Die Glasmenagerie von Tennessee Williams

Am 16.05.2014 war es schließlich so weit: Die Theater-AG unter der Führung von Herrn Deußen präsentierte mit dem ersten von zwei Stücken endlich das Ergebnis harter Arbeit eines ganzen Schuljahres.

Aufgeführt wurde "Die Glasmenagerie" von Tennessee Williams, ein im US-amerikanischen St. Louis der 30er Jahre spielendes Familiendrama aus dem Jahre 1944. Die bestens aufgelegten Jungschauspieler schafften es mit Leichtigkeit, den Zuschauer in eine Welt aus Erinnerungen und Illusionen zu entführen, die immer wieder von der harten Realität durchbrochen wird.

Schon die Eröffnungsszene, die, wie auch der Rest des Stückes, in der bescheidenen Wohnung der kleinen Familie spielte, zog den Zuschauer in ihren Bann. Mutter Amanda Wingfield (Jana Lechtermann) sitzt nach der originellen Einführung durch Sohn und Spielleiter Tom (Philipp Reichert) mit ihren erwachsenen Kindern Tom und Laura (Alina Abad) am Esstisch. Sofort wird man mitgerissen in die Wortgefechte zwischen Mutter und Sohn, die neben all dem Ernst der Geschichte durchaus Situationskomik beinhalten.

Während Mutter Amanda in alten Erinnerungen an ihre Jugend und ihre zahlreichen Verehrer schwärmt, bekommt man einen guten Einblick in das Familienleben der Wingfields, in dem vieles falsch läuft: Tochter Laura, die als kleines Kind unter Kinderlähmung litt und nun mit einem ernsten Minderwertigkeitskomplex zu kämpfen hat, der sie sogar dazu zwingt, sich gänzlich aus dem gesellschaftlichen Leben zurückzuziehen und sich in ihre Traumwelt zu flüchten; die Mutter, die sich um die Tochter sorgt und Angst hat, diese könne als alte Jungfer enden und gleichzeitig verzweifelt einen Verehrer für sie sucht; und Sohn Tom, der ständig von seiner Mutter kritisiert wird und das Leben in der engen Wohnung und die Arbeit im Lagerhaus längst satt hat und Abend für Abend die Flucht ergreift, sind nur einige Beispiele. Die Darsteller verkörperten ihre Charaktere so überzeugend und echt und mit so passender Mimik und treffenden Gesten, dass der Zuschauer unmittelbar glaubt, diese gut zu kennen und schon nach kurzer Zeit vertraut mit ihnen ist. Dabei geben besonders Jana Lechtermann - schwankend zwischen Nostalgie, gezwungen guter Laune und herrischem Kommandieren - und Philipp Reichert - freundlich in der Rolle des Spielleiters, genervt und mitunter stark angetrunken als Sohn, der seiner Mutter nichts recht machen kann - viele verschiedene Facetten zum Besten. Auch Alina Abad verwandelte Laura überzeugend in eine traurige junge Frau und vermittelte diese Stimmung dem Publikum sehr überzeugend durch ihre Mimik und Sprechweise.

Im 2. Akt dann stößt auch Tim Berkensträter, der den von Tom Wingfield aufgetriebenen Verehrer für seine Schwester Laura darstellt, mit auf die Bühne und macht das kleine Ensemble von insgesamt vier Schauspielern komplett. Auch er verkörpert den zielstrebigen Jim O'Connor authentisch als einen lebhaften jungen Mann, der der schüchternen Laura zunächst Hoffnung und Selbstvertrauen gibt; mit der Eröffnung, er habe bereits eine Verlobte, Gewonnenes aber gleich wieder kaputt macht und mit seiner Verabschiedung schließlich nicht nur die enttäuschte Laura, sondern auch die empörte Mutter und einen ungehaltenen Tom zurück lässt, dem endgültig der Kragen platzt und der die Wohnung anschließend aufgebracht verlässt - dieses Mal scheinbar endgültig.

Nachdem noch ein Schlusswort von Spielleiter Tom erfolgt, in dem er erklärt, dass ihn der Gedanke an Laura auch Jahre später in seinem neuen Leben weitab von Mutter und Schwester nicht loslässt, endet das Stück somit recht offen und lässt den überraschten Zuschauer in die Wirklichkeit der Aula zurückkehren, wo er sich bei den Darstellern mit nicht enden wollendem Applaus bedankte. Obwohl die Aula des Johanneums nicht voll besetzt war, spürte man doch deutlich die Begeisterung des Publikums und die Lust auf mehr. (Rabea Westarp)

Ein idealer Gatte von Oscar Wilde

„Auch Sie, Sir Robert, sind nicht reich genug, um sich Ihre Vergangenheit zurückzukaufen. Niemand ist so reich.“

Mit diesen Worten erpresst Mrs. Cheveley (Rabea Westarp) die Unterstützung des aufstrebenden Politikers Sir Robert Chiltern (Fynn Jasper) für ein recht zweifelhaftes Kanalbauprojekt, in das sie selbst viel Geld investiert hat. Ihm bleibt keine Wahl, denn sie ist im Besitz eines Briefes, der den Schwindel beweist, mit dem Robert Chiltern zu Anfang seiner politischen Karriere sein Reichtum erlangte, und droht damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Seine Frau Gertrude (Inga Rothfeld) ahnt jedoch nichts von alledem und verurteilt, ohne es zu wissen, ihren eigenen Mann: „Eines Menschen Vergangenheit ist das, was er ist. Sie ist der einzige Maßstab, an dem er gemessen werden sollte.“ Sie ist der Meinung, dass ein Mensch, der einmal im Leben ein Verbrechen begangen hat, dies auch ein weiteres Mal tun wird.

Es steht nun viel für Robert Chiltern auf dem Spiel: seine politische Glaubwürdigkeit, die Liebe seiner Frau – und seine Selbstachtung.

Sein bester Freund Lord Goring (Haris Adrovic) versucht ihm selbstverständlich zu helfen und Roberts Entscheidungen in die richtige Richtung zu lenken, doch dadurch entstehen immer weitere Verwicklungen, die das Geschehen Fahrt aufnehmen lassen.

Oscar Wildes mit feinem Humor gespickte Komödie „Ein idealer Gatte“, welche in London gegen Ende des 19. Jahrhunderts spielt, wurde im 'Schuljahr 2013/2014 von der Theater-AG als das Zweite von zwei einstudierten Stücken präsentiert.

Unter der Regie Haris Adrovics, der Peter Deußen in diesem Jahr die Betreuung eines der beiden Stücke abnahm, setzten die Schauspieler Oscar Wildes geistreichen Witz und seine geschliffenen Dialoge gekonnt in Szene.

Vor allem Rabea Westarp ging in ihrer Rolle der durchtriebenen Intrigantin Mrs. Cheveley auf und zog das Publikum mit ihrer glaubwürdigen Darbietung in ihren Bann. Aber auch ihre Gegenspielerin Lady Gertrude Chiltern, die warmherzig, klug und von unbestechlicher Moral ist, wurde von Inga Rothfeld in überzeugendem Maße verkörpert. Das reduzierte Bühnenbild lenkte die Aufmerksamkeit der Zuschauer ebenfalls raffiniert auf die Handlung, welche nicht nur unterhaltsam ist, sondern durchaus auch zum Nachdenken anregt. Es ist das wohl politischste Werk Wildes und spiegelt sowohl dessen Wortgewandtheit als auch seine Kritik an der Gesellschaft wieder.

Es spielten: Fynn Jasper, Rabea Westarp, Inga Rothfeld, Haris Adrovic, Julian Bartenbach, Tim Berkensträter, Jakob Stuckenschnieder, Claudia Burghardt, Magdalena Abryschinski, Nikola Burkhardt und Verena Fleiter.

Ein großer Dank gilt selbstverständlich den Darstellern und Regisseur Haris Adrovic, aber auch dem für die Technik Verantwortlichen Oliver Fleiter und Souffleuse Andrea Burkhardt. Weiterhin ist ebenfalls Peter Eickerling zu erwähnen, der eine beachtliche Arbeit im Bereich des Aufbaus und des Transports von Bühne und Bühnenbild leistete.

Die Inszenierung feierte am 23. Mai 2014 in der Aula des Johanneums seine Premiere, zwei weitere Aufführungen fanden am 25. Mai 2014 in der Aula und am 26. Mai 2014 im Stadttheater Lippstadt statt. (Jana Lechtermann)

Haris Adrovic - ein junger Regisseur

Wie vielen bereits bekannt sein dürfte, wirkte Haris Adrovic, Schüler der Q1, zusätzlich zum üblichen Engagement in der Theater-AG, im Schuljahr 2013/14 auch aktiv neben AG-Leiter Peter Deußen in der Regie mit. Hinsichtlich der Premiere des Stücks "Ein idealer Gatte" hat er uns einige Fragen beantwortet.

Interviewerin Rabea Westarp: Haris, seit wann bist du denn nun eigentlich schon Mitglied unserer Theater-AG?

Haris: So genau kann ich das schon gar nicht mehr sagen. Ich denke, es dürften jetzt vier oder sogar fünf Jahre sein. Das erste Mal hatte ich noch eine ganz kleine Rolle als Palmenwedler. Aber es hat mir von Anfang an Spaß gemacht.

I: Und wie kam es damals zu deinem Beitritt?

Haris: Das war so: Meine Nachhilfelehrerin in Latein hat zu der Zeit selbst in der AG mitgespielt, und sie erzählte mir, dass noch die Rolle von besagtem Palmenwedler besetzt werden müsse. Ich bin also mehr oder weniger einfach kurzfristig eingesprungen - und am Ball geblieben.

I: Was genau ist es denn, das dir so gut gefällt am Theater spielen?

Haris: Oh, das ist vieles! Das schönste ist eigentlich, das man sich so frei entfalten kann. Du entdeckst Seiten an dir, die du vorher nicht kanntest. Und man lernt wirklich viel dazu. Mir gefällt ja auch nicht nur das Schauspielern selbst, sondern auch die Welt des Theaters an sich, also auch das ganze Drumherum - auch wenn ich besonders jetzt gerade bei der "Glasmenagerie", dem ersten von unseren zwei Stücken dieses Jahr, wieder gemerkt habe, wie anstrengend das alles ist. Aber ich mache das trotzdem wirklich gerne!

I: Wie kam es denn eigentlich dazu, dass du jetzt ja schon seit einiger Zeit nicht mehr nur mitspielst, sondern auch einen Part in der Regie übernommen hast?

H: Ich habe ja schon letztes Schuljahr allmählich damit angefangen. Es kam dazu, weil es bei Herrn Deußen mit der Zeit für die Probentermine letztes Jahr nicht so gut passte und daher fragte er mich, ob ich nicht auch ein paar Proben betreuen wolle. Das tat er wahrscheinlich, weil ich schon im Jahr davor einige kurze Texte geschrieben hatte, die wir dann in das Stück eingefügt hatten. Und dieses Jahr haben wir dadurch, dass wir gleich zwei Stücke einstudierten, ja noch mehr Aufwand. Deshalb habe ich die Betreuung des einen Stückes dann ganz übernommen.

I: Was macht dir denn so viel Spaß am Regie führen?

H: Bei der Inszenierung eines Stückes bieten sich einem einfach so viele Möglichkeiten! Es gibt da ja keine festen Regeln, wie genau man eine Rolle spielen muss und es ist toll, mit den Darstellern dann die Eigenschaften und Charakterzüge ihrer Rollen und die passende Spielweise zu erarbeiten. Außerdem lernt man vieles dazu. Ich bin dann hin und wieder tatsächlich erstaunt davon, was der Kopf so alles schafft. (Mai 2014, Rabea Westarp)