehrengäste trägt, lautet:

Documentum erectionis lap. prim.
Instituti, quod dicitur "Johannei".

Anno
millesimo nongentesimo vigesimo quarto p.Chr. n., die vero vigesimo primo mensi Maji, pontificatus autem sanctissimi in Christo patris ac domini nostri Pii, divina providentia papa huius nominis XI. anno secundo, domini nostri Eberti vero praesidentis rei publicae Germaniae anno sexto - hic lapis primarius erectus est. Erat autem causa erigendi haec: R(everendus) D(ominus) Franziscus Heising, civis Wadersloensis, socius vero ordinis, qui dicitur fratrum scholarum christianarum, ordinis nomine frat. Josephus, illustrissimo domino nostro Franzisco Bornefeld-Ettmann, electo socio parlamenti Germanici, quod dicitur "Reichstag", aliquando proposuit, quam fertile esset et communitati Wadersloensi et ordini suo, si fratres sui hoc loco scholam altiorem erigerent. Quod non solum Bornefeld-Ettmann, sed et multis aliis omnino placuit. Multis conciliis initis ad formandam societatem, quae nominatur societas scholae altioris, processum est, cuius praeses non multo post cum ordine fratrum scholarum christianarum de nova schola suscipienda agere coepit. Pactione facta ineunte primo semestri 1922 tres fratres, nempe frat. Fridericus, fr. Conradus et fr. Ildefonsus ex domo materna in Kirnach-Villingen venerunt et cum triginta tribus discipulis scholam inceperunt et id quidem in classi, qua ante puellae Wadersloenses loco eruditionis usae fuerant. Sed iam sequenti anno occasio data est ad maiorem possessionem acquirendam, in qua nunc lapidem primarium pro maiori aedificio ponimus numero discipulorum interim crescente ad centum et septendecim. Deus, qui usque adhuc benedictione tua opus nostrum comitari dignatus es, dignare quoque, quaesumus, incoeptum prosequi et benedicere et tueri, ut ad felicem finem perducatur et fons fiat gratiae et congregationi fratrum scholarum christianarum et communitati nostrae Wadersloensi. Wadersloh, die XXI. m. Maji 1924

Holtkamp par.
(weitere Unterschriften, vgl. nebenst.)

Zur Erläuterung der Unterschriften

linke Spalte:Dr. Leineweber Arzt Heint Kettrup Landwirt Carl Eusterschulte Landwirt Gerhard Stukenkemper Landwirt Gerwert Direktor des Elektrizitätswerks Schüttken Kaplan Josef Fleiter Küster Hermann Freitag Bauunternehmer Gerhard Kampmeier Molkereidirektor Anton Vorwerk Landwirt in Benteler Bernhard Heising Sparkassenrendant Bentrup Pfarrer zu Lisborn rechte Spalte: Holtkamp Pfarrer zu Wadersloh Fr. Conrad (Weber) fsc Direktor des Konvents der Schulbrüder und der Schule Dr. Haslinde Regierungspräsident in Münster Fenner von Fenneberg Landrat des Kreises Beckum Franz Bornefeld-Ettmann Mitglied des Reichstages Kamp Amtmann des Amtes Wadersloh Schmalohr Schulrat des Kreises Backum Jansen Vikar Denkhoff Gemeindevorsteher (Bürgermeister) Dinkelborg Pfarrer zu Sünninghausen Joseph Jolterdorf Redakteur der "Glocke" Oelde Urkundezur Setzung des Schlußsteinsam Fest des hl. Franziskus, dem 4. Oktober 199672 Jahre sind seit der Grundsteinlegung vergangen, - 72 Jahre, in denen diese Mauern viele Menschen haben kommen und gehen sehen, - 72 Jahre, in denen unter diesem Dach viel Gutes, aber auch so manches Widersprüchliche geschehen ist. Als Internat und Schule zum Wohle auch der Wadersloher Kinder gegründet, erlebte dieses Gebäude die Höhen und Tiefen der ersten deutschen Republik und fiel dann 1937 der nationalsozialistischen Diktatur zum Opfer. Mit der Auflösung ihres Konvents war auch das segensreiche Wirken der Christlichen Schulbrüder in Wadersloh beendet. Es folgten zwei Jahre, in denen alle Räume im Zuge der Kriegsvorbereitung als Getreidelager genutzt und die Decken bis an die Grenzen belastet wurden. 1940 bis 1944 diente das Gebäude als nationalsozialistische Lehrerbildungsanstalt, bevor es erneut zum Versorgungslager wurde, dieses Mal für die Menschen der ausgebombten Großstädte. In den letzten Kriegstagen geplündert, aber von den Zerstörungen des Krieges verschont, wurden in den Räumen nun nacheinander Besatzungstruppen, befreite Kriegsgefangene und Fremdarbeiter und Vertriebene untergebracht. Ab 1947 wurden in dem Gebäude wieder Lehrer ausgebildet, und 1948 fand es schließlich zu seiner alten Bestimmung zurück: Der Bischof von Münster eröffnete hier ein Knabenkonvikt. Mit dem alten Geist einer ganzheitlichen Erziehung kehrte auch der Name Johanneum wieder zurück, den man 1940 sogar aus dem Stein über dem Eingang herausgemeißelt hatte. Schon 1951 verlegte der Bischof von Münster allerdings sein Konvikt wegen des besseren Platzangebots nach Ostbevern in die Loburg, wo es auch den Namen Johanneum beibehielt. In das Wadersloher Johanneum zogen nun, aus Warendorf kommend, die Franziskaner der Sächsischen Ordensprovinz vom Hl. Kreuz ein, die Internat und Schule zunächst als Progymnasium (Zubringerschule) für ihr Ordensgymnasium St. Ludwig in Vlodrop/Niederlande führten. Sie errichteten 1956 in einem Anbau den linken Flügel dieses Gebäudes und ließen in der neuen Kapelle den Geist des hl. Franziskus im Sonnengesang sichtbar werden. Um den weiteren Ausbau der Schule voranzutreiben und um der damit verbundenen wachsenden Schülerzahl gerecht zu werden, wurde nach der neuen Turnhalle (1963) auch ein neues großes Schulgebäude errichtet (1965). 1970 erhielt man die Genehmigung, ein volles Gymnasium für Jungen und Mädchen einzurichten, 1971 wurde die erste Klasse mit Mädchen eingerichtet, und 1974 verließen die ersten Schüler das Johanneum mit dem Abitur. Als 1991 der Orden der Franziskaner Konvent und Schule in Wadersloh aufgeben mußte, wurden die Liegenschaften von der Gemeinde Wadersloh aufgekauft, um die Schule für die Gemeinde zu erhalten. Träger des Johanneums ist seitdem der Schulverein "Gymnasium Johanneum Wadersloh e.V.", der die Schule als katholische Schule in franziskanischer Tradition weiterführt. Schon im Jahre 1980 war das Internat aufgegeben worden, das auch in diesem Gebäude untergebracht war. Seither war viel Raum ungenutzt geblieben, obwohl der Raumbedarf der Schule immer größer wurde. Da sich bei stetig steigender Schülerzahl eine Dreizügigkeit der Schule abzeichnete, faßte der Schulverein 1991 eine Renovierung des Altbaus ins Auge. Nach langwierigem Planungs- und Genehmigungsverfahren konnte im April 1995 mit dem Umbau begonnen werden. Mit Beginn des Schuljahres 1996/97, zu dem Zeitpunkt also, an dem das Johanneum seine volle Dreizügigkeit erreicht hatte, konnte am Montag, dem 19. August 1996, nach achtzehnmonatiger Bauzeit, der von Grund auf sanierte Altbau wieder bezogen werden. Aussehen und Atmosphäre dieses Gebäudes haben zu allen Zeiten die Schüler des Johanneums geprägt. Der einfühlsamen Arbeit des Architekten ist es zu danken, daß bei allem notwendigen Umbau eben dieses Aussehen und die Atmosphäre des traditionsreichen Gebäudes weitgehend erhalten werden konnten. So sind neun helle, freundliche Klassenzimmer sowie funktionsgerechte Fachräume für die Bereiche Musik und Kunst entstanden. Die Baumaßnahmen wurden unter Leitung des Architekturbüros Brechler, Kiküm, Klein, Warendorf durchgeführt. Bauleitender Architekt war Andreas Borgmann. Die Baukosten von etwas mehr als vier Millionen DM wurden je zur Hälfte von der Gemeinde Wadersloh und dem Bistum Münster getragen. Hinzu kommen eine Million DM für die Brandschutzmaßnahmen im Neubau, die von der Gemeinde allein getragen werden mußten. Das private Gymnasium Johanneum Wadersloh besuchen zur Zeit 626 Schülerinnen und Schüler. Das Lehrerkollegium besteht aus 42 Lehrerinnen und Lehrern. In Dankbarkeit und Freude setzen wir heute am Fest des heiligen Franziskus - 72 Jahre nach der Grundsteinlegung dieses Gebäudes - den Schlußstein. Allen, die in diesem Hause aus- und eingehen, wünschen wir neben aller ernsthaften Arbeit auch viel Freude und Fröhlichkeit im Umgang miteinander. Mögen hier Jungen und Mädchen zu selbständigen Menschen heranwachsen, die bereit und in der Lage sind, Verantwortung in Staat, Gesellschaft und Kirche zu übernehmen. Wir bitten um Gottes Segen für diesen Bau und für alle Menschen, die in ihm wirken: Ad multos annos !

Friedrich Ostermann (Regionalbischof), Bernhard Elsner (Vorsitzender des Schulvereins), Paul Grothues (Bürgermeister der Gemeinde Wadersloh), Andreas Borgmann, (Bauleitender Architekt), P. Dr. Heldemar Heising ofm (Sächsische Franziskanerprovinz),  Herbert Straßburger (Schulleiter) Stefan Stuckmann (Vorsitzender der Schulpflegschaft), Henning Knebelkamp (Schülersprecher)

© Hans-Josef Kellner